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Zum Gutachten (PDF, 2,78 MB) - UCM Heidelberg GmbH

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Institut für Bauplanung und Baubetrieb<br />

Professur für Bauprozess- und<br />

Bauunternehmensmanagement<br />

Prof. Dr.-Ing. Gerhard Girmscheid<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

Versinterungsproblematik Lötschberg-Basistunnel,<br />

Bereich Portal Frutigen (Nordportal)<br />

–<br />

<strong>Gutachten</strong> über die Optimierung des Unterhalts der<br />

Gewölbedrainageleitungen durch Einsatz der Härtestabilisation<br />

mittels Baypure ® DSP Tabs 200 und von Schwallspülern


Inhaltsverzeichnis<br />

1 Aufgabenstellung und Ziele ............................................................................................... 3<br />

2 Ausgangssituation .............................................................................................................. 4<br />

3 Durchführung und Beobachtungen .................................................................................... 6<br />

4 Ergebnisse und Handlungsempfehlungen ........................................................................ 13<br />

4.1 Strang 1 .................................................................................................................... 13<br />

4.1.1 Bauliche Defizite der Gewölbedrainageleitung ................................................... 13<br />

4.1.2 Ursachen und Mechanismen der Versinterungsentstehung ................................. 14<br />

4.1.3 Ausmass des Versinterungsproblems ................................................................... 16<br />

4.1.4 Handlungsempfehlungen ...................................................................................... 17<br />

4.2 Strang 2 .................................................................................................................... 21<br />

4.2.1 Bauliche Defizite der Gewölbedrainageleitung ................................................... 21<br />

4.2.2 Ursachen und Mechanismen der Versinterungsentstehung ................................. 22<br />

4.2.3 Ausmass des Versinterungsproblems ................................................................... 24<br />

4.2.4 Handlungsempfehlungen ...................................................................................... 26<br />

4.3 Strang 3 .................................................................................................................... 31<br />

4.3.1 Bauliche Defizite der Gewölbedrainageleitung ................................................... 31<br />

4.3.2 Ursachen und Mechanismen der Versinterungsentstehung ................................. 33<br />

4.3.3 Ausmass des Versinterungsproblems ................................................................... 34<br />

4.3.4 Handlungsempfehlungen ...................................................................................... 37<br />

4.4 Strang 4 .................................................................................................................... 42<br />

4.4.1 Bauliche Defizite der Gewölbedrainageleitung ................................................... 42<br />

4.4.2 Ursachen und Mechanismen der Versinterungsentstehung ................................. 43<br />

4.4.3 Ausmass des Versinterungsproblems ................................................................... 45<br />

4.4.4 Handlungsempfehlungen ...................................................................................... 46<br />

5 Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen ..................................................................................... 51<br />

5.1 Eingangswerte .......................................................................................................... 51<br />

5.2 Prognose der Unterhaltskosten ................................................................................. 55<br />

5.2.1 Postsedimentäre Unterhaltsstrategie ohne Modifikationen des<br />

Entwässerungsregimes ......................................................................................... 55<br />

5.2.2 Presedimentäre Unterhaltsstrategie ohne Modifikationen des<br />

Entwässerungsregimes ......................................................................................... 57<br />

5.2.3 Presedimentäre Unterhaltsstrategie mit Modifikationen des<br />

Entwässerungsregimes in Strang 2 und Strang 3 ................................................. 59<br />

5.3 Auswertung der Prognoseergebnisse ....................................................................... 62<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

1


6 Zusammenfassung und Ausblick ..................................................................................... 66<br />

6.1 Versinterungsproblematik ........................................................................................ 66<br />

6.2 Massnahmen zur Optimierung des Unterhalts ......................................................... 68<br />

6.2.1 Einbau von Schachtdurchleitungen ...................................................................... 68<br />

6.2.2 Applikation einer wirksamen Depotsteinkonditionierung ................................... 68<br />

6.2.3 Installation von Schwallspülern ........................................................................... 70<br />

6.3 Empfehlungen für den zukünftigen Unterhalt .......................................................... 72<br />

6.3.1 Depotsteinkonditionierung ................................................................................... 72<br />

6.3.2 Depotsteinkonditionierung + Schwallspüler ........................................................ 73<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

2


1 Aufgabenstellung und Ziele<br />

Dieses <strong>Gutachten</strong> beschreibt das Vorgehen und die Ergebnisse der Optimierung des Unterhalts<br />

der Gewölbedrainageleitungen durch Einsatz der Härtestabilisation und eines Schwallspülers<br />

im Bereich des Portals Frutigen des Lötschberg-Basistunnels. Die Untersuchungen<br />

erfolgten im Auftrag der BLS AG im Zeitraum von Juli 2008 bis Dezember 2009 und hatten<br />

folgende Ziele:<br />

1) Fortführung und Optimierung der Depotsteinkonditionierungen in den am stärksten versinternden<br />

Gewölbedrainageleitungen Strang 2 und Strang 3 (vgl. Bild 1)<br />

2) Genauere Beurteilung des Versinterungsverhaltens anhand monatlicher Kanalkameraaufnahmen<br />

in den letzten Haltungen der Gewölbedrainageleitungen vor dem Portal<br />

3) Optimierung des Unterhalts der Entwässerungsleitungen<br />

4) Nachweis der Wirtschaftlichkeit der vorgeschlagenen Lösungsalternativen<br />

5) Ableitung von Handlungsempfehlungen<br />

Dieses <strong>Gutachten</strong> schliesst thematisch und inhaltlich an frühere Untersuchungen zu den massgebenden<br />

Ursachen und Mechanismen der Versinterungsentstehung sowie zur Wirksamkeit<br />

und Wirtschaftlichkeit des Einsatzes der Härtestabilisation in den Gewölbedrainageleitungen<br />

im Bereich des Portals Frutigen des Lötschberg-Basistunnels an (Anlage 1).<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

3


2 Ausgangssituation<br />

Seit der Inbetriebnahme des Entwässerungssystems im Bereich des Portals Frutigen des<br />

Lötschberg-Basistunnels entstanden in den Entwässerungsleitungen grosse Mengen an sehr<br />

festen Versinterungen. Betroffen von diesem Versinterungsproblem waren in beiden Tunnelröhren<br />

im Wesentlichen die letzten 100 m der Gewölbedrainageleitungen vor dem Nordportal<br />

und die daran anschliessenden Sammelleitungen, die das Drainagewasser ausserhalb des Tunnels<br />

durch die Interventionsstelle Tellenfeld abführen (Bild 1). Eine härtestabilisierende Wirkung<br />

durch allfällige, in der Sickerpackung eingebaute HAICHEM Enthärtungsstäbe konnte<br />

nicht festgestellt werden.<br />

Um die Versinterungsentstehung presedimentär zu beeinflussen, wurde Mitte 2007 zunächst<br />

provisorisch eine Dosieranlage „classic“ im Querschlag QS 1 aufgestellt und eine Flüssigkonditionierung<br />

des Drainagewassers in Strang 1 ab Schacht Nr. 5, in Strang 2 ab Schacht<br />

Nr. 5a und in Strang 3 und Strang 4 ab Schacht Nr. 4a (vgl. Bild 1) in Richtung Portal Frutigen<br />

eingerichtet. Die Dosieranlage wurde Ende 2007 in die Querverbindung QV 1 zum<br />

Dienststollen umgesetzt, um die Wartung der Dosieranlage ausgehend vom Dienststollen und<br />

unabhängig vom Verkehr im Basistunnel durchführen zu können. Die Dosierung des Wirkstoffs<br />

Polyasparaginsäure in die Gewölbedrainagen erfolgte in Form einer 40 %igen Natrium-<br />

Polyaspartat-Lösung (Baypure ® DS 100/40 %) durch Dosierschläuche mit Dosierköpfen, die<br />

jeweils ca. 1 m in den Schachtauslauf der oben genannten Schächte eingeschoben wurden.<br />

Aufgrund des unverändert hohen Versinterungsaufkommens wurde die zudosierte Wirkstoffmenge<br />

der Flüssigkonditionierung Mitte September 2007 deutlich erhöht. Allerdings konnte<br />

die Flüssigkonditionierung auch danach weder das hohe Aufkommen noch die sehr hohe<br />

Festigkeit der Versinterungen in den Entwässerungsleitungen im Bereich des Portals Frutigen<br />

wirksam verringern. Die sehr hohe Wirkstoffkonzentration im Drainagewasser führte jedoch<br />

in Verbindung mit den relativ hohen Wassertemperaturen (10.0–15.5 °C) und den Ruhewasserstellen<br />

in den Schachtböden zu einem verstärkten Wachstum von Mikroorganismen im<br />

Entwässerungssystem (Bild 2). Denn der Wirkstoff Polyasparaginsäure ist sehr gut biologisch<br />

abbaubar. 1 Die so entstandenen Biofilme in den Gewölbedrainageleitungen behinderten bereits<br />

den Abfluss des Drainagewassers (vgl. Anlage 1, Abschn. 3.2 i. V. m. Abschn. 4.3.2).<br />

Die hohen Unterhaltsaufwendungen und die unbefriedigenden Ergebnisse des Einsatzes der<br />

Flüssigkonditionierung veranlassten die BLS AlpTransit AG im Dezember 2007, die ETH<br />

Zürich mit der Klärung der massgebenden Versinterungsursachen und -mechanismen sowie<br />

der Beurteilung der Einsetzbarkeit und Wirtschaftlichkeit einer Härtestabilisation im Bereich<br />

des Portals Frutigen des Lötschberg-Basistunnels zu beauftragen. Die Ergebnisse dieser<br />

Untersuchungen wurden im Mai 2008 in einem Bericht zusammengefasst (Anlage 1).<br />

1<br />

Gamisch, T.; Girmscheid, G.: Versinterungsprobleme in Bauwerksentwässerungen. Berlin : Bauwerk, 2007.<br />

Abschnitt 5.7.<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

4


Bild 1: Situation Bergwasser-Entwässerungssystem Lötschberg-Basistunnel, Portal Frutigen<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

5


Bild 2: Links oben: Lötschberg-Basistunnel, 02.10.2007: Vermutlich biologische Schleimbildung durch<br />

Mikroorganismen aus dem Entwässerungssystem im Bereich Portal Frutigen 2 ;<br />

Rechts oben: Lötschberg-Basistunnel, Oströhre, Strang 4, Schacht Nr. 3 (vgl. Bild 1), 20.11.2007:<br />

Einen Schacht nach der Dosierstelle, Schachtsohle deutlich mit grün-braunen Algen/Biofilm bewachsen<br />

Unten: Lötschberg-Basistunnel, Oströhre, Strang 3, Schacht Nr. 2 (vgl. Bild 1), 20.01.2008: Versinterungen<br />

in der Schachtdurchleitung deutlich mit grün-braunen Algen/Biofilm durchzogen und belagert<br />

3 Durchführung und Beobachtungen<br />

Im Rahmen der ersten Untersuchungen von Dezember 2007 bis Mai 2008 wurden von der<br />

ETH Zürich zunächst am 20.01.2008 die Gewölbedrainage West in der Weströhre (Strang 1)<br />

und die Gewölbedrainage West in der Oströhre (Strang 3) (vgl. Bild 1) auf eine Depotsteinkonditionierung<br />

mittels Baypure ® DSP Tabs 200 umgestellt. Nach der Entfernung eines Vollverschlusses<br />

am 25.02.2008 (vgl. Anlage 2) wurden auch in der Gewölbedrainage Ost in der<br />

Weströhre (Strang 2) die Flüssigkonditionierung abgestellt und Depotsteine Baypure ® DSP<br />

Tabs 200 in die ersten fünf Schächte ab Portal Frutigen bis QS 1 eingebaut. Gleichzeitig wurde<br />

die Depotsteinkonditionierung im Strang 3 optimiert, durch Erhöhung der Depotsteinmenge<br />

in den ersten drei Schächten unter QS 1 (Tabelle 1; vgl. Anlage 1, Abschn. 4.3.1).<br />

2<br />

Kolb, Roger: AGr <strong>MB</strong>WS: Dosieranlage QS1. Emch+Berger AG, Bern, 2007-10-03, 09.56 Uhr. – E-Mail an<br />

Galli, Marco, Ingenieurbüro Galli + Partner AG, Glattbrugg.<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

6


Bis zum ersten Quartal 2008 wurden die Gewölbedrainagen im Bereich des Portals Frutigen<br />

des Lötschberg-Basistunnels stets ohne Kamerabefahrung gereinigt. <strong>Zum</strong> ersten Mal kam die<br />

parallele Kamerabefahrung bei der Öffnung des Vollverschlusses im Strang 2 am 25.02.2008<br />

zum Einsatz. Dabei erkannte man, dass die Gewölbedrainagen grosse Mengen an sehr festen<br />

Altablagerungen in der Sohle, den Kämpfern und im Scheitel aufwiesen, die den verfügbaren<br />

Rohrquerschnitt stark einengten und so eine grosse Gefahr für das Auftreten eines erneuten<br />

Vollverschlusses darstellten bzw. die Funktionsdauer der Leitung bis zum nächsten Vollverschluss<br />

sehr stark verkürzten. Aus diesem Grund wurde im zweiten Quartal 2008 eine Grundreinigung<br />

aller vier Gewölbedrainagen beider Tunnelröhren im Portalbereich Frutigen unter<br />

Kamerabefahrung vorgenommen (Tabelle 1; vgl. Anlagen 3–7).<br />

Die Grundreinigung der Gewölbedrainageleitungen im Bereich abstromig von QV 01 war<br />

sehr aufwendig und benötigte insgesamt sechs Reinigungsschichten, da die Ablagerungen<br />

stellenweise eine sehr hohe Festigkeit aufwiesen und die Zugänglichkeit der Gewölbedrainagen<br />

mit der Kettenschleuder aufgrund baulicher Defizite eingeschränkt ist (vgl.<br />

Abschn. 4.1.1). So musste in Strang 1 auf den letzten 5–10 m ein massiver Riegel harter Altablagerungen<br />

mittels Vibrationsrotierdüse aufgebrochen und ausgespült werden, weil dieser<br />

Bereich ausgehend vom Schacht Nr. 0 nicht mittels Kettenschleuder zugänglich ist. 3<br />

In Strang 2 und Strang 3 konnten sich die Versinterungen dank der Härtestabilisation mit den<br />

Baypure ® DSP Tabs 200 seit Januar bzw. Februar 2008 nicht mehr verfestigen. Trotzdem<br />

befanden sich unter dem Versinterungsschlamm auch in diesen Leitungen noch harte Altablagerungen<br />

auf der Sohle und im Scheitel. Im Strang 2 wurden die harten Altablagerungen im<br />

Scheitel ca. 20 m und ca. 32 m stromabwärts von Schacht Nr. 2 mittels Kettenschleuder<br />

entfernt. Im Strang 3, im Bereich des Schachts Nr. 2 (ca. 20 m stromaufwärts bis ca. 15 m<br />

stromabwärts) wurden erhebliche Mengen an alter Zementbojake mittels Kettenschleuder<br />

gelöst.<br />

In Strang 4 mussten nahezu über die gesamte Länge der letzten Haltung harte Ablagerungen<br />

mit der Kettenschleuder entfernt werden. Eine besondere Schwierigkeit stellte dabei das<br />

Aufbrechen der harten Versinterungen über den gesamten Rohrumfang vor dem Übergang<br />

vom weissen auf das schwarze Drainagerohr beim bergmännischen Portal bei ca. 43–45 m<br />

(vgl. Bild 1) sowie der massiven Sohlversinterungen abstromig davon dar.<br />

Nach der Grundreinigung wurden zunächst die noch vorhandenen, geringen Mengen an<br />

Baypure ® DSP Tabs 200 wieder in den Strang 2 und den Strang 3 eingesetzt.<br />

3<br />

Zu den Rohrreinigungsgeräten siehe Gamisch, T.; Girmscheid, G.: Versinterungsprobleme in Bauwerksentwässerungen.<br />

Berlin : Bauwerk, 2007. Kapitel 4.<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

7


Tabelle 1: Tätigkeiten an den Entwässerungsleitungen im Lötschberg-Basistunnel, Portal Frutigen vor und<br />

während des gutachterlichen Versuchs<br />

Datum<br />

20. Nov. 2007<br />

Tunnelröhre West<br />

Tunnelröhre Ost<br />

UL West UL Ost UL West UL Ost<br />

(Strang 1) (Strang 2) (Strang 3) (Strang 4)<br />

Vorbegehung gutachterlicher<br />

Versuch (Schacht Nr. 0)<br />

Vorbegehung gutachterlicher<br />

Versuch (Schacht Nr. 1)<br />

Vorbegehung gutachterlicher<br />

Versuch (QV1→NP)<br />

Dez. 2007 Inspektion mit Kanalkamera Inspektion mit Kanalkamera Inspektion mit Kanalkamera Inspektion mit Kanalkamera<br />

Abschaltung Flüssigkond. &<br />

20. Jan. 2008 Bestückung mit Baypure ® DSP<br />

Tabs 200<br />

24./25. Feb. 2008<br />

25. Feb. 2008<br />

Entfernung Vollverschluss<br />

Haltung 2→1 (2)<br />

Abschaltg. Flüssigkond. &<br />

Bestückung mit Baypure ® DSP<br />

Tabs 200<br />

Abschaltung Flüssigkond. &<br />

Bestückung mit Baypure ® DSP<br />

Tabs 200<br />

30. März 2008<br />

Abschlussbegehung gutachterlicher Versuch für BLS AlpTransit AG (1)<br />

06./07. April 2008 Reinigung ohne Kamera (3) Reinigung ohne Kamera (3)<br />

13./14. April 2008 Reinigung mit Kamera (3) Reinigung mit Kamera (3)<br />

27./28. April 2008 Reinigung mit Kamera (4)<br />

18./19. Mai 2008<br />

25./26. Mai 2008<br />

01./02. Juni 2008<br />

Ausbau Baypure ® DSP Tabs Reinigung mit Kamera (5)<br />

Reinigung mit Kamera (5) (Zustand sauber)<br />

Reinigung mit Kamera (7)<br />

(Zustand sauber)<br />

Reinigung mit Kamera (7)<br />

(Zustand sauber)<br />

Reinigung mit Kamera (6)<br />

(Zustand sauber)<br />

08./09. Juni 2008<br />

13./14. Juli 2008 Inspektion mit Kanalkamera (8–10) Inspektion mit Kanalkamera (8–10) Inspektion mit Kanalkamera (8–10) Inspektion mit Kanalkamera (8–10)<br />

10./11. Aug. 2008<br />

31. Aug. 2008/ Bestückung mit Baypure ® DSP<br />

01. Sept. 2008 Tabs 200 (11)<br />

Bestückung mit Baypure ® DSP<br />

Tabs 200 (11)<br />

Bestückung mit Baypure ® DSP<br />

Tabs 200 (11)<br />

Bestückung mit Baypure ® DSP<br />

Tabs 200 (11)<br />

07./08. Sept. 2008 Inspektion mit Kanalkamera (12) Inspektion mit Kanalkamera (12) Inspektion mit Kanalkamera (12) Inspektion mit Kanalkamera (12)<br />

12./13. Okt. 2008 Ausbau Baypure ® DSP Tabs (13)<br />

Inspektion mit Kanalkamera (14) Inspektion mit Kanalkamera (14) Inspektion mit Kanalkamera (14) Ausbau Baypure ® DSP Tabs (13)<br />

Inspektion mit Kanalkamera (14)<br />

09./10. Nov. 2008 Reinigung mit Kamera (15–17) Reinigung mit Kamera (15–17)<br />

16./17. Nov. 2008<br />

(Zustand sauber)<br />

14./15. Dez. 2008 Inspektion mit Kanalkamera<br />

Reinigung mit Kamera (17–19)<br />

(Zustand sauber)<br />

Reinigung mit Kamera (17–19)<br />

11./12. Jan. 2009<br />

Inspektion mit Kanalkamera;<br />

Nachbestückung mit Baypure ®<br />

DSP Tabs 200<br />

Nachbestückung mit Baypure ®<br />

DSP Tabs 200<br />

08./09. Feb. 2009 Inspektion mit Kanalkamera Inspektion mit Kanalkamera Inspektion mit Kanalkamera Inspektion mit Kanalkamera<br />

15./16. März 2009 Reinigung ohne Kamera (20) Reinigung ohne Kamera (20)<br />

22./23. März 2009 Reinigung ohne Kamera (21) Reinigung ohne Kamera (21)<br />

Mitte April 2009 Inspektion mit Kanalkamera Inspektion mit Kanalkamera Inspektion mit Kanalkamera Inspektion mit Kanalkamera<br />

03. Mai 2009<br />

17. Mai 2009<br />

13./14. Sept. 2009<br />

Nachbestückung mit Baypure ®<br />

DSP Tabs 200<br />

Entscheid für die Installation<br />

eines Schwallspülers<br />

Reinigung<br />

Installation des Schwallspülers<br />

(Stauhöhe 600 mm) (22–23)<br />

Nachbestückung mit Baypure ®<br />

DSP Tabs 200<br />

Abschaltung Flüssigkond. &<br />

Bestückung mit Baypure ® DSP<br />

Tabs 200<br />

18./19. Okt. 2009 Inspektion mit Kanalkamera (24)<br />

15./16. Nov. 2009 Reinigung ohne Kamera Reinigung ohne Kamera<br />

22./23. Nov. 2009<br />

Reinigung /<br />

Inspektion mit Kanalkamera (25) Inspektion mit Kanalkamera /<br />

Reinigung (25, 26) Inspektion mit Kanalkamera (25) Inspektion mit Kanalkamera (25)<br />

( * ) Die Indizes (1) bis (26) entsprechen den Nummern der Anlagen zum Bericht; (1) = Anlage 1, (2) = Anlage 2, (3) = Anlage 3 usw. bis (26) = Anlage 26.<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

8


Im Juli 2008 entschied sich die BLS AG für eine Fortführung des gutachterlichen Versuchs<br />

mit folgender Versuchskonstellation:<br />

– Strang 1: Ohne Härtestabilisation aufgrund der geringeren Versinterungsneigung<br />

– Strang 2: Depotsteinkonditionierung mittels Baypure ® DSP Tabs 200<br />

– Strang 3 Depotsteinkonditionierung mittels Baypure ® DSP Tabs 200<br />

– Strang 4 Flüssigkonditionierung mittels Baypure ® DS 100<br />

Die Flüssigkonditionierung wurde betreut von Marco Galli (Ingenieurbüro Galli + Partner<br />

AG) und Franziska Meier (BLS Netz AG). Die Depotsteinkonditionierung wurde betreut von<br />

Franziska Meier (BLS Netz AG) und Tobias Gamisch (ETH Zürich).<br />

Ab Mai 2008 wurden jeweils die letzten Haltungen aller vier Gewölbedrainageleitungen<br />

(Strang 1–4) einmal pro Monat mittels Kanalkamera inspiziert (Anlagen 8–10 und 12–14).<br />

Am 31. August 2008 wurden die Gewölbedrainagen durch Franziska Meier (BLS Netz AG)<br />

neu mit Baypure ® DSP Tabs 200 gemäss Bestückungsplan von der ETH Zürich (Anlage 1,<br />

Tab. 4) bestückt (Anlage 11). Wie sich später herausstellte, wurde jedoch im Rahmen dieser<br />

Bestückung jeweils nur die Hälfte der vorgesehenen Depotsteinmenge in die Schachtdurchleitungen<br />

eingebaut (siehe Anlage 13 und Anlage 16). Der Schacht Nr. 2 in Strang 2 konnte<br />

aufgrund des fehlenden Durchleitungsrohrs nur unzureichend bestückt werden. Ausserdem<br />

wurden alle vier Stränge mit Depotsteinen bestückt (Anlage 11); so auch Strang 1, der gemäss<br />

Versuchskonzept unbestückt bleiben sollte, und Strang 4, der gemäss Versuchskonzept ausschliesslich<br />

mittels Flüssigkonditionierung konditioniert werden sollte.<br />

Die Depotsteine in Strang 1 und Strang 4 wurden im Zuge der Kamerabefahrung am 12./13.<br />

Oktober 2008 wieder vollständig ausgebaut (Anlage 13). Nur die Baypure ® DSP Tabs 200 in<br />

Strang 2 und Strang 3 wurden nach der Kamerabefahrung wieder in die Schachtdurchleitungen<br />

eingesetzt.<br />

Bereits am 10. August 2008 waren die Versinterungen in Strang 2, Strang 3 und Strang 4<br />

wieder so stark, dass die Kanalkamera jeweils die letzte Haltung vor dem Portal Frutigen<br />

nicht mehr durchgängig befahren konnte (Anlage 10). Bei der Bestückung der Gewölbedrainageleitungen<br />

mit Baypure ® DSP Tabs 200 am 31. August 2008 wurden zudem in der<br />

Oströhre, in den Schächten Nr. 2 grössere Mengen an Versinterungen beobachtet. In Strang 3<br />

(Depotsteinkonditionierung) waren diese Versinterungen weich. In Strang 4 (Flüssigkonditionierung)<br />

waren diese Versinterungen sehr hart (Anlage 11).<br />

Bis zur Kamerabefahrung am 12./13. Oktober 2008 akkumulierten weitere Versinterungen in<br />

den letzten Haltungen aller vier Gewölbedrainageleitungen. In Strang 1 konnte die Kanalkamera<br />

bis ca. 25 m stromabwärts von Schacht Nr. 2 vordringen, bevor sie an einer harten<br />

Versinterungsschwelle von ca. 5–6 cm Höhe hängen blieb. In Strang 2 sank die Kanalkamera<br />

bei ca. 13 m stromabwärts von Schacht Nr. 2 in ca. 6–7 cm starke Weichablagerungen ein. In<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

9


Strang 3 konnte die Kanalkamera bis zu einem Aufstau ca. 14 m stromabwärts von Schacht<br />

Nr. 2 vordringen. Der Aufstau bestand aus Wasser und Weichablagerungen und erreichte eine<br />

Höhe von bis zu DN/2. In Strang 4 verunmöglichte eine neue, ca. 10 cm hohe und harte Versinterungsschwelle<br />

im Übergang vom weissen auf das schwarze Sickerrohr am bergmännischen<br />

Portal bei ca. 43 m die durchgängige Befahrbarkeit der letzten Haltung vor dem Portal<br />

(Anlage 14).<br />

Basierend auf diesen Beobachtungen wurden die letzten Haltungen der Gewölbedrainagen vor<br />

dem Portal Frutigen am 09./10. November 2008 (Weströhre, Strang 1 und Strang 2) bzw. am<br />

16./17. November 2008 (Oströhre, Strang 3 und Strang 4) erneut mittels Vibrationsrotierdüse<br />

gespült (Anlagen 15–19). Erneut zeigte sich dabei, dass sich die weichen, puderigen Versinterungen<br />

in den beiden mit Baypure ® DSP Tabs 200 bestückten Strängen 2 und 3 sehr leicht<br />

und rückstandsfrei ausspülen liessen (Anlage 16 und 17). Auch in den Schächten konnten die<br />

Gerinne zügig und rückstandsfrei mittels Lanze von Geländeoberkante aus gereinigt werden.<br />

Demgegenüber hatten sich in Strang 1 (unkonditioniert) erneut sehr harte Versinterungen auf<br />

der Rohrsohle gebildet. Weiterhin hatten sich in Strang 1 erneut grosse Algenteppiche/Biofilme,<br />

die aufgrund der früheren Überkonditionierung durch die Flüssigkonditionierung gewachsen<br />

waren, von den Rohrwandungen gelöst. Diese Teppiche blieben an den Versinterungen<br />

hängen und behinderten den Abfluss des Drainagewassers. Offensichtlich handelte es<br />

sich jedoch um die letzten noch vorhandenen Algen/Biofilme der früheren Flüssigkonditionierung,<br />

denn nach der Reinigung am 09./10. November 2008 wurden keine derartigen Algen-/<br />

Biofilmausschwemmungen mehr beobachtet (Anlage 15–17).<br />

Im mittels Flüssigkonditionierung behandelten Strang 4 hatten sich bis zum 16./17. November<br />

2008 über die gesamte Länge erneut harte Versinterungen auf der Rohrsohle gebildet. Insbesondere<br />

im Übergang vom weissen auf das schwarze Rohr am bergmännischen Portal bei ca.<br />

43 m abstromig von Schacht Nr. 2 sowie im daran anschliessenden, gesamten schwarzen<br />

Rohr hatten sich trotz Flüssigkonditionierung grosse Mengen an sehr harten Versinterungen<br />

gebildet, die mit der Vibrationsrotierdüse nicht vollständig entfernt werden konnten, sondern<br />

in mehreren Durchgängen mittels Kettenschleuder entfernt werden mussten. Auch im Einlauf<br />

in den Schacht Nr. 0 hatten sich trotz Flüssigkonditionierung sehr harte Versinterungen gebildet,<br />

die mittels Hammer und Meissel gelöst werden mussten (Anlagen 17–19).<br />

Nach der Reinigung am 09./10. bzw. 16./17. November 2008 wurden die Depotsteine wieder<br />

in die Schächte des Strangs 2 und des Strangs 3 eingelegt. Verglichen mit dem Strang 1 (unkonditioniert)<br />

und Strang 4 (Flüssigkonditionierung) zeigte die Depotsteinkonditionierung<br />

mittels Baypure ® DSP Tabs 200 in Strang 2 und Strang 3 die intendierte Wirkung, obwohl<br />

nach wie vor lediglich die Hälfte der vorgesehenen Bestückungsmenge in die Schachtdurchleitungen<br />

eingelegt und die Durchleitung in Strang 2, Schacht Nr. 2 noch nicht installiert war.<br />

Die von den Baypure ® DSP Tabs freigesetzten Polysuccinimid-Teilhydrolysate neigen jedoch<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

10


so stark zur Adsorption an den Versinterungsoberflächen, dass sie schon in sehr geringen<br />

Mengen eine derart starke Wirkung erzielen und das Zusammenwachsen und Aushärten der<br />

Versinterungen weitgehend unterbinden können. Bei der Flüssigkonditionierung wird vollständig<br />

hydrolysierte Polyasparaginsäure zudosiert, so dass bei diesem Verfahren eben keine<br />

Teilhydrolysate auftreten.<br />

Seit November 2008 wurde ein Termin für die Nachbestückung der Depotsteine in Strang 2<br />

und Strang 3 gesucht. Jedoch konnten erst am 11./12. Januar 2009 neue Baypure ® DSP Tabs<br />

200 in Strang 2 und Strang 3 durch Tobias Gamisch (ETH Zürich) eingebaut werden. Dabei<br />

wurden die Mengen an Baypure ® DSP Tabs 200 auf die vorgesehene Bestückungsmenge<br />

gemäss Bestückungsplan (Anlage 1, Tab. 4) aufgestockt. Allerdings war in Strang 2, Schacht<br />

Nr. 2 immer noch keine Durchleitung installiert worden, so dass dieser Schacht nicht bestückt<br />

werden konnte. Erst am 03. Mai 2009 wurde das Durchleitungsrohr zusammen mit der<br />

vorgesehenen Depotsteinmenge durch Franziska Meier (BLS Netz AG) installiert.<br />

Im Zuge der Nachbestückung der Baypure ® DSP Tabs 200 in Strang 2 und Strang 3 wurden<br />

erneut starke Versinterungen in den Gewölbedrainagen vor dem Portal Frutigen beobachtet.<br />

Das Ziel, welches angestrebt wurde, war, den jahreszeitlich bedingten Versinterungsschwall<br />

im Frühjahr abzuwarten und die Gewölbedrainagen nach der Tauperiode erneut zu reinigen.<br />

Bedingt durch die jahreszeitlichen Schwankungen des Bergwasseranfalls im Bereich des<br />

Rohrschirms mit geringer Überdeckung (vgl. Abschn. 4.1.2) hatten sich jedoch bereits im<br />

