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Folter in der BRD - Social History portal

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überprüfen, ob diese beispielsweise im E<strong>in</strong>band Ausbruchswerkzeuge, Rauschmittel<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong>gleichen enthalten.<br />

Außerdem steht dem Untersuchungsgefangenen <strong>in</strong> ausreichendem Maße anstaltseigener<br />

Lesestoff zur Verfügung.<br />

Entsprechend dem von dem Generalstaatsanwalt bei dem Landgericht Berl<strong>in</strong><br />

gestellten Antrag und <strong>in</strong> Übere<strong>in</strong>stimmung mit <strong>der</strong> Stellungnahme des Leiters <strong>der</strong><br />

Untersuchungshaft- und Aufnahmeanstalt Moabit waren die angegebenen vier<br />

Druckstücke daher gemäß § 119 Abs. 3 und 6 StPO, Nr. 34 Abs. 1 Ziffer 4, 45 Abs.<br />

4 Satz 3 UVolizO zu beanstanden und zu <strong>der</strong> Habe des Untersuchungsgefangenen<br />

zu nehmen.<br />

Berl<strong>in</strong> 21, den 19. Januar 1971<br />

Landgericht, 10. Strafkammer Der Vorsitzende:<br />

(Michna)<br />

Landgerichtsdirektor<br />

Der Vorsitzende Richter Wöhlecke vom Landgericht Berl<strong>in</strong> will die<br />

Lektüre <strong>der</strong> politischen Gefangenen auf »die im offiziellen Handel erhältlichen<br />

Druckerzeugnisse« beschränken. An<strong>der</strong>e Schriften stoßen bei ihm<br />

auf Verständnisschwierigkeiten. Würde er sie genau lesen, hätte dies zur<br />

Folge, »daß <strong>der</strong> Richter an <strong>der</strong> ordnungsgemäßen Erfüllung se<strong>in</strong>er Dienstgeschäfte<br />

geh<strong>in</strong><strong>der</strong>t wäre«. Als zusätzlicher Vorwand für se<strong>in</strong>e Beschlagnahme<br />

dient ihm das Argument, er könne »verschlüsselte Mitteilungen« ja<br />

doch nicht erkennen. Dann aber müßte <strong>der</strong> Zensor überhaupt jeden Postverkehr<br />

verbieten. In Wahrheit geht es also alle<strong>in</strong> darum, klassenkämpferische<br />

Literatur zu verbieten.<br />

Beschluß<br />

In <strong>der</strong> Ermittlungssache gegen Asdonk u. a.<br />

hier nur<br />

gegen Monika Berberich,<br />

zur Zeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> U-Haftanstalt Berl<strong>in</strong> [... ]<br />

werden gemäß § 119 111 StPO folgende Sendungen von <strong>der</strong> Beför<strong>der</strong>ung ausgenommen<br />

und s<strong>in</strong>d zur Habe zu nehmen:<br />

Gründe:<br />

Die Beschuldigte bef<strong>in</strong>det sich wegen des Verdachts des Vergehens nach § 129<br />

StGB <strong>in</strong> Untersuchungshaft.<br />

Ihr Postverkehr umfaßt <strong>in</strong> großem Umfang Druckerzeugnisse, die von Ges<strong>in</strong>nungsgenossen<br />

<strong>der</strong> Beschuldigten verfaßt, gedruckt o<strong>der</strong> verlegt werden. Deshalb und<br />

wegen <strong>der</strong> nicht je<strong>der</strong>mann verständlichen Ausdrucksweise besteht die Möglichkeit<br />

versteckter Mitteilungen, die den Haftzweck gefährden können. E<strong>in</strong>e aus diesem<br />

Grunde erfor<strong>der</strong>liche beson<strong>der</strong>s sorgfältige Kontrolle <strong>der</strong> e<strong>in</strong>gehenden Literatur ist<br />

mit Rücksicht auf ihren Umfang e<strong>in</strong>erseits nicht möglich, weil sie soviel Zeit beanspruchen<br />

würde, daß <strong>der</strong> Richter an <strong>der</strong> ordnungsgemäßen Erfüllung se<strong>in</strong>er Dienstgeschäfte<br />

geh<strong>in</strong><strong>der</strong>t wäre. Zum an<strong>der</strong>en verspräche sie auch ke<strong>in</strong>en Erfolg, da das<br />

