Folter in der BRD - Social History portal
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10. 5. 10. 1972 Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofes:<br />
Zustimmung zur verstärkten Durchsuchung des Gefangenen, se<strong>in</strong>er Sachen und<br />
se<strong>in</strong>es Haftraumes, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e se<strong>in</strong>e körperliche Durchsuchung vor und nach<br />
jedem Besuch. Ferner wie<strong>der</strong>holte Beobachtung bei Nacht, gelegentlich verbunden<br />
mit kurzfristiger E<strong>in</strong>schaltung <strong>der</strong> Zellen beleuchtung.<br />
11. 29.3. 1973 Amtsgericht Kaiserslautern:<br />
Vor und nach Besuchen von Rechtsanwälten ist e<strong>in</strong>e Durchsuchung des<br />
Beschuldigten und <strong>der</strong> Zelle vorzunehmen, vor und nach Besuchen von Angehörigen<br />
hat sie zu entfallen.<br />
12. 28.3.1973 Amtsgericht Kaiserslautern:<br />
Der Beschuldigte darf <strong>in</strong> <strong>der</strong> täglichen Hofstunde zusammen mit je e<strong>in</strong>em von<br />
Seiten <strong>der</strong> Justizvollzugsanstalt auszuwählenden U-Gefangenen, <strong>der</strong> nicht zu<br />
den Mitbeschuldigten gehört und nicht gleicher Straftaten wie <strong>der</strong> Beschuldigte<br />
verdächtigt ist, geführt werden.<br />
Die Entscheidungen Nr.11 und 12 erg<strong>in</strong>gen auch h<strong>in</strong>sichtlich des Beschuldigten<br />
Grundmann.<br />
Im übrigen kann Ihre Anfrage bezüglich des Beschuldigten Grundmann z. Z. nicht<br />
beantwortet werden, da sich diese Vorgänge beim BVG bef<strong>in</strong>den.<br />
(Taglieber)<br />
Erster Staatsanwalt<br />
Bezüglich <strong>der</strong> Anordnung Ziffer 6 haben Nachprüfungen ergeben, daß <strong>der</strong><br />
Zensor obendre<strong>in</strong> auch nicht genehme politische Artikel aus den<br />
Zeitungen schneidet. Ziffer I I wird so gehandhabt, daß <strong>der</strong> Untersuchungsgefangene<br />
sich vor und nach jedem Besuch e<strong>in</strong>es Verteidigers<br />
entkleiden und durchsuchen lassen muß.<br />
Amtsgericht Hamburg<br />
Abteilung 164<br />
Betr.: Ermittlungssache gegen Wolfgang Grundmann, geb. 3.6.1948<br />
2 Hambu rg 36, 11. April 1972<br />
Sehr geehrte Herren Rechtsanwälte!<br />
Auf Ihre Anfrage vom 4.4.1972 teile ich Ihnen mit, daß bei <strong>der</strong> Inhaftnahme des<br />
Beschuldigten Grundmann folgende beson<strong>der</strong>en Sicherungsmaßnahmen angeordnet<br />
wurden:<br />
a) Unterbr<strong>in</strong>gung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Zelle auf Sicherungsstation B 11<br />
b) Fesselung außerhalb des Haftraumes (a. d. Rücken)<br />
c) Entzug des Eßbestecks. Aushändigung e<strong>in</strong>es Plastikbestecks<br />
d) E<strong>in</strong>zelfreistunde<br />
e) Ausschluß von <strong>der</strong> Teilnahme an Geme<strong>in</strong>schaftsveranstaltungen e<strong>in</strong>schI. Gottesdienst<br />
f) E<strong>in</strong>kauf nur über Antrag/Liste<br />
g) Betreten des Haftraumes mit zwei Beamten.<br />
Dem Beschuldigten wurde <strong>in</strong>zwischen e<strong>in</strong> normales Eßbesteck ausgehändigt.<br />
Hochachtungsvoll<br />
(Müller)<br />
Gerichtsassessor<br />
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Derselbe Richter Müller war auch verantwortlich für die Haftschikanen,<br />