März 2009 erneut sehr grosse Mengen an Versinterungen in den letzten Haltungen aller vier<br />

Gewölbedrainagen vor dem Portal Frutigen gebildet. Trotz ihrer weichen Konsistenz<br />

verschlossen die Versinterungen die letzte Haltung des Strangs 3 vollständig, so dass das<br />

Drainagewasser in den Schacht Nr. 2 zurück staute und über den Überlauf in den<br />

Fahrwegbereich abfloss. Auch die letzte Haltung des Strangs 4 war vollständig durch<br />

Versinterungen verschlossen und das Wasser staute in den Schacht Nr. 2 zurück. Allerdings<br />

bestand der Vollverschluss in Strang 4 trotz Flüssigkonditionierung aus harten Versinterungen<br />

(Anlage 21). In Strang 1 wurden mittlere bis starke harte Versinterungen angetroffen. Und in<br />

Strang 2 wurde eine grosse Menge an weichen, pulverförmigen Versinterungen ausgespült<br />

(Anlage 20).<br />

Aus diesem Grund wurden die Gewölbedrainageleitungen im März 2009 erneut mittels Vibrationsrotierdüse<br />

in zwei Schichten gespült (Anlage 20 und 21). Aufgrund des im Frühjahr<br />

anhaltend hohen Versinterungsaufkommens waren jedoch bereits einen Monat später die letzte<br />

Haltung vor dem Portal Frutigen in Strang 2 und Strang 4 schon wieder nicht mehr mittels<br />

Kanalkamera durchgängig zu befahren. Am 03. Mai 2009 wurden die Depotsteine in Strang 2<br />

und Strang 3 erneut durch Franziska Meier (BLS Netz AG) nachbestückt. Und am 17. Mai<br />

2009 wurde in einem Ortstermin entschieden, in Strang 2 versuchsweise einen Schwallspüler<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

11


(Abschn. 4.1.4.2) zu installieren, um den sedimentierten Versinterungsschlamm regelmässig<br />

automatisch abzuziehen und dadurch das Reinigungsintervall des Strangs 2 zu verlängern.<br />

Am 13./14. September 2009 wurde der Strang 2 erneut gereinigt und auf den Auslauf in<br />

Schacht Nr. 1 ein Schwallspüler montiert (Anlage 22 und 23).<br />

Bild 3: Lötschberg-Basistunnel, Weströhre, Strang 2, Schacht Nr. 1 (vgl. Bild 1), 13.09.2009: Schwallspüler<br />

Steinhardt ® HydroFlush Beschickungsheber nach der Installation (vgl. Anlage 23)<br />

Da der Schwallspüler eine grosse Menge alkalischen Drainagewassers in Strang 2 zurückhält<br />

und regelmässig schwallartig abfliessen lässt, ist die Durchmischung mit dem weniger alkalischen<br />

Drainagewasser aus anderen Entwässerungsabschnitten geringer. In der Folge löste der<br />

Spülschwall somit alle 17–20 Stunden den pH-Wert-Alarm (pH > 9) in der Messstelle Wengi<br />

Ey und ca. 1.5 Stunden später in der RHA Wengi Ey aus. 4 Am Auslauf aus dem Rückhaltebecken<br />

konnte die Einleitbedingung für die Ableitung des Drainagewassers in die Kander<br />

(pH < 9) jedoch eingehalten werden. Das Missverständnis, dass die Baypure ® DSP Tabs 200<br />

in Kombination mit dem Schwallspüler die Ursache für die hohen pH-Werte des Drainagewassers<br />

seien, konnte rasch ausgeräumt werden. Somit konnte der Schwallspüler weiterbetrieben<br />

werden.<br />

Bis zur ersten Kamerakontrolle des Schwallspülers am 18./19. Oktober 2009 (Anlage 24)<br />

waren die pH-Wert-Spitzen an den Messstellen infolge des Spülschwalls leicht rückläufig.<br />

Zudem sollten am 25./26. Oktober 2009 in vier bis fünf Schlammsammlern im Engstligen-<br />

4<br />

Meier, Franziska: Folgen der Schwallspülung Portal Nord. Frutigen, BLS Netz AG, Frutigen, 2009-09-17. –<br />

Internes Schreiben.<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

12


Tunnel provisorische Tauchwände/Prallbohlen installiert werden, um eine bessere Durchmischung<br />

des Spülschwalls mit dem weniger alkalischen Drainagewasser aus den Schlammsammlern<br />

zu bewirken und so geringere pH-Wert-Spitzen an den Messstellen zu erzielen.<br />

Am 15./16. November 2009 wurden die letzten Haltungen der Gewölbedrainagen vor dem<br />

Portal Frutigen in der Oströhre (Strang 3 und Strang 4) gereinigt. Die Kontrolle des Reinigungserfolgs<br />

mittels Kanalkamera erfolgte am 22./23. November 2009, nach der zweiten und<br />

letzten Inspektion des Schwallspülers vor der Reinigung des Strangs 2 und parallel zur<br />

Reinigung des Strangs 1 (Tabelle 1 unten; vgl. Anlage 25 und 26).<br />

Die nächsten Reinigungen der Gewölbedrainagen sollen voraussichtlich im März 2010 im<br />

Bereich des Portals Frutigen stattfinden.<br />

4 Ergebnisse und Handlungsempfehlungen<br />

4.1 Strang 1<br />

4.1.1 Bauliche Defizite der Gewölbedrainageleitung<br />

Die letzte Haltung vor dem Portal Frutigen des Strangs 1, von Schacht Nr. 2 zu Schacht Nr. 0,<br />

zeichnet sich durch ein vergleichsweise gutes Gefälle und eine hohe Drainagewassermenge<br />

aus. Daraus resultiert fast in der gesamten Haltung ein schiessender Abfluss des Drainagewassers,<br />

der eine hohe Schleppgeschwindigkeit auf der Rohrsohle gewährleistet und dadurch in<br />

der Lage ist, Sedimente aus der Gewölbedrainage zu spülen.<br />

Irreversible bauliche Defizite, die den Abfluss des Drainagewassers stören, treten in der letzten<br />

Haltung des Strangs 1 vor dem Portal Frutigen in folgenden neun Bereichen auf (Bild 4,<br />

links):<br />

– 2.5–5.0 m abstromig von Schacht Nr. 2: Wassersack mit einer Tiefe bis zu ca. 2 cm<br />

– 8.2 m abstromig von Schacht Nr. 2: Aufstau vor einer Muffe, Tiefe bis zu ca. 1 cm<br />

– 27.3–29.0 m abstromig von Schacht Nr. 2: Wassersack mit einer Tiefe bis zu ca. 4 cm<br />

– 44.5–47.0 m abstromig von Schacht Nr. 2: Wassersack mit einer Tiefe bis zu ca. 3 cm<br />

– 48.7–53.2 m abstromig von Schacht Nr. 2: Wassersack mit einer Tiefe bis zu ca. 5 cm<br />

– 54.3 m abstromig von Schacht Nr. 2: Aufstau vor einer Muffe, Tiefe bis zu ca. 1 cm<br />

– 60.5–62.0 m abstromig von Schacht Nr. 2: Aufstau vor einer Muffe, Tiefe bis zu ca. 2 cm<br />

– 67.5–68.5 m abstromig von Schacht Nr. 2: Aufstau vor einer Muffe, Tiefe bis zu ca. 2 cm<br />

– 70.0–72.0 m abstromig von Schacht Nr. 2: Wassersack mit einer Tiefe bis zu ca. 3 cm<br />

Diese vorgenannten neun baulichen Defizite beeinflussen den Abfluss des Drainagewassers<br />

nur gering und verstärken deshalb das Versinterungsaufkommen nicht merklich. Allerdings<br />

stellen diese Defizite Ruhewasserbereiche dar, die beim Einsatz einer Härtestabilisation zu<br />

Sedimentationsbereichen von Versinterungsschlämmen werden können.<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

13


Ein wesentliches irreversibles bauliches Defizit ist weiterhin der 45°-Bogen innerhalb der<br />

letzten Haltung vor dem Portal Frutigen, 86.5 m abstromig von Schacht Nr. 2 bzw. ca. 2–3 m<br />

vor dem Einlauf in den Schacht Nr. 0 (Bild 4, links). Dieser Bogen stört nicht nur den Abfluss<br />

des Drainagewassers, sondern er behindert den Einsatz einer Kettenschleuder zur Entfernung<br />

harter Ablagerungen in der letzten Haltung, ausgehend von Schacht Nr. 0 stromaufwärts.<br />

Bild 4: Lötschberg-Basistunnel, Weströhre, Strang 1, Gewölbedrainage West, 1. Haltung am Portal Frutigen,<br />

Fliessrichtung Schacht Nr. 2 (oben) Schacht Nr. 0 (unten) (vgl. Bild 1): Baulicher Zustand,<br />

Versinterungsursachen und resultierende Versinterungszonen bzw. -probleme (v. l. n. r.)<br />

4.1.2 Ursachen und Mechanismen der Versinterungsentstehung<br />

Stromaufwärts und in den ersten 20 m stromabwärts des Schachts Nr. 2 des Strangs 1 weist<br />

das Drainagewasser moderate pH-Werte unter 8.3 auf und neigt nicht zur Abscheidung von<br />

Versinterungen. Aufgrund der hohen Gehalte an natürlichen Huminsäuren und der relativ<br />

hohen Drainagewassertemperaturen im Sommer (bis zu 13.8 °C am 31.08.2009 (Anlage 11))<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

14


entstehen im Sommer auf der Rohrsohle in der Fliesszone geringe Mengen an grün/braunen<br />

Algen (Bild 4, Mitte), die jedoch den Drainagewasserstrom nicht behindern.<br />

Ab 8.3 m abstromig von Schacht Nr. 2 treten erste Zuflüsse von portlandithaltigem Sickerwasser<br />

auf, die durch einen deutlichen Rückgang der Algenbildung infolge der pH-Wert-<br />

Erhöhung des Drainagewassers und Versinterungen im Mischungsbereich der Sickerwässer<br />

und des Drainagewassers markiert werden. Ab 20 m abstromig von Schacht Nr. 2 ist der pH-<br />

Wert so hoch, dass die Algenbildung vernachlässigbar gering ist (Bild 4, Mitte).<br />

Ab 24.8 m abstromig von Schacht Nr. 2 nimmt die Intensität der Portlandit-Zuflüsse markant<br />

zu (Bild 4, Mitte), so dass auch die Versinterungsentstehung infolge der Interaktion zwischen<br />

den portlandithaltigen Sickerwässern und dem kohlendoxidhaltigen Drainagewasser ab diesem<br />

Bereich stark zunimmt (Bild 4, rechts).<br />

Ab 30–40 m abstromig von Schacht Nr. 2 entstehen kaum noch Versinterungen infolge der<br />

Mischung interagierender Wässer (kohlendioxidhaltiges Drainagewasser + portlandithaltiges<br />

Sickerwasser aus dem Rohrschirm) (Bild 4, Mitte und rechts). Dies deutet darauf hin, dass das<br />

Drainagewasser in diesem Bereich das Minimum der Calciumlöslichkeit im pH-Wert-Bereich<br />

9.5 … 10.5 durchschreitet. 5<br />

Bis zu diesem Bereich ist die Calciumlöslichkeit calcitdominiert. Jede weitere Zufuhr von<br />

Portlandit-Lösung (vgl. Bild 4, Mitte) zum kohlendioxidhaltigen Drainagewasser führt sofort<br />

zur Ablagerung von Versinterungen im Mischungsbereich der Wässer, bis das Mischwasser<br />

wieder im metastabilen Kalk-Kohlensäure-Gleichgewicht ist.<br />

Durch die Abscheidung der Versinterungen wird jedoch auch der Gehalt an gelöstem Kohlendioxid<br />

im Drainagewasser sukzessive reduziert.<br />

Ab diesem Übergangsbereich ist die Calciumlöslichkeit portlanditdominiert. Die weitere Zufuhr<br />

von Portlandit-Lösung führt dann nicht mehr zur spontanen Entstehung von Versinterungen<br />

im Mischungsbereich der Wässer. Die weitere Zufuhr von Portlandit-Lösung erhöht<br />

lediglich die Menge des gesamt gelösten Calciums und den pH-Wert des Drainagewassers.<br />

Versinterungen entstehen ab diesem Bereich durch die Absorption von Kohlendioxid. Das<br />

heisst, sobald das Drainagewasser Kohlendioxid aus der Luft im Entwässerungssystem absorbiert,<br />

wird das gelöste Portlandit in Calciumcarbonat umgewandelt, das sich aufgrund seiner<br />

geringen Löslichkeit sofort in Form von Versinterungen in den Entwässerungsleitungen absetzt.<br />

6<br />

5<br />

6<br />

Vgl. Gamisch, T.; Girmscheid, G.: Versinterungsprobleme in Bauwerksentwässerungen. Berlin : Bauwerk,<br />

2007. Abschnitt 2.3.7.<br />

Vgl. Gamisch, T.; Girmscheid, G.: Versinterungsprobleme in Bauwerksentwässerungen. Berlin : Bauwerk,<br />

2007. Abschnitt 2.3.9.<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

15


Dieser Mechanismus der Versinterungsentstehung stoppt erst wieder, wenn (1) der Gehalt an<br />

gelöstem Kohlendioxid durch die Abscheidung der Versinterungen soweit reduziert ist, dass<br />

sich das Drainagewasser wieder im portlanditdominierten metastabilen Kalk-Kohlensäure-<br />

Gleichgewicht befindet, oder wenn (2) der pH-Wert und die Menge des gesamt gelösten Calciums<br />

soweit abgesunken ist, dass sich das Drainagewasser wieder im calcitdominierten Kalk-<br />

Kohlensäure-Gleichgewicht befindet.<br />

Der zweite Fall tritt jedoch im Strang 1, im Bereich von 30–40 m abstromig von Schacht<br />

Nr. 2 bis zum Schacht Nr. 0 nicht ein. Das Drainagewasser erreicht das calcitdominierte metastabile<br />

Kalk-Kohlensäure-Gleichgewicht bis zum Schacht Nr. 0 nicht mehr, weil<br />

– die Zufuhr von portlandithaltigem Sickerwasser aus dem Rohrschirm im Bereich von<br />

30 m abstromig von Schacht Nr. 2 bis zum bergmännischen Portal (57 m abstromig von<br />

Schacht Nr. 2) zu gross ist (vgl. Bild 4, Mitte),<br />

– die Verweildauer des Drainagewassers in der letzten Haltung des Strangs 1 dank der grossen<br />

Strömungsgeschwindigkeit zu kurz ist (vgl. Abschn. 4.1.1) und<br />

– die Störungen des Drainagewassers durch Abflusshindernisse (vgl. Abschn. 4.1.1) und<br />

somit die Absorption von Kohlendioxid bis zum Schacht Nr. 0 zu gering sind.<br />

Aus oben genannten Gründen kann das Drainagewasser im Strang 1<br />

– im Bereich oberhalb von 30–40 m abstromig von Schacht Nr. 2 als calcitdominiert und<br />

– im Bereich unterhalb von 30–40 m abstromig von Schacht Nr. 2 als portlanditdominiert<br />

bezeichnet werden.<br />

Diese Unterscheidung ist wichtig für die Wahl geeigneter Massnahmen zur Reduktion der<br />

Versinterungsentstehung. Denn calcitdominiertes Drainagewasser sollte im Bereich der Interaktion<br />

mit portlandithaltigen Zuflüssen keinesfalls aufgestaut, sondern schnellstmöglich abgeleitet<br />

werden, weil sonst das Versinterungsaufkommen im Interaktionsbereich potenziert wird.<br />

Demgegenüber kann bei geeigneten Bedingungen die Absorption von Kohlendioxid aus der<br />

Gasphase und somit die Versinterungsentstehung aus portlanditdominiertem Drainagewasser<br />

durch einen Aufstau verringert werden.<br />

4.1.3 Ausmass des Versinterungsproblems<br />

Aufgrund der vergleichsweise hohen Wassermenge und der grossen Fliessgeschwindigkeit<br />

beschränken sich die Versinterungen im Strang 1 im Bereich des ersten Drittels der letzten<br />

Haltung vor dem Portal Frutigen (Bereich oberhalb von 30–40 m abstromig von Schacht<br />

Nr. 2) hauptsächlich auf die linke Fliesszonenhälfte. Diese Versinterungen in diesem Bereich<br />

entstehen durch die Mischung des portlandithaltigen Sicherwassers aus dem Rohrschirm mit<br />

dem kohlendioxidhaltigen Drainagewasser aus stromaufwärts liegenden Haltungen. Das Versinterungsaufkommen<br />

in der linken Fliesszonenhälfte nimmt abstromig des Schachts Nr. 2<br />

langsam zu und erreicht durchschnittlich bis zu ca. 1.5 cm/Monat im Bereich von 25 m<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

16


abstromig von Schacht Nr. 2. Infolge der Kohlendioxid-Absorption entstehen an den wasserführenden<br />

Wassereintrittsöffnungen im Kämpfer zusätzlich lokal Versinterungsnasen mit<br />

einem Aufkommen von bis zu ca. 1 cm/Monat (Bild 4, rechts).<br />

In den unteren zwei Dritteln des Strangs 1 (unterhalb von 30–40 m abstromig von Schacht<br />

Nr. 2 bis zum Schacht Nr. 0) entstehen die Versinterungen durch Kohlendioxid-Absorption<br />

(vgl. Abschn. 4.1.2). Weil die Wasserableitung nicht durch grössere Hindernisse gestört wird,<br />

verteilen sich die Versinterungen relativ gleichmässig über die Rohrsohle, ohne dass lokale<br />

Versinterungsschwerpunkte auftreten. Lediglich vor kleinen Abflusshindernissen, wie Muffenstössen<br />

und Zementablagerungen sind leicht erhöhte Versinterungsaufkommen festzustellen.<br />

Das Versinterungsaufkommen schwankt in den unteren zwei Dritteln des Strangs 1 im<br />

Bereich von ca. 0.5–1 cm/Monat (Bild 4, rechts).<br />

Ohne präventive Massnahmen ist die Festigkeit der Versinterungen im Strang 1 in der letzten<br />

Haltung vor dem Portal Frutigen sehr hoch. Die Versinterungen lassen sich nur schwer mittels<br />

Vibrationsrotierdüse aufbrechen. Deshalb sollte das Reinigungsintervall bei ausschliesslichem<br />

Einsatz postsedimentärer Reinigungsverfahren (Vibrationsrotierdüse und Kettenschleuder)<br />

höchstens 12 Monate betragen, um die Versinterungen in der Sohle weniger als bis zu DN/2<br />

anwachsen zu lassen und dadurch die Dauer der Reinigungsmassnahme zu begrenzen.<br />

Die Kettenschleuder lässt sich aufgrund des 45°-Bogens vor Schacht Nr. 0 nur vorsichtig<br />

stromabwärts durch Schacht Nr. 2 bis zum 45°-Bogen oder – ohne Führungsschlitten – durch<br />

Einschieben von Schacht Nr. 0 bis hinter den 45°-Bogen und nur begleitet durch parallele<br />

Kamerabefahrung einsetzen (vgl. Abschn. 4.1.1).<br />

4.1.4 Handlungsempfehlungen<br />

4.1.4.1 Einsatz der Härtestabilisation<br />

Um die Festigkeit der Versinterungen in der letzten Haltung des Strangs 1 vor dem Portal<br />

Frutigen zu reduzieren, ist eine Härtestabilisation des Drainagewassers unbedingt zu empfehlen.<br />

Die Fliessgeschwindigkeit des Drainagewassers beträgt über die gesamte Haltungslänge etwa<br />

0.5 m/s. Die Drainagewassermenge beträgt im Durchschnitt etwa 0.5–1 l/s und schwankt mit<br />

dem jahreszeitlichen Sickerwasseranfall. Ausserdem ist das Drainagewasser durch organische<br />

Säuren (Huminsäuren) belastet, so dass in Strang 1 keine Flüssigkonditionierung eingesetzt<br />

werden sollte. Vielmehr eignet sich der Strang 1 hervorragend zum Einsatz eine Depotsteinkonditionierung<br />

mittels Polysuccinimid-Depotsteinen, z. B. Baypure ® DSP Tabs 200 (zum<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

17


technischen Einsatzbereich der Konditionierungsverfahren siehe 7 ; zu den mikrobiologischen<br />

Problemen im Strang 1 aufgrund der vorhandenen Huminsäuren und einer Überkonditionierung<br />

mittels der früher installierten Flüssigkonditionierung siehe Anlage 1, Abschn. 3.2 und<br />

4.3.2f).<br />

Polysuccinimid-Depotsteine setzen den Wirkstoff der Härtestabilisation, die Polyasparaginsäure<br />

und Polysuccinimid-Teilhydrolysate, in Abhängigkeit von pH-Wert, Strömungsgeschwindigkeit<br />

und der dargebotenen Depotsteinoberfläche frei. 8 Da der pH-Wert des Drainagewassers<br />

im Strang 1 erst innerhalb der letzten Haltung sehr stark ansteigt (vgl. Anlage 1,<br />

Bild 8 sowie Anlage 11), muss die erforderliche Wirkstoffkonzentration im Drainagewasser<br />

durch Bestückung der vier stromaufwärts liegenden Schächte Nr. 2, 3, 4 und 5 mit relativ<br />

grossen Bestückungsmengen (Tabelle 2) schrittweise aufgebaut werden (vgl. Anlage 1,<br />

Bild 13 unten). Der Vorteil der grossen Bestückungsmengen ist auf der anderen Seite ein<br />

verlängertes Nachbestückungsintervall von ca. einem ganzen Jahr.<br />

Tabelle 2: Bestückungsplan für die Grundbestückung der Entwässerungsleitungen im Lötschberg-Basistunnel,<br />

Portal Frutigen (vgl. auch Anlage 27)<br />

Die von den Polysuccinimid-Depotsteinen freigesetzte Polyasparaginsäure und Polysuccinimid-Teilhydrolysate<br />

reduzieren primär die Festigkeit der entstehenden Versinterungen, indem<br />

sie das Wachstum und das Zusammenwachsen der Kalkkristalle verhindern. Anstatt der<br />

sehr festen Versinterungen entstehen in der Folge weiche Versinterungsschlämme 9 (vgl. dazu<br />

auch die Beschreibung der weichen bis puderigen Versinterungen in den mit Baypure ® DSP<br />

7<br />

8<br />

9<br />

Gamisch, T.; Girmscheid, G.: Versinterungsprobleme in Bauwerksentwässerungen. Berlin : Bauwerk, 2007.<br />

Abschnitt 5.3.3.<br />

Gamisch, T.; Girmscheid, G.: Versinterungsprobleme in Bauwerksentwässerungen. Berlin : Bauwerk, 2007.<br />

Abschnitt 5.3.2.<br />

Gamisch, T.; Girmscheid, G.: Versinterungsprobleme in Bauwerksentwässerungen. Berlin : Bauwerk, 2007.<br />

Abschnitt 5.4.<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

18


Tabs 200 bestückten Strängen 2 und 3 gegenüber den harten Versinterungen in Strang 1<br />

(unbestückt) und Strang 4 (Flüssigkonditionierung) in Anlage 17, 20 und 21).<br />

Dank der Reduktion der Versinterungsfestigkeit und der grossen Strömungsgeschwindigkeit<br />

des Drainagewassers im Strang 1 können die weichen, puderigen Versinterungen beim Einsatz<br />

der Depotsteinkonditionierung mit dem natürlichen Drainagewasserstrom ausgespült<br />

werden. Dadurch wird das Versinterungsaufkommen auf der Rohrsohle des Strangs 1 erheblich<br />

reduziert, wodurch das Reinigungsintervall im besten Fall mehr als verdoppelt werden<br />

kann. Aufgrund des jahreszeitlich schwankenden Versinterungsaufkommens und der jährlichen<br />

Nachbestückung der Depotsteine wird zunächst ein Reinigungsintervall von 12 Monaten<br />

empfohlen. Später, wenn ausreichende Erkenntnisse zum Verbrauch der Depotsteine und zum<br />

Versinterungsaufkommen bei Depotsteinkonditionierung vorliegen, kann das Reinigungsintervall<br />

weiter verlängert werden.<br />

Voraussetzung für die volle Wirksamkeit der Depotsteinkonditionierung inkl. Ausspülung des<br />

Versinterungsschlamms mit dem natürlichen Drainagewasserstrom ist, dass die Rohrsohle frei<br />

von Strömungshindernissen ist, wie den noch vorhandenen alten Zementablagerungen. Auch<br />

hier kann die Depotsteinkonditionierung helfen. Wie bereits in dem seit Januar 2008 mit Baypure<br />

® DSP Tabs 200 bestückten Strang 3 beobachtet wurde, reduziert die Depotsteinkonditionierung<br />

auch den Verbund zwischen den Rohrwandungen und Zementablagerungen und alten<br />

harten Versinterungen, die vor dem Einsatz der Depotsteinkonditionierung entstanden. Durch<br />

diesen Effekt lösen sich die Altablagerungen bei den Spülungen mit der Vibrationsrotierdüse<br />

zunehmend von der Rohrsohle ab, wodurch sich der Reinigungszustand der Gewölbedrainagen<br />

mit jeder weiteren Reinigung nach Einsatz der Polysuccinimid-Depotsteine zunehmend<br />

verbessert. 10<br />

Hervorgerufen wird dieser verbundlösende Effekt durch die Polysuccinimid-Teilhydrolysate,<br />

die die Altablagerungen unterwandern und deren bestehenden Verbund mit der Rohrwandung<br />

durch weitere Hydrolyse stören. Die Polysuccinimid-Teilhydrolysate treten ausschliesslich<br />

beim Einsatz von Baypure ® DSP Tabs auf und sind aufgrund ihrer starken Adsorptionsneigung<br />

erkennbar durch eine rötlich-braune Tönung von Versinterungsoberflächen. 11<br />

4.1.4.2 Einsatz von Schwallspülern<br />

In Strang 1 ist kein Schwallspüler erforderlich. Vielmehr wäre ein Schwallspüler hier kontraproduktiv<br />

und würde das Versinterungsaufkommen im Bereich von 30–40 m abstromig von<br />

Schacht Nr. 2 verstärken. Denn bis in einen Bereich von 30–40 m abstromig von Schacht<br />

10<br />

11<br />

Rufener, Heinz: Informationen zur Reinigung der Gewölbedrainageleitungen im Bereich des Portals Frutigen<br />

am 15./16. November 2009 und 22./23. November 2009. Zweisimmen, 2009-12-14, 13.20 Uhr. – Telefonat<br />

mit Gamisch, Tobias, Institut für Bauplanung und Baubetrieb, ETH Zürich.<br />

Vgl. Gamisch, T.; Girmscheid, G.: Versinterungsprobleme in Bauwerksentwässerungen. Berlin : Bauwerk,<br />

2007. Abschnitte 5.4.1.4 und 5.4.2.4f.<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

19


Nr. 2 entstehen in der letzten Haltung des Strangs 1 vor dem Portal Frutigen Versinterungen<br />

infolge der Mischung interagierender Wässer (kohlendioxidhaltiges Drainagewasser + portlandithaltiges<br />

Sickerwasser aus dem Rohrschirm) (Bild 4, Mitte und rechts).<br />

Ausserdem reicht das Gefälle der letzten Haltung des Strangs 1 vor dem Portal Frutigen aus,<br />

um in der letzten Haltung bis auf einige kurze Ruhewasserzonen fast durchgängig einen<br />

schiessenden Abfluss des Drainagewassers sicherzustellen (vgl. Abschn. 4.1.1). Dieser schiessende<br />

Abfluss ist in der Lage, weiche Versinterungsschlämme aus der Gewölbedrainageleitung<br />

auszuspülen.<br />

4.1.4.3 Unterhalt der Entwässerungsleitungen<br />

Ohne präventive Massnahmen sollte die letzte Haltung des Strangs 1 vor dem Portal Frutigen<br />

spätestens alle 12 Monate mittels Vibrationsrotierdüse und eventuell Kettenschleuder gereinigt<br />

werden, um die harten Versinterungen innert wirtschaftlicher Zeitdauer aufbrechen und<br />

entfernen zu können (Abschn. 4.1.3). Abhängig von der jahreszeitlichen Verteilung des<br />

Versinterungsaufkommens (vgl. dazu Anlage 1, Kapitel 2) empfiehlt sich eine Reinigung<br />

nach der Tauperiode des Bodens im März/April.<br />

Durch den präventiven Unterhalt mit einer wirksamen Härtestabilisation mittels Polysuccinimid-Depotsteinen<br />

kann die Versinterungsfestigkeit soweit reduziert werden, dass der natürliche<br />

Drainagewasserstrom das Versinterungsaufkommen in der Gewölbedrainage erheblich<br />

reduziert, indem er den Versinterungsschlamm ausspült. Dadurch sollte das Reinigungsintervall<br />

der letzten Haltung mindestens auf 24 Monate verdoppelt werden können. Zudem kann<br />

die anschliessende Reinigung mit deutlich höherer Reinigungsleistung ausgeführt werden<br />

(Abschn. 4.1.4.1). Abhängig von der jahreszeitlichen Verteilung des Versinterungsaufkommens<br />

(vgl. dazu Anlage 1, Kapitel 2) wird jedoch vorerst alle 12 Monate eine Reinigung nach<br />

der Tauperiode des Bodens im März/April empfohlen, bis die Depotsteinkonditionierung in<br />

Strang 1 optimiert und die erreichte Effizienz bekannt ist. Erst dann sollte das Reinigungsintervall<br />

mit Rücksicht auf die jahreszeitlichen Schwankungen des Versinterungsaufkommens<br />

verlängert werden.<br />

Die Baypure ® DSP Tabs 200 sollten jeweils direkt im Anschluss an die Reinigung der Gewölbedrainage<br />

nachbestückt werden (Bestückungsmenge siehe Bestückungsplan in Tabelle 2<br />

bzw. Anlage 27). Abhängig vom Depotsteinverbrauch empfiehlt sich eine Nachbestückung<br />

vor dem Winter, im Zeitraum September–November. Der Verbrauch an Baypure ® DSP Tabs<br />

200 in Schacht Nr. 2 wird auf Basis der bisherigen Erfahrung 12 und der in Schacht Nr. 2<br />

beobachteten Wasserparameter (Anlage 1, Tabelle 2 und Anlage 11) auf ca. 30 %, d. h. 1.5 kg<br />

pro Halbjahr geschätzt.<br />

12<br />

Gamisch, T.; Girmscheid, G.: Versinterungsprobleme in Bauwerksentwässerungen. Berlin : Bauwerk, 2007.<br />

Abschnitt 5.6.2.<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

20


4.2 Strang 2<br />

4.2.1 Bauliche Defizite der Gewölbedrainageleitung<br />

Die letzte Haltung vor dem Portal Frutigen des Strangs 2, von Schacht Nr. 2 zu Schacht Nr. 1,<br />

besitzt ein wesentlich geringeres Gefälle als die des Strangs 1. Ausserdem fasst die Gewölbedrainageleitung<br />

weniger Wasser als im Strang 1. Aus diesen Gründen wirken sich Imperfektionen<br />

der Fliesszone im Strang 2 deutlich stärker auf den Abfluss des Drainagewassers aus.<br />

Bereits geringste Gefälleschwankungen schaffen Ruhewasserbereiche und Wassersäcke, und<br />

hervorstehende Muffenränder bewirken ein bis zwei Meter lange, flache Aufstauungen von<br />

Drainagewasser. Daraus resultieren fast über die gesamte Haltungslänge immer wieder kurze<br />

Sedimentationsstrecken, die die Wirksamkeit der Härtestabilisation einschränken.<br />

