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Lignea aetas - hr-lavater.ch

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90<br />

Hans Rudolf Lavater<br />

Im Falle Funcklins ging es ni<strong>ch</strong>t nur um Nebenbes<strong>ch</strong>äftigungen, denen<br />

die meisten zeitgenössis<strong>ch</strong>en Amtsbrüder in unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>em Umfang<br />

na<strong>ch</strong>gingen, 104 sondern in wa<strong>ch</strong>sendem Masse um die grundsätzli<strong>ch</strong>e<br />

Vereinbarkeit von Pfarramt und europaweit angelegtem Salesmanagement<br />

und Nebenerwerb: 105<br />

Wolan, i<strong>ch</strong> wuns<strong>ch</strong> von hertzen, das es alles gerathe z dem pryß Gottes vnd vffbuwung<br />

siner kir<strong>ch</strong>en, vnd das der gt ho<strong>ch</strong>begabet mann ni<strong>ch</strong>ts thu e, das seinem<br />

ampt ubel zymme vnd z ergernusß gerathe. 106<br />

S<strong>ch</strong>on ein flü<strong>ch</strong>tiger Blick auf das Itinerar Funcklins vom Ja<strong>hr</strong> 1557<br />

(Tab. 2) zeigt, wieviel si<strong>ch</strong> der Bieler Dekan und sein Amtsbruder Ambrosius<br />

Blarer die Freundespfli<strong>ch</strong>t gegenüber den Zwick kosten liessen.<br />

Im Januar 1557 sc<strong>hr</strong>eibt Blarer seinem Bruder:<br />

Deine Briefe vom 7. und 30. November habe i<strong>ch</strong> zusammen am 6. Dezember erhalten,<br />

wegen der ständigen Predigten infolge Abwesenheit Funklis und sonstiger Ges<strong>ch</strong>äfte<br />

aber ni<strong>ch</strong>t eher Zeit zur Beantwortung gefunden. 107<br />

104<br />

105<br />

106<br />

107<br />

Eine Studie über die von Theologen und Gemeindepfarrern der Reformationszeit<br />

getriebene Allotria ist ein altes Desiderat. Sie dürfte den Farel-S<strong>ch</strong>üler Antoine de<br />

Froment (1509–1581) ni<strong>ch</strong>t vergessen, der neben dem Pfarramt mit Gewürzen,<br />

Wein und Öl handelte, si<strong>ch</strong> als Steuereinnehmer betätigte und zuletzt den Betrieb<br />

eines Mäd<strong>ch</strong>enpensionats ins Auge fasste, vgl. Henri Vuilleumier: Histoire de<br />

l’église réformée du pays de Vaud sous le régime bernois, 4 Bde., Lausanne 1927–<br />

1933, Bd. 1, 384f. Für das 18.–20. Ja<strong>hr</strong>hundert vgl. ansatzweise Uwe Albre<strong>ch</strong>t:<br />

Himmelrei<strong>ch</strong> auf Erden. Evangelis<strong>ch</strong>e Pfarrer als Naturfors<strong>ch</strong>er und Entdecker,<br />

Stuttgart 2007.<br />

Pfarrer Johannes Mathesius (1504–1565) finanzierte aus dem Erlös einer ergiebigen<br />

Ze<strong>ch</strong>e im böhmis<strong>ch</strong>en Joa<strong>ch</strong>imsthal die dortige Lateins<strong>ch</strong>ulbibliothek, vgl.<br />

Herbert Wolf: Art. Johannes Mathesius, in: NDB 16 (1990), 369f. Der reformierte<br />

Pfarrer Johannes Rhenanus (um 1528–1581) erwarb si<strong>ch</strong> internationalen Ruf als<br />

Sa<strong>ch</strong>verständiger in der Salinente<strong>ch</strong>nik. 1563 experimentierte er mit der Substitution<br />

von Holz- dur<strong>ch</strong> Steinkohle. Sein Wissen legte er 1567–1585 in seiner bislang<br />

ungedruckten 2000-seitigen «Salzbibel» nieder, vgl. Hans Henning Walter: Art. Johannes<br />

Rhenanus, in: ADB 21 (2003), 494f.<br />

Vgl. Blarer BW 3, Nr. 2592 (A. Blarer an Katharina Blarer, 3. März 1564), hier<br />

na<strong>ch</strong> der freundli<strong>ch</strong> überlassenen Transkription ab originali von Herrn Prof. Dr.<br />

Max S<strong>ch</strong>iendorfer.<br />

Blarer BW 3, Nr. 2084 (A. Blarer an T. Blarer, 18. Januar 1557).

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