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Folter in der BRD - Social History portal

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Wahrheit über politische Prozesse, das Verbot politischer Agitation - dies<br />

s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e gesetzlichen Zwecke <strong>der</strong> Untersuchungshaft.<br />

Gerade das aber praktiziert die politische Justiz. Da hierbei juristische<br />

Begründungen nicht gel<strong>in</strong>gen können, greift die Zensur zu Vorwänden.<br />

O<strong>der</strong> aber es spricht aus ihnen die wahre Sprache <strong>der</strong> politischen Justiz:<br />

die <strong>der</strong> Unterdrückung, <strong>der</strong> Willkür, <strong>der</strong> Gewalt. Nirgendwo wird die<br />

Funktion <strong>der</strong> Justiz als Verteidigungs<strong>in</strong>strument <strong>der</strong> Herrschaft von Kapitalismus<br />

und Imperialismus deutlicher.<br />

Die folgenden Dokumente stellen e<strong>in</strong>e verschw<strong>in</strong>dende Auswahl dar, die<br />

sich auf typische Beispiele beschränkt, weil die Sammlung sonst den vielfachen<br />

Umfang angenommen hätte.<br />

Die nachstehenden drei Beschlüsse nehmen »Beleidigungen« zum Anlaß<br />

<strong>der</strong> Beschlagnahme.<br />

Landgericht Karlsruhe<br />

Strafkammer IV<br />

Ermittlungssache gegen<br />

Dr. Wolfgang Hube r u. a. [... ]<br />

hier: Beschwerde des Beschuldigten Ekkehard Blenck<br />

Karlsruhe, den 28. Januar 1972<br />

Der Ermittlungsrichter<br />

des Bundesgerichtshofes<br />

1 BJs 6/71<br />

11 BGs 15/72<br />

Beschluß<br />

In dem Ermittlungsverfahren<br />

gegen<br />

Horst Mahler u. a.<br />

75 Karlsruhe 1, den 3. Februar 1972<br />

hier: Astrid Pro II [... ]<br />

z. Zt. <strong>in</strong> Untersuchungshaft <strong>in</strong> <strong>der</strong> Justizvollzugsanstalt Köln [... ]<br />

wird gemäß § 119 Abs. 3 StPO, Nr. 34 Abs. 1 Zif1. 3 UVolizO die an den Mitbeschuldigten<br />

Eric Grusdat gerichtete Postkarte <strong>der</strong> Beschuldigten vom 12. Januar 1972 von<br />

<strong>der</strong> Beför<strong>der</strong>ung ausgeschlossen. Der Inhalt <strong>der</strong> Postkarte ist beleidigend. Durch<br />

den Ausdruck »Korruption« im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Schil<strong>der</strong>ung des Verhaltens<br />

des Angeklagten Ruhland <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hauptverhandlung vor dem Oberlandesgericht<br />

Düsseldorf unterstellt die Beschuldigte den Beteiligten Manipulationen des Verfahrens<br />

und den E<strong>in</strong>satz unerlaubter Mittel.<br />

Die Postkarte ist zur Habe <strong>der</strong> Beschuldigten<br />

zu nehmen.<br />

(Dr. Knoblich)<br />

Bundesrichter<br />

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Beschluß<br />

Die Beschwerde des Beschuldigten Ekkehard Blenck gegen den Beschluß des<br />

Amtsgerichts Karlsruhe vom 18. 11. 71, mit dem e<strong>in</strong> Brief des Beschuldigten an se<strong>in</strong>e<br />

Ehefrau gern. §§ 94 ff. StPO beschlagnahmt worden ist, wird als unbegründet verworfen.<br />

Falls <strong>der</strong> Beschuldigte rechtskräftig zu Strafe verurteilt o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Maßregel <strong>der</strong><br />

Sicherung und Besserung angeordnet werden sollte, hat er die Kosten des<br />

Beschwerdeverfahrens zu tragen.<br />

Gründe:<br />

In dem Brief werden Justizangehörige als Toren bezeichnet. Außerdem schreibt <strong>der</strong><br />

Beschuldigte, Bundestagspräsident v. Hassel entwickele sich immer mehr zu e<strong>in</strong>em<br />

Faschisten. Es kann nicht auf die Frage ankommen, ob e<strong>in</strong> verständiger Mensch<br />

solche Pauschalurteile ernst nehmen würde. Auch wenn man diese Frage verne<strong>in</strong>en<br />

müßte, bliebe <strong>der</strong> Inhalt des Briefes beleidigend. Der Brief mußte deshalb nach<br />

Nr.34 Abs. 1 Ziffer 3 UVollzO beanstandet und zum Beweis se<strong>in</strong>es Inhalts gern.<br />

§§ 94 ff. StPO beschlagnahmt werden. [... ]<br />

(Dr. Gohl)<br />

Landgerichtsdirektor<br />

(Baidus)<br />

Landgerichtsrat<br />

(Zick)<br />

Landgerichtsrat<br />

Beschluß<br />

52 <strong>Folter</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>BRD</strong> 53 Politische Zensur<br />

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In dem Ermittlungsverfahren gegen<br />

Brigitte Asdonk,<br />

- zur Zeit <strong>in</strong> dieser Sache <strong>in</strong> Untersuchungshaft <strong>in</strong> <strong>der</strong> Justizvollzugsanstalt Essen,<br />

Krawehlstr. 59 [... ]<br />

wird auf Antrag <strong>der</strong> Staatsanwaltschaft bei dem Landgericht Berl<strong>in</strong> vom 14. März<br />

1972 <strong>der</strong> Brief <strong>der</strong> Beschuldigten an Monika Berberich vom 3. 3. 1972 gemäß Nr.<br />

34 (1) Nr. 3 UVolizO von <strong>der</strong> Beför<strong>der</strong>ung ausgeschlossen, weil das Schreiben beleidigenden<br />

Inhalts ist. Schon im ersten Satz wird von »Ermordung Tommis«, »H<strong>in</strong>richtungen<br />

am Fließband im Iran« und <strong>der</strong> »Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>führung <strong>der</strong> Todesstrafe <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>BRD</strong>« gesprochen.<br />

Der Brief wird gemäß §§ 94, 98, 119 StPO beschlagnahmt, da er als Beweismittel für<br />

die Grundhaltung und das beabsichtigte künftige Verhalten <strong>der</strong> Beschuldigten von<br />

Bedeutung ist.<br />

1 Ber<strong>in</strong> 21. den 23. 3. 1972<br />

Amtsgericht Tiergarten, Abt. 349 (Ruppen<strong>der</strong>)<br />

Oberamtsrichter<br />

Die vorstehend erwähnte »Ermordung Tommis« bezieht sich auf die<br />

Erschießung Thomas' Weißbeckers am 2. 3. 1972 <strong>in</strong> Augsburg, <strong>der</strong>en<br />

Umstände bis heute von den Ermittlungsbehörden vertuscht werden, die<br />

nicht e<strong>in</strong>mal den Todesschützen bekanntgeben. Daß auch Berichte über<br />

»H<strong>in</strong>richtungen am Fließband im Iran« als beleidigend verboten werden,

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