Die im Februar 2008 installierte Depotsteinkonditionierung verringert zwar die Festigkeit der<br />

entstehenden Versinterungen im Strang 2. Die Versinterungsschlämme können jedoch vom<br />

natürlichen Drainagewasserstrom jeweils nur bis zum nächsten Sedimentationsbereich innerhalb<br />

der letzten Haltung transportiert werden. Aufgrund der zu geringen Schleppgeschwindigkeit<br />

des Drainagewassers in den Ruhewasserstrecken, Wassersäcken und Aufstauungen sedimentieren<br />

und akkumulieren die Versinterungsschlämme in diesen Bereichen. Ohne bauliche<br />

Modifikationen können die Versinterungsschlämme allein durch den natürlichen Drainagewasserstrom<br />

nicht aus der letzten Haltung vor dem Portal Frutigen des Strangs 2 ausgespült<br />

werden. Aus diesem Grund konnte das Reinigungsintervall der letzten Haltung des Strangs 2<br />

trotz erfolgreicher Applikation der Depotsteinkonditionierung bis zum Einsatz des Schwallspülers<br />

nicht merklich verlängert werden.<br />

Irreversible bauliche Defizite, die den Abfluss des Drainagewassers stören und zur Akkumulation<br />

der mit dem Drainagewasser transportierten Versinterungsschlämme führen, treten in<br />

der letzten Haltung des Strangs 2 vor dem Portal Frutigen in folgenden Bereichen auf (Bild 5,<br />

links):<br />

– 0.0–3.0 m abstromig von Schacht Nr. 2: geringes Gefälle mit Ruhewasserstrecke (2–3 m)<br />

– 6.5–8.0 m abstromig von Schacht Nr. 2: Aufstau vor einer Muffe, Tiefe bis zu ca. 1 cm<br />

– 20.0–20.5 m abstromig von Schacht Nr. 2: Aufstau vor einer Muffe, Tiefe bis zu ca. 1 cm<br />

– 24.0–25.0 m abstromig von Schacht Nr. 2: Ruhewasserstrecke<br />

– 26.5 m abstromig von Schacht Nr. 2: Aufstau vor einer Muffe, Tiefe bis zu ca. 1 cm<br />

– 27.0–30.0 m abstromig von Schacht Nr. 2: Wassersack mit einer Tiefe bis zu ca. 2 cm<br />

– 38.5 m abstromig von Schacht Nr. 2: Aufstau vor einer Muffe, Tiefe bis zu ca. 1 cm<br />

– 43.0–47.3 m abstromig von Schacht Nr. 2: Wassersack mit einer Tiefe bis zu ca. 2 cm<br />

– 48.0–51.0 m abstromig von Schacht Nr. 2: Wassersack vor Muffe, Tiefe bis zu ca. 2 cm<br />

– 51.5–54.5 m abstromig von Schacht Nr. 2: Ruhewasserstrecke<br />

– 61.5–62.5 m abstromig von Schacht Nr. 2: Aufstau vor einer Muffe, Tiefe bis zu ca. 2 cm<br />

– 70.5–72.0 m abstromig von Schacht Nr. 2: Ruhewasserstrecke vor Muffe<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

21


Ein weiteres bauliches Defizit des Strangs 2 ist der Einlauf einer Stichleitung von rechts innerhalb<br />

der letzten Haltung vor dem Portal Frutigen, 74.0 m abstromig von Schacht Nr. 2<br />

bzw. ca. 2.7 m vor dem Einlauf in den Schacht Nr. 1 (Bild 5, links). Diese Stichleitung ist vermutlich<br />

eine weitere Drainageleitung, die hinter der Portalwand bis zum bergmännischen Portal<br />

zwischen den beiden Tunnelröhren verläuft. Durch die Einmündung innerhalb der letzten<br />

Haltung anstatt in den Schacht Nr. 1 kann diese Stichleitung jedoch nicht inspiziert und<br />

gereinigt werden.<br />

Bild 5: Lötschberg-Basistunnel, Weströhre, Strang 2, Gewölbedrainage Ost, 1. Haltung am Portal Frutigen,<br />

Fliessrichtung Schacht Nr. 2 (oben) Schacht Nr. 1 (unten) (vgl. Bild 1): Baulicher Zustand,<br />

Versinterungsursachen und resultierende Versinterungszonen bzw. -probleme (v. l. n. r.)<br />

(Verlagerung von Versinterungsschlamm aufgrund der bestehenden Depotsteinkonditionierung mögl.)<br />

4.2.2 Ursachen und Mechanismen der Versinterungsentstehung<br />

Bereits stromaufwärts und in den ersten Metern stromabwärts des Schachts Nr. 2 weist das<br />

Drainagewasser im Strang 2 erhöhte pH-Werte über 9.0 auf. Denn bereits stromaufwärts von<br />

Schacht Nr. 2 treten erste Zuflüsse von portlandithaltigem Sickerwasser aus der Vortriebssicherung<br />

(Rohrschirm und Verfestigungsinjektionen) auf (Bild 5, Mitte). Diese Zuflüsse an<br />

portlandithaltigem Sickerwasser sind gekennzeichnet durch Sinterfahnen, die direkt an den<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

22


Wassereintrittsöffnungen beginnen und sich vertikal über den gesamten Rohrkämpfer bis zur<br />

Fliesszone erstrecken.<br />

In der Fliesszone führt die Mischung des portlandithaltigen Sickerwassers mit dem kohlendioxidhaltigen<br />

Drainagewasser zur Entstehung von Versinterungen, die im Mischungsbereich<br />

am Fliesszonenrand beginnen und sich mit zunehmender Fliessstrecke allmählich über die<br />

gesamte Rohrsohle ausbreiten (zur Entstehung vgl. Abschn. 4.1.2).<br />

Aufgrund der stromaufwärts des Schachts Nr. 2 beginnenden stärkeren Zutritte an portlandithaltigem<br />

Sickerwasser erreicht das Drainagewasser in der Gewölbedrainage des Strangs 2<br />

bereits 15 m abstromig von Schacht Nr. 2 das Minimum der Calciumlöslichkeit im pH-Wert-<br />

Bereich von 9.5 … 10.5. 13 Bis zu diesem Bereich ist die Calciumlöslichkeit calcitdominiert,<br />

und infolge der Mischung interagierender Wässer (kohlendioxidhaltiges Drainagewasser +<br />

portlandithaltiges Sickerwasser aus dem Rohrschirm) entstehen an den Fliesszonenrändern in<br />

der Rohrsohle der Gewölbedrainageleitung Versinterungen (Bild 5, Mitte und rechts). Ab diesem<br />

Bereich ist die Calciumlöslichkeit portlanditdominiert, und es entstehen allein durch die<br />

weitere Zufuhr von Portlandit-Lösung keine spontanen Versinterungen mehr im Mischungsbereich<br />

des Sicker- und des Drainagewassers. Stattdessen entstehen die Versinterungen ab<br />

diesem Bereich durch die Absorption von Kohlendioxid aus der Gasphase (Bild 5, Mitte und<br />

rechts; vgl. Abschn. 4.1.2). 14<br />

Zusammenfassend kann das Drainagewasser im Strang 2 somit wie folgt bezeichnet werden:<br />

– Im Bereich oberhalb von 15 m abstromig von Schacht Nr. 2 als calcitdominiert und<br />

– im Bereich unterhalb von 15 m abstromig von Schacht Nr. 2 als portlanditdominiert.<br />

Im Bereich oberhalb von 15 m abstromig von Schacht Nr. 2 sollte das Drainagewasser im<br />

Strang 2 somit keinesfalls aufgestaut werden. Andernfalls kann das Versinterungsaufkommen<br />

im Interaktionsbereich mit dem portlandithaltigen Sickerwasser aus der Vortriebssicherung<br />

erheblich verstärkt werden. Demgegenüber kann die Absorption von Kohlendioxid aus der<br />

Gasphase und somit die Neigung des portlandithaltigen Drainagewassers zur Abscheidung<br />

von Versinterungen durch einen Aufstau des Drainagewassers im Bereich unterhalb von 15–<br />

20 m abstromig von Schacht Nr. 2 verringert werden. Eine erhebliche Reduktion des Versinterungsaufkommens<br />

in der letzten Haltung des Strangs 2 vor dem Portal Frutigen kann<br />

jedoch nur durch eine Erhöhung der Strömungsgeschwindigkeit des Drainagewassers erreicht<br />

werden.<br />

13<br />

14<br />

Vgl. Gamisch, T.; Girmscheid, G.: Versinterungsprobleme in Bauwerksentwässerungen. Berlin : Bauwerk,<br />

2007. Abschnitt 2.3.7.<br />

Vgl. Gamisch, T.; Girmscheid, G.: Versinterungsprobleme in Bauwerksentwässerungen. Berlin : Bauwerk,<br />

2007. Abschnitt 2.3.9.<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

23


4.2.3 Ausmass des Versinterungsproblems<br />

Aufgrund der geringen Drainagewassermenge und der frühen Portlandit-Zuflüsse entstehen<br />

im Strang 2 bereits stromaufwärts des Schachts Nr. 2 Versinterungen. Diese Versinterungen<br />

lagern sich infolge der Kohlendioxid-Absorption aus der Gasphase in Form von Sinterfahnen<br />

im Rohrkämpfer und infolge der Mischung mit dem kohlendioxidhaltigen Drainagewasser am<br />

Rand der Fliesszone in der Rohrsohle ab.<br />

Während temporär auftretender, stärkerer Portlandit-Zuflüsse, z. B. während der Tauperiode<br />

des Bodens im Bereich des Rohrschirms im Frühjahr, verstärken sich die Versinterungen<br />

infolge Mischung interagierender Wässer, und der Interaktionsbereich verschiebt sich stromaufwärts<br />

vor den Schacht Nr. 2. Während dieser Periode können bereits im Bereich des<br />

Schachts Nr. 2 des Strangs 2 Versinterungen infolge der Absorption von Kohlendioxid aus<br />

der Gasphase auftreten. Das Versinterungsaufkommen auf der gesamten Rohrsohle infolge<br />

Kohlendioxid-Absorption bei temporär grösseren Portlandit-Zuflüssen beträgt im Bereich 0–<br />

10 m abstromig von Schacht Nr. 2 über das ganze Jahr durchschnittlich ca. 0.5 cm/Monat,<br />

kann aber kurzfristig auch ein bis zwei Zentimeter pro Monat betragen (Bild 5, rechts). Derart<br />

starke Portlandit-Zuflüsse treten jedoch nur während sehr kurzer Perioden auf und sind daher<br />

als aussergewöhnliche Drainagebedingungen zu bezeichnen.<br />

Die Versinterungen, die bei normalen Drainagebedingungen infolge der Interaktion des portlandithaltigen<br />

Sickerwassers und des kohlendioxidhaltigen Drainagewassers in der rechten<br />

Hälfte der Fliesszone abstromig des Schachts Nr. 2 (im Bereich von 0.0–14.0 m) entstehen,<br />

wachsen mit einem Aufkommen von ca. 1 cm/Monat (Bild 5, rechts).<br />

Aufgrund der stärkeren Portlandit-Zuflüsse erreicht das Drainagewasser im Strang 2 das<br />

Minimum der Calciumlöslichkeit (pH-Wert ≈ 9.5 … 10.5) bei normalen Drainagebedingungen<br />

innerhalb eines relativ kurzen Bereichs 15 m abstromig von Schacht Nr. 2. Während sich<br />

die Versinterungen auf der Rohrsohle bei 14 m abstromig von Schacht Nr. 2 nur auf die rechte<br />

Hälfte der Fliesszone konzentrieren, bedecken sie bereits bei 15 m ¾ der Fliesszone und ab<br />

16.5 m die ganze Fliesszone. Das Versinterungsaufkommen in der Fliesszone beträgt bei<br />

16.5 m abstromig von Schacht Nr. 2 ca. 1 cm/Monat (Bild 5, rechts).<br />

Unterhalb von 15–20 m abstromig von Schacht Nr. 2 bis zum Schacht Nr. 1 entstehen die<br />

Versinterungen durch Kohlendioxid-Absorption (vgl. Abschn. 4.2.1 i. V. m. Abschn. 4.1.2).<br />

Weil das Drainagewasser aufgrund des geringen Gefälles sehr langsam abfliesst und nicht<br />

durch grössere Hindernisse gestört wird, verteilen sich die Versinterungen mit Ausnahme von<br />

zwei Versinterungsschwerpunkten relativ gleichmässig über die Rohrsohle. Allerdings nehmen<br />

die Kohlendioxid-Absorption aus der Gasphase und damit das Versinterungsaufkommen<br />

direkt im Anschluss an stärkere Portlandit-Zuflüsse und in Ruhewasserbereichen zu.<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

24


Aus der Kombination stärkerer Portlandit-Zuflüsse und anschliessender Ruhewasserbereiche<br />

entstehen die beiden Versinterungsschwerpunkte, die bereits früher zu Vollverschlüssen der<br />

letzten Haltung des Strangs 2 vor dem Portal Frutigen geführt haben (Anlage 2). So steigt<br />

zum Beispiel das Versinterungsaufkommen im Bereich 20.5–23 m abstromig von Schacht<br />

Nr. 2 infolge massiver Portlandit-Zuflüsse kontinuierlich von ca. 1 cm/Monat auf bis zu ca.<br />

2 cm/Monat an. Weiterhin lagern sich im Bereich 24.0–26.5 m abstromig von Schacht Nr. 2<br />

infolge der massiven Portlandit-Zuflüsse ab 20.5 m, der Ruhewasserstrecke im Bereich 24–<br />

25 m und des Aufstaus vor der Muffe bei 26.5 m abstromig von Schacht Nr. 2 zunehmend<br />

massive Versinterungen ab (Bild 5, rechts).<br />

Da die abgelagerten Versinterungen die Ruhewasserstrecke im Bereich von 24–26.5 m abstromig<br />

von Schacht Nr. 2 sukzessive verlängern, begünstigen sie die weitere Versinterungsentstehung<br />

und führen somit zu einem kontinuierlich zunehmenden Versinterungsaufkommen.<br />

Im Bereich von 20.5–26.5 m abstromig von Schacht Nr. 2 wurde eine zunehmende Bankbildung<br />

von bis zu 4–5 cm/Monat bei aussergewöhnlichen Drainagebedingungen während der<br />

Tauperiode im März/April 2009 beobachtet (Bild 5, rechts, vgl. Anlage 26), die bereits vor<br />

dem Einsatz der Depotsteinkonditionierung und des Schwallspülers regelmässig ein Reinigungsintervall<br />

von 3–4 Monaten erforderlich machte (vgl. Anlage 2, S. 3).<br />

Die Versinterungsentstehung infolge Kohlendioxid-Absorption aus dem portlandithaltigen<br />

Drainagewasser geht wieder zurück, wenn (1) die Kohlendioxid-Absorption abnimmt (z. B.<br />

weil die Fliessgeschwindigkeit des Drainagewassers wieder zunimmt und/oder die Phasengrenzfläche<br />

Wasser–Luft abnimmt) und wenn (2) der Portlandit-Gehalt und der pH-Wert infolge<br />

der Abscheidung der Versinterungen absinkt und sich das Drainagewasser wieder dem<br />

metastabilen Kalk-Kohlensäure-Gleichgewicht nähert. Dementsprechend nimmt auch das<br />

Versinterungsaufkommen im Strang 2 im Anschluss an den Versinterungsschwerpunkt bei<br />

24–26.5 m wieder ab.<br />

Ab 30 m abstromig von Schacht Nr. 2 bis Schacht Nr. 1 schwankt das Versinterungsaufkommen<br />

auf der Rohrsohle im Bereich von ca. 0.5–1 cm/Monat. Bei kleinen Abflusshindernissen,<br />

wie vor Muffenstössen und in Ruhewasserstrecken und Wassersäcken, sowie nach erneuten<br />

starken Portlandit-Zuflüssen ist jeweils eine leichte Erhöhung des Versinterungsaufkommens<br />

festzustellen (Bild 5, rechts). Daraus entstand auch der zweite Versinterungsschwerpunkt in<br />

der letzten Haltung des Strangs 2, im Bereich 40–50 m abstromig von Schacht Nr. 2. Auch<br />

hier führten früher erneute Portlandit-Zuflüsse von rechts bei 40 m sowie ein ausgedehnter<br />

Wassersack bei 43–47.3 m abstromig von Schacht Nr. 2 zu einem extrem starken Versinterungsaufkommen<br />

und Vollverschlüssen infolge langer Verweilzeit des Drainagewassers und<br />

intensiver Kohlendioxid-Absorption (vgl. Anlage 2). Auch dieser frühere Versinterungsschwerpunkt<br />

konnte durch den Einsatz der Depotsteinkonditionierung und des Schwallspülers<br />

aufgehoben werden (vgl. Abschn. 4.2.4 und Anlage 26)<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

25


Ohne Depotsteinkonditionierung ist die Festigkeit der Versinterungen im Strang 2 in der letzten<br />

Haltung vor dem Portal Frutigen sehr hoch. Vor dem Einsatz der Baypure ® DSP Tabs 200<br />

liessen sich die Versinterungen nur schwer mittels Vibrationsrotierdüse aufbrechen und mussten<br />

selbst bei Einsatz der Flüssigkonditionierung teilweise mit der Kettenschleuder entfernt<br />

werden (vgl. Anlage 2, 4 und 5). Deshalb sollte das Reinigungsintervall ohne Einsatz einer<br />

Depotsteinkonditionierung keinesfalls länger als etwa 3–4 Monate betragen, um die Versinterungen<br />

in den beiden Versinterungsschwerpunkten nur etwa bis DN/2 anwachsen zu lassen<br />

und dadurch die Dauer des Kettenschleudereinsatzes zu begrenzen.<br />

4.2.4 Handlungsempfehlungen<br />

4.2.4.1 Einsatz der Härtestabilisation<br />

Um die Festigkeit der Versinterungen in der letzten Haltung des Strangs 2 vor dem Portal<br />

Frutigen zu reduzieren, ist eine Härtestabilisation des Drainagewassers mittels Depotsteinen<br />

Baypure ® DSP Tabs 200 unbedingt zu empfehlen.<br />

Aufgrund des geringen Gefälles und der zahlreichen Ruhewasserstrecken ist die Fliessgeschwindigkeit<br />

des Drainagewassers über die gesamte Länge der letzten Haltung des Strangs 2<br />

vor dem Portal Frutigen sehr gering. Ausserdem beträgt die Drainagewassermenge im Mittel<br />

weniger als 0.5 l/s. Deshalb kommt eine Flüssigkonditionierung in Strang 2 technisch nicht in<br />

Frage 15 und kann aufgrund des bereits vollständig hydrolysierten Wirkstoffs auch nicht den<br />

gleichen Effekt wie die Depotsteinkonditionierung erzielen. 16 Dies wurde durch den Wechsel<br />

von der Flüssigkonditionierung auf die Depotsteinkonditionierung im Februar 2008 bereits<br />

eindeutig gezeigt.<br />

Auf Basis der Erfahrungen mit der Flüssigkonditionierung konstatierte Oliver Studer (BLS<br />

AG) im Februar 2008 ein Reinigungsintervall von 3–4 Monaten für die letzte Haltung des<br />

Strangs 2 (Anlage 2), d. h. drei bis vier Reinigungseinsätze pro Jahr. Seit dem Wechsel auf<br />

die Depotsteinkonditionierung konnte jedoch trotz des geringen Gefälles ein Reinigungsintervall<br />

von mindestens 4 Monaten im Winter (November–März) und 8 Monaten im Sommer<br />

(März–November) eingehalten werden (vgl. Tabelle 1). Durch den Einsatz der Depotsteinkonditionierung<br />

konnte somit die Anzahl der erforderlichen Reinigungseinsätze auf nur zwei<br />

Reinigungseinsätze pro Jahr halbiert werden.<br />

15<br />

16<br />

Gamisch, T.; Girmscheid, G.: Versinterungsprobleme in Bauwerksentwässerungen. Berlin : Bauwerk, 2007.<br />

Abschnitt 5.3.3.<br />

Vgl. Gamisch, T.; Girmscheid, G.: Versinterungsprobleme in Bauwerksentwässerungen. Berlin : Bauwerk,<br />

2007. Abschnitte 5.4.1.4 und 5.4.2.4f.<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

26


Aufgrund der Mechanismen der Wirkstofffreisetzung von den Polysuccinimid-Depotsteinen 17<br />

und des sehr starken Anstiegs des pH-Werts des Drainagewassers im Strang 2 erst innerhalb<br />

der letzten und vorletzten Haltung (vgl. Anlage 1, Bild 8 und Anlage 11), muss die Wirkstoffkonzentration<br />

durch Bestückung der vier stromaufwärts liegenden Schächte Nr. 2, 3, 4a und<br />

4b mit relativ grossen Bestückungsmengen (Tabelle 2) schrittweise aufgebaut werden (vgl.<br />

Anlage 1, Bild 13 unten) Der Vorteil der grossen Bestückungsmengen ist auf der anderen<br />

Seite ein verlängertes Nachbestückungsintervall der Depotsteine in den Schächten Nr. 4a und<br />

4b von ca. einem ganzen Jahr. Die Depotsteine in den Schächten Nr. 2 und 3 sollten aufgrund<br />

des höheren Verbrauchs und des stärkeren Versinterungsaufkommens während der Tauperiode<br />

im Frühjahr alle sechs Monate (März/April und September–November) nachbestückt<br />

werden.<br />

Die von den Polysuccinimid-Depotsteinen freigesetzte Polyasparaginsäure und Polysuccinimid-Teilhydrolysate<br />

reduzieren primär die Festigkeit der entstehenden Versinterungen, indem<br />

sie das Wachstum und das Zusammenwachsen der Kalkkristalle verhindern. 18 Anstatt der<br />

sehr festen Versinterungen entstehen dann weiche Versinterungsschlämme (Anlage 17 & 20).<br />

Im Gegensatz zum Strang 1 reicht die Schleppgeschwindigkeit des natürlichen Drainagewasserstroms<br />

in Strang 2 jedoch bei weitem nicht aus, um die zudem noch grösseren Mengen an<br />

Versinterungsschlamm aus der letzten Haltung auszuspülen. Geringe Verlagerungen der Versinterungen<br />

in Strang 2 treten beim Einsatz der Depotsteinkonditionierung zwar auf, jedoch<br />

setzen sich die Versinterungsschlämme in den Ruhewasserstrecken im Haltungsinneren ab.<br />

Die Depotsteinkonditionierung konnte somit im Strang 2 die Festigkeit der Versinterungen<br />

erheblich verringern und dadurch die Dauer und den erforderlichen Aufwand der Reinigungsmassnahmen<br />

beträchtlich reduzieren. Seit der Grundreinigung im April/Mai 2008 war kein<br />

Einsatz einer Kettenschleuder zur Entfernung harter Versinterungen mehr erforderlich. Ausserdem<br />

reduzierte die Depotsteinkonditionierung das Risiko eines Vollverschlusses der letzten<br />

Haltung des Strangs 2, weil die Versinterungsschlämme bei zunehmender Rohrverengung<br />

auch aus Ruhewasserstrecken ausgespült werden können.<br />

Aufgrund des geringen Gefälles, der zahlreichen Ruhewasserstrecken und des geringen Drainagewasseranfalls<br />

war die Depotsteinkonditionierung allein jedoch nicht in der Lage, die<br />

Menge der im Strang 2 entstehenden Versinterungen reduzieren. Aus diesem Grund wurde<br />

Mitte September 2009 ein Schwallspüler im Einlauf des Schachts Nr. 1 installiert.<br />

17<br />

18<br />

Gamisch, T.; Girmscheid, G.: Versinterungsprobleme in Bauwerksentwässerungen. Berlin : Bauwerk, 2007.<br />

Abschnitt 5.3.2.<br />

Gamisch, T.; Girmscheid, G.: Versinterungsprobleme in Bauwerksentwässerungen. Berlin : Bauwerk, 2007.<br />

Abschnitt 5.4.<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

27


4.2.4.2 Einsatz von Schwallspülern<br />

Um die Strömungsgeschwindigkeit des Drainagewassers in der letzten Haltung des Strangs 2<br />

vor dem Portal Frutigen periodisch zu beschleunigen und dadurch die weichen Versinterungsschlämme<br />

in regelmässigen Intervallen auszuspülen, wurde der Einsatz eines Schwallspülers<br />

im Einlauf in den Schacht Nr. 1 vorgeschlagen. Der Schwallspüler verschliesst den Einlauf<br />

der Gewölbedrainageleitung des Strangs 2 in den Schacht Nr. 1 vollständig und staut dadurch<br />

das anfallende Drainagewasser in der letzten Haltung bis zu einer definierten Einstauhöhe auf.<br />

Die Einstauhöhe wurde im Strang 2 mit Rücksicht auf die Gleislage in der Weströhre des<br />

Lötschberg-Basistunnels am Portal Frutigen auf 600 mm über Sohle Einlauf festgelegt (Anlage<br />

23). Dies ergibt eine theoretische Druckhöhe des Grundwassers von 333 mm unter SiOK<br />

sowie eine Einstaulänge von 47.25 m stromaufwärts von Schacht Nr. 1 bzw. ein Rückstau des<br />

Drainagewassers bis zu 31 m abstromig von Schacht Nr. 2. Praktisch realisiert wurde ein<br />

Rückstau des Drainagewassers bis ca. 27 m abstromig von Schacht Nr. 2. Bei maximaler Einstauhöhe<br />

ist die Gewölbedrainageleitung ab 39 m abstromig von Schacht Nr. 2 vollständig<br />

eingestaut (vgl. Anlage 24).<br />

Wenn das Drainagewasser die Einstauhöhe von 600 mm am Einlauf in den Schacht Nr. 1<br />

erreicht, löst der Schwallspüler aus. Das heisst, der Schwallspüler öffnet den Schachteinlauf<br />

und lässt sämtliches Drainagewasser aus der letzten Haltung des Strangs 2 in einem Schwall<br />

abfliessen, bis der Wasserspiegel den unteren Auslösepunkt 200 mm über Sohle Einlauf erreicht.<br />

An diesem Punkt verschliesst der Schwallspüler den Einlauf der Gewölbedrainageleitung<br />

in den Schacht Nr. 1 wieder vollständig und staut das Drainagewasser in der letzten<br />

Haltung wieder bis zur Einstauhöhe von 600 mm über Sohle Einlauf auf (Anlage 22).<br />

Durch den Aufstau und das schwallartige Ablassen des Drainagewassers erzielt der Schwallspüler<br />

gleich mehrere positive Effekte:<br />

– Durch den Aufstau des Wassers innerhalb statt vor der letzten Haltung stehen die Versinterungen<br />

in der letzten Haltung unter Auftrieb. Dadurch fliessen die Versinterungspartikel,<br />

die durch die Depotsteinkonditionierung vor dem Zusammenwachsen und Verfestigen bewahrt<br />

werden, einfach mit dem Drainagewasserschwall aus der Leitung. Würden die Versinterungspartikel<br />

auf der Rohrsohle sedimentiert vorliegen, würden sie durch einen Spülschwall<br />

von oberhalb grösstenteils überströmt und weniger gut ausgespült werden.<br />

– Durch den Aufstau des Drainagewassers bis zu 39 m abstromig von Schacht Nr. 2 (Volleinstau<br />

bei maximaler Stauhöhe) wird die Kohlendioxid-Absorption durch das portlandithaltige<br />

Drainagewasser und dadurch auch das Versinterungsaufkommen in der unteren<br />

Hälfte der letzten Haltung reduziert, solange das Drainagewasser das Minimum der Calciumlöslichkeit<br />

oberhalb des Einstaubereichs durchschreitet und die Calciumlöslichkeit im<br />

Einstaubereich portlanditdominiert ist (vgl. Abschn. 4.2.2).<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

28


– Durch den Aufstau des Drainagewassers über ¾ des Rohrdurchmessers in einem Bereich<br />

ab 33 m abstromig von Schacht Nr. 2 wird die Wirkung der Depotsteinkonditionierung<br />

auch auf die Wassereintrittsöffnungen der Gewölbedrainageleitungen und die umliegenden<br />

Sickerpackungen ausgedehnt.<br />

Dank der Reduktion der Versinterungsfestigkeit durch die Depotsteinkonditionierung und der<br />

grossen Strömungsgeschwindigkeit des Drainagewassers beim Ablassen durch den Schwallspüler<br />

werden die weichen, puderigen Versinterungen regelmässig fast vollständig aus der<br />

letzten Haltung des Strangs 2 vor dem Portal Frutigen ausgespült. Dadurch wird das Versinterungsaufkommen<br />

auf der Rohrsohle und in den Rohrkämpfern erheblich reduziert und die<br />

zwei früheren Versinterungsschwerpunkte aufgehoben (vgl. Anlage 26). Durch den kombinierten<br />

Einsatz der Depotsteinkonditionierung kann das Reinigungsintervall der letzten<br />

Haltung des Strangs 2 vor dem Portal Frutigen sowie das der daran anschliessenden Querleitung<br />

von Schacht Nr. 1 zu Schacht Nr. 0 mehr als verdoppelt werden.<br />

Aufgrund des jahreszeitlich schwankenden Versinterungsaufkommens wird für die letzte Haltung<br />

des Strangs 2 vor dem Portal Frutigen zunächst ein vorsichtiges Reinigungsintervall von<br />

12 Monaten empfohlen. Später, wenn weitere Erkenntnisse zur Effizienz des Schwallspülers<br />

während der Tauperiode im März/April im Bereich des ersten Versinterungsschwerpunkts<br />

von 20.5–26.5 m abstromig von Schacht Nr. 2 vorliegen, kann das Reinigungsintervall weiter<br />

verlängert werden.<br />

Funktionsbedingt hält der Schwallspüler sämtliches Drainagewasser in der letzten Haltung bis<br />

zum Erreichen des oberen Auslösepunkts fest und lässt dann sämtliches Drainagewasser in<br />

einem Schwall abfliessen. Dies führt dazu, dass dieses Drainagewasser nicht mehr wie bisher<br />

durch andere Zuflüsse im weiten Verlauf des Entwässerungssystems permanent verdünnt<br />

wird. Vielmehr fliesst das Drainagewasser in zeitlich eng begrenzten Schwallen konzentriert<br />

durch das weitere Entwässerungssystem. Sollte das Drainagewasser, das der Schwallspüler<br />

zurückhält, wie im Strang 2 des Lötschberg-Basistunnels stark portlandithaltig und damit sehr<br />

alkalisch sein, treten deshalb im weiteren Verlauf des Entwässerungssystems regelmässig<br />

kurzzeitig hohe pH-Werte auf, während der Schwall des alkalischen Drainagewassers abfliesst.<br />

In der Zeit, während der Schwallspüler geschlossen ist und die Leitung einstaut und<br />

somit kein alkalisches Drainagewasser abfliesst, liegen die pH-Werte des Drainagewassers<br />

dafür im weiteren Verlauf des Entwässerungssystems unter den pH-Werten des Mischwassers,<br />

die vor Installation des Schwallspülers beobachtet wurden. Diesem Umstand muss bei<br />

der Installation von Schwallspülern in jedem Fall Rechnung getragen werden.<br />

Ein Ausgleich der kurzzeitig hohen pH-Werte ist möglich, wenn im weiteren Verlauf des Entwässerungssystems<br />

ein entsprechendes Ausgleichsvolumen vorhanden ist, mit dem sich der<br />

Schwall des alkalischen Drainagewassers verdünnen kann. Idealerweise entspricht das Ausgleichsvolumen<br />

der Menge an Drainagewasser, die während eines Schwallspülzyklus insge-<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

29


samt im weiteren Verlauf des Entwässerungssystems anfällt. Bei vollständiger Durchmischung<br />

im Ausgleichbecken sind im Anschluss keine pH-Wert-Sprünge mehr zu beobachten,<br />

denn der pH-Wert des Wassers aus dem Ausgleichsvolumen entspricht dann dem pH-Wert<br />

des Mischwassers vor Installation des Schwallspülers. Aber auch deutlich kleinere Ausgleichsvolumen<br />

reichen aus, um die kurzzeitig hohen pH-Werte des schwallartig anfallenden,<br />

alkalischen Drainagewasser stark abzusenken und die Einleitgrenzwerte einzuhalten.<br />