denen die Untersuchungsgefangene Margit Schiller unterworfen wurde.<br />
In <strong>der</strong> Offentlichkeit ist weitgehend nur bekannt, wie Margit Schiller auf<br />
e<strong>in</strong>e Pressekonferenz geschleift und dort zur Schau gestellt wurde.<br />
Gerichtsassessor Müller am Amtsgericht Hamburg ordnete am<br />
22.10. 1971 folgende zusätzliche »Beson<strong>der</strong>e Sicherungsmaßnahmen« an:<br />
Strenge E<strong>in</strong>zelhaft<br />
Außerhalb des Haftraums Fesselung (a. d. Rücken)<br />
Betreten des Haftraums nur mit 2 Beamt<strong>in</strong>nen und 1 Beamten<br />
E<strong>in</strong>zelfreistunde (gefesselt) mit 2 Beamt<strong>in</strong>nen und 1 Beamten<br />
Ke<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>schaftsveranstaltungen e<strong>in</strong>schließlich Gottesdienst<br />
Besuche, auch des Rechtsanwalts, nur im Frauenhaus - Zelle 6<br />
E<strong>in</strong>kauf nur über Liste<br />
1!2-stündliche Beobachtung<br />
Entzug aller E<strong>in</strong>richtungsgegenstände<br />
Klei<strong>der</strong>abnahme<br />
Besteckabnahme<br />
Anstaltskleidung<br />
Der Entzug aller E<strong>in</strong>richtungsgegenstände bedeutet, daß die Zelle Margit<br />
Schillers bis auf die Liege völlig geleert wurde. Abends wurden ihr die<br />
Klei<strong>der</strong> abgenommen. Die verstärkte Beobachtung alle halbe Stunde<br />
wurde auch die Nacht über fortgesetzt, zusätzlich zu e<strong>in</strong>er »abgeschirmten<br />
Dauerbeleuchtung« .<br />
Die nächtliche Störung <strong>der</strong> Gefangenen durch laufende Kontrollen ergibt<br />
sich auch aus dem folgenden Beschluß:<br />
Beschluß<br />
In <strong>der</strong> Strafsache<br />
gegen den Industriekaufmann<br />
He<strong>in</strong>rich Jansen [... ]<br />
z. Zt. <strong>in</strong> Untersuchungshaft <strong>in</strong> <strong>der</strong> Untersuchungshaftanstalt Moabit [... ]<br />
wegen versuchten Mordes<br />
werden die von <strong>der</strong> Leitung <strong>der</strong> Haftanstalt angeordneten beson<strong>der</strong>en Sicherungsmaßnahmen<br />
<strong>der</strong> verstärkten Durchsuchung des Gefangenen, se<strong>in</strong>er Sachen und se<strong>in</strong>es Haftraumes,<br />
<strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en Beobachtung, auch während <strong>der</strong> Nachtzeit,<br />
des Ausschlusses von <strong>der</strong> Arbeit,<br />
<strong>der</strong> Entziehung <strong>der</strong> Befugnis, eigene Kleidung und Bettwäsche zu benutzen,<br />
<strong>der</strong> Entziehung von E<strong>in</strong>richtungs- o<strong>der</strong> Gebrauchsgegenständen, <strong>der</strong>en Mißbrauch<br />
zu befürchten ist o<strong>der</strong> die geeignet s<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong>e Flucht zu för<strong>der</strong>n,<br />
richterlich genehmigt. Diese Maßnahmen s<strong>in</strong>d zur Aufrechterhaltung <strong>der</strong> Sicherheit<br />
und Ordnung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Anstalt .unbed<strong>in</strong>gt erfor<strong>der</strong>lich, weil wegen entsprechen<strong>der</strong><br />
H<strong>in</strong>weise bei diesem Gefangenen die Gefahr besteht, daß er versucht, aus <strong>der</strong><br />
22 <strong>Folter</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>BRD</strong><br />
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23 Grundlegende Beschlüsse zur Isolierung