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Hans Rudolf Lavater<br />
Eine hohe Übereinstimmung in theoretis<strong>ch</strong>er wie in praktis<strong>ch</strong>er Hinsi<strong>ch</strong>t<br />
weisen die 1556/57 optimierten Zwick’s<strong>ch</strong>en Sparöfen mit den Darlegungen<br />
des genialen Girolamo Cardano (1501–1576) auf. In De subtilitate<br />
libri XXI, 1. Aufl. Nürnberg 1550, hatte der Mailänder Universalgele<strong>hr</strong>te<br />
u. a. eine bisher übersehene revolutionäre Flammentheorie entwickelt,<br />
die im Unters<strong>ch</strong>ied zu der no<strong>ch</strong> im späten 18. Ja<strong>hr</strong>hundert im<br />
S<strong>ch</strong>wange gehenden Phlogistonle<strong>hr</strong>e die Anwesenheit von Luft als Voraussetzung<br />
für jegli<strong>ch</strong>en Verbrennungsvorgang postulierte und die Entstehung<br />
gasförmiger Verbrennungsprodukte besc<strong>hr</strong>ieb. 77 Im Folgewerk<br />
De rerum varietate libri XVII, 1. Aufl. Basel 1557, besc<strong>hr</strong>ieb Cardano<br />
sodann einen von der Te<strong>ch</strong>nikges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te ni<strong>ch</strong>t weniger verna<strong>ch</strong>lässigten<br />
gemauerten Ko<strong>ch</strong>herd mit Rost und As<strong>ch</strong>enfall und aufliegender kupferner<br />
Ofenplatte mit versenkten Kasserollen, wie er gegenwärtig in Mailand<br />
in Gebrau<strong>ch</strong> sei:<br />
Clibanus ad coquendum multa, simul utilis, nunc in usu Mediolani, […] quoniam<br />
conclusus ignis, triplo efficaciores vires habet. 78<br />
[2] Na<strong>ch</strong> viermonatiger Abwesenheit 79 kann Konrad Zwick den Vettern<br />
Blarer Anfang Juni 1555 einen «verheißungsvollen Anfang seines Glückes»<br />
in Aussi<strong>ch</strong>t stellen 80 – um bereits einen Monat später wieder in<br />
nörgelnde «Grämli<strong>ch</strong>keit» zu verfallen, was die Freunde befür<strong>ch</strong>ten<br />
lässt, «der Erfolg entspre<strong>ch</strong>e au<strong>ch</strong> hierin dem Wuns<strong>ch</strong> und Aufwand<br />
ni<strong>ch</strong>t» 81 . Was war ges<strong>ch</strong>ehen? Die spärli<strong>ch</strong>en Quellen lassen die Annahme<br />
zu, Zwick habe in eben diesen Tagen von einem ernstzunehmenden<br />
Konkurrenten in Strassburg erfa<strong>hr</strong>en. Dort nämli<strong>ch</strong> hatte der Magistrat<br />
am 29. Juni 1555 dem Bürger Friedri<strong>ch</strong> Frommer bestätigt, dieser habe<br />
auß sonnderer verlyhung unnd genad deß Allme<strong>ch</strong>tigen newli<strong>ch</strong> ein slli<strong>ch</strong> kunst erfunden,<br />
das inn einheitzung der stuben und ko<strong>ch</strong>en ungeverli<strong>ch</strong> der halb theyl holtz<br />
77<br />
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79<br />
80<br />
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«Est enim flamma nihil aliud, quam aër accensus», Hieronymus Cardanus: De<br />
subtilitate Libri XXI, Lyon 1559, 51f.<br />
Hieronymus Cardanus: De rerum varietate Libri XVII, Basel 1557, 663. Vgl. hierzu<br />
Abb. 13 unten.<br />
Blarer BW 3, Nrn. 1960, 1970, 1980.<br />
Blarer BW 3, Nr. 1994 (A. Blarer an T. Blarer, 5. Juni 1555).<br />
Blarer BW 3, Nr. 2001 (J. Jung an A. Blarer, 8. Juni 1555).