4.2.4.3 Unterhalt der Entwässerungsleitungen<br />

Ohne präventive Massnahmen muss die letzte Haltung des Strangs 2 vor dem Portal Frutigen<br />

alle 3–4 Monate mittels Vibrationsrotierdüse und Kettenschleuder gereinigt werden, um die<br />

harten Versinterungen innert wirtschaftlicher Zeitdauer aufbrechen und entfernen zu können<br />

(Abschn. 4.2.3).<br />

Allein durch den präventiven Unterhalt mit einer wirksamen Härtestabilisation mittels Polysuccinimid-Depotsteinen<br />

kann in Strang 2 nur die Versinterungsfestigkeit reduziert werden.<br />

Aufgrund des geringen Gefälles und der zahlreichen Ruhewasserstellen ist der natürliche<br />

Drainagewasserstrom ohne bauliche Modifikationen nicht in der Lage, den Versinterungsschlamm<br />

aus der letzten Haltung vor dem Portal auszuspülen. Somit wird das Versinterungsaufkommen<br />

ohne bauliche Modifikationen nicht wesentlich reduziert. Trotzdem wurde beim<br />

alleinigen Einsatz der Depotsteinkonditionierung eine geringe Verlagerung der Versinterungsschlämme<br />

innerhalb der letzten Haltung vor dem Portal Frutigen festgestellt, so dass ein<br />

Reinigungsintervall von 4 Monaten im Winter (November–März) und 8 Monaten im Sommer<br />

(März–November) realisiert werden konnte (Abschn. 4.2.4.1).<br />

Der Einsatz der Depotsteinkonditionierung reduzierte ausserdem den Aufwand und die Zeitdauer<br />

der erforderlichen Reinigungsmassnahmen erheblich. Die letzte Haltung des Strangs 2<br />

vor dem Portal Frutigen, von Schacht Nr. 2 zu Schacht Nr. 1, sowie die anschliessende Querleitung<br />

von Schacht Nr. 1 zu Schacht Nr. 0 (vgl. Bild 1) konnten nach Einsatz der Depotsteinkonditionierung<br />

in rund zwei Stunden mittels Hochdruckspülung gereinigt werden. Früher –<br />

auch während des Einsatzes der Flüssigkonditionierung – wurden für die regelmässigen Reinigungen<br />

dieser beiden Leitungen jeweils durchschnittlich eine ganze Schicht und eine Kettenschleuder<br />

benötigt (vgl. Anlage 1, 4 und 5 i. V. m. Anlage 17 und 20).<br />

Das Versinterungsaufkommen in der letzten Haltung des Strangs 2 vor dem Portal Frutigen<br />

konnte erst durch die Kombination aus Depotsteinkonditionierung und Schwallspüler deutlich<br />

reduziert werden. Während die Depotsteinkonditionierung die Festigkeit der Versinterungen<br />

reduziert und das Zusammenwachsen der Kristalle verhindert, erzeugt der Schwallspüler<br />

regelmässig eine hohe Strömungsgeschwindigkeit des Drainagewassers in der unteren Hälfte<br />

der Gewölbedrainage, von etwa 27 m abstromig von Schacht Nr. 2 bis zum Schacht Nr. 1.<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

30


Dadurch werden die Versinterungsschlämme jeweils alle 17–20 Stunden 19 vollständig aus der<br />

unteren Hälfte der letzten Haltung der Gewölbedrainage ausgespült.<br />

Durch die Kombination aus Depotsteinkonditionierung und Schwallspülung sollte das Reinigungsintervall<br />

der letzten Haltung des Strangs 2 vor dem Portal mindestens auf 12 Monate<br />

verlängert werden können. Die anschliessende Reinigung kann mit deutlich geringerem Reinigungsaufwand<br />

und erheblich schneller als vor dem Einsatz der Baypure ® DSP Tabs 200 ausgeführt<br />

werden (Abschn. 4.1.4.1). Dazu sollte direkt vor dem Schwallspüler im Schacht Nr. 1<br />

eine seitliche Spülöffnung (≥ DN 100 mm) durch einen planmässig verschlossenen 45°-Abzweig<br />

installiert werden (vgl. auch Anlage 26).<br />

Abhängig von der jahreszeitlichen Verteilung des Versinterungsaufkommens (Abschn. 4.2.3)<br />

empfiehlt sich eine Reinigung des Strangs 2 nach der Tauperiode des Bodens im März/April.<br />

Direkt im Anschluss an die Reinigung der Gewölbedrainage sollten gleichzeitig die Baypure ®<br />

DSP Tabs 200 nachbestückt werden (Bestückungsmenge lt. Bestückungsplan in Tabelle 2<br />

bzw. Anlage 27). Zudem sollten die Depotsteine in Schacht Nr. 2 und 3 nach etwa einem halben<br />

Jahr, d. h. etwa im Zeitraum September–November nachbestückt werden. Auf Basis der<br />

bisherigen Erkenntnisse wird der Verbrauch an Baypure ® DSP Tabs 200 in Schacht Nr. 2 auf<br />

ca. 50 %, d. h. 3.0 kg pro Halbjahr, und in Schacht Nr. 3 auf ca. 30 %, d. h. 1.5 kg pro Halbjahr,<br />

geschätzt (zum Depotsteinverbrauch vgl. auch 20 in Verbindung mit den in Strang 2<br />

beobachteten Wasserparametern in Anlage 1, Tabelle 2 und Anlage 11).<br />

4.3 Strang 3<br />

4.3.1 Bauliche Defizite der Gewölbedrainageleitung<br />

Die letzte Haltung vor dem Portal Frutigen des Strangs 3, von Schacht Nr. 2 zu Schacht Nr. 1,<br />

zeichnet sich analog dem Strang 2 durch eine kleine Drainagewassermenge, ein geringes Gefälle,<br />

Ruhewasserstrecken und Aufstaus von Drainagewasser vor Muffen aus. Zudem behindern<br />

stellenweise Zementablagerungen aus der Bauphase den Abfluss des Drainagewassers in<br />

der Rohrsohle.<br />

Irreversible bauliche Defizite, die den Abfluss des Drainagewassers stören, treten im Bereich<br />

Portal Frutigen in Strang 3 an folgenden 12 Stellen auf (Bild 6, links):<br />

– 6.5–7.0 m abstromig von Schacht Nr. 2: Aufstau vor einer Muffe, Tiefe bis zu ca. 1 cm<br />

– 7.0–9.0 m abstromig von Schacht Nr. 2: geringes Gefälle mit Ruhewasserstrecken<br />

– 12.5–13.0 m abstromig von Schacht Nr. 2: Aufstau vor einer Muffe, Tiefe ca. 1–2 cm<br />

– 15.0–17.0 m abstromig von Schacht Nr. 2: geringes Gefälle mit Ruhewasserstrecken<br />

19<br />

20<br />

Vgl. Meier, Franziska: Folgen der Schwallspülung Portal Nord. Frutigen, BLS Netz AG, Frutigen,<br />

2009-09-17. – Internes Schreiben.<br />

Gamisch, T.; Girmscheid, G.: Versinterungsprobleme in Bauwerksentwässerungen. Berlin : Bauwerk, 2007.<br />

Abschnitt 5.6.2.<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

31


– 19.0 m abstromig von Schacht Nr. 2: Aufstau vor einer Muffe, Tiefe bis zu ca. 1 cm<br />

– 21.5–24.0 m abstromig von Schacht Nr. 2: geringes Gefälle mit Ruhewasserstrecken<br />

– 25.0–25.5 m abstromig von Schacht Nr. 2: Aufstau vor einer Muffe, Tiefe ca. 1–2 cm<br />

– 29.0–31.0 m abstromig von Schacht Nr. 2: geringes Gefälle mit Ruhewasserstrecken<br />

– 31.0–31.5 m abstromig von Schacht Nr. 2: Aufstau vor einer Muffe, Tiefe ca. 1–2 cm<br />

– 37.5 m abstromig von Schacht Nr. 2: Aufstau vor einer Muffe, Tiefe bis zu ca. 1 cm<br />

– 44.0 m abstromig von Schacht Nr. 2: Aufstau vor einer Muffe, Tiefe bis zu ca. 1 cm<br />

– 45.5–47.0 m abstromig von Schacht Nr. 2: Aufstau vor 45°-Knick, Tiefe bis zu ca. 2 cm<br />

Bild 6: Lötschberg-Basistunnel, Oströhre, Strang 3, Gewölbedrainage West, 1. Haltung am Portal Frutigen,<br />

Fliessrichtung Schacht Nr. 2 (oben) Schacht Nr. 1 (unten) (vgl. Bild 1): Baulicher Zustand,<br />

Versinterungsursachen und resultierende Versinterungszonen bzw. -probleme (v. l. n. r.)<br />

(Verlagerung von Versinterungsschlamm aufgrund der bestehenden Depotsteinkonditionierung mögl.)<br />

Ein wesentliches bauliches Defizit der letzten Haltung ist weiterhin der 45°-Knick nach unten,<br />

ca. 2 m vor dem Haltungsende und dem Einlauf in den Schacht Nr. 1 (Bild 6, links). Dieser<br />

Knick behindert die Befahrbarkeit des Einlaufbereichs mittels Kanalkamera und den Einsatz<br />

einer Kettenschleuder zur Entfernung von harten Ablagerungen. Eine Kettenschleuder mit<br />

Führungsschlitten kann nur ausgehend von Schacht Nr. 2 stromabwärts bis zum Knick eingesetzt<br />

werden, und eine gleichzeitige Gegenbefahrung mittels Kanalkamera zur Dosierung und<br />

Optimierung des Kettenschleudereinsatzes auf die harten Ablagerungen ist dann nicht möglich.<br />

Alternativ kann eine Kettenschleuder ohne Führungsschlitten durch die Gefällestrecke<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

32


is hinter den Knick eingeschoben werden. Durch den fehlenden Führungsschlitten kann die<br />

Kettenschleuder jedoch taumeln und die Rohrwandungen beschädigen. 21<br />

Auch im Anschluss an die letzte Haltung birgt der Strang 3 erhebliche bauliche Defizite. Zu<br />

nennen sind insbesondere der kleine Schachtdurchmesser des Schachts Nr. 1, der ausser einer<br />

visuellen Kontrolle vom Randweg aus keine Zugänglichkeit zur Entwässerungsleitung zulässt.<br />

Weiterhin wurde die Querleitung von Schacht Nr. 1 zu Schacht Nr. 0 mit Gegengefälle<br />

verlegt, bzw. ihr Einlauf in den Schacht Nr. 0 liegt tiefer als der Auslauf des Schachts Nr. 0.<br />

Dadurch staut sich das Drainagewasser in dieser Querleitung stets bis in den Schacht Nr. 1<br />

zurück. Nennenswerte Strömung tritt daher in der Querleitung nicht auf. Versinterungsschlämme,<br />

die durch den natürlichen Drainagewasserstrom aus der letzten Haltung des<br />

Strangs 3 in den Schacht Nr. 1 transportiert werden, sedimentieren deshalb im Schachtgerinne<br />

und der Querleitung zum Schacht Nr. 0 (vgl. Bild 6, links unten).<br />

4.3.2 Ursachen und Mechanismen der Versinterungsentstehung<br />

Auch im Strang 3 treten bereits stromaufwärts von Schacht Nr. 2 Portlandit-Zuflüsse auf. Bereits<br />

im Schacht Nr. 3 wurden ein geringer Anstieg des pH-Werts und eine geringe Beeinflussung<br />

der Drainagewassertemperatur beobachtet, die auf tagwasserabhängige Sickerwasserzutritte<br />

hindeuten (Anlage 1, Tabelle 2 und Anlage 11). Die pH-Wert-Erhöhung und marginale<br />

Aussinterungen vor den Depotsteinen in der Durchleitung des Schachts Nr. 3 (Anlage 18,<br />

Seite 3) zeigen, dass es sich dabei um portlandithaltige Sickerwässer handelt.<br />

Bis zum Schacht Nr. 2 sind die Portlandit-Zuflüsse bei normalen Drainagebedingungen moderat<br />

und verursachen ein vergleichsweise geringes Versinterungsaufkommen. Die Portlandit-<br />

Zuflüsse erhöhen jedoch die Calcitsättigung und den pH-Wert des Drainagewassers bis kurz<br />

vor den Bereich des Minimums der Calciumlöslichkeit (pH-Wert ≈ 9.5 … 10.5). 22 Bei normalen<br />

Drainagebedingungen ist das Drainagewasser bereits ca. 58 m stromaufwärts von<br />

Schacht Nr. 2 calcitge- bzw. -übersättigt und neigt vor allem an den Fliesszonenrändern zur<br />

Abscheidung von Versinterungen infolge der Interaktion der portlandithaltigen Sickerwässer<br />

mit dem kohlendioxidhaltigen Drainagewasser. Die Calcitlöslichkeit des Drainagewassers ist<br />

jedoch noch bis in den Bereich von 11–15 m abstromig von Schacht Nr. 2 calcitdominiert.<br />

Bei aussergewöhnlichen Drainagebedingungen mit temporär erhöhten Portlandit-Zuflüssen,<br />

wie sie vor allem während der Tauperiode des Bodens im März/April auftreten, wird das<br />

Minimum der Calcitlöslichkeit bereits stromaufwärts vor dem Schacht Nr. 2 durchschritten<br />

(Anlage 1, Tabelle 2). Während dieser Perioden ist die Calciumlöslichkeit des Drainagewassers<br />

bereits im Schacht Nr. 2 portlanditdominiert, und die Versinterungen in der letzten Hal-<br />

21<br />

22<br />

Vgl. Gamisch, T.; Girmscheid, G.: Versinterungsprobleme in Bauwerksentwässerungen. Berlin : Bauwerk,<br />

2007. Abschnitt 4.4.1.<br />

Vgl. Gamisch, T.; Girmscheid, G.: Versinterungsprobleme in Bauwerksentwässerungen. Berlin : Bauwerk,<br />

2007. Abschnitt 2.3.7.<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

33


tung des Strangs 3 vor dem Portal Frutigen entstehen durch Kohlendioxid-Absorption aus der<br />

Gasphase. 23<br />

Nahezu über fast die gesamte Länge der letzten Haltung des Strangs 3 vor dem Portal Frutigen<br />

treten weitere Portlandit-Zuflüsse in die Gewölbedrainage ein (Bild 6, Mitte). Diese<br />

Zuflüsse führen bei normalen Drainagebedingungen noch bis in einen Bereich von 11–15 m<br />

abstromig von Schacht Nr. 2 zu Versinterungen an den Fliesszonenrändern in der Rohrsohle<br />

infolge der Mischung interagierender Wässer (kohlendioxidhaltiges Drainagewasser + portlandithaltiges<br />

Sickerwasser aus dem Rohrschirm). Ab diesem Bereich ist das Drainagewasser<br />

des Strangs 3 jedoch zu jeder Zeit portlanditdominiert und die Versinterungen verteilen sich<br />

gleichmässig über die gesamte Rohrsohle (Bild 6, rechts).<br />

Zusammenfassend kann das Drainagewasser im Strang 3 somit wie folgt bezeichnet werden:<br />

– Im Bereich oberhalb von 11–15 m abstromig von Schacht Nr. 2 als calcitdominiert und<br />

– im Bereich unterhalb von 11–15 m abstromig von Schacht Nr. 2 als portlanditdominiert.<br />

Im Bereich oberhalb von 15 m abstromig von Schacht Nr. 2 sollte das Drainagewasser somit<br />

keinesfalls aufgestaut werden, weil sonst das Versinterungsaufkommen im Interaktionsbereich<br />

mit dem portlandithaltigen Sickerwasser aus der Vortriebssicherung erheblich verstärkt<br />

werden kann. Demgegenüber kann im Bereich unterhalb von 15 m abstromig von Schacht<br />

Nr. 2 die Kohlendioxid-Absorption aus der Gasphase und somit die Neigung des Drainagewassers<br />

zur Abscheidung von Versinterungen durch einen Aufstau verringert werden. Allerdings<br />

lässt sich eine erhebliche Reduktion des Versinterungsaufkommens in der letzten Haltung<br />

des Strangs 3 vor dem Portal Frutigen nur durch eine künstliche Erhöhung der Strömungsgeschwindigkeit<br />

des Drainagewassers erreichen.<br />

4.3.3 Ausmass des Versinterungsproblems<br />

Aufgrund der geringen Drainagewassermenge und der Portlandit-Zuflüsse ab Schacht Nr. 3<br />

entstehen bereits in der vorletzten Haltung des Strangs 3 vor dem Portal Frutigen Versinterungen.<br />

Diese Versinterungen lagern sich infolge der Kohlendioxid-Absorption aus der Gasphase<br />

in Form von Sinterfahnen im Rohrkämpfer und infolge der Mischung mit dem kohlendioxidhaltigen<br />

Drainagewasser am Rand der Fliesszone in der Rohrsohle ab. Während normaler<br />

Drainagebedingungen wurde in der vorletzten Haltung ein durchschnittliches Versinterungsaufkommen<br />

von ≤ 0.5 cm/Monat auf der Rohrsohle und im Rohrkämpfer unter Wasserzutritten<br />

beobachtet.<br />

Insgesamt ist das Versinterungsaufkommen in der vorletzten Haltung deutlich geringer als in<br />

der letzten Haltung des Strangs 3 vor dem Portal Frutigen. Deshalb ist derzeit die letzte Hal-<br />

23<br />

Vgl. Gamisch, T.; Girmscheid, G.: Versinterungsprobleme in Bauwerksentwässerungen. Berlin : Bauwerk,<br />

2007. Abschnitt 2.3.9.<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

34


tung determinierend für das Reinigungsintervall des Strangs 3. Diese Situation kann sich<br />

jedoch beim Einsatz eines Schwallspülers am Auslauf der letzten Haltung umkehren, wenn<br />

dadurch das Reinigungsintervall der letzten Haltung erheblich verlängert werden kann (vgl.<br />

Abschn. 4.3.4.2). Folgende Stellen der vorletzten Haltung können insbesondere beim Einsatz<br />

einer funktionierenden Härtestabilisation bestimmend für das Reinigungsintervall werden<br />

(vgl. Anlage 19):<br />

– 44.5–47.0 m abstromig von Schacht Nr. 3: Wassersack mit einer Tiefe von ca. 2–3 cm<br />

– 70.0–73.0 m abstromig von Schacht Nr. 3: Wassersack mit einer Tiefe von ca. 2–3 cm<br />

Während temporär auftretender, stärkerer Portlandit-Zuflüsse, z. B. während der Tauperiode<br />

des Bodens im Bereich des Rohrschirms im Frühjahr, verstärken sich die Versinterungen<br />

infolge Mischung interagierender Wässer. Der Interaktionsbereich verschiebt sich stromaufwärts<br />

in die vorletzte Haltung. Während dieser Perioden können auf der Rohrsohle im Bereich<br />

des Schachts Nr. 2 kurzfristig Versinterungen mit einem Aufkommen von ca. 1–3 cm/Monat<br />

entstehen.<br />

Während normaler Drainagebedingungen entstehen die Versinterungen im Anschluss an den<br />

Schacht Nr. 2 vor allem im linken Rohrkämpfer (infolge Kohlendioxid-Absorption) und am<br />

linken Fliesszonenrand (infolge Mischung mit dem noch kohlendioxidhaltigen Drainagewasser).<br />

Das Versinterungsaufkommen beträgt an beiden Stellen im Rohrquerschnitt durchschnittlich<br />

ca. 0.5 cm/Monat. Gegen 7 m abstromig von Schacht Nr. 2 nimmt das Versinterungsaufkommen<br />

im linken Fliesszonenrand auf ca. 1 cm/Monat zu (Bild 6, rechts).<br />

Der erste Versinterungsschwerpunkt der letzten Haltung des Strangs 3 vor dem Portal Frutigen<br />

tritt im Bereich 11.5–15 m abstromig von Schacht Nr. 2 auf. Dieser Versinterungsschwerpunkt<br />

entsteht (analog der Schwerpunkte im Strang 2) wiederum aus einer Kombination von<br />

stärkeren Portlandit-Zuflüssen im Bereich von 10–15 m abstromig von Schacht Nr. 2 (Bild 6,<br />

Mitte) sowie einem geringen Gefälle, Aufstauungen vor Muffen und Ruhewasserstrecken im<br />

Bereich von 11–13 m bzw. 15–17 m abstromig von Schacht Nr. 2 (Bild 6, links). In diesem<br />

Bereich wurde ein stark schwankendes Versinterungsaufkommen von 2–2.5 cm/Monat (bei<br />

11.5 m) bis hin zu 1–4 cm/Monat im Bereich von 12–15 m abstromig von Schacht Nr. 2<br />

beobachtet (Bild 6, rechts).<br />

Ein Teil der beobachteten Schwankungen des Versinterungsaufkommens sind sicher der Depotsteinkonditionierung<br />

in Verbindung mit der regelmässigen Kamerabefahrung zuzurechnen.<br />

Dass sich jedoch in diesem Bereich so grosse Mengen an Versinterungen ablagern konnten,<br />

liegt hauptsächlich an dem hohen Calcium-Gehalt und der geringen Strömungsgeschwindigkeit<br />

bzw. der langen Verweilzeit des Drainagewassers.<br />

Mit zunehmendem Gefälle und zunehmender Strömungsgeschwindigkeit des Drainagewassers<br />

im Anschluss an den ersten Versinterungsschwerpunkt nimmt auch das Versinterungsauf-<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

35


kommen auf der Rohrsohle im Bereich von 15–20 m abstromig von Schacht Nr. 2 wieder<br />

linear ab. Ab 20 m abstromig von Schacht Nr. 2 beträgt das Versinterungsaufkommen noch<br />

rund 1–2 cm/Monat.<br />

Der zweite Versinterungsschwerpunkt der letzten Haltung des Strangs 3 vor dem Portal<br />

Frutigen tritt im Bereich von 22–25 m abstromig von Schacht Nr. 2 auf. Auch hier führen<br />

stärkere Portlandit-Zuflüsse im Bereich von 22–23 m abstromig von Schacht Nr. 2 (Bild 6,<br />

Mitte) sowie ein geringes Gefälle mit Ruhewasserstrecken im Bereich von 21.5–24 m (Bild 6,<br />

links) zu einer geringen Strömungsgeschwindigkeit und einer langen Verweilzeit des Drainagewassers.<br />

Dadurch kann das kohlendioxiduntersättigte portlandithaltige Drainagewasser<br />

grössere Mengen an Kohlendioxid aus der Gasphase absorbieren und so erhebliche Mengen<br />

an Versinterungen (ca. 2–3 cm/Monat) bilden (Bild 6, rechts), die sich direkt in den Ruhewasserstrecken<br />

absetzen und auch beim Einsatz der Depotsteinkonditionierung nicht ohne bauliche<br />

Modifikationen durch den natürlichen Drainagewasserstrom aus der letzten Haltung ausgespült<br />

werden.<br />

Dieser zweite Versinterungsschwerpunkt im Bereich von 22–25 m abstromig von Schacht<br />

Nr. 2 führte bereits vor dem Einsatz der Depotsteinkonditionierung zu Vollverschlüssen im<br />

Strang 3 (Anlage 7).<br />

Auch im Anschluss an den zweiten Versinterungsschwerpunkt nimmt das Versinterungsaufkommen<br />

mit zunehmender Strömungsgeschwindigkeit des Drainagewassers und abnehmender<br />

Calcitübersättigung wieder ab. Im Bereich von 28 m abstromig von Schacht Nr. 2 beträgt<br />

das Versinterungsaufkommen auf der Rohrsohle noch ca. 2 cm/Monat. Bei 31.5 m abstromig<br />

von Schacht Nr. 2 beträgt das Versinterungsaufkommen noch 1–2 cm/Monat und nimmt bis<br />

35 m abstromig von Schacht Nr. 2 auf 1 cm/Monat ab. Im Bereich von 35–48 m bleibt das<br />

Versinterungsaufkommen weitgehend konstant bei ca. 1 cm/Monat.<br />

Erst am Fuss der Gefälleleitung beim Einlauf in den Schacht Nr. 1 nimmt das Versinterungsaufkommen<br />

infolge des Rückstaus von Schacht Nr. 0 (vgl. Abschn. 4.3.1) wieder erheblich<br />

zu. Im Bereich des Einlaufs und im Gerinne des Schachts Nr. 1 sowie in der gesamten Querleitung<br />

von Schacht Nr. 1 zu Schacht Nr. 0 kann mit einem Versinterungsaufkommen von 1–<br />

5 cm/Monat gerechnet werden, bis die untere Rohrhälfte mit Versinterungen gefüllt ist. Wenn<br />

die untere Rohrhälfte mit Versinterungen gefüllt ist, nimmt die Strömungsgeschwindigkeit<br />

etwas zu und das Versinterungsaufkommen etwas ab, so dass sich trotzdem Reinigungsintervalle<br />

des Strangs 3 von bis zu 8 Monaten ohne Probleme in der Querleitung realisieren liessen.<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

36


4.3.4 Handlungsempfehlungen<br />

4.3.4.1 Einsatz der Härtestabilisation<br />

Um die Festigkeit der Versinterungen in der vorletzten und der letzten Haltung des Strangs 3<br />

vor dem Portal Frutigen zu reduzieren, ist eine Härtestabilisation des Drainagewassers mit<br />

Polysuccinimid-Depotsteinen unbedingt zu empfehlen.<br />

Aufgrund der geringen Menge und der geringen Strömungsgeschwindigkeit des Drainagewassers<br />

ist eine Flüssigkonditionierung in Strang 3 technisch nicht geeignet. 24 Ausserdem erzielt<br />

eine Flüssigkonditionierung aufgrund des bereits vollständig hydrolysierten Wirkstoffs nicht<br />

den gleichen Effekt wie die Depotsteinkonditionierung. 25 Dies wurde auch bereits durch den<br />

Wechsel von der Flüssigkonditionierung auf die Baypure ® DSP Tabs 200 im Januar 2008 in<br />

Strang 3 eindeutig gezeigt.<br />

Damit die Depotsteinkonditionierung bereits in der vorletzten Haltung des Strangs 3 die Festigkeit<br />

der Versinterungen infolge der Interaktion des portlandithaltigen Sickerwassers mit<br />

dem kohlendioxidhaltigen Drainagewasser an den Fliesszonenrändern wirksam reduzieren<br />

kann, müssen mindestens die vier stromaufwärts liegenden Schächte Nr. 2, 3, 4a und 4b mit<br />

Polysuccinimid-Depotsteinen bestückt werden (Tabelle 2).<br />

Im Schacht Nr. 2 ist eine Bestückungsmenge von 6 kg Baypure ® DSP Tabs 200 vorgesehen<br />

(vgl. Tabelle 2), weil der Verbrauch der Polysuccinimid-Depotsteine hier aufgrund des hohen<br />

pH-Werts des Drainagewassers relativ gross ist. Die Bestückungsmenge in Schacht Nr. 2 ist<br />

auf ein Nachbestückungsintervall von einem halben Jahr ausgelegt. Die Grundbestückung<br />

sollte jeweils im März/April, nach der Reinigung der Gewölbedrainageleitung (vgl. Abschn.<br />

4.3.4.3), stattfinden. Etwa halbes Jahr später, im Zeitraum September–November, sollte<br />

der Bestand an Depotsteinen im Schacht Nr. 2 kontrolliert und durch Nachbestücken einzelner<br />

Depotsteinnetze wieder auf die Grundbestückungsmenge aufgestockt werden. Basierend auf<br />

der bisherigen Erfahrung wird ein Verbrauch bzw. ein Nachbestückungsbedarf von ca. 50 %,<br />

d. h. 3 kg Baypure ® DSP Tabs 200 pro Halbjahr geschätzt.<br />

Aufgrund der zeitweise starken Calcitübersättigung des Drainagewassers entstehen auch im<br />

Anstrombereich der Depotsteinnetze im Schacht Nr. 2 Versinterungen (Anlage 18, Seite 2,<br />

Mitte und unten). Diese Versinterungen fixieren die Depotsteinnetze zwar auf der Rohrwandung<br />

(Anlage 17, Seite 2), behindern jedoch nicht die Wirkstoffabgabe von den Baypure ®<br />

DSP Tabs. Solange vor den Depotsteinnetzen ein leichter Aufstau des Drainagewassers entsteht,<br />

der die notwendige Durchströmung der Depotsteinnetze sicherstellt, geben die Bay-<br />

24<br />

25<br />

Gamisch, T.; Girmscheid, G.: Versinterungsprobleme in Bauwerksentwässerungen. Berlin : Bauwerk, 2007.<br />

Abschnitt 5.3.3.<br />

Vgl. Gamisch, T.; Girmscheid, G.: Versinterungsprobleme in Bauwerksentwässerungen. Berlin : Bauwerk,<br />

2007. Abschnitte 5.4.1.4 und 5.4.2.4f.<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

37


pure ® DSP Tabs in Abhängigkeit ihrer Autodosiereigenschaften 26 eine ausreichende Wirkstoffmenge<br />

an das Drainagewasser ab. Ein leichter Aufstau von Drainagewasser vor den<br />

Depotsteinen ist somit Voraussetzung für die Funktion der Depotsteinkonditionierung.<br />

Durch leichte mechanische Beanspruchungen lassen sich die Versinterungen aufbrechen und<br />

die Depotsteinnetze rückstandsfrei aus der Schachtdurchleitung, Gerinnen oder Rohren entfernen.<br />

Im Gegensatz zu anderen auf dem Markt erhältlichen Depotsteinen ist der Gehalt an<br />

Bindemittel in den Baypure ® DSP Tabs 200 sehr gering (≤ 8.5 Gew.-%). Ausserdem reagiert<br />

das Bindemittel der Baypure ® DSP Tabs 200 nicht mit dem Drainagewasser oder anderen<br />

gelösten Stoffen zu irgendwelchen klebrigen oder ähnlich Massen, wie dies früher bei polyacrylsäurehaltigen<br />

Depotsteinen<br />

27, 28<br />

auftrat.<br />

In den Schächten Nr. 3, 4a und 4b kommen ebenfalls relativ hohe Bestückungsmengen zum<br />

Einsatz, um trotz des geringen pH-Werts des Drainagewassers, über die grosse Depotsteinoberfläche,<br />

eine ausreichende Wirkstoffkonzentration an das Drainagewasser abgeben zu können<br />

und so die erforderliche Wirkstoffkonzentration bis zum Schacht Nr. 3 schrittweise<br />

aufzubauen (vgl. Anlage 1, Bild 13 unten). Der Vorteil dieser grossen Bestückungsmengen ist<br />

ein verlängertes Nachbestückungsintervall von etwa einem ganzen Jahr.<br />

Die Depotsteinkonditionierung verringerte seit Januar 2008 die Festigkeit der neu entstehenden<br />

Versinterungen im Strang 3 erheblich und senkte dadurch die Dauer und den erforderlichen<br />

Aufwand der Reinigungsmassnahmen beträchtlich (vgl. Anlage 17 und 21). Seit der<br />

Grundreinigung im April/Mai 2008 war kein Einsatz einer Kettenschleuder zur Entfernung<br />

harter Versinterungen mehr erforderlich. Weiterhin reduzierte die Depotsteinkonditionierung<br />

zunehmend den Verbund zwischen den Rohrwandungen und Zementablagerungen aus der<br />

Bauphase sowie alten harten Versinterungen, die sich vor dem Einsatz der Depotsteinkonditionierung<br />

abgelagert hatten. 29 Dadurch lösen sich die Altablagerungen bei den nachfolgenden<br />

