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Hans Rudolf Lavater<br />
hann) Jakob Funcklin 47 in treuherzigem Latein um die Freunds<strong>ch</strong>aft<br />
Ambrosius Blarers, dem er «lieber als ein Sohn» werden wird. Na<strong>ch</strong> dem<br />
Besu<strong>ch</strong> der Konstanzer Lateins<strong>ch</strong>ule (Lopadius) studiert Funcklin 1536–<br />
1541 in Basel (Grynäus), Tübingen, Strassburg (Dasypodius) und Isny<br />
(Fagius). Anfang 1542 heiratet er die vermögende Konstanzerin Anna<br />
Grützer, die ihm vier Tö<strong>ch</strong>ter s<strong>ch</strong>enken wird. Als Blarers Famulus lernt<br />
der junge Funcklin die Fü<strong>hr</strong>er der s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>-oberdeuts<strong>ch</strong>en Reformation<br />
persönli<strong>ch</strong> kennen. Weiterhin unterhält er die in Isny begründete<br />
Privatburse für die zahlrei<strong>ch</strong>en jungen Söhne der Familien Blarer und<br />
Zwick. Im November 1542 avanciert er zum vierten der neun Konstanzer<br />
Stadtpfarrer, an deren Spitze Ambrosius Blarer stand. Na<strong>ch</strong> der Katastrophe<br />
von 1548 findet Funcklin mit Familie und S<strong>ch</strong>ützlingen Zuflu<strong>ch</strong>t in<br />
St. Gallen. Au<strong>ch</strong> das Pfarramt Tägerwilen, das er seit Frühja<strong>hr</strong> 1549 versieht,<br />
erweist si<strong>ch</strong> als Dur<strong>ch</strong>gangsstation auf dem Weg in den zweiten<br />
Lebensabs<strong>ch</strong>nitt. In den ersten Tagen des Ja<strong>hr</strong>es 1550 errei<strong>ch</strong>t ihn aus<br />
Biel am Jura die Einladung zur Präsentation. Der Lokalc<strong>hr</strong>onist Re<strong>ch</strong>berger<br />
notiert:<br />
Ist also har komen her Jacob Fünklÿ, bürtig von Costentz, für einen predicanten<br />
angnomen vff dem 7. tag Jenners; mornendes sin erstÿ predig gethon. 48<br />
Die seit Konstanz sistierten literaris<strong>ch</strong>en Aktivitäten hat Funcklin trotz<br />
zunehmender Amtsbürden als Pfarrer, Chorri<strong>ch</strong>ter und S<strong>ch</strong>ulherr se<strong>hr</strong><br />
bald wieder aufgenommen. Im August 1550 bringt er zusammen mit<br />
Bieler Bürgern seine Tragœdi von dem Ry<strong>ch</strong>en Mann vnd armen Lazaro<br />
zur Auffü<strong>hr</strong>ung. Dem gemeindekate<strong>ch</strong>etis<strong>ch</strong> motivierten Primeur sollten<br />
si<strong>ch</strong> bis März 1565 ni<strong>ch</strong>t weniger als 16 weitere aktenkundige Inszenierungen<br />
ans<strong>ch</strong>liessen. Seit Ende August 1551 mit dem geistli<strong>ch</strong>en Nä<strong>hr</strong>vater<br />
Ambrosius Blarer wiedervereint, der auf Ersu<strong>ch</strong>en und Betreiben<br />
47<br />
48<br />
Vgl. neuerdings Max S<strong>ch</strong>iendorfer: Die Bühne als Kanzel. Der Bieler Prädikant<br />
und Dramatiker Jakob Funcklin (1522/23–1565), in: Nova Acta Paracelsica NF<br />
22/23 (2008/09), 151–174 (Lit.). Herr Prof. Dr. Max S<strong>ch</strong>iendorfer gewä<strong>hr</strong>te mir zudem<br />
freien Einblick in den umfangrei<strong>ch</strong>en biografis<strong>ch</strong>en Teil seiner in Entstehung<br />
begriffenen Gesamtausgabe der Werke Funcklins, wofür i<strong>ch</strong> ihm se<strong>hr</strong> herzli<strong>ch</strong> danke.<br />
Vers<strong>ch</strong>iedene willkommene Materialien zu Funcklin überliess mir in verdankenswerter<br />
Weise Frau Dr. Margrit Wick-Werder, Biel.<br />
Re<strong>ch</strong>berger, C<strong>hr</strong>onik (wie Anm. 30), 76.