Wesen <strong>der</strong> Verschlüsselung gerade <strong>in</strong> ihrer Nichterkennbarkeit liegt.<br />

Dem Informationsbedürfnis <strong>der</strong> Beschuldigten wird durch die Möglichkeit, Druckerzeugnisse<br />

direkt vom Verlag durch Vermittlung <strong>der</strong> Haftanstalt zu beziehen, voll<br />

Rechnung getragen (vgl. auch Nr. 45 Abs. 1 und 2 UVollzO). Dabei versteht sich von<br />

selbst, daß sich dies nur auf die im offiziellen Handel erhältlichen Druckerzeugnisse<br />

bezieht.<br />

Sollte die Beschuldigte von <strong>der</strong> aufgezeigten Möglichkeit ke<strong>in</strong>en Gebrauch machen,<br />

so hat sie mit <strong>der</strong> Beanstandung von Bücher- und Zeitschriftensendungen aus den<br />

genannten Gründen <strong>in</strong> Zukunft weiterh<strong>in</strong> zu rechnen.<br />

Berl<strong>in</strong> 21, den 17. Oktober 1972<br />

Landgericht, Strafkammer 2 (Wöhlecke)<br />

Vorsitzen<strong>der</strong> Richter am Landgericht<br />

Verschw<strong>in</strong>den von Post<br />

Diese Spielart <strong>der</strong> Zensur gibt sich als adm<strong>in</strong>istrative Panne aus. E<strong>in</strong> Brief<br />

o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Buch verschw<strong>in</strong>det irgendwo auf dem Weg Absen<strong>der</strong> - Staatsanwalt<br />

- Gericht - Haftanstalt - Empfänger. Die Dunkelziffer ist gerade bei<br />

Politischen Gefangenen unübersehbar. Ebenso unklar bleibt, ob dem Bundeskrim<strong>in</strong>alamt<br />

e<strong>in</strong> Dienst erwiesen worden ist, ob die Verfassung o<strong>der</strong> die<br />

Bundesgrenze mit Hilfe <strong>der</strong> verschwundenen Postsache geschützt wird.<br />

Haben Son<strong>der</strong>kommission und politische Polizei, die wirklichen »Herren<br />

des Verfahrens« zugeschlagen, zieht sich <strong>der</strong> Richter, sofern <strong>der</strong> Vorgang<br />

irgendwie aufkommt, <strong>in</strong> die Rolle des Urkundsbeamten zurück, <strong>der</strong> über<br />

das Verschw<strong>in</strong>den <strong>der</strong> Post Brief und Siegel erteilt:<br />

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Absen<strong>der</strong><br />

1. »Rote Hilfe«<br />

2. »Rote Hilfe«<br />

3. Verlag und Druck<br />

4. T. Osikowski<br />

5. ohne Absen<strong>der</strong> (anarchistische Zeitung »Befreiung«)<br />

6. Karl-Marx-Buchhandlung<br />

7. Verlag und Druck<br />

8. Politladen GmbH<br />

9. Verlag und Druck<br />

10. Villa<strong>in</strong><br />

58 <strong>Folter</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>BRD</strong><br />

E<strong>in</strong>gang<br />

4. Juli 1972<br />

5. Juli 1972<br />

6. Juli 1972<br />

7. Juli 1972<br />

7. Juli 1972<br />

10. Juli 1972<br />

10. Juli 1972<br />

10. Juli 1972<br />

12. Juli 1972<br />

12. Juli 1972<br />

I<br />

Amtsgericht 6000 Frankfurt 1<br />

4 Js 886/72 StA Ffm.<br />

Frau<br />

Astrid Proll<br />

Betr.: Beschwerde gegen Nichterhaltung<br />

von Post<br />

Sehr geehrte Frau ProlI!<br />

Auf Ihre Anfrage bezüglich <strong>der</strong> Briefe von Marianne Herzog an Sie haben die Ermitt-<br />

59 Politische Zensur<br />

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