Spülungen zunehmend von der Rohrwandung ab, wodurch sich der Reinigungszustand der<br />

Gewölbedrainage mit jeder weiteren Reinigung nach dem Einsatz der Baypure ® DSP Tabs<br />

200 zunehmend verbesserte. Die Menge an alten Zementablagerungen in der Rohrsohle ging<br />

deutlich zurück und im November 2009 konnte erstmals auch die Gefällestrecke vor dem<br />

Einlauf in den Schacht Nr. 1 mit der Kanalkamera befahren werden. 30<br />

26<br />

27<br />

28<br />

29<br />

30<br />

Vgl. Gamisch, T.; Girmscheid, G.: Versinterungsprobleme in Bauwerksentwässerungen. Berlin : Bauwerk,<br />

2007. Abschnitt 5.3.2 und 5.6.2.<br />

Ernst Basler + Partner AG: Rigolenversinterung im GST – Zustandsaufnahmen, Versuch mit Sokalan-<br />

Depotsteinen. Zürich, 1999. – Untersuchungsbericht 99131.00-47, unveröffentlicht.<br />

<strong>UCM</strong> <strong>Heidelberg</strong> <strong>GmbH</strong>: Fotodokumentation der Begehung des Schemmelsbergtunnels vom 27.10.2000.<br />

<strong>Heidelberg</strong>, 2000. – www.ucm-heidelberg.de.<br />

Vgl. Gamisch, T.; Girmscheid, G.: Versinterungsprobleme in Bauwerksentwässerungen. Berlin : Bauwerk,<br />

2007. Abschnitte 5.4.1.4 und 5.4.2.4f.<br />

Rufener, Heinz: Informationen zur Reinigung der Gewölbedrainageleitungen im Bereich des Portals Frutigen<br />

am 15./16. November 2009 und 22./23. November 2009. Zweisimmen, 2009-12-14, 13.20 Uhr. – Telefonat<br />

mit Gamisch, Tobias, Institut für Bauplanung und Baubetrieb, ETH Zürich.<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

38


Aufgrund des geringen Gefälles, der zahlreichen Ruhewasserstrecken und des geringen Drainagewasseranfalls<br />

ist die Depotsteinkonditionierung allein jedoch nicht in der Lage, die Menge<br />

der Versinterungen zu reduzieren, die in der vorletzten und letzten Haltung des Strangs 3<br />

vor dem Portal Frutigen sowie in der anschliessenden Querleitung zum Schacht Nr. 0 entstehen.<br />

Deshalb konnte das Reinigungsintervall des Strangs 3 auch beim Einsatz der Depotsteinkonditionierung<br />

nicht verlängert werden. Das Reinigungsintervall wurde jedoch an die jahreszeitlichen<br />

Schwankungen des Versinterungsaufkommens angepasst, indem die letzten beiden<br />

Haltungen und die Querleitung des Strang 3 im Winterhalbjahr nach 4 Monaten (im März)<br />

und im Sommerhalbjahr nach 8 Monaten (im November) gereinigt wurden (vgl. Tabelle 1).<br />

Die Nachbestückung der Depotsteine hätte jeweils direkt nach der Reinigung der Leitungen<br />

erfolgen sollen, erfolgte jedoch aus organisatorischen Gründen erst anderthalb bzw. zwei Monate<br />

später. Diese zeitliche Differenz zwischen Reinigung und Nachbestückung der Depotsteine<br />

sollte zukünftig unbedingt minimiert werden, da die Reinigung immer auch einen Teil<br />

des adsorbierten Wirkstoffs von den Rohrwandungen entfernt und dadurch die Pufferwirkung<br />

der Depotsteinkonditionierung schwächt. Dadurch können sich bis zur Nachbestückung bereits<br />

wieder Versinterungen bilden, deren Festigkeit und Menge durch eine rechtzeitige Nachbestückung<br />

hätten erheblich reduziert werden können.<br />

4.3.4.2 Einsatz von Schwallspülern<br />

Die von den Polysuccinimid-Depotsteinen freigesetzte Polyasparaginsäure und Polysuccinimid-Teilhydrolysate<br />

reduzieren primär die Festigkeit der entstehenden Versinterungen, indem<br />

sie das Wachstum und das Zusammenwachsen der Kalkkristalle verhindern. Anstatt der<br />

sehr festen Versinterungen entstehen in der Folge weiche Versinterungsschlämme. 31 Aufgrund<br />

des geringen Gefälles und der zahlreichen Ruhewasserstrecken sowie des geringen<br />

Drainagewasseranfalls ist der natürliche Drainagewasserstrom in Strang 3 jedoch nicht in der<br />

Lage, diese Versinterungsschlämme aus der letzten Haltung und der anschliessenden Querleitung<br />

in den Schacht Nr. 0 auszuspülen. Deshalb sollte untersucht werden, ob die Fliessgeschwindigkeit<br />

des Drainagewassers durch einen Schwallspüler auch in der letzten Haltung des<br />

Strangs 3 jeweils temporär künstlich erhöht und so die Versinterungsschlämme regelmässig<br />

ausgespült werden können. Folgende Aspekte sollten dabei berücksichtigt werden:<br />

1) Aufgrund der geringen Platzverhältnisse sollte der Schallspüler anstatt in Schacht Nr. 1 in<br />

Schacht Nr. 0 installiert werden. Dann erstreckt sich die Wirkung des Schwallspülers<br />

nicht nur auf die letzte Haltung des Strangs 3 sondern auch auf die Querleitung von<br />

Schacht Nr. 1 zu Schacht Nr. 0. Es muss geprüft werden, ob der Schacht Nr. 0 einfach mit<br />

eingestaut werden kann oder ob eine wasserdichte Membran auf der Innenseite des<br />

Schachts erforderlich ist, um Umläufigkeiten von Drainagewasser zu vermeiden.<br />

31<br />

Gamisch, T.; Girmscheid, G.: Versinterungsprobleme in Bauwerksentwässerungen. Berlin : Bauwerk, 2007.<br />

Abschnitt 5.4.<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

39


2) Der Aufstau des Drainagewassers in der letzten Haltung des Strangs 3 vor dem Portal<br />

Frutigen sollte wenn möglich bis in den Bereich von 12–15 m abstromig von Schacht<br />

Nr. 2 reichen, um den ersten Versinterungsschwerpunkt zu erreichen (Abschn. 4.3.3).<br />

Andererseits sollte der Aufstau des Drainagewassers bei Erreichen des oberen Auslösepunkts<br />

(maximale Einstauhöhe) keinesfalls weiter stromaufwärts als 12–15 m abstromig<br />

von Schacht Nr. 2 reichen, um nicht neue Versinterungsschwerpunkte infolge Interaktionen<br />

des kohlendioxidhaltigen Drainagewassers mit portlandithaltigem Sickerwasser oder<br />

zementgebundenen Baustoffen zu schaffen.<br />

In jedem Fall sollte der Aufstau des Drainagewassers jedoch mindestens bis in den Bereich<br />

von 22–25 m abstromig von Schacht Nr. 2 reichen, um den zweiten, starken Versinterungsschwerpunkt<br />

in der letzten Haltung des Strangs 3 aufzulösen (Abschn. 4.3.3).<br />

Ansonsten kann der Schwallspüler sein Potential nicht entfalten und ist nicht wirtschaftlich.<br />

3) Wenn kein zusätzliches Ausgleichsvolumen im weiteren Verlauf des Entwässerungssystems<br />

aktiviert werden kann, sollten die Auslösemechanismen der beiden Schwallspüler in<br />

Strang 2 und Strang 3 gekoppelt werden, um ein gleichzeitiges Auslösen beider Schwallspüler<br />

zu verhindern. Statt beide Stränge gleichzeitig zu entleeren, sollte das Drainagewasser<br />

des einen Strangs vielmehr immer dann abgelassen werden, während der andere<br />

Strang gerade eingestaut wird.<br />

Bereits der Schwallspüler in Strang 2 staut eine grosse Menge alkalischen Drainagewassers<br />

auf und lässt diese dann regelmässig schwallartig abfliessen. In der Folge treten alle<br />

17–20 Stunden temporäre pH-Wert-Spitzen (pH > 9) in der Messstelle Wengi Ey und ca.<br />

1.5 Stunden später in der RHA Wengi Ey auf. 32 Nur die Durchmischung des Drainagewassers<br />

im Rückhaltebecken gewährleistet die Einhaltung der Einleitbedingung für die<br />

Ableitung des Drainagewassers in die Kander (pH < 9).<br />

Aufgrund der stärkeren Portlandit-Zuflüsse und der etwa gleich grossen Einstaumenge<br />

wird das Auslösen des Schwallspülers im Strang 3 mindestens gleich hohe pH-Wert-Spitzen<br />

im weiteren Verlauf des Entwässerungssystems zur Folge haben wie das Auslösen des<br />

Schwallspülers in Strang 2. Sollten die Schwallspüler im Strang 2 und im Strang 3 gleichzeitig<br />

auslösen, reicht die derzeitige Verdünnung auf dem Fliessweg und im Rückhaltebecken<br />

mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr aus, um die Einleitbedingung einzuhalten.<br />

4) Alternativ zur Koppelung der Auslösemechanismen beider Schwallspüler in Strang 2 und<br />

Strang 3 kann ein zusätzliches Ausgleichsvolumen im weiteren Verlauf des Entwässerungssystems<br />

zur Verfügung gestellt werden, um die Einleitbedingung auch bei gleichzeitigem<br />

Auslösen der Schwallspüler einhalten zu können.<br />

32<br />

Meier, Franziska: Folgen der Schwallspülung Portal Nord. Frutigen, BLS Netz AG, Frutigen, 2009-09-17. –<br />

Internes Schreiben.<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

40


4.3.4.3 Unterhalt der Entwässerungsleitungen<br />

Ohne präventive Massnahmen und beim Einsatz der Flüssigkonditionierung mussten die letzten<br />

Haltungen des Strangs 3 vor dem Portal Frutigen alle 4–6 Monate in mehreren Schichten<br />

mittels Vibrationsrotierdüse und Kettenschleuder gereinigt werden, um die harten Versinterungen<br />

aufbrechen und entfernen zu können.<br />

Seit dem Wechsel auf die Depotsteinkonditionierung mittels Polysuccinimid-Depotsteinen ist<br />

die Festigkeit der in Strang 3 entstehenden Versinterungen deutlich geringer. Dadurch konnten<br />

der Aufwand und die Zeitdauer der erforderlichen Reinigungsmassnahmen erheblich reduziert<br />

werden. Allerdings ist der natürliche Drainagewasserstrom aufgrund des geringen Gefälles<br />

und der zahlreichen Ruhewasserstellen nicht in der Lage, den Versinterungsschlamm ohne<br />

bauliche Modifikationen aus der am stärksten versinternden, letzten Haltung vor dem Portal<br />

auszuspülen und dadurch das Versinterungsaufkommen zu verringern. Trotzdem konnte ein<br />

Reinigungsintervall von mindestens 4 Monaten im Winter (November–März) und 8 Monaten<br />

im Sommer (März–November) eingehalten werden (vgl. Tabelle 1).<br />

Erst durch die Kombination aus Depotsteinkonditionierung und Schwallspüler könnte das<br />

Versinterungsaufkommen in der letzten Haltung des Strangs 3 vor dem Portal Frutigen analog<br />

dem Strang 2 deutlich reduziert werden. Während die Depotsteinkonditionierung die Festigkeit<br />

der Versinterungen reduziert und das Zusammenwachsen der Kristalle verhindert, erzeugt<br />

der Schwallspüler regelmässig eine hohe Strömungsgeschwindigkeit im eingestauten Bereich<br />

der Gewölbedrainage. Dadurch werden die Versinterungsschlämme regelmässig vollständig<br />

aus der letzten Haltung des Strangs 3 und der Querleitung von Schacht Nr. 1 zu Schacht Nr. 0<br />

ausgespült und so das Versinterungsaufkommen erheblich reduziert. In der Folge sollte das<br />

Reinigungsintervall der letzten Haltung des Strangs 3 mehr als verdoppelt werden können.<br />

Mit Rücksicht auf das jahreszeitlich schwankende Versinterungsaufkommen, die regelmässig<br />

erforderliche Nachbestückung der Depotsteine und die Erkenntnisse mit dem Schwallspüler in<br />

Strang 2 wird zunächst ein Reinigungsintervall von 12 Monaten geschätzt. Später, wenn ausreichende<br />

Erkenntnisse zur Effizienz des Schwallspülers in Strang 3 vorliegen, kann das Reinigungsintervall<br />

eventuell weiter verlängert werden.<br />

Die Baypure ® DSP Tabs 200 sollten jeweils direkt im Anschluss an die Reinigung der Gewölbedrainage<br />

eingebaut werden (Bestückungsmenge siehe Bestückungsplan in Tabelle 2 bzw.<br />

Anlage 27). Abhängig vom Depotsteinverbrauch und mit Rücksicht auf die temporäre Zunahme<br />

des Versinterungsaufkommens während der Tauperiode im Frühjahr empfiehlt sich eine<br />

Nachbestückung der Depotsteine in den Schächten Nr. 2 und 3 vor dem Winter, im Zeitraum<br />

September–November. Der Verbrauch an Baypure ® DSP Tabs 200 wird auf Basis der bisherigen<br />

Erkenntnisse in Schacht Nr. 2 auf ca. 50 %, d. h. 3.0 kg pro Halbjahr, und in Schacht<br />

Nr. 3 auf ca. 30 %, d. h. 1.5 kg pro Halbjahr, geschätzt (zum Depotsteinverbrauch vgl. auch 33<br />

33<br />

Gamisch, T.; Girmscheid, G.: Versinterungsprobleme in Bauwerksentwässerungen. Berlin : Bauwerk, 2007.<br />

Abschnitt 5.6.2.<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

41


in Verbindung mit den in Strang 3 beobachteten Wasserparametern in Anlage 1, Tabelle 2<br />

und Anlage 11).<br />

4.4 Strang 4<br />

4.4.1 Bauliche Defizite der Gewölbedrainageleitung<br />

Die letzte Haltung des Strangs 4 vor dem Portal Frutigen lässt sich in zwei Hauptbereiche einteilen.<br />

Der erste Bereich des Drainagerohrs von Schacht Nr. 2 bis zum bergmännischen Portal<br />

bei 43 m abstromig von Schacht Nr. 2 besitzt stärkere Störungen der Wasserableitungen durch<br />

Bereich mit geringem Gefälle, Ruhewasserstrecken und zahlreichen Zementablagerungen aus<br />

der Bauphase in der Rohrsohle. Der zweite, anschliessende Bereich des Transportrohrs vom<br />

bergmännischen Portal bei 43 m abstromig von Schacht Nr. 2 bis zum Haltungsende zeichnet<br />

sich durch ein gutes Gefälle und eine vergleichsweise hohe Strömungsgeschwindigkeit des<br />

Drainagewassers aus. Mit Ausnahme einer schlecht ausgeführten Muffenverbindung resultiert<br />

daraus im zweiten Bereich ein schiessender Abfluss des Drainagewassers, der eine hohe<br />

Schleppgeschwindigkeit auf der Rohrsohle gewährleistet und dadurch in der Lage ist, Sedimente<br />

aus der Gewölbedrainage auszuspülen (vgl. Bild 7, links).<br />

Zwischen beiden Bereichen liegt der Übergang von der Drainageleitung in die Transportleitung<br />

am bergmännischen Portal bei 43 m abstromig von Schacht Nr. 2. Starke Portlandit-<br />

Zuflüsse kurz vor diesem Übergang führen hier zum einzigen Versinterungsschwerpunkt des<br />

Strangs 4 (vgl. Bild 7, Mitte und rechts).<br />

Irreversible bauliche Defizite, die den Abfluss des Drainagewassers stören, treten in der letzten<br />

Haltung des Strangs 4 in folgenden sieben Bereichen auf (Bild 7, links):<br />

– 1.5 m abstromig von Schacht Nr. 2: Aufstau vor einer Muffe, Tiefe bis zu ca. 1 cm<br />

– 1.5–2.5 m und 9.0–10.0 m abstromig von Schacht Nr. 2: Strecken mit geringem Gefälle<br />

– 14.0–16.0 m abstromig von Schacht Nr. 2: geringes Gefälle mit Ruhewasserstrecken<br />

– 20.5–22.5 m abstromig von Schacht Nr. 2: Wassersack mit einer Tiefe bis ca. 1–2 cm<br />

– 36.0–37.5 m abstromig von Schacht Nr. 2: Ruhewasserstrecke<br />

– 42.0–43.0 m abstromig von Schacht Nr. 2: Aufstau vor einer Muffe, Tiefe bis zu ca. 2 cm<br />

– 50.3–51.3 m abstromig von Schacht Nr. 2: Aufstau vor einer Muffe, Tiefe bis ca. 1–2 cm<br />

Reversible bauliche Defizite in der letzten Haltung des Strangs 4 vor dem Portal Frutigen sind<br />

die häufigen Zementablagerungen in der Rohrsohle, z. B. in den Bereichen 0–10 m, 23.7–<br />

24.5 m, 26.0–27.2 m, 27.8 m, 28.4–28.9 m, 29.7–30.3 m, 30.5–30.7 m und 33.2–33.5 m<br />

abstromig von Schacht Nr. 2 (vgl. Bild 7, links). Aufgrund ihrer extrem hohen Festigkeit und<br />

weil diese Zementablagerungen oft im Bereich von Muffen liegen, konnten sie bei den bisherigen<br />

Reinigungseinsätzen noch nicht mittels Vibrationsrotierdüse und Kettenschleuder von<br />

den Rohrwandungen gelöst werden. Wird jedoch zukünftig die Depotsteinkonditionierung<br />

mittels Baypure ® DSP Tabs 200 auch im Strang 4 eingesetzt (Abschn. 4.4.4.1), ist analog wie<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

42


im Strang 3 zu erwarten, dass die Polysuccinimid-Teilhydrolysate die Zementablagerungen<br />

unterwandern und deren Verbund mit der Rohrwandung schwächen 34 (vgl. Abschn. 4.3.4.1).<br />

Dadurch lösen sich die Zementablagerungen dann bei den zukünftigen Reinigungen stückweise<br />

von den Rohrwandungen, wodurch sich der Reinigungszustand und die Strömungsverhältnisse<br />

im Strang 4 mit jeder weiteren Reinigung sukzessive verbessern.<br />

Bild 7: Lötschberg-Basistunnel, Oströhre, Strang 4, Gewölbedrainage Ost, 1. Haltung am Portal Frutigen,<br />

Fliessrichtung Schacht Nr. 2 (oben) Schacht Nr. 0 (unten) (vgl. Bild 1): Baulicher Zustand,<br />

Versinterungsursachen und resultierende Versinterungszonen bzw. -probleme (v. l. n. r.)<br />

4.4.2 Ursachen und Mechanismen der Versinterungsentstehung<br />

Auch im Strang 4 ist aufgrund der grossen Länge des Rohrschirms eine Beeinflussung des<br />

Drainagewassers durch Portlandit-Zuflüsse stromaufwärts des Schachts Nr. 2 festzustellen.<br />

Allerdings sind die Interaktionen infolge Mischung interagierender Wässer (kohlendioxidhaltiges<br />

Drainagewasser + portlandithaltiges Sickerwasser aus dem Rohrschirm) bis zum Schacht<br />

Nr. 2 deutlich geringer als in Strang 3. Die Beeinflussung des Drainagewassers durch Portlandit-Zuflüsse<br />

stromaufwärts des Schachts Nr. 2 in Strang 4 liegt etwa in der gleichen Grössenordnung<br />

wie im Strang 2. Bei normalen Drainagebedingungen treten in Schacht Nr. 2 keine<br />

bzw. nur geringe Versinterungen mit einem Aufkommen ≤ 0.5 cm/Monat auf (Bild 7, rechts).<br />

34<br />

Vgl. Gamisch, T.; Girmscheid, G.: Versinterungsprobleme in Bauwerksentwässerungen. Berlin : Bauwerk,<br />

2007. Abschnitte 5.4.1.4 und 5.4.2.4f.<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

43


Bei aussergewöhnlichen Drainagebedingungen, wie zum Beispiel während der Tauperiode<br />

des Bodens im März–April, verstärken sich die Portlandit-Zuflüsse aus dem Rohrschirm.<br />

Dadurch nimmt auch die Versinterungsentstehung infolge Mischung interagierender Wässer<br />

in der vorletzten Haltung des Strangs 4 zu. Kurzzeitig können dann im Bereich des Schachts<br />

Nr. 2 Versinterungen mit einem Aufkommen von 1–2 cm/Monat entstehen.<br />

Die Calciumlöslichkeit des Drainagewassers im Bereich des Schachts Nr. 2 ist jedoch zu<br />

jedem Zeitpunkt calcitdominiert. Die Portlandit-Zuflüsse stromaufwärts des Schachts Nr. 2<br />

reichen nicht aus, um das Minimum der Calciumlöslichkeit (pH-Wert ≈ 9.5 … 10.5) 35 zu<br />

erreichen. Somit entstehen auch abstromig des Schachts Nr. 2 Versinterungen in der Rohrsohle<br />

im Bereich weiterer Zutritte von portlandithaltigem Sickerwasser aus dem Rohrschirm<br />

infolge der Interaktion mit dem kohlendioxidhaltigen Drainagewasser (Bild 7, rechts).<br />

Nahezu über die gesamte Länge der letzten Haltung des Strangs 4 bis zum bergmännischen<br />

Portal tritt portlandithaltiges Sickerwasser in die Gewölbedrainage ein. Im Bereich 0–30 m<br />

abstromig von Schacht Nr. 2 sind die Portlandit-Zuflüsse jedoch weitestgehend moderat. Es<br />

besteht auch Grund zur Annahme, dass die Zuflüsse in diesem Bereich nicht vollständig portlanditgesättigt<br />

sind, denn die Versinterungen im Kämpfer infolge Kohlendioxid-Absorption<br />

bewegen sich lediglich im Bereich von ≤ 0.5 cm/Monat (Bild 7, Mitte).<br />

Erst kurz vor dem bergmännischen Portal, im Bereich von 39–43 m abstromig von Schacht<br />

Nr. 2 treten grössere Mengen an scheinbar stärker konzentrierten, portlandithaltigen Sickerwässern<br />

in die Gewölbedrainage ein. Diese Portlandit-Zuflüsse bilden infolge Kohlendioxid-<br />

Absorption Versinterungen von 0.5–1 cm/Monat im Kämpfer und führen zu starken Interaktionen<br />

mit dem Drainagewasser in der Fliesszone, woraus der Versinterungsschwerpunkt in<br />

Strang 4 entsteht (Bild 7, Mitte und rechts; vgl. Abschn. 4.4.3). Erst an diesem Punkt erreicht<br />

das Drainagewasser im Strang 4 das Minimum der Calciumlöslichkeit. Somit entstehen nur<br />

die Versinterungen in der schwarzen Transportleitung abstromig des bergmännischen Portals<br />

infolge Kohlendioxid-Absorption aus einem portlanditdominierten Drainagewasser.<br />

Insgesamt kann das Drainagewasser im Strang 4 somit wie folgt bezeichnet werden:<br />

– Im Bereich oberhalb des bergmännischen Portals bei 43 m abstromig von Schacht Nr. 2<br />

als calcitdominiert und<br />

– im Bereich unterhalb des bergmännischen Portals bei 43 m abstromig von Schacht Nr. 2<br />

als portlanditdominiert.<br />

35<br />

Vgl. Gamisch, T.; Girmscheid, G.: Versinterungsprobleme in Bauwerksentwässerungen. Berlin : Bauwerk,<br />

2007. Abschnitt 2.3.7.<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

44


4.4.3 Ausmass des Versinterungsproblems<br />

Stromaufwärts von Schacht Nr. 2 entstehen abhängig von den jahreszeitlichen Schwankungen<br />

der Portlandit-Zuflüsse zu Strang 4 nur zweitweise Versinterungen. Im Jahresdurchschnitt<br />

kann in der vorletzten Haltung stromaufwärts von Schacht Nr. 2 und in der letzten Haltung im<br />

Bereich von 0–18 m abstromig von Schacht Nr. 2 mit einem durchschnittlichen Versinterungsaufkommen<br />

von ≤ 0.5 cm/Monat gerechnet werden (Bild 7, rechts). Allerdings können<br />

sich diese Versinterungen während aussergewöhnlicher Drainagebedingungen, z. B. während<br />

der Tauperiode des Bodens im März/April, innert kürzester Zeit bilden. Das Versinterungsaufkommen<br />

während dieser aussergewöhnlichen Drainagebedingungen kann in diesem Bereich<br />

durchaus kurzzeitig 1–2 cm/Monat erreichen.<br />

Ab 18 m abstromig von Schacht Nr. 2 ist eine langsame Zunahme des Versinterungsaufkommens<br />

auf der Rohrsohle der Gewölbedrainage des Strangs 4 festzustellen. Im Bereich von 18–<br />

23.5 m abstromig von Schacht Nr. 2 beträgt das Versinterungsaufkommen ca. 0.5 cm/Monat<br />

gleichmässig verteilt über die Rohrsohle sowie zusätzlich 0.5–1 cm/Monat am rechten Fliesszonenrand<br />

im Anschluss an die dortigen Portlandit-Zuflüsse (Bild 7, Mitte und rechts).<br />

Bei 23.4 m abstromig von Schacht Nr. 2 tritt erneut ein stärkerer Zufluss von portlandithaltigem<br />

Sickerwasser in die Gewölbedrainage ein (Bild 7, Mitte). Dieses Sickerwasser vermischt<br />

sich im Bereich von 23.5–25 m abstromig von Schacht Nr. 2 zunehmend mit dem kohlendioxidhaltigen<br />

Drainagewasser, so dass die Versinterungen infolge der Interaktion der<br />

beiden Wässer mit zunehmendem Fliessweg gleichmässig über die Rohrsohle aufwachsen.<br />

Das Versinterungsaufkommen beträgt in diesem Bereich ca. 1 cm/Monat (Bild 7, rechts).<br />

Ab 25 m abstromig von Schacht Nr. 2 scheint die Mischung des stärkeren Portlandit-Zuflusses<br />

von 23.4 m weitgehend abgeschlossen und ein Grossteil der Calcitübersättigung weitgehend<br />

abgebaut. Im Bereich von 25.0–40.0 m abstromig von Schacht Nr. 2 treten nur geringe<br />

Portlandit-Zuflüsse auf (Bild 7, Mitte). Aus diesen Gründen beträgt das Versinterungsaufkommen<br />

im Bereich von 25.0–40.0 m abstromig von Schacht Nr. 2 nur ca. 0.5 cm/Monat<br />

(Bild 7, rechts).<br />

Ab etwa vier Meter vor dem bergmännischen Portal, im Bereich 39–43 m abstromig von<br />

Schacht Nr. 2, treten starke Portlandit-Zuflüsse in die Gewölbedrainage ein. Diese Portlandit-<br />

Zuflüsse führen infolge der Interaktion mit dem noch kohlendioxidhaltigen Drainagewasser<br />

zu starken Versinterungen, die sich durch den Aufstau vor der Muffe im Übergang von der<br />

weissen Drainageleitung auf die schwarze Transportleitung bei 43 m abstromig von Schacht<br />

Nr. 2 (vgl. Abschn. 4.4.1) direkt auf der Rohrsohle absetzen. Die Versinterungen des Bereichs<br />

von 40–43 m abstromig von Schacht Nr. 2 beginnen mit einer Schwellenbildung direkt vor<br />

der Muffe bei 43 m und dehnen sich durch den vor dieser Schwelle zunehmenden Aufstau des<br />

Drainagewassers sukzessive stromaufwärts aus. Das Versinterungsaufkommen schwankt in<br />

diesem Bereich zwischen 0.5–3 cm/Monat (Bild 7).<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

45


Ab dem bergmännischen Portal bei 43 m abstromig von Schacht Nr. 2 ist das Gefälle der<br />

Gewölbedrainageleitung des Strangs 4 deutlich grösser. Das Drainagewasser fliesst im schiessenden<br />

Abfluss ab. Trotzdem bilden sich im Bereich von 43–45 m abstromig von Schacht<br />

Nr. 2 harte Versinterungen mit einem Aufkommen von 2–3 cm/Monat auf der Rohrsohle der<br />

Transportleitung. Hier kann nicht gänzlich ausgeschlossen werden, dass auch von unten oder<br />

seitlich durch die Muffe im Übergang von der weissen Drainageleitung auf die schwarze<br />

Transportleitung portlandithaltiges Sickerwasser in die Leitung eintritt und zu Versinterungen<br />

infolge der Interaktion mit dem Drainagewasser führt, die sich infolge des grösseren Gefälles<br />

gleichmässiger und über eine längere Strecke auf der Rohrsohle verteilen.<br />

Abhängig von der Stärke der Portlandit-Zuflüsse und des Drainagewasseranfalls aus oberen<br />

Abschnitten der Gewölbedrainage durchschreitet das Drainagewasser in Strang 4 jedoch an<br />

einer bestimmten Stelle im Bereich von 43–45 m abstromig von Schacht Nr. 2 das Minimum<br />

der Calciumlöslichkeit. Ab dieser Stelle ist die weitere Versinterungsentstehung durch die<br />

Absorption von Kohlendioxid geprägt. Zwar ist der Portlandit-Gehalt des Drainagewassers<br />

nicht sehr hoch, er reicht jedoch aus, um über die gesamte Länge der Transportleitung ab dem<br />

bergmännischen Portal bis zum Schacht Nr. 0 sehr harte Versinterungen infolge der Absorption<br />

von Kohlendioxid aus der Gasphase zu bilden.<br />

Mit zunehmendem Fliessweg ab dem bergmännischen Portal sinkt der Portlandit-Gehalt des<br />

Drainagewassers allmählich infolge der Absorption von Kohlendioxid und der Abscheidung<br />

von Versinterungen. Dementsprechend nimmt auch das Versinterungsaufkommen infolge<br />

Kohlendioxid-Absorption sukzessive bis zum Erreichen des Schachts Nr. 0 ab. Während das<br />

Versinterungsaufkommen auf der Rohrsohle bei 45 m abstromig von Schacht Nr. 2 etwa<br />

2 cm/Monat beträgt, entstehen im Bereich von 47–50 m abstromig von Schacht Nr. 2 noch<br />

rund 1.5 cm/Monat und im Bereich von 52–54.5 m abstromig von Schacht Nr. 2 lagern sich<br />

nur noch ca. 1 cm/Monat an sehr harten Versinterungen ab.<br />

Das Versinterungsproblem konzentriert sich im Strang 4 ausschliesslich auf den Übergang<br />

von der weissen Drainageleitung auf die schwarze Transportleitung am bergmännischen Portal,<br />

43 m abstromig von Schacht Nr. 2. In diesem Bereich tritt auch gleichzeitig das Minimum<br />

der Calciumlöslichkeit und der Wechsel des determinierenden Versinterungsmechanismus<br />

von der Mischung interagierender Wässer hin zur Absorption von Kohlendioxid aus der Gasphase<br />

auf.<br />

4.4.4 Handlungsempfehlungen<br />

4.4.4.1 Einsatz der Härtestabilisation<br />

Zur Optimierung des Unterhalts des Strangs 4 sollte die bestehende Flüssigkonditionierung<br />

abgeschaltet und statt dessen eine Depotsteinkonditionierung mittels Baypure ® DSP Tabs 200<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

46


eingerichtet werden. Diese Umstellung wurde bereits am 14.09.2009 (parallel zur Installation<br />

des Schwallspülers im Strang 2) durch Franziska Meier (BLS Netz AG) durchgeführt.<br />

Aufgrund der geringen Menge und der geringen Strömungsgeschwindigkeit des Drainagewassers<br />

bis zum bergmännischen Portal 43 m abstromig von Schacht Nr. 2 ist eine Flüssigkonditionierung<br />

in Strang 4 technisch nicht geeignet. 36 Aufgrund des bereits vollständig hydrolysierten<br />

Wirkstoffs kann die Flüssigkonditionierung zudem nicht den gleichen Effekt wie die<br />

Depotsteinkonditionierung erzielen. 37 Dies wurde bereits durch den Wechsel von der Flüssigkonditionierung<br />

auf die Baypure ® DSP Tabs 200 im Strang 2 und Strang 3 eindeutig gezeigt.<br />

Die Polysuccinimid-Depotsteine geben bei den geringen pH-Werten und Strömungsgeschwindigkeiten<br />

des Drainagewassers, wie sie in den Schachdurchleitungen der Schächte Nr. 3, 4a<br />

und 4b des Strangs 4 auftreten, nur geringe Mengen an Wirkstoff an das Drainagewasser ab.<br />

Deshalb muss die erforderliche Wirkstoffkonzentration bis zur vorletzten Haltung des<br />

Strangs 4 durch Bestückung dieser drei Schächte mit relativ grossen Bestückungsmengen<br />

(Tabelle 2) schrittweise aufgebaut werden (Anlage 1, Bild 13 unten). Im Gegenzug beträgt<br />

das erforderliche Nachbestückungsintervall ein ganzes Jahr.<br />

Erst in der vorletzten Haltung des Strangs 4 vor dem Portal Frutigen steigt der pH-Wert des<br />

Drainagewassers auf pH ≥ 9 an. Somit ist die Wirkstofffreisetzung von den Polysuccinimid-<br />

Depotsteinen im Schacht Nr. 2 grösser, wodurch die grössere erforderliche Wirkstoffkonzentration<br />

in der letzten Haltung sehr gut eingestellt werden kann. 38 Im Schacht Nr. 2 sind daher<br />

als Grundbestückungsmenge 6 kg Baypure ® DSP Tabs 200 vorgesehen (Tabelle 2).<br />

Die Bestückungsmenge im Schacht Nr. 2 ist auf ein Nachbestückungsintervall von einem<br />

halben Jahr ausgelegt. Die Grundbestückung sollte jeweils im März/April, nach der Reinigung<br />

der Gewölbedrainageleitung (vgl. Abschn. 4.4.4.3), stattfinden. Etwa halbes Jahr später,<br />

im Zeitraum September–November, sollte der Bestand an Baypure ® DSP Tabs 200 in Schacht<br />

Nr. 2 kontrolliert und durch Nachbestücken einzelner Depotsteinnetze wieder auf die Grundbestückungsmenge<br />

aufgestockt werden. Basierend auf der bisherigen Erfahrung ist ein Verbrauch<br />

bzw. ein Nachbestückungsbedarf von weniger als 50 %, d. h. weniger als 3 kg Baypure<br />

® DSP Tabs 200 pro Halbjahr zu erwarten. 39<br />

Die von den Polysuccinimid-Depotsteinen freigesetzten Wirkstoffe reduzieren primär die Festigkeit<br />

der entstehenden Versinterungen, indem sie das Wachstum und das Zusammenwach-<br />

36<br />

37<br />

38<br />

39<br />

Gamisch, T.; Girmscheid, G.: Versinterungsprobleme in Bauwerksentwässerungen. Berlin : Bauwerk, 2007.<br />

Abschnitt 5.3.3.<br />

Vgl. Gamisch, T.; Girmscheid, G.: Versinterungsprobleme in Bauwerksentwässerungen. Berlin : Bauwerk,<br />

2007. Abschnitte 5.4.1.4 und 5.4.2.4f.<br />

Vgl. Gamisch, T.; Girmscheid, G.: Versinterungsprobleme in Bauwerksentwässerungen. Berlin : Bauwerk,<br />

2007. Abschnitt 5.3.2 und 5.6.2.<br />

Gamisch, T.; Girmscheid, G.: Versinterungsprobleme in Bauwerksentwässerungen. Berlin : Bauwerk, 2007.<br />

Abschnitt 5.6.2.<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

47


sen der Kalkkristalle verhindern. Anstatt der sehr festen Versinterungen entstehen in der Folge<br />

weiche Versinterungsschlämme 40 (Anlage 17, 20 und 21). Dank des guten Gefälles und der<br />

grossen Strömungsgeschwindigkeit des Drainagewassers in der Transportleitung unterhalb<br />

des bergmännischen Portals, 43 m abstromig von Schacht Nr. 2, sollte der natürliche Drainagewasserstrom<br />

beim Einsatz der Depotsteinkonditionierung in der Lage sein, das Versinterungsaufkommen<br />

in diesem Bereich durch das Ausspülen der Versinterungsschlämme<br />

wesentlich zu reduzieren.<br />

Abzuwarten bleibt, ob die Strömungsgeschwindigkeit des Drainagewassers auch vor der Muffe<br />

im bergmännischen Portal ausreicht, um die bisherige Schwellenbildung bei 43 m abstromig<br />

von Schacht Nr. 2 zu unterbinden. Da es sich jedoch um einen sehr kurzen Bereich handelt,<br />

an den zudem eine Gefällestrecke anschliesst (vgl. Abschn. 4.4.1 und 4.4.3), sollte der<br />

natürliche Drainagewasserstrom durch die reduzierte Festigkeit der Versinterungen in jedem<br />

Fall in der Lage sein, stets einen notwendigen Abflussquerschnitt über einer allfälligen Versinterungsschwelle<br />

freizuhalten. Dadurch wird die Gefahr eines Vollverschlusses in der letzten<br />

Haltung des Strangs 4 erheblich gesenkt, und das Reinigungsintervall des Strangs 4 kann<br />

durch den Einsatz einer wirksamen Depotsteinkonditionierung auf 12 Monate verlängert werden.<br />

Die Ausspülung der Versinterungsschlämme mit dem natürlichen Drainagewasserstrom wird<br />

dadurch verbessert, dass die Rohrsohle frei von Strömungshindernissen ist. Momentan sind<br />

jedoch in Strang 4 noch zahlreiche alte Zementablagerungen aus der Bauphase vorhanden.<br />

Doch auch zu deren Entfernung trägt die Depotsteinkonditionierung bei. Die Polysuccinimid-<br />

Teilhydrolysate unterwandern die Zementablagerungen und alten harten Versinterungen und<br />

lockern den Verbund mit der Rohrwandung. Dadurch lösen sich die Altablagerungen bei den<br />

zukünftigen Reinigungen des Strangs 4 zunehmend von den Rohrwandungen, und der Reinigungszustand<br />

der Gewölbedrainagen verbessert sich mit jeder weiteren Reinigung. 41 Diese<br />

Effekte wurden bereits in Strang 3 beobachtet. 42<br />

4.4.4.2 Einsatz von Schwallspülern<br />

Aufgrund des guten Gefälles und der grossen Strömungsgeschwindigkeit in der Transportleitung<br />

unterhalb des bergmännischen Portals, 43 m abstromig von Schacht Nr. 2 sollte der<br />

natürliche Drainagewasserstrom in der Lage sein, die beim Einsatz einer wirksamen Depotsteinkonditionierung<br />

in der Transportleitung entstehenden, weichen Versinterungsschlämme<br />

selbstständig aus der letzten Haltung in den Schacht Nr. 0 auszuspülen, wo sie dann alle<br />

40<br />

41<br />

42<br />

Gamisch, T.; Girmscheid, G.: Versinterungsprobleme in Bauwerksentwässerungen. Berlin : Bauwerk, 2007.<br />

Abschnitt 5.4.<br />

Vgl. Gamisch, T.; Girmscheid, G.: Versinterungsprobleme in Bauwerksentwässerungen. Berlin : Bauwerk,<br />

2007. Abschnitte 5.4.1.4 und 5.4.2.4f.<br />

Rufener, Heinz: Informationen zur Reinigung der Gewölbedrainageleitungen im Bereich des Portals Frutigen<br />

am 15./16. November 2009 und 22./23. November 2009. Zweisimmen, 2009-12-14, 13.20 Uhr. – Telefonat<br />

mit Gamisch, Tobias, Institut für Bauplanung und Baubetrieb, ETH Zürich.<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

48


12 Monate abgesaugt werden können. Für diese Rohrstrecke braucht es daher keinen Schwallspüler,<br />

der die Strömungsgeschwindigkeit des Drainagewassers durch Aufstau und Ablassen<br />

periodisch künstlich erhöht.<br />

Die Rohrstrecken mit geringem Gefälle, bei denen ein Schwallspüler die Ausspülung der<br />

Versinterungsschlämme übernehmen könnte, liegen stromaufwärts des bergmännischen Portals,<br />

im Bereich von weniger als 43 m abstromig von Schacht Nr. 2 (Abschn. 4.4.1). Allerdings<br />

treten noch im Bereich des bergmännischen Portals Interaktionen zwischen portlandithaltigen<br />

Sickerwässern aus dem Rohrschirm und kohlendioxidhaltigem Drainagewasser auf,<br />

die zu besagter Versinterungsschwelle vor der Muffe zwischen weisser Drainageleitung und<br />

schwarzer Transportleitung führen (Abschn. 4.4.2f). Daher sollte der Strang 4 jedoch auch<br />

nicht höher als bis zum bergmännischen Portal, 43 m abstromig von Schacht Nr. 2, eingestaut<br />

werden, um nicht durch weitere Interaktionen des Drainagewassers mit zementgebundenen<br />

Baustoffen im Bereich der Sickerpackung künstlich weitere Versinterungsschwerpunkte zu<br />

erzeugen.<br />

Die einzige Aufgabe, die ein Schwallspüler in Strang 4 übernehmen könnte, wäre somit die<br />

Verhinderung der Schwellenbildung im Bereich des bergmännischen Portals. Dazu müsste der<br />

obere Auslösepunkt des Schwallspülers so hoch eingestellt werden, dass sich der Rückstau<br />

des Drainagewassers auf der Rohrsohle bis in einen Bereich von 40–43 m abstromig von<br />

Schacht Nr. 2 erstreckt. Die Wassereintrittsöffnungen des weissen Drainagerohrs sollten jedoch<br />

im Bereich des bergmännischen Portals, 43 m abstromig von Schacht Nr. 2, keinesfalls<br />

eingestaut werden.<br />

Um die Notwendigkeit eines Schwallspülers in Strang 4 zu prüfen, sollte die Depotsteinkonditionierung<br />

mindestens ein ganzes Jahr in Strang 4 eingesetzt werden. Während dieser Zeit<br />

sollte die Depotsteinkonditionierung weiter optimiert und es sollte geprüft werden, ob die<br />

Wirkung der Depotsteinkonditionierung nicht bereits ausreicht, die Schwellenbildung im Bereich<br />

des bergmännischen Portals, 43 m abstromig von Schacht Nr. 2, über eine ausreichende<br />

Zeitdauer zu unterdrücken oder zu verzögern. Kritisch ist auch hier der Zeitraum während der<br />

Tauperiode des Bodens, etwa im März–April, währenddessen grössere Portlandit-Zuflüsse<br />

auftreten. Erst wenn die optimierte Depotsteinkonditionierung entgegen der Erwartungen<br />

nicht in der Lage sein sollte, das Reinigungsintervall des Strangs 4 auf 12 Monate zu verlängern,<br />

sollte über den Einsatz eines Schwallspülers weiter nachgedacht werden.<br />

Derzeit besteht keine Notwendigkeit, einen Schwallspüler in Strang 4 einzusetzen.<br />

4.4.4.3 Unterhalt der Entwässerungsleitungen<br />

Ohne präventive Massnahmen und beim Einsatz der Flüssigkonditionierung mussten die letzten<br />

Haltungen des Strangs 4 vor dem Portal Frutigen alle 4 bzw. 8 Monate in mehreren Schi-<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

49


chten mittels Vibrationsrotierdüse und Kettenschleuder gereinigt werden, um die harten Versinterungen<br />

aufzubrechen und zu entfernen.<br />

Durch den Einsatz der Depotsteinkonditionierung mit Polysuccinimid-Depotsteinen kann die<br />

Versinterungsfestigkeit soweit reduziert werden, dass der natürliche Drainagewasserstrom das<br />

Versinterungsaufkommen in der Transportleitung unterhalb des bergmännischen Portals,<br />

43 m abstromig von Schacht Nr. 2 bis zum Schacht Nr. 0 erheblich reduziert, indem er den<br />

Versinterungsschlamm ausspült. Die Polysuccinimid-Teilhydrolysate helfen zudem, den Verbund<br />

der noch vorhandenen harten Altablagerungen mit der Rohrwandung zu lockern.<br />

Zu Beginn der Akkumulation der Versinterungen erstreckt sich der Versinterungsschwerpunkt<br />

im Strang 4 nur über einen sehr kurzen Bereich, der direkt vor der Gefällestrecke liegt (Abschn.<br />

4.4.3). Deshalb wird erwartet, dass der natürliche Drainagewasserstrom trotz des geringeren<br />

Gefälles vor der Muffe am bergmännischen Portal in der Lage ist, die Akkumulation<br />

der Versinterungen durch stetes Wegspülen des entstehenden Versinterungsschlamms zu verzögern,<br />

wenn nicht sogar längerfristig zu unterbinden. Dadurch sollte das Reinigungsintervall<br />

der letzten Haltung des Strangs 4 vor dem Portal Frutigen mindestens auf 12 Monate verlängert<br />

werden können. Abhängig von der jahreszeitlichen Verteilung des Versinterungsaufkommens<br />

empfiehlt sich eine Reinigung nach der Tauperiode des Bodens im März/April.<br />

Direkt im Anschluss an die Reinigung der Gewölbedrainage sollten die Baypure ® DSP Tabs<br />

200 eingebaut werden (Bestückungsmenge siehe Bestückungsplan in Tabelle 2 bzw. Anlage<br />

27). Die Bestückungsmengen sind so ausgelegt, dass in den Schächten Nr. 4a und 4b ein<br />

jährliches Bestückungsintervall ausreicht. Lediglich die Depotsteine in den Schächten Nr. 2<br />

und 3 sollten jeweils vor dem Winter, im Zeitraum September–November, einmal pro Jahr<br />

nachbestückt werden. Dadurch wird sichergestellt, dass während des höheren Versinterungsaufkommens<br />

während der Tauperiode des Bodens im Frühjahr ausreichend Wirkstoff an das<br />

Drainagewasser abgegeben wird. Auf Basis der bisherigen Erfahrung 43 und der in Strang 4<br />

beobachteten Wasserparameter (Anlage 1, Tabelle 2 und Anlage 11) wird der Verbrauch an<br />

Baypure ® DSP Tabs 200 in Schacht Nr. 2 auf ca. 50 %, d. h. 3.0 kg pro Halbjahr, und in<br />

Schacht Nr. 3 auf ca. 30 %, d. h. 1.5 kg pro Halbjahr, geschätzt.<br />

Durch die Reduktion der Versinterungsfestigkeit der neu entstehenden Versinterungen und<br />

durch das Lockern der noch vorhandenen, festen Altablagerungen können die zukünftigen<br />

Reinigungen beim Einsatz der Depotsteinkonditionierung mit deutlich höherer Leistung ausgeführt<br />

werden und der Reinigungsgrad der Gewölbedrainage verbessert sich. Auf den Einsatz<br />

von Kettenschleuder, Hammer und Meissel zur Entfernung der Versinterungen aus dem<br />

Strang 4 kann dann verzichtet werden.<br />

43<br />

Gamisch, T.; Girmscheid, G.: Versinterungsprobleme in Bauwerksentwässerungen. Berlin : Bauwerk, 2007.<br />

Abschnitt 5.6.2.<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

50


5 Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen<br />

5.1 Eingangswerte<br />

Eingangswerte für die folgenden Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen sind primär die in den<br />

Gewölbedrainagen im Bereich des Portals Frutigen des Lötschberg-Basistunnels beobachteten<br />

Versinterungsaufkommen mit ihrer zeitlichen Verteilung und die Festigkeit der Ablagerungen,<br />

die realisierten Reinigungsintervalle und die beobachteten Drainagewasserverhältnisse.<br />

Aus diesen Grundlagenparametern wurden bereits in Kapitel 4 für jeden Strang geeignete<br />

Reinigungsintervalle, erforderliche Bestückungsmengen und Bestückungsintervalle für die<br />

presedimentäre Unterhaltsstrategie sowie die Notwenigkeit von baulichen Modifikationen am<br />

Entwässerungsregime abgeleitet. Diese terminlichen und leistungsbezogenen Eingangswerte<br />

werden nun mit den Kosten der Unterhaltsmassnahmen zusammengeführt, um die Wirtschaftlichkeit<br />

der verschiedenen Vorschläge für den Unterhalt der Gewölbedrainagen im Bereich<br />

des Portals Frutigen des Lötschberg-Basistunnels im Rahmen von drei verschiedenen Unterhaltsstrategien<br />

beurteilen zu können.<br />

Als Eingangswerte für die Kostenberechnung wurden die Kostenansätze aus dem <strong>Gutachten</strong><br />

für die BLS AlpTransit AG vom 05.05.2008 (Anlage 1) übernommen (Tabelle 3). Auch die<br />

Positionsnummern wurden beibehalten, um die Vergleichbarkeit zu gewährleisten. Lediglich<br />

folgende zwei neue Positionen mussten für die Kostenermittlung im Rahmen dieses <strong>Gutachten</strong>s<br />

neu kalkuliert werden:<br />

– Pos. 6: Presedimentärer Unterhalt – Bestückung der Gerinne bzw. Schachtdurchleitungen<br />

mit Baypure ® DSP Tabs 200 durch die BLS Netz AG im Anschluss oder parallel zu Rohrreinigungsmassnahmen<br />

im Bereich des Portals Frutigen (Tabelle 4)<br />

– Pos. 7: Lieferung und Montage eine Schwallspülers durch ein externes Unternehmen mit<br />

Sicherungspersonal der BLS Netz AG im Rahmen einer halben Nachtschicht (Tabelle 5)<br />

Tabelle 3: Zusammenstellung der Schichtkosten für verschiedene Tätigkeiten am Entwässerungssystem des<br />

Lötschberg-Basistunnels, im Bereich Portal Frutigen bis QV 1<br />

(Kalkulation der Schichtkosten siehe Anlage 1, Tabelle 5–8 sowie Tabelle 4 und Tabelle 5)<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

51


Die Pos. 6 wurde neu berechnet, weil die Bestückung der Schachtdurchleitungen mit den<br />

Depotsteinen Baypure ® DSP Tabs 200 in der Zukunft direkt nach den Reinigungen der<br />

Gewölbedrainageleitungen durch die BLS Netz AG erfolgt. Dazu sind zwei Personen, der<br />

Brunnenmeister und ein Gleismonteur, erforderlich. Einen Sicherheitschef braucht für die<br />

Bestückungen im Anschluss oder parallel zu den Reinigungsmassnahmen nicht, da dieser<br />

bereits wegen den Reinigungsarbeiten aufgeboten werden muss und alle Arbeiten im Bereich<br />

des Portals Frutigen überwachen kann (Tabelle 4; vgl. Anlage 1, Tabelle 6).<br />

Tabelle 4: Kalkulation der Kosten einer Schicht zur Bestückung der Schächte des Entwässerungssystems im<br />

Lötschberg-Basistunnel, von Portal Frutigen bis QV 1, mit Depotsteinen Baypure ® DSP Tabs direkt<br />

im Anschluss oder parallel zu Reinigungsmassnahmen während einer Reinigungsschicht (Pos. 2)<br />

Immer wenn die Bestückungen und Nachbestückungen der Baypure ® DSP Tabs 200 in den<br />

Schachtdurchleitungen zeitgleich mit Reinigungsarbeiten der Gewölbedrainagen im Bereich<br />

des Portals Frutigen stattfinden können – unabhängig, davon ob die zu bestückenden oder<br />

andere Leitungen gereinigt werden –, werden die Kosten gemäss Pos. 6 angesetzt. Sollten<br />

Nachbestückungen im September–November notwendig sein, wenn keine Reinigungsmassnahmen<br />

erfolgen, muss ein Sicherheitschef die beiden bestückenden Personen begleiten und<br />

es werden die Kosten von Pos. 5 angesetzt (vgl. Anlage 1, Tabelle 8). Dies betrifft vor allem<br />

die Nachbestückungen im Rahmen der presedimentären Unterhaltsstrategie mit Modifikationen<br />

des Entwässerungsregimes durch je einen Schwallspüler in der letzten Haltung des<br />

Strangs 2 und des Strangs 3 (vgl. Abschn. 5.2.3).<br />

Weil die Bestückungen und Nachbestückungen der Baypure ® DSP Tabs 200 in Zukunft<br />

ausschliesslich durch die BLS Netz AG erfolgen, ist kein externer Fachmann mehr für die<br />

Bestückungen notwenig und Pos. 4 (vgl. Anlage 1, Tabelle 8) wurde im Rahmen der folgenden<br />

Wirtschaftlichkeitsberechnungen nicht mehr angesetzt.<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

52


Auch das Versinterungsaufkommen sowie dessen zeitliche Verteilung sind nach der umfangreichen<br />

Beobachtung der letzten Haltungen der Gewölbedrainagen vor dem Portal Frutigen<br />

weitgehend bekannt. Auf zusätzliche Inspektionen der Schächte und die Ein- und Ausläufe<br />

der Entwässerungsleitungen im Bereich des Portals Frutigen des Lötschberg-Basistunnels<br />

kann daher zukünftig verzichtet werden. Auch Pos. 1 (vgl. Anlage 1, Tabelle 5) wurde<br />

deshalb im Rahmen der folgenden Wirtschaftlichkeitsberechnungen nicht mehr angesetzt.<br />

Neu kalkuliert wurden in Pos. 7 die Kosten für die Installation eines Schwallspülers in einem<br />

Einlauf eines Schachts am Portal Frutigen des Lötschberg-Basistunnels (Tabelle 5). Die<br />

Installation des Schwallspülers umfasst die Vorabklärungen zur Planung der Einstauhöhe und<br />

der Einbausituation durch die BLS Netz AG, die Lieferung und Montage des Schwallspülers<br />

durch ein externes Unternehmen innerhalb einer halben Nachtschicht sowie die Absicherung<br />

der Arbeitsstelle durch einen Sicherheitschef der BLS AG bzw. BLS Netz AG und die Abnahme<br />

des eingebauten Schwallspülers durch den Brunnenmeister der BLS Netz AG.<br />

Tabelle 5: Kalkulation der Kosten zur Installation eines Schwallspülers in einem Schachteinlauf des Entwässerungssystems<br />

am Portal Frutigen des Lötschberg-Basistunnels, inkl. Lieferung und Montage<br />

Zur Ermittlung der Anzahl der erforderlichen Reinigungsschichten pro Jahr sind die spezifischen<br />

Reinigungsleistungen der unterschiedlichen Rohrreinigungsgeräte in Abhängigkeit vom<br />

Versinterungszustand der Leitungen erforderlich. Ebenfalls aus Gründen der Vergleichbarkeit,<br />

aber auch, weil die Leistungsansätze erneut in der Praxis bestätigt wurden, wurden auch<br />

die Klassifikation der Versinterungsgrade und die spezifischen Reinigungsleistungen aus dem<br />

<strong>Gutachten</strong> für die BLS AlpTransit AG vom 05.05.2008 (Anlage 1, Tabelle 9) übernommen.<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

53


Im <strong>Gutachten</strong> für die BLS AlpTransit AG vom 05.05.2008 (Anlage 1) wurde bereits gezeigt,<br />

welche Einsparungen durch eine Kontrolle des Reinigungserfolgs mittels Kanalkamera erzielt<br />

werden können. Daher konnten im Rahmen der folgenden Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen<br />

folgende Einschränkungen vorgenommen werden (Tabelle 6):<br />

– Die Reinigung von Entwässerungsleitungen im Versinterungsgrad 1 und 2 erfolgt ohne<br />

Kanalkamera.<br />

– Die Reinigung von Entwässerungsleitungen im Versinterungsgrad 3 und 4 erfolgt mit<br />

Kanalkamera.<br />

Tabelle 6: Bruttoreinigungsleistung und Bruttoreinigungsdauer entsprechend der Versinterungsgrade zur<br />

Berechnung der Reinigungsdauer je Haltung in Tabelle 7, Tabelle 9 und Tabelle 11<br />

Durch die Gegenbefahrung einer Entwässerungsleitung mittels Kanalkamera bei der Reinigung<br />

im Versinterungsgrad 3 und 4 wird sichergestellt, dass die Reinigungsenergie der Kettenschleuder<br />

auch während mehrer Reinigungsdurchgänge möglichst nur auf die zu entfernenden,<br />

festen und harten Ablagerungen gerichtet wird. Die sauberen Rohrwandungen werden<br />

dadurch nur im notwendigen Ausmass durch die hohen Reinigungsbeanspruchungen dieser<br />

Rohrreinigungsgeräte belastet, wodurch die Schäden infolge der Rohrreinigung minimiert<br />

werden.<br />

Die abschliessende Dokumentation des Reinigungserfolgs nach einer Rohrreinigung im Versinterungsgrad<br />

3 und 4 mittels Kanalkamera stellt sicher, dass die festen und harten Ablagerungen<br />

ausreichend gelöst und entfernt wurden, so dass für das nächste Reinigungsintervall<br />

der volle Rohrquerschnitt für die Akkumulation neuer Versinterungen und den Wasserabfluss<br />

zur Verfügung steht. Ansonsten können die akkumulierenden Versinterungen oder lose, nicht<br />

entfernte Versinterungsplatten den erforderlichen freien Rohrquerschnitt bereits vor Erreichen<br />

des nächsten Reinigungstermins einengen und einen Vollverschluss der Entwässerungsleitung<br />

mit Wasseraustritt aus den Schächten erzeugen.<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

54


Beim Einsatz der Hochdruckspülung mittels Radialdüsen, Radialrotierdüsen und Vibrationsrotierdüsen<br />

44 zur Reinigung einer Entwässerungsleitung im Versinterungsgrad 1 und 2 sind<br />

die Reinigungsbeanspruchungen und damit das Beschädigungsrisiko der Leitung deutlich<br />

geringer. Daher können diese Reinigungsgeräte schadfrei in mehreren Durchgängen durch die<br />

gesamte Haltung gezogen werden, ohne dass eine Gegenbefahrung mittels Kanalkamera zur<br />

Steuerung und Überwachung des Rohrreinigungsgeräts notwenig ist. Ausserdem ist die<br />

Sicherheit, dass alle weichen und festen Versinterungen mit geeigneten Hochdruckspüldüsen<br />

rückstandsfrei entfernt werden, wesentlich grösser. Weil diese Versinterungen in grösserer<br />

Menge von den Rohrwandungen gelöst und aus der Haltung ausgespült werden, kann der geübte<br />

Maschinenführer ohne Kamerabefahrung beurteilen, dass die Leitung sauber ist, wenn<br />

das Spülwasser am Haltungsende klar ist. Somit ist bei der Reinigung im Versinterungsgrad 1<br />

und 2 auch keine abschliessende Kontrolle des Reinigungserfolgs mittels Kanalkamera erforderlich.<br />

Auf den Einsatz einer Kanalkamera kann in diesem Fall gänzlich verzichtet werden.<br />

5.2 Prognose der Unterhaltskosten<br />

Folgende drei Unterhaltsstrategien wurden für den Wirtschaftlichkeitsvergleich formuliert:<br />

– Postsedimentäre Unterhaltsstrategie ohne Modifikationen des Entwässerungsregimes<br />

– Presedimentäre Unterhaltsstrategie ohne Modifikationen des Entwässerungsregimes<br />

– Presedimentäre Unterhaltsstrategie mit Modifikationen des Entwässerungsregimes in den<br />

letzten Haltungen des Strangs 2 und des Strangs 3 durch je einen Schwallspüler<br />

5.2.1 Postsedimentäre Unterhaltsstrategie ohne Modifikationen des<br />

Entwässerungsregimes<br />

Im Rahmen der postsedimentären Unterhaltsstrategie ohne Modifikationen des Entwässerungsregimes<br />

werden keine präventiven Massnahmen, wie Härtestabilisation oder Schwallspüler,<br />

eingesetzt. Diese Unterhaltsstrategie entspricht damit dem Vorgehen vor der Installation<br />

der Flüssigkonditionierung im Bereich des Portals Frutigen bzw. – da die Flüssigkonditionierung<br />

infolge Überschreitung ihres technischen und leistungsmässigen Einsatzbereichs<br />

unwirksam war – dem Vorgehen vor Einbau der Baypure ® DSP Tabs 200 im Januar 2008.<br />

Abhängig vom Versinterungsaufkommen müssen die letzten und teilweise auch die vorletzten<br />

Haltungen aller Gewölbedrainageleitungen vor dem Portal Frutigen sowie die Querleitungen<br />

von Schacht Nr. 1 zu Schacht Nr. 0 im Strang 2 und im Strang 3 im Rahmen der postsedimentären<br />

Unterhaltsstrategie mindestens ein- bis mehrmals pro Jahr gereinigt werden (vgl. Abschn.<br />

4.1.4.3, 4.2.4.3, 4.3.4.3 und 4.4.4.3). Aufgrund der hohen bis sehr hohen Festigkeit der<br />

Versinterungen finden diese Reinigungen weitgehend im Versinterungsgrad 2, 3 und 4 statt<br />

(Tabelle 7).<br />

44<br />

Zu den Rohrreinigungsgeräten siehe Gamisch, T.; Girmscheid, G.: Versinterungsprobleme in Bauwerksentwässerungen.<br />

Berlin : Bauwerk, 2007. Kapitel 4.<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

55


Tabelle 7: Unterhaltsplan zur Prognose der jährlichen Kosten für den Unterhalt (ohne Instandsetzung) der<br />

Entwässerungsleitungen des Lötschberg-Basistunnels im Bereich Portal Frutigen bis QV 1 bei<br />

postsedimentärer Unterhaltsstrategie und ohne Modifikationen des Entwässerungsregimes<br />

Insgesamt sind im Rahmen der postsedimentären Unterhaltsstrategie 9.5 Reinigungsschichten<br />

pro Jahr erforderlich, um die Entwässerungsleitungen des Lötschberg-Basistunnels im Bereich<br />

von QV 1 bis Portal Frutigen dauerhaft funktionsfähig zu halten. Während 8.5 Reinigungsschichten<br />

wird zusätzlich die Kanalkamera zur Kontrolle der Reinigung im Versinterungsgrad<br />

3 und 4 benötigt (Tabelle 7, unten und Tabelle 8). Somit ergeben sich für die postsedimentäre<br />

Unterhaltsstrategie jährliche Unterhaltskosten in Höhe von Fr. 137‘564.00.<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

56


Tabelle 8: Kosten für den Unterhalt (ohne Instandsetzung) der Entwässerungsleitungen des Lötschberg-<br />

Basistunnels im Bereich Portal Frutigen bis QV 1 bei postsedimentärer Unterhaltsstrategie und<br />

ohne Modifikationen des Entwässerungsregimes<br />

5.2.2 Presedimentäre Unterhaltsstrategie ohne Modifikationen des<br />

Entwässerungsregimes<br />

Im Rahmen der presedimentären Unterhaltsstrategie ohne Modifikationen des Entwässerungsregimes<br />

wird als präventive Massnahme ausschliesslich die Härtestabilisation mittels Depotsteinkonditionierung<br />

eingesetzt. Diese Unterhaltsstrategie entspricht damit weitestgehend dem<br />

Vorgehen in Strang 2 und Strang 3 seit dem Einsatz der Baypure ® DSP Tabs 200 im Januar<br />

2008 bis zur Installation des Schwallspülers in Strang 2 am 14.09.2009 (vgl. Kapitel 3).<br />

Für den Strang 1 und den Strang 4 wurden, um die Unterhaltskosten prognostizieren zu können,<br />

auf Basis der bisherigen Erkenntnisse zum Versinterungsverhalten dieser beiden Stränge<br />

vorsichtige Annahmen zum Reinigungsintervall getroffen (vgl. Abschn. 4.1.4.3 und 4.4.4.3).<br />

So wurden die Reinigungsintervalle im Strang 1 gegenüber der postsedimentären Unterhaltsstrategie<br />

vorerst beibehalten, bis praktische Erkenntnisse zur Effizienz der Depotsteinkonditionierung<br />

vorliegen. Die Reinigungsintervalle der letzten und vorletzten Haltung des Strangs 4<br />

wurden gegenüber der postsedimentären Unterhaltsstrategie vorerst nur verdoppelt, obwohl<br />

die Effizienz der Depotsteinkonditionierung hier ebenfalls wesentlich grösser sein sollte. Aber<br />

auch in Strang 4 soll das Reinigungsintervall erst dann verlängert werden, wenn praktische<br />

Erkenntnisse zur Effizienz der Depotsteinkonditionierung vorliegen (Tabelle 9).<br />

Abhängig von den jahreszeitlichen Schwankungen des Versinterungsaufkommens müssen die<br />

letzten Haltungen des Strangs 2 und des Strangs 3 trotz Depotsteinkonditionierung im Frühjahr<br />

nach nur 4 Monaten (November–März) gereinigt werden. Dagegen kann das Reinigungs-<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

57


intervall im Sommer auf 8 Monate (März–November) verlängert werden (Abschn. 4.2.4.3 und<br />

4.3.4.3). Insgesamt resultiert damit für diese beiden Haltungen ein durchschnittliches jährliches<br />

Reinigungsintervall von 6 Monaten (Tabelle 9, Fussnote (1)). Die Querleitungen vor<br />

dem Portal Frutigen, von Schacht Nr. 1 zu Schacht Nr. 0, werden jeweils zusammen mit den<br />

letzten Haltungen des Strangs 2 bzw. des Strangs 3 gereinigt.<br />

Tabelle 9: Unterhaltsplan zur Prognose der jährlichen Kosten für den Unterhalt (ohne Instandsetzung) der<br />

Entwässerungsleitungen des Lötschberg-Basistunnels im Bereich Portal Frutigen bis QV 1 bei<br />

presedimentärer Unterhaltsstrategie und ohne Modifikationen des Entwässerungsregimes<br />

Dank der geringen Festigkeit der Versinterungen infolge der wirksamen Depotsteinkonditionierung<br />

finden die Reinigungen der Gewölbedrainageleitungen sowie der Querleitungen vor<br />

dem Portal Frutigen im Rahmen der presedimentären Unterhaltsstrategie im Versinterungsgrad<br />

1 bzw. 2 und mit wesentlich geringerem Zeitaufwand statt. Pro Jahr sind im Rahmen der<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

58


presedimentären Unterhaltsstrategie insgesamt nur rund 1.5 Reinigungsschichten erforderlich,<br />

um die Entwässerungsleitungen im Bereich von QV 1 bis Portal Frutigen dauerhaft funktionsfähig<br />

zu halten. Eine Kanalkamera ist ausserdem nicht erforderlich (Tabelle 9, unten und<br />

Tabelle 10).<br />

Tabelle 10: Kosten für den Unterhalt (ohne Instandsetzung) der Entwässerungsleitungen des Lötschberg-<br />

Basistunnels im Bereich Portal Frutigen bis QV 1 bei presedimentärer Unterhaltsstrategie und<br />

ohne Modifikationen des Entwässerungsregimes<br />

(Bestückung der Schächte mit Depotsteinen Baypure ® DSP Tabs 200 durch die BLS Netz AG)<br />

Sämtliche Bestückungen und Nachbestückungen der Baypure ® DSP Tabs 200 können bei den<br />

in Tabelle 9 empfohlenen Reinigungsintervallen im Anschluss bzw. parallel zu Rohrreinigungsmassnahmen<br />

in den Gewölbedrainagen im Bereich des Portals Frutigen durchgeführt<br />

werden. Somit sind keine separaten Nachbestückungsschichten mit eigenem Sicherheitschef<br />

erforderlich. Pro Jahr werden insgesamt 75 kg Baypure ® DSP Tabs 200 für die Härtestabilisation<br />

des Drainagewassers in allen vier Gewölbedrainagen im Bereich von QV 1 bis zum<br />

Portal Frutigen des Lötschberg-Basistunnels benötigt (Tabelle 10).<br />

Insgesamt ergeben sich für die presedimentäre Unterhaltsstrategie ohne Modifikationen des<br />

Entwässerungsregimes jährliche Unterhaltskosten in Höhe von Fr. 30‘358.00.<br />

5.2.3 Presedimentäre Unterhaltsstrategie mit Modifikationen des<br />

Entwässerungsregimes in Strang 2 und Strang 3<br />

Im Rahmen der presedimentären Unterhaltsstrategie mit Modifikationen des Entwässerungsregimes<br />

werden als präventive Massnahmen sowohl die Härtestabilisation mittels Depotsteinkonditionierung<br />

in allen Strängen ab QV 1 bis Portal Frutigen als auch – zur regelmässigen<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

59


Ausspülung der entstehenden Versinterungsschlämme – je ein Schwallspüler im Strang 2 im<br />

Einlauf in den Schacht Nr. 1 (vgl. Abschn. 4.2.4.2) und im Strang 3 im Einlauf in den Schacht<br />

Nr. 0 (vgl. Abschn. 4.3.4.2) eingesetzt. Diese Unterhaltsstrategie entspricht damit dem Vorgehen<br />

in Strang 2 seit der Installation des Schwallspülers am 14.09.2009 (vgl. Kapitel 3).<br />

Tabelle 11: Unterhaltsplan zur Prognose der jährlichen Kosten für den Unterhalt (ohne Instandsetzung) der<br />

Entwässerungsleitungen des Lötschberg-Basistunnels im Bereich Portal Frutigen bis QV 1 bei<br />

presedimentärer Unterhaltsstrategie und mit Modifikation des Entwässerungsregimes durch<br />

zwei Schwallspüler (je einen in Strang 2, Schacht Nr. 1 und Strang 3, Schacht Nr. 0)<br />

Für den Strang 2 und den Strang 3 wurden auf Basis der bisherigen Erkenntnisse zur Wirksamkeit<br />

des Schwallspülers in Strang 2 vorsichtige Annahmen zum Reinigungsintervall getroffen.<br />

Bisher verhinderte der Schwallspüler in Strang 2 die Sedimentation von Versinterungsschlämmen<br />

(Anlage 26). Allerdings liegen noch keine Erfahrungen zur Effizienz des<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

60


Schwallspülers bei aussergewöhnlichen Drainagebedingungen mit temporär verstärktem Versinterungsaufkommen<br />

während der Tauperiode des Bodens im Frühjahr vor. Deshalb wurde<br />

für die letzte Haltung des Strangs 2 und des Strangs 3 sowie die jeweils anschliessende Querleitung<br />

vorerst ein 12-monatiges Reinigungsintervall vorgeschlagen (Tabelle 11). Bis weitere<br />

praktische Erkenntnisse vorliegen, sollten diese Leitungen einmal pro Jahr, nach der Tauperiode<br />

des Bodens im März/April gespült werden (vgl. Abschn. 4.2.4.3 und 4.3.4.3).<br />

Die Extrapolation der Erkenntnisse über die Effizienz des Schwallspülers aus Strang 2 auf den<br />

Strang 3 ist möglich, weil das Versinterungsverhalten und die bauliche Situation in Strang 3<br />

weitgehend der Situation in Strang 2 entspricht (vgl. Abschn. 4.2 mit Abschn. 4.3).<br />

In Strang 1 und Strang 4 werden keine Modifikationen des Entwässerungsregimes vorgenommen,<br />

da das Gefälle der Gewölbedrainagen und der natürliche Drainagewasserstrom hier<br />

weitgehend ausreichen, um Versinterungsschlämme auszuspülen (vgl. Abschn. 4.1.4.3 und<br />

4.4.4.3). Somit bleiben die Reinigungsintervalle der letzten und vorletzten Haltungen des<br />

Strangs 1 und des Strangs 4 vor dem Portal Frutigen bei der presedimentären Unterhaltsstrategie<br />

mit Modifikationen des Entwässerungsregimes in Strang 2 und Strang 3 gegenüber<br />

der presedimentären Unterhaltsstrategie ohne Modifikationen des Entwässerungsregimes unverändert<br />

(Tabelle 11). Die Ausführungen zu den Reinigungsintervallen des Strangs 1 und des<br />

Strangs 4 in Abschn. 5.2.2 gelten somit auch hier.<br />

Durch die geringe Festigkeit der Versinterungen infolge der wirksamen Depotsteinkonditionierung<br />

wird der Reinigungsaufwand der Gewölbedrainageleitungen sowie der Querleitungen<br />

vor dem Portal Frutigen gegenüber der postsedimentären Unterhaltstrategie erheblich gesenkt.<br />

Die Gewölbedrainagen können im Versinterungsgrad 1 bzw. 2 mit wesentlich geringerem<br />

Zeitaufwand gespült werden. Dank der Schwallspüler können zudem die Reinigungsintervalle<br />

von Strang 2 und Strang 3 erheblich verlängert werden. Pro Jahr sind im Rahmen der presedimentären<br />

Unterhaltsstrategie mit den beiden Schwallspülern insgesamt nur rund eine Reinigungsschicht<br />

erforderlich, um die Entwässerungsleitungen im Bereich von QV 1 bis Portal<br />

Frutigen dauerhaft funktionsfähig zu halten. Eine Kanalkamera wird dazu nicht benötigt<br />

(Tabelle 11, unten und Tabelle 12).<br />

Sämtliche Grundbestückungen der Schachtdurchleitungen mit Baypure ® DSP Tabs 200 können<br />

bei den in Tabelle 11 empfohlenen Reinigungsintervallen im Anschluss bzw. parallel zu<br />

den Rohrreinigungsmassnahmen in den Gewölbedrainagen im Bereich von QV 1 bis Portal<br />

Frutigen durchgeführt werden. Aufgrund der verlängerten Reinigungsintervalle des Strangs 2<br />

und des Strangs 3 findet allerdings findet nur noch eine Reinigungsschicht nach der Tauperiode<br />

des Bodens im März/April statt (Tabelle 11). Deshalb muss die Nachbestückung der<br />

Baypure ® DSP Tabs 200 in einigen Schachtdurchleitungen im Rahmen einer separaten Nachbestückungsschicht<br />

mit eigenem Sicherheitschef erfolgen. Pro Jahr werden insgesamt 75 kg<br />

Baypure ® DSP Tabs 200 für die Härtestabilisation des Drainagewassers in allen vier Gewöl-<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

61


edrainagen im Bereich von QV 1 bis zum Portal Frutigen des Lötschberg-Basistunnels<br />

benötigt (Tabelle 12).<br />

Insgesamt ergeben sich somit im Rahmen der presedimentären Unterhaltsstrategie mit Modifikationen<br />

des Entwässerungsregimes durch je einen Schwallspüler in der letzten Haltung des<br />

Strangs 2 und Strangs 3 jährliche Unterhaltskosten in Höhe von Fr. 24‘921.00. Dazu kommen<br />

einmalig fixe Unterhaltskosten für die beiden Schwallspüler inkl. Planung und Installation in<br />

Höhe von Fr. 24‘508.00 (Tabelle 12).<br />

Tabelle 12: Kosten für den Unterhalt (ohne Instandsetzung) der Entwässerungsleitungen des Lötschberg-<br />

Basistunnels im Bereich Portal Frutigen bis QV 1 bei presedimentärer Unterhaltsstrategie und<br />

mit Modifikation des Entwässerungsregimes durch zwei Schwallspüler<br />

(Bestückung der Schächte mit Depotsteinen Baypure ® DSP Tabs 200 durch die BLS Netz AG)<br />

5.3 Auswertung der Prognoseergebnisse<br />

In Bild 8 sind die prognostizierten jährlichen Unterhaltskosten der drei verschiedenen Unterhaltsstrategien<br />

zur dauerhaften Aufrechterhaltung der Funktionsfähigkeit des Entwässerungssystems<br />

des Lötschberg-Basistunnels im Bereich von QV 1 bis zum Portal Frutigen einander<br />

gegenübergestellt. Die höchsten jährlichen Unterhaltskosten sind bei der postsedimentären<br />

Unterhaltsstrategie zu erwarten (Bild 8, 1. Säule von links). Die jährlichen Unterhaltskosten<br />

der presedimentären Unterhaltsstrategie ohne Modifikationen des Entwässerungsregimes sind<br />

um Fr. 107‘206.00 geringer und betragen nur 22 % der jährlichen Unterhaltskosten der postsedimentären<br />

Unterhaltsstrategie. Die jährlichen Unterhaltskosten der presedimentären Unterhaltsstrategie<br />

mit Modifikationen des Entwässerungsregimes durch die beiden Schwallspüler<br />

sind um Fr. 112‘643.00 geringer und betragen nur 18 % der jährlichen Unterhaltskosten der<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

62


postsedimentären Unterhaltsstrategie (Bild 9). Allerdings sind bei letzterer Unterhaltsstrategie<br />

noch die fixen Kosten für die Installation der beiden Schwallspüler zu addieren (vgl. Bild 10).<br />

Bild 8: Jährliche Unterhaltskosten unterschiedlicher Strategien für den Unterhalt (ohne Instandsetzung) der<br />

Gewölbedrainageleitungen des Lötschberg-Basistunnels im Bereich von QV 1 bis Portal Frutigen<br />

Die jährlichen Unterhaltskosten der postsedimentären Unterhaltsstrategie wurden im Rahmen<br />

dieser Wirtschaftlichkeitsberechnungen höher prognostiziert als im <strong>Gutachten</strong> für die BLS<br />

AlpTransit AG vom 05.05.2008 (vgl. Bild 8, 1. Säule v. l. mit Anlage 1, Bild 15, 2. Säule<br />

v. l.). Der Grund dafür ist, dass das Versinterungsaufkommen in den Gewölbedrainagen, insbesondere<br />

während der Tauperiode des Bodens im Frühjahr (etwa im März/ April), im <strong>Gutachten</strong><br />

für die BLS AlpTransit AG vom 05.05.2008 (Anlage 1) deutlich unterschätzt wurde;<br />

dies betrifft insbesondere folgende Haltungen:<br />

– Strang 1, letzte Haltung (Schacht Nr. 2 0)<br />

– Strang 2, letzte und vorletzte Haltung + Querleitung (Schacht Nr. 3 2 1 0)<br />

– Strang 3, letzte und vorletzte Haltung + Querleitung (Schacht Nr. 3 2 1 0)<br />

– Strang 4, letzte und vorletzte Haltung (Schacht Nr. 3 2 0)<br />

Durch die intensivere Beobachtung des Versinterungsaufkommens und dessen zeitlicher<br />

Schwankungen in den Gewölbedrainagen im Bereich von QV 1 bis Portal Frutigen in den<br />

vergangenen anderthalb Jahren konnte das Versinterungsverhalten nun besser quantifiziert<br />

werden, und die jährlichen Unterhaltskosten aller Unterhaltsstrategien wurden daraufhin neu<br />

kalkuliert.<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

63


Auch für die presedimentären Unterhaltsstrategien resultieren aus dem grösseren Versinterungsaufkommen<br />

während der Tauperiode höhere jährliche Reinigungskosten (vgl. Bild 8,<br />

2. Säule v. l. mit Anlage 1, Bild 15, 3. Säule v. l.). Lediglich durch den Einsatz der beiden<br />

Schwallspüler in Strang 2 und Strang 3 können die früheren Reinigungskosten der presedimentären<br />

Unterhaltsstrategie eingehalten werden (vgl. Bild 8, 3. Säule v. l. mit Anlage 1,<br />

Bild 15, 3. bzw. 4. Säule v. l.). Allerdings wurde die Summe der jährlichen Reinigungskosten<br />

für alle vier Gewölbedrainagen im letzten Fall auch nur dadurch eingehalten, dass die<br />

Reinigungsintervalle des Strangs 2 und des Strangs 3 so stark verlängert werden konnten, dass<br />

sie die kürzeren Reinigungsintervalle des Strangs 1 und des Strangs 4 kompensierten (vgl.<br />

Tabelle 11 mit Anlage 1, Tabelle 10).<br />

Bild 9: Vergleich der jährlichen Unterhaltskosten unterschiedlicher Strategien für den Unterhalt (ohne Instandsetzung)<br />

der Gewölbedrainagen des Lötschberg-Basistunnels im Bereich von QV 1 bis Portal Frutigen<br />

Die jährlichen Kosten für die Bestückung und Nachbestückung der Schachtdurchleitungen<br />

mit Depotsteinen sowie die jährlichen Materialkosten für die Baypure ® DSP Tabs 200 fielen<br />

in diesen Wirtschaftlichkeitsrechnungen tiefer aus als im <strong>Gutachten</strong> für die BLS AlpTransit<br />

AG vom 05.05.2008 (vgl. Bild 8, 2. & 3. Säule v. l. mit Anlage 1, Bild 15, 3. & 4. Säule v. l.).<br />

Der Grund dafür ist, dass die Bestückung und Nachbestückung der Schachtdurchleitungen<br />

nun allein durch die BLS Netz AG durchgeführt werden und dass der Bestückungsplan<br />

(Tabelle 2 bzw. Anlage 27) in den vergangenen zwei Jahren weiter optimiert wurde.<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

64


Bild 10: Summenkurven und Break-Even-Punkte der Gesamtkosten unterschiedlicher Strategien für den<br />

Unterhalt (ohne Instandsetzung) der Gewölbedrainageleitungen des Lötschberg-Basistunnels im<br />

Bereich von QV 1 bis Portal Frutigen (Verzinsung der fixen Kosten mit 6 %/a)<br />

Um die effektiven Unterhaltskosten der drei in diesen Wirtschaftlichkeitsrechnungen untersuchten<br />

Unterhaltsstrategien einander gegenüberstellen und die kostengünstigste Strategie<br />

ermitteln zu können, müssen die jährlichen variablen Unterhaltskosten für Reinigung, Kanalkamera,<br />

Bestückung und Depotsteine und die einmaligen fixen Unterhaltskosten für die<br />

Schwallspüler zusammengeführt werden. Hierfür gibt es drei mögliche Varianten:<br />

1) Ermittlung der jährlichen Kosten für Amortisation und Verzinsung der beiden Schwallspüler<br />

über eine definierte Amortisationsdauer und Aufsummierung mit den jährlichen<br />

Unterhaltskosten für Reinigung, Kanalkamera, Bestückung und Depotsteine<br />

2) Ermittlung der absoluten Unterhaltskosten über einen definierten Betrachtungszeitraum<br />

durch Aufsummierung der fixen Kosten für die beiden Schwallspüler (Installation + Verzinsung<br />

über den Betrachtungszeitraum) und der jährlichen Unterhaltskosten für Reinigung,<br />

Kanalkamera, Bestückung und Depotsteine über den Betrachtungszeitraum<br />

3) Ermittlung des Break-Even-Punkts der Summenkurven bestehend aus den fixen Kosten<br />

für die Schwallspüler (Installation) und der jährlichen Kosten für Verzinsung der beiden<br />

Schwallspüler und den jährlichen Unterhaltskosten für Reinigung, Kanalkamera, Bestückung<br />

und Depotsteine<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

65


Im Rahmen dieser Auswertung wurde die dritte Variante gewählt. Der Break-Even-Punkt der<br />

Summenkurven der Unterhaltskosten von zwei Strategien ergibt sich nach folgender Gleichung,<br />

die durch Umstellen der linearen Amortisations- und Verzinsungsgleichung erhalten<br />

wird. Die graphische Darstellung der Break-Even-Punkte findet sich in Bild 10.<br />

t =<br />

k<br />

ohne<br />

K<br />

K<br />

− k −<br />

mit<br />

Schwallspüler<br />

Schwallspüler<br />

2<br />

⋅ z<br />

mit t – Break-Even-Punkt der Summenkurven der beiden verglichenen<br />

Unterhaltsstrategien in Jahren<br />

K Schwallspüler – einmalige Installationskosten für die beiden Schwallspüler in Fr.<br />

k ohne – jährliche Unterhaltskosten der Unterhaltsstrategie ohne Modifikationen<br />

des Entwässerungsregimes in Fr./a<br />

k mit – jährliche Unterhaltskosten der Unterhaltsstrategie mit Modifikationen<br />

des Entwässerungsregimes durch die beiden Schwallspüler in Fr./a<br />

z – kalkulatorischer Zinssatz zur Ermittlung der Verzinsung für die<br />

einmaligen Installationskosten für die beiden Schwallspüler<br />

In Bild 10 ist zu erkennen, dass die presedimentäre Unterhaltsstrategie mit Modifikationen<br />

des Entwässerungsregimes durch die beiden Schwallspüler in der letzten Haltung des<br />

Strangs 2 und des Strangs 3 theoretisch bereits nach 2.6 Monaten kostengünstiger als die<br />

postsedimentäre Unterhaltsstrategie ist. Praktisch ist die presedimentäre Unterhaltsstrategie<br />

mit Modifikationen des Entwässerungsregimes bereits nach 4 Monaten, nämlich nach der ersten<br />

Reinigung der letzten und vorletzten Haltungen des Strangs 2 und des Strangs 3 im Versinterungsgrad<br />

3 bzw. 4, kostengünstiger als die postsedimentäre Unterhaltsstrategie.<br />

Gegenüber der presedimentäre Unterhaltsstrategie ohne Modifikationen des Entwässerungsregimes<br />

ist der Vorteil in den jährlichen Unterhaltskosten nicht so gross. Deshalb amortisieren<br />

sich die beiden Schwallspüler im Rahmen der presedimentären Unterhaltsstrategie mit Modifikationen<br />

des Entwässerungsregimes erst nach 5 Jahren und 2.5 Monaten (Bild 10). Das<br />

heisst, können die Schwallspüler länger als 5.21 Jahre ohne weitere Investitionen betrieben<br />

werden, ist die presedimentäre Unterhaltsstrategie mit Modifikationen des Entwässerungsregimes<br />

kostengünstiger als die presedimentäre Unterhaltsstrategie ohne Modifikationen des<br />

Entwässerungsregimes.<br />

6 Zusammenfassung und Ausblick<br />

6.1 Versinterungsproblematik<br />

Die Versinterungsprobleme in den Gewölbedrainageleitungen im Bereich des Portals Frutigen<br />

des Lötschberg-Basistunnels resultieren aus erheblichen Störungen der Kalk-Kohlensäure-<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

66


Gleichgewichte des kohlendioxidhaltigen Drainagewassers durch portlanditreiche Sickerwässer<br />

aus dem Rohrschirm, der beim Vortrieb des Basistunnels als vorlaufende Sicherung unter<br />

der bestehenden Bergstrecke in das Gebirge eingebracht wurde. Betroffen von diesen Versinterungsproblemen<br />

sind die letzte Haltung des Strangs 1 sowie die letzten und vorletzten<br />

Haltungen der Stränge 2, 3 und 4 vor dem Portal Frutigen. Die Portlandit-Zuflüsse sind so<br />

stark, dass das Drainagewasser in den letzten Haltungen der Gewölbedrainagen das Minimum<br />

der Calciumlöslichkeit im pH-Wert-Bereich 9.5 … 10.5 durchschreitet, und die weitere Calciumlöslichkeit<br />

portlanditdominiert ist, d. h. dass die weiteren Versinterungen infolge Absorption<br />

von Kohlendioxid aus der Luft im Entwässerungssystem entstehen. 45<br />

Wie bereits im <strong>Gutachten</strong> für die BLS AlpTransit AG vom 05.05.2008 (Anlage 1) festgestellt<br />

wurde, schwankt das Versinterungsaufkommen in den Gewölbedrainageleitungen im Bereich<br />

des Portals Frutigen des Lötschberg-Basistunnels mit den Jahreszeiten. Während der Tauperiode<br />

des Bodens im Frühjahr (etwa im März/April) sind die Portlandit-Zuflüsse aus dem Rohrschirm<br />

im Bereich der vorletzten und letzten Haltungen vor dem Portal Frutigen wesentlich<br />

stärker und produzieren somit deutlich grössere Mengen an Versinterungen als während der<br />

Sommer- und Herbstmonate auftreten. Allerdings hat sich während der intensiven Beobachtung<br />

des Versinterungsverhaltens in den vergangen anderthalb Jahren gezeigt, dass das natürliche<br />

jährliche Versinterungsaufkommen für die Erstellung der Unterhaltspläne der Entwässerungsleitungen<br />

des Lötschberg-Basistunnels im Bereich Frutigen im <strong>Gutachten</strong> für die BLS<br />

AlpTransit AG vom 05.05.2008 (Anlage 1) etwas unterschätzt wurde.<br />

Zudem kann erst in einigen Jahrzehnten mit einer Abschwächung des Versinterungsaufkommens<br />

infolge der zunehmenden Elution der Injektions- und Ankermörtel im Bereich des Rohrschirms<br />

gerechnet werden.<br />

Allein durch nachträgliche bauliche Massnahmen lassen sich die Versinterungsprobleme in<br />

den Gewölbedrainageleitungen im Bereich des Portals Frutigen des Lötschberg-Basistunnels<br />

nicht zufriedenstellend lösen. Auch die früher installierte Flüssigkonditionierung konnte die<br />

Versinterungsprobleme nicht lösen bzw. abschwächen, weil die Menge und die Strömungsgeschwindigkeit<br />

des Drainagewassers im Bereich des Portals Frutigen viel zu gering sind.<br />

Ausserdem sind die Störungen der Kalk-Kohlensäure-Gleichgewichte und damit die Calcitsättigung<br />

der Drainagewässer zu gross, so dass allein die vollständig hydrolysierte Polyasparaginsäure<br />

die Versinterungsentstehung nicht wirksam behindern konnte. Vielmehr war die<br />

Wirkstoffkonzentration viel zu hoch dosiert, so dass zahlreiche biologische Ablagerungen<br />

(Algen, Biofilme) auftraten, die den Abfluss des Drainagewassers in den Gewölbedrainageleitungen<br />

behinderten und so ihrerseits zu den hohen Unterhaltsaufwendungen des Entwässerungssystems<br />

im Lötschberg-Basistunnel beitrugen (vgl. Anlage 1, Abschn. 3.2 und 4.3.2f).<br />

45<br />

Vgl. Gamisch, T.; Girmscheid, G.: Versinterungsprobleme in Bauwerksentwässerungen. Berlin : Bauwerk,<br />

2007. Abschnitt 2.3.7 und 2.3.9.<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

67


6.2 Massnahmen zur Optimierung des Unterhalts<br />

6.2.1 Einbau von Schachtdurchleitungen<br />

Um den Abfluss des Drainagewassers aus den Gewölbedrainageleitungen im Bereich des Portals<br />

Frutigen des Lötschberg-Basistunnels insgesamt zu beschleunigen und die Depotsteinkonditionierung<br />

in den Gewölbedrainageleitungen applizieren zu können, wurden in einem<br />

ersten Schritt Durchleitungsrohre in die Schächte des Entwässerungssystems eingebaut. Diese<br />

Schachtdurchleitungen wurden mittlerweile in allen Schächten der vier Gewölbedrainageleitungen<br />

von QV 1 bis Portal Frutigen ergänzt und haben sich bewährt, weil sie den Unterhaltsaufwand<br />

des Entwässerungssystems massgeblich senken. Die Durchleitungen beschleunigen<br />

die Fliessgeschwindigkeit des Drainagewassers deutlich, umgehen Ruhewasserzonen in den<br />

Schachtböden und heben damit die dortigen Sedimentations- bzw. Versinterungszonen auf.<br />

Ausserdem ermöglichen die Schachtdurchleitungen den effizienten Einsatz der Depotsteinkonditionierung<br />

und können zukünftig genutzt werden, um die Anzahl der Begehungen und<br />

Arbeiten in den engen Schächten zu minimieren und so den Unterhalt des Entwässerungssystems<br />

weiter zu optimieren. So können die Durchleitungen zum Beispiel zur Bestückung<br />

der Schächte mit Polysuccinimid-Depotsteinen mittels Lanzen herausgenommen werden. Die<br />

Depotsteine werden dann auf dem Randweg in die Durchleitung eingebaut (Anlage 27), und<br />

die Durchleitung anschliessend wieder mit den Lanzen vom Randweg aus in den Schacht<br />

eingesetzt.<br />

6.2.2 Applikation einer wirksamen Depotsteinkonditionierung<br />

Der zweite Schritt zur Optimierung des Unterhalts der Gewölbedrainageleitungen im Bereich<br />

des Portals Frutigen des Lötschberg-Basistunnels war die Applikation einer Depotsteinkonditionierung<br />

mittels Baypure ® DSP Tabs 200. Im Rahmen des gutachterlichen Versuchs wurde<br />

die Depotsteinkonditionierung nur in den Strängen 2 und 3 eingesetzt (Strang 1 unkonditioniert<br />

und Strang 4 Flüssigkonditionierung). Aufgrund der guten Ergebnisse wurden jedoch bereits<br />

am 14.09.2009 auch die Stränge 1 und 4 durch die BLS Netz AG mit Baypure ® DSP<br />

Tabs 200 bestückt.<br />

Die Baypure ® DSP Tabs 200 setzen den Wirkstoff der Härtestabilisation, die Polyasparaginsäure<br />

und Polysuccinimid-Teilhydrolysate, abhängig vom pH-Wert, der Strömungsgeschwindigkeit<br />

über die Depotsteinoberfläche frei. 46 Da der pH-Wert des Drainagewassers in den<br />

Gewölbedrainagen im Bereich des Portals Frutigen erst innerhalb der vorletzten und letzten<br />

Haltungen sehr stark ansteigt (vgl. Anlage 1, Bild 8 sowie Anlage 11), muss die erforderliche<br />

Wirkstoffkonzentration bei der Depotsteinkonditionierung durch Bestückung der jeweils vier<br />

stromaufwärts vor dem Portal liegenden Schächte Nr. 2, 3, 4 bzw. 4a und 5 bzw. 4b schrittweise<br />

aufgebaut werden (vgl. Anlage 1, Bild 13 unten). Um auch bei den moderaten pH-Wer-<br />

46<br />

Gamisch, T.; Girmscheid, G.: Versinterungsprobleme in Bauwerksentwässerungen. Berlin : Bauwerk, 2007.<br />

Abschnitt 5.3.2.<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

68


ten in den Schächten Nr. 3, 4 bzw. 4a und 5 bzw. 4b eine ausreichende Menge an Wirkstoff in<br />

das Drainagewasser zu dosieren, werden grössere Bestückungsmengen eingesetzt (Tabelle 2<br />

bzw. Anlage 27), die dem Drainagewasser eine grössere Depotsteinoberfläche zur Verfügung<br />

stellen.<br />

Der Vorteil dieser grossen Bestückungsmengen ist, dass die Depotsteine in den Schächten<br />

Nr. 3, 4 bzw. 4a und 5 bzw. 4b nur einmal pro Jahr im Rahmen regulärer Reinigungsschichten<br />

nachbestückt werden müssen. Die Depotsteine in den Schächten Nr. 2 aller Stränge und in<br />

den Schächten Nr. 3 der Stränge 2, 3 und 4 sollten bereits nach 6 Monaten im Rahmen<br />

regulärer Reinigungsschichten bzw. in einer separaten Bestückungsschicht nachbestückt werden.<br />

Während Perioden mit stärkeren Portlandit-Zuflüssen, z. B. während der Tauperiode des<br />

Bodens im März/April, können im Aufstaubereich vor den Baypure ® DSP Tabs auch Versinterungen<br />

entstehen und die Depotsteinnetze auf der Rohrwandung verbacken (vgl. Anlagen<br />

17, 18 und 21, Strang 3, Schacht Nr. 2). Diese Versinterungen stören die Wirkstoffabgabe<br />

von den Depotsteinen nicht. Wenn die Depotsteinnetze leer sind, können die Versinterungen<br />

sehr leicht aufgebrochen und mit den Netzen rückstandsfrei aus den Schachtdurchleitungen<br />

entfernt werden. Der Aufstau vor den Baypure ® DSP Tabs ist jedoch erforderlich, um die für<br />

die Wirkstoffabgabe erforderliche Strömungsgeschwindigkeit des Drainagewassers auf der<br />

Depotsteinoberfläche zu erzeugen.<br />

Die von den Polysuccinimid-Depotsteinen freigesetzte Polyasparaginsäure und Polysuccinimid-Teilhydrolysate<br />

reduzieren primär die Festigkeit der entstehenden Versinterungen, indem<br />

sie das Wachstum und das Zusammenwachsen der Kalkkristalle verhindern. Anstatt der<br />

sehr festen Versinterungen entstehen in der Folge weiche Versinterungsschlämme 47 (vgl. Anlage<br />

17, 20 und 21). Diese Versinterungsschlämme können bei ausreichender Strömungsgeschwindigkeit<br />

vom natürlichen Drainagewasserstrom aus den Gewölbedrainagen ausgespült<br />

werden. Dadurch wird das Versinterungsaufkommen stark reduziert.<br />

Voraussetzung, dass die Versinterungsschlämme vom natürlichen Drainagewasserstrom ausgespült<br />

werden, sind eine ausreichende Drainagewassermenge und ein entsprechendes Gefälle<br />

der Drainageleitung ohne Ruhewasserstrecken, Wassersäcke oder andere Strömungshindernisse.<br />

Diese Voraussetzungen sind jedoch im Bereich des Portals Frutigen des Lötschberg-<br />

Basistunnels nur in Strang 1 und dem letzten Fünftel der letzten Haltung des Strangs 4 gegeben.<br />

In Strang 1 können die Versinterungsschlämme vom natürlichen Drainagewasserstrom über<br />

die ganze Haltungslänge aus der letzten Haltung vor dem Portal ausgespült werden. Dadurch<br />

47<br />

Gamisch, T.; Girmscheid, G.: Versinterungsprobleme in Bauwerksentwässerungen. Berlin : Bauwerk, 2007.<br />

Abschnitt 5.4.<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

69


wird das Versinterungsaufkommen auf der Rohrsohle erheblich reduziert, wodurch das Reinigungsintervall<br />

im besten Fall mehr als verdoppelt werden kann. Da jedoch für den Strang 1<br />

noch keine praktischen Erkenntnisse zur Effizienz der Depotsteinkonditionierung vorliegen,<br />

wird zunächst ein vorsichtiges Reinigungsintervall von 12 Monaten empfohlen, das später<br />

weiter verlängert werden kann.<br />

In Strang 4 beginnt der Versinterungsschwerpunkt genau am Beginn des letzten Fünftels der<br />

letzten Haltung. Deshalb sollte auch das Reinigungsintervall des Strangs 4 durch den Einsatz<br />

der Depotsteinkonditionierung und die damit verbundene Reduktion des Versinterungsaufkommens<br />

erheblich verlängert werden können. Da jedoch auch für den Strang 4 noch keine<br />

praktischen Erkenntnisse zur Effizienz der Depotsteinkonditionierung vorliegen, wird aufgrund<br />

des jahreszeitlich stark schwankenden Versinterungsaufkommens vorerst nur ein vorsichtiges<br />

Reinigungsintervall von 12 Monaten vorgeschlagen, das später ebenfalls weiter verlängert<br />

werden kann.<br />

Insbesondere in Strang 4 behindern zahlreiche Zementablagerungen und harte Versinterungen<br />

den Abfluss des Drainagewassers. Auch hier kann die Depotsteinkonditionierung Abhilfe<br />

schaffen. Wie bereits aus der allgemeinen Erfahrung bekannt 48 und auch schon in Strang 3<br />

beobachtet wurde 49 , unterwandern die Polysuccinimid-Teilhydrolysate die Altablagerungen<br />

und reduzieren durch weitere Hydrolyse den Verbund zwischen den Rohrwandungen und den<br />

Zementablagerungen sowie alten harten Versinterungen. Dadurch lösen sich die Altablagerungen<br />

bei den zukünftigen Spülungen zunehmend von den Rohrwandungen ab, wodurch sich<br />

der Reinigungszustand der Leitungen mit jeder weiteren Reinigung nach dem Einsatz der<br />

Baypure ® DSP Tabs 200 zunehmend verbessert.<br />

Die Polysuccinimid-Teilhydrolysate treten ausschliesslich bei der Depotsteinkonditionierung<br />

mittels Baypure ® DSP Tabs auf und sind aufgrund ihrer starken Adsorptionsneigung erkennbar<br />

durch eine rötlich-braune Tönung der Versinterungsoberflächen. Die Flüssigkonditionierung,<br />

bei der vollständig hydrolysierte Polyasparaginsäure-Lösung zum Drainagewasser zudosiert<br />

wird, ist somit nicht in der Lage, bestehende Ablagerungen zu lockern und zu lösen.<br />

6.2.3 Installation von Schwallspülern<br />

Im Gegensatz zu den Strängen 1 und 4 reicht die Strömungsgeschwindigkeit des natürlichen<br />

Drainagewasserstroms in den Strängen 2 und 3 bei weitem nicht aus, um die zudem noch<br />

grösseren Mengen an Versinterungsschlämmen gänzlich aus der letzten Haltung auszuspülen.<br />

Geringe Verlagerungen der Versinterungsschlämme treten beim Einsatz der Depotsteinkondi-<br />

48<br />

49<br />

Vgl. Gamisch, T.; Girmscheid, G.: Versinterungsprobleme in Bauwerksentwässerungen. Berlin : Bauwerk,<br />

2007. Abschnitte 5.4.1.4 und 5.4.2.4f.<br />

Rufener, Heinz: Informationen zur Reinigung der Gewölbedrainageleitungen im Bereich des Portals Frutigen<br />

am 15./16. November 2009 und 22./23. November 2009. Zweisimmen, 2009-12-14, 13.20 Uhr. – Telefonat<br />

mit Gamisch, Tobias, Institut für Bauplanung und Baubetrieb, ETH Zürich.<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

70


tionierung zwar auf. Aufgrund des geringen Gefälles, der zahlreichen Ruhewasserstrecken,<br />

Wassersäcke und Aufstauungen setzen sich die Versinterungsschlämme jedoch innerhalb der<br />

letzten Haltungen der Strängen 2 und 3 wieder ab und akkumulieren. Deshalb konnte die<br />

Depotsteinkonditionierung in den Strängen 2 und 3 nur die Hälfte ihrer Effizienz erzielen.<br />

Die Depotsteinkonditionierung reduzierte in den Strängen 2 und 3 die Festigkeit der Versinterungen<br />

erheblich, wodurch die Dauern und der erforderliche Aufwand der Reinigungsmassnahmen<br />

beträchtlich abnahmen. Seit der Grundreinigung im April/Mai 2008 wurde keine<br />

Kettenschleuder mehr zur Entfernung harter Versinterungen benötigt. Ausserdem reduzierte<br />

die Depotsteinkonditionierung das Risiko für einen Vollverschlusses der letzten Haltung, weil<br />

die Versinterungsschlämme bei zunehmender Rohrverengung auch aus Ruhewasserstrecken<br />

ausgespült werden können, wenn diese Strecken nicht zu lang sind.<br />

Aufgrund des geringen Gefälles, der zahlreichen Ruhewasserstrecken und des geringen Drainagewasseranfalls<br />

war die Depotsteinkonditionierung allein jedoch nicht in der Lage, das<br />

Versinterungsaufkommen in den Strängen 2 und 3 zu verringern. Deshalb wurde am<br />

14.09.2009 im Strang 2 ein Schwallspüler im Einlauf des Schachts Nr. 1 installiert.<br />

Der Schwallspüler verschliesst den Einlauf der Gewölbedrainageleitung vollständig und staut<br />

dadurch das anfallende Drainagewasser in der letzten Haltung bis zur definierten Einstauhöhe<br />

auf. Bei Erreichen der definierten Einstauhöhe öffnet der Schwallspüler und lässt die gesamte<br />

Menge des aufgestauten Drainagewassers in einem Schwall aus der letzten Haltung vor dem<br />

Portal Frutigen ausströmen. Dadurch wird die Strömungsgeschwindigkeit des Drainagewassers<br />

in der letzten Haltung periodisch erheblich beschleunigt, und die weichen, unter Auftrieb<br />

stehenden Versinterungsschlämme werden ausgespült. Somit blieb die letzte Haltung des<br />

Strangs 2 seit Installation des Schwallspülers am 14.09.2009 bis zur letzten Kamerabefahrung<br />

am 22./23.11.2009 (Anlage 25) frei von Versinterungsschlämmen, wie sie bis zur Installation<br />

des Schwallspülers regelmässig und in grösseren Mengen innert kürzester Zeit auf der Rohrsohle<br />

der letzten Haltung des Strangs 2 akkumulierten (vgl. Anlage 26).<br />

Aus diesem Grund kann das Reinigungsintervall des Strangs 2 bei Einsatz einer wirksamen<br />

Depotsteinkonditionierung in Kombination mit dem Schwallspüler erheblich verlängert werden.<br />

Da jedoch noch keine Erfahrungen zur Effizienz dieser Kombination während des<br />

verstärkten Versinterungsaufkommens in der Tauperiode des Bodens im Frühjahr vorliegen,<br />

wurde vorerst für den Strang 2 nur ein vorsichtiges Reinigungsintervall von 12 Monaten<br />

vorgeschlagen, das später weiter verlängert werden kann, wenn praktische Erkenntnisse vorliegen.<br />

Das Versinterungsverhalten und die bauliche Situation in der letzten Haltung des Strangs 3<br />

vor dem Portal Frutigen entsprechen weitgehend der Situation in Strang 2. Deshalb ist zu<br />

erwarten, dass ein zweiter Schwallspüler, installiert im Einlauf des Strangs 3 in den Schacht<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

71


Nr. 0, die gleichen positiven Effekte wie im Strang 2 erzielen kann. Deshalb wird die Installation<br />

eines zweiten Schwallspülers im Strang 3 empfohlen und in den Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen<br />

berücksichtigt. Die Randbedingungen des zweiten Schwallspülers in Strang 3<br />

werden in Abschnitt 4.3.4.2 diskutiert.<br />

6.3 Empfehlungen für den zukünftigen Unterhalt<br />

6.3.1 Depotsteinkonditionierung<br />

Für den zukünftigen Unterhalt der Gewölbedrainageleitungen im Bereich des Portals Frutigen<br />

des Lötschberg-Basistunnels wird in allen vier Strängen die Applikation einer Depotsteinkonditionierung<br />

mittels Baypure ® DSP Tabs 200 gemäss Bestückungsplan in Tabelle 2 bzw.<br />

Einbauanleitung in Anlage 27 empfohlen.<br />

Abhängig vom Versinterungsaufkommen sollten die Gewölbedrainageleitungen im Bereich<br />

des Portals Frutigen regelmässig in verschiedenen Intervallen, aber wenn, dann möglichst im<br />

Frühjahr, nach der Tauphase des Bodens im Bereich des Rohrschirms, gereinigt werden. Bei<br />

ausschliesslichem Einsatz der Depotsteinkonditionierung werden folgende Reinigungsintervalle<br />

empfohlen (vgl. Tabelle 9):<br />

– Strang 1:<br />

o Haltung von Schacht Nr. 5 4 3 2 alle 24 Monate: (im März/April)<br />

o Haltung von Schacht Nr. 2 0<br />

alle 12 Monate: im März/April<br />

– Strang 2:<br />

o Haltung von Schacht Nr. 5a 4 3<br />

o Haltung von Schacht Nr. 3 2<br />

o Haltung von Schacht Nr. 2 1 0<br />

alle 24 Monate: (im März/April)<br />

alle 12 Monate: im März/April<br />

alle 4/8 Monate: im März/April &<br />

Oktober/November<br />

– Strang 3:<br />

o Haltung von Schacht Nr. 4b 4a 3 2 alle 24 Monate: (im März/April)<br />

o Haltung von Schacht Nr. 2 1 0 alle 4/8 Monate: im März/April &<br />

Oktober/November<br />

– Strang 4:<br />

o Haltung von Schacht Nr. 4b 4a 3 2 alle 24 Monate: (im März/April)<br />

o Haltung von Schacht Nr. 2 0<br />

alle 12 Monate: im März/April<br />

Da die Depotsteinkonditionierung die Festigkeit der Versinterungen minimiert, können die<br />

Reinigungen in ein bis zwei Schichten pro Jahr mittels Hochdruckspülung mit Radialdüsen,<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

72


Radialrotierdüsen und Vibrationsrotierdüsen 50 im Versinterungsgrad 1 bzw. – bei grösseren<br />

Mengen an Versinterungen in Strang 2, 3 und 4 – im Versinterungsgrad 2 erfolgen. Dadurch<br />

reduziert die Depotsteinkonditionierung die erforderlichen Reinigungsbeanspruchungen und<br />

minimiert so das Risiko und den Instandsetzungsaufwand für wartungsbedingte Beschädigungen<br />

der Entwässerungsleitungen. Dies bedeutet erfahrungsgemäss erhebliche Einsparungen in<br />

den erforderlichen Unterhaltskosten und -dauern 51 , die jedoch im Rahmen dieses <strong>Gutachten</strong>s<br />

nicht quantifiziert wurden.<br />

Weil die Depotsteinkonditionierung vorhandene Zementablagerungen und harte Versinterungsrückstände<br />

vorlockert, wird der Reinigungszustand der Gewölbedrainagen bei zukünftigen<br />

Reinigungen verbessert. Längerfristig kann somit bei der Reinigung von Entwässerungsleitungen<br />

im Versinterungsgrad 1 und 2 auf eine Steuerung und Kontrolle des Reinigungserfolgs<br />

mittels Kanalkamera verzichtet werden. Dadurch werden weitere Unterhaltskosten<br />

eingespart und die Dauern der Reinigungsarbeiten weiter verkürzt.<br />

Die Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen lassen für die Applikation einer wirksamen Depotsteinkonditionierung<br />

in den Gewölbedrainageleitungen im Bereich des Portals Frutigen Einsparungen<br />

in den jährlichen Unterhaltskosten in Höhe von Fr./a 107‘206.00 erwarten (Bild 9).<br />

6.3.2 Depotsteinkonditionierung + Schwallspüler<br />

Um die Effizienz der Depotsteinkonditionierung mittels Baypure ® DSP Tabs 200 in Strang 2<br />

und Strang 3 zu maximieren, wird empfohlen, den Schwallspüler in Strang 2, Schacht Nr. 1<br />

weiter zu betreiben und in Strang 3, Schacht Nr. 0 einen weiteren Schwallspüler zu installieren.<br />

Die Schwallspüler spülen die entstehenden Versinterungsschlämme regelmässig aus. Dadurch<br />

kann das Reinigungsintervall der letzten Haltungen sowie der Querleitungen vor dem<br />

Portal weiter verlängern werden.<br />

Die Schwallspüler sollten so gefertigt und mittels eines Flansches an den Einlauf der Gewölbedrainage<br />

angeschlossen werden, dass die Zuleitung zum Schwallspüler den gleichen Rohrinnendurchmesser<br />

wie die Gewölbedrainageleitung hat. Dadurch wird gewährleistet, dass der<br />

Schwallspüler auch alle Sedimente in der Rohrsohle vor dem Einlauf der Gewölbedrainage<br />

mit ausspült. Der Schwallspüler in Strang 2 ist derzeit noch über ein kleineres Rohr mit einem<br />

Innendurchmesser von DN 100 mm angeschlossen, das mittels Ringraumdichtung in die<br />

Gewölbedrainageleitung geklemmt ist (Anlage 23).<br />

Um die Entwässerungsleitungen, an deren Ende ein Schwallspüler montiert ist, trotzdem effizient<br />

reinigen zu können, sollte die Zuleitung zum Schwallspüler einen horizontalen, plan-<br />

50<br />

51<br />

Zu den Rohrreinigungsgeräten siehe Gamisch, T.; Girmscheid, G.: Versinterungsprobleme in Bauwerksentwässerungen.<br />

Berlin : Bauwerk, 2007. Kapitel 4.<br />

Gamisch, T.; Girmscheid, G.: Versinterungsprobleme in Bauwerksentwässerungen. Berlin : Bauwerk, 2007.<br />

Kapitel 6.<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

73


mässig verschlossenen 45°-Abzweig mit einem Innendurchmesser ≥ DN 100 mm aufweisen.<br />

Der Abzweig zwischen dem Flansch auf dem Einlauf der Gewölbedrainage und dem Schwallspüler<br />

sollte z. B. durch einen Schraubverschluss für die Reinigung der Entwässerungsleitung<br />

einfach zu öffnen und danach wieder dicht zu schliessen sein.<br />

Auch beim ergänzenden Einsatz der beiden Schwallspüler in Strang 2 und Strang 3 sollten die<br />

Gewölbedrainageleitungen im Bereich des Portals Frutigen abhängig vom Versinterungsaufkommen<br />

regelmässig in verschiedenen Intervallen gereinigt werden. Soweit möglich sollten<br />

die Reinigungen ebenfalls primär im Frühjahr, nach der Tauphase des Bodens im Bereich des<br />

Rohrschirms, erfolgen. Folgende Reinigungsintervalle werden zu Beginn des kombinierten<br />

Einsatzes der Depotsteinkonditionierung und der Schwallspüler empfohlen (vgl. Tabelle 11):<br />

– Strang 1:<br />

o Haltung von Schacht Nr. 5 4 3 2 alle 24 Monate: (im März/April)<br />

o Haltung von Schacht Nr. 2 0<br />

alle 12 Monate: im März/April<br />

– Strang 2:<br />

o Haltung von Schacht Nr. 5a 4 3<br />

o Haltung von Schacht Nr. 3 2 1 0<br />

alle 24 Monate: (im März/April)<br />

alle 12 Monate: im März/April<br />

– Strang 3:<br />

o Haltung von Schacht Nr. 4b 4a 3 2 alle 24 Monate: (im März/April)<br />

o Haltung von Schacht Nr. 2 1 0 alle 12 Monate: im März/April<br />

– Strang 4:<br />

o Haltung von Schacht Nr. 4b 4a 3 2 alle 24 Monate: (im März/April)<br />

o Haltung von Schacht Nr. 2 0<br />

alle 12 Monate: im März/April<br />

Da die Depotsteinkonditionierung die Festigkeit und die Schwallspüler die Menge der in der<br />

letzten Haltung des Strangs 2 und des Strangs 3 akkumulierenden Versinterungen minimieren,<br />

können die Reinigungen der Gewölbedrainageleitungen im Bereich von QV 1 bis zum Portal<br />

Frutigen des Lötschberg-Basistunnels in einer Schichten pro Jahr mittels Hochdruckspülung<br />

mit Radialdüsen, Radialrotierdüsen und Vibrationsrotierdüsen 52 im Versinterungsgrad 1 bzw.<br />

– bei grösseren Mengen an Versinterungen in Strang 4 – im Versinterungsgrad 2 erfolgen.<br />

Zudem kann längerfristig auf eine Kontrolle des Reinigungserfolgs mittels Kanalkamera verzichtet<br />

werden, weil die Polysuccinimid-Teilhydrolysate vorhandene Zementablagerungen<br />

und harte Altablagerungen vorlockern und so zukünftig ein besserer Reinigungszustand der<br />

Gewölbedrainagen erreicht wird. Dadurch und durch die Minimierung der erforderlichen<br />

52<br />

Zu den Rohrreinigungsgeräten siehe Gamisch, T.; Girmscheid, G.: Versinterungsprobleme in Bauwerksentwässerungen.<br />

Berlin : Bauwerk, 2007. Kapitel 4.<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

74


Reinigungsbeanspruchungen können weitere Unterhaltskosten eingespart und die Dauern der<br />

Reinigungsarbeiten insgesamt weiter verkürzt werden.<br />

Die Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen lassen für die Applikation einer wirksamen Depotsteinkonditionierung<br />

sowie je einen Schwallspüler in Strang 2, Schacht Nr. 1 und in Strang 3,<br />

Schacht Nr. 0 Einsparungen in den jährlichen Unterhaltskosten in Höhe von Fr./a 112‘643.00<br />

erwarten (Bild 9). Gegenüber der alleinigen Depotsteinkonditionierung erzielen die beiden<br />

Schwallspüler somit zusätzliche Einsparungen in den jährlichen Unterhaltskosten in Höhe von<br />

Fr./a 5‘437.00. Diese Einsparungen amortisieren die zusätzlichen Kosten für die beiden<br />

Schwallspüler inkl. Planung und Installation in Höhe von Fr. 24‘508.00 (Tabelle 12) bei einer<br />

Verzinsung von 6 %/a innerhalb von 5 Jahren und 2.5 Monaten (Bild 10).<br />

Zürich, 31. Dezember 2009<br />

______________________________<br />

Prof. Dr.-Ing. Gerhard Girmscheid<br />

______________________________<br />

Dr. Tobias Gamisch<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

75


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76


Anlagen<br />

– Anlage 1:<br />

Girmscheid, Gerhard; Gamisch, Tobias: Versinterungsproblematik Lötschberg-Basistunnel,<br />

Bereich Portal Frutigen (Nordportal) – <strong>Gutachten</strong> über die massgeblichen Ursachen<br />

und Mechanismen der Versinterungsentstehung sowie die Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit<br />

eines Einsatzes der Härtestabilisation. Zürich, 2008-05-05.<br />

– Anlage 2:<br />

Studer, Oliver: Sofortmassnahmen IAI, Versinterungen Portal Frutigen Februar 2008.<br />

BLS AG, Bern, 2008-03-27. – Datei: 080304 Kurzbeschrieb Sofortmassnahmen.doc<br />

– Anlage 3:<br />

Studer, Oliver: Unterhalt Lötschberg-Basistunnel, Zwischenbericht, Spülarbeiten Drainagen<br />

Oströhre Portal Frutigen bis QV 01, Nächte 6./7.04.2008 und 13./14.04.2008. BLS<br />

AG, Bern, 2008. – Datei: 080422 Zwischenbericht Leitungsspülung.pdf<br />

– Anlage 4:<br />

Rufener, Heinz: Lötschberg-Basistunnel, Checkliste Leitungsspülungen (Bergwasser und<br />

Schmutzwasser), Abschnitt: Weströhre, Portal Frutigen – QV 01, Datum: 27.–28.04.2008.<br />

Zweisimmen, 2008-04-28. – Datei: 20080428092845.pdf<br />

– Anlage 5:<br />

Umwelttechnik Jenni <strong>GmbH</strong>: Kanalfernsehprotokolle und -fotos, BLS Lötschberg Basistunnel,<br />

NEAT Portal Frutigen, Weströhre, 2. Teil, (DVD 08 / 03, 08 / 04). – Datei:<br />

20080529103402.pdf<br />

– Anlage 6:<br />

Umwelttechnik Jenni <strong>GmbH</strong>: Kanalfernsehprotokolle und -fotos, BLS Lötschberg Basistunnel,<br />

NEAT Portal Frutigen, Oströhre, 2. Teil, (DVD 08 / 05). – Datei:<br />

20080529103301.pdf<br />

– Anlage 7:<br />

Umwelttechnik Jenni <strong>GmbH</strong>: Kanalfernsehprotokolle und -fotos, BLS Lötschberg Basistunnel,<br />

NEAT Portal Frutigen, Oströhre 2. Teil, Weströhre letztes Stück (DVD 08 / 06). –<br />

Datei: 20080603101833.pdf<br />

– Anlage 8:<br />

Gamisch, Tobias: Auswertung der Kanalkameraaufnahmen im Lötschberg-Basistunnel,<br />

Versinterungszonen Portal Frutigen, Weströhre KS 7.1 6.1 (Strang 1, Schacht 2 0)<br />

und KS 7.2 6.2 (Strang 2, Schacht 2 1) sowie Oströhre KS 2.1 1.2 (Strang 3,<br />

Schacht 2 1) und KS 2.2 1.1 (Strang 4, Schacht 2 0) vom 08./09. Juni 2008.<br />

ETH Zürich, 2009.<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

77


– Anlage 9:<br />

Gamisch, Tobias: Auswertung der Kanalkameraaufnahmen im Lötschberg-Basistunnel,<br />

Versinterungszonen Portal Frutigen, Weströhre KS 7.1 6.1 (Strang 1, Schacht 2 0)<br />

und KS 7.2 6.2 (Strang 2, Schacht 2 1) sowie Oströhre KS 2.1 1.2 (Strang 3,<br />

Schacht 2 1) und KS 2.2 1.1 (Strang 4, Schacht 2 0) vom 13./14. Juli 2008.<br />

ETH Zürich, 2009.<br />

– Anlage 10:<br />

Gamisch, Tobias: Auswertung der Kanalkameraaufnahmen im Lötschberg-Basistunnel,<br />

Versinterungszonen Portal Frutigen, Weströhre KS 7.1 6.1 (Strang 1, Schacht 2 0)<br />

und KS 7.2 6.2 (Strang 2, Schacht 2 1) sowie Oströhre KS 2.1 1.2 (Strang 3,<br />

Schacht 2 1) und KS 2.2 1.1 (Strang 4, Schacht 2 0) vom 10./11. August 2008.<br />

ETH Zürich, 2009.<br />

– Anlage 11:<br />

Meier, Franziska: Härtestabilisierung / frisch bestückt. Frutigen : BLS Netz AG, 2008-09-<br />

04, 14.59 Uhr. – E-Mail an Gamisch Tobias, Institut für Bauplanung und Baubetrieb,<br />

ETH Zürich.<br />

– Anlage 12:<br />

Gamisch, Tobias: Auswertung der Kanalkameraaufnahmen im Lötschberg-Basistunnel,<br />

Versinterungszonen Portal Frutigen, Weströhre KS 7.1 6.1 (Strang 1, Schacht 2 0)<br />

und KS 7.2 6.2 (Strang 2, Schacht 2 1) sowie Oströhre KS 2.1 1.2 (Strang 3,<br />

Schacht 2 1) und KS 2.2 1.1 (Strang 4, Schacht 2 0) vom 07./08. September<br />

2008. ETH Zürich, 2009.<br />

– Anlage 13:<br />

Rufener Heinz: BLS AG / LBT Portal Frutigen. Zweisimmen, Oktober 2008. – Bilder der<br />

Schächte und der ausgebauten Depotsteine.<br />

– Anlage 14:<br />

Gamisch, Tobias: Auswertung der Kanalkameraaufnahmen im Lötschberg-Basistunnel,<br />

Versinterungszonen Portal Frutigen, Weströhre KS 7.1 6.1 (Strang 1, Schacht 2 0)<br />

und KS 7.2 6.2 (Strang 2, Schacht 2 1) sowie Oströhre KS 2.1 1.2 (Strang 3,<br />

Schacht 2 1) und KS 2.2 1.1 (Strang 4, Schacht 2 0) vom 12./13. Oktober 2008.<br />

ETH Zürich, 2009.<br />

– Anlage 15:<br />

Rufener Heinz: BLS AG / LBT Portal Frutigen, Schachtprotokolle Weströhre. Zweisimmen,<br />

November 2008.<br />

————————————————————————————————————————————————————————————————————————————<br />

<strong>78</strong>


– Anlage 16:<br />

Gamisch, Tobias: Auswertung der Kanalkameraaufnahmen im Lötschberg-Basistunnel,<br />

Versinterungszonen Portal Frutigen, Weströhre KS 7.1 6.1 (Strang 1, Schacht 2 0)<br />

und KS 8.2 7.2 6.2 (Strang 2, Schacht 3 2 1) nach der Reinigung am 09./10.<br />

November 2008. ETH Zürich, 2009.<br />

– Anlage 17:<br />

Studer, Oliver: Kurzbrief betreffend Lötschberg Basistunnel, Versinterungen Portal<br />

Frutigen. Bern, 2008-11-19. – Anschreiben zu den Kanalkameraaufnahmen in der Weströhre<br />

nach der Reinigung am 09./10. November 2008 und in der Oströhre nach der Reinigung<br />

am 16./17. November 2008.<br />

– Anlage 18:<br />

Rufener Heinz: BLS AG / LBT Portal Frutigen, Schachtprotokolle Oströhre. Zweisimmen,<br />

November 2008.<br />

– Anlage 19:<br />

Gamisch, Tobias: Auswertung der Kanalkameraaufnahmen im Lötschberg-Basistunnel,<br />

Versinterungszonen Portal Frutigen, Oströhre KS 3.2 2.1 1.2 (Strang 3,<br />

Schacht 3 2 1) und KS 3.1 2.2 1.1 (Strang 4, Schacht 3 2 0) nach der<br />

Reinigung am 16./17. November 2008. ETH Zürich, 2009.<br />

– Anlage 20:<br />

Rufener, Heinz: Lötschberg-Basistunnel, Checkliste Leitungsspülungen (Bergwasser und<br />

Schmutzwasser), Abschnitt: Weströhre, Portal Frutigen – QV 01, Datum: 15.–16.03.2009.<br />

Zweisimmen, 2009-03-16.<br />

– Anlage 21:<br />

Rufener, Heinz: Lötschberg-Basistunnel, Checkliste Leitungsspülungen (Bergwasser und<br />

Schmutzwasser), Abschnitt: Oströhre, Portal Frutigen – QV 01, Datum: 22.–23.03.2009.<br />

Zweisimmen, 2009-03-23.<br />

– Anlage 22:<br />

Steinhardt <strong>GmbH</strong>: Steinhardt HydroFlush Beschickungsheber – Betriebs- und Wartungsanleitung.<br />

Taunusstein, 2009-09-07.<br />

– Anlage 23:<br />

Steinhardt <strong>GmbH</strong>: Einstauspüler Lötschberg, Einbausituation. Zeichnungsnr. 207762<br />

Gesamt. Taunusstein, 2009-08-12.<br />

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79


– Anlage 24:<br />

Gamisch, Tobias: Auswertung der Kanalkameraaufnahmen im Lötschberg-Basistunnel,<br />

Versinterungszone Portal Frutigen, Weströhre KS 7.2 6.2 (Strang 2, Schacht 2 1)<br />

am 18./19. Oktober 2009, einen Monat nach Installation des Schwallspülers. ETH Zürich,<br />

2009.<br />

– Anlage 25:<br />

Gamisch, Tobias: Auswertung der Kanalkameraaufnahmen im Lötschberg-Basistunnel,<br />

Versinterungszonen Portal Frutigen, Weströhre KS 7.1 6.1 (Strang 1, Schacht 2 0)<br />

nach Reinigung und KS 7.2 6.2 (Strang 2, Schacht 2 1) vor Reinigung, zwei Monate<br />

nach Installation des Schwallspülers sowie Oströhre KS 2.1 1.2 (Strang 3,<br />

Schacht 2 1) nach Reinigung und KS 2.2 1.1 (Strang 4, Schacht 2 0) nach<br />

Reinigung mit Vibrationsrotierdüse am 22./23. November 2009. ETH Zürich, 2009.<br />

– Anlage 26:<br />

Rufener, Heinz: BLS Netz AG / LBT, Portal Frutigen, Kurzprotokoll Strang 2, Februar -<br />

November 2009. Kurzdarstellung des Leitungszustandes, vor – und nach dem Einbau der<br />

Schwallspülung. Zweisimmen, 2009-11-24.<br />

– Anlage 27:<br />

Gamisch, Tobias: Bestückungsplan und Einbauanleitung zur Installation einer Härtestabilisation<br />

mittels Baypure ® DSP Tabs 200 in den Entwässerungsleitungen Strang 1–4 des<br />

Lötschberg-Basistunnels, Portal Frutigen. ETH Zürich, 2009-12-15.<br />

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