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Folter in der BRD - Social History portal

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)<br />

Uber: »Uberall im System ist Knast«<br />

Den Bären sollte man niemandem aufb<strong>in</strong>den. Knast ist im Bewußtse<strong>in</strong> ja<br />

wohl aller Menschen das Letzte. Wer dr<strong>in</strong> ist, kann nur e<strong>in</strong>s wollen: raus,<br />

und dagegen gibts überhaupt nichts zu sagen. Draußen ist die Straße ...<br />

Akkumuliert, akkumuliert! Das ist Moses und die Propheten. Und nicht:<br />

Vernichtet, vernichtet, Euthanasie etc. Daß dabei e<strong>in</strong> Haufen Leute draufgeht<br />

- klar. Kapitalistische Gesellschaft: die Krankheiten, die Unfälle, die<br />

Krüppel, die vielen Arten von Tod - »das Band frißt Menschen ... «<br />

Knast aber hat den Vernichtungs zweck <strong>der</strong> Diszipl<strong>in</strong>ierung, Abschrekkung,<br />

Knast ist e<strong>in</strong> lebenswichtiger Teil <strong>der</strong> ganzen Schwe<strong>in</strong>erei, aber eben<br />

Teil. Kriegsgefangenenlager im Krieg <strong>der</strong> Bourgeoisie gegen das Volk,<br />

früher sogar notwendig, um das Volk erst e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> die Akkumulationszentren<br />

re<strong>in</strong>zupressen, um die Geschichte überhaupt erstmal so weit zu<br />

br<strong>in</strong>gen, daß man sie abschaffen kann. Heute ist das historisch überflüssig.<br />

Deswegen »neuer Faschismus«. Deswegen immer mehr Wi<strong>der</strong>standskämpfer<br />

im Knast, immer weniger Lumpen.<br />

Das Pr<strong>in</strong>zip Volkskrieg ist: die langfristige überlegenheit des revolutionären<br />

Willens <strong>der</strong> Volksrnassen gegen die technische überlegenheit <strong>der</strong> Söldner.<br />

Knast ist das Extrem <strong>der</strong> Blockierung dieses Pr<strong>in</strong>zips: soundsoviel Bullen<br />

pro Häftl<strong>in</strong>g, das Waffenmonopol, die nirgends sonst mögliche Häufung<br />

von logistischem Material im Verhältnis zur Zahl <strong>der</strong> Proletarier- Schloß,<br />

Riegel, Sicherheitsschloß, Gitter, Mauern, Sprechfunk, Autos, Stahltüren,<br />

Pistolen, MPs. Plus psychologische Kriegsmittel.<br />

Wenn man überall im System dem Apparat gegenüberstünde, könnte<br />

mans lassen, die Rote Armee aufzubauen. Die Schwe<strong>in</strong>e hätten recht: nur<br />

kranke Verrückte kämen da noch auf was an<strong>der</strong>es als Selbstmordgedanken.<br />

Wenn die Menschen im Märkischen Viertel, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fabrik, im Büro erkennen:<br />

das ist ja Knast, dann ist das e<strong>in</strong>e Metapher für: ke<strong>in</strong> Leben, Rauswollen,<br />

sich das nicht mehr gefallen lassen, 24 Stunden die Despotie <strong>der</strong><br />

Schwe<strong>in</strong>e und nach <strong>der</strong>en Pfeife tanzen. So fängt kommunistisches<br />

Denken an.<br />

Wenn man aber auf <strong>der</strong> Erkenntnis sitzen bleibt, wird sie falsch. Weil mit<br />

dem neuen Namen nichts gewonnen ist. Weil es darauf ankommt, die Welt<br />

zu verän<strong>der</strong>n, wofür die Unterschiede im Gelände brennend <strong>in</strong>teressieren.<br />

Der Satz »überall im System ist Knast« bes<strong>in</strong>gt das Terra<strong>in</strong> des Fe<strong>in</strong>desstatt<br />

es zu betreten, um auf ihm, wo sonst, den Fe<strong>in</strong>d zu vernichten. In <strong>der</strong><br />

Nacht s<strong>in</strong>d alle Katzen grau, ist überall Knast - das ist die Nacht <strong>der</strong><br />

Philosophie, die Theorie ohne Praxis, die dann auch prompt falsch<br />

wird.<br />

Die Tatsache, daß sie uns für den Moment unserer Handlungsfähigkeit<br />

rI<br />

beraubt haben, soll ke<strong>in</strong>en vergessen machen, daß es nicht darauf<br />

ankommt, die Welt neu zu <strong>in</strong>terpretieren, son<strong>der</strong>n darauf, zu handeln.<br />

Und was die Situation ausmacht, ist die Nie<strong>der</strong>lage <strong>der</strong> L<strong>in</strong>ken <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Nie<strong>der</strong>lage <strong>der</strong> RAF. Sicher, die Revolution ist »die e<strong>in</strong>zige Form des<br />

Krieges, wo <strong>der</strong> Sieg nur durch e<strong>in</strong>e Reihe von Nie<strong>der</strong>lagen vorbereitet<br />

werden kann« - wenn die aber immer nur die bepißte Form von »überall<br />

im System ist Knast« hätten, dann könnten die Schwe<strong>in</strong>e allerd<strong>in</strong>gs noch<br />

2000 Jahre so weitermachen. Es ist aber nicht überall im System Knast.<br />

Uber: »Knast ist <strong>Folter</strong>« - und überhaupt <strong>Folter</strong><br />

tion für revolutionäre Initiative, für die sich wirksam organisierende antiimperialistische<br />

L<strong>in</strong>ke - gegen bestimmte Aussageerpressungsmethoden<br />

und -mittel. Leben und Gesundheit <strong>der</strong> Gefangenen s<strong>in</strong>d da mit dr<strong>in</strong>.<br />

Natürlich Wenn die <strong>Folter</strong>proteste ist Knast <strong>Folter</strong>, e<strong>in</strong>en auch S<strong>in</strong>ndas haben fließband, können, das dann alles. den: Bloß: SChutZfunk-1 wo nur<br />

Gewalt hilft, hilft nur Gewalt. Und wo die Menschenrechtsvere<strong>in</strong>e,<br />

Amnesty etc. e<strong>in</strong>e konkrete politische Funktion übernehmen können, gehts<br />

nicht um die Unmenschlichkeit des Bandes und des Akkords, nicht um die<br />

Unmenschlichkeit des Knasts.<br />

Der bewaffnete Kampf ist durch nichts zu ersetzen.<br />

Man muß auch ke<strong>in</strong>eswegs »den Begriff neu fassen«, son<strong>der</strong>n man muß<br />

öffentlichkeit, Diskussion, Sensibilität dafür schaffen, daß <strong>in</strong> den Gefängnissen<br />

<strong>der</strong> <strong>BRD</strong> gefoltert wird. Man muß die neuen Mittel erkennen und<br />

benennen, dabei die alten nicht vergessen.<br />

Und Amnesty wirds früher o<strong>der</strong> später rauskriegen, daß das Kapital nicht<br />

ohne die Justiz operiert und die revolutionären Kämpfer <strong>in</strong> Angola nicht<br />

ohne die revolutionären Kämpfer <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bundesrepublik operieren. Dann<br />

gibts für Amnesty vermutlich e<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> mehrere »Krisen«, weil diese<br />

Erkenntnis sie natürlich zu so was wie e<strong>in</strong>em qualitativen Schritt »zw<strong>in</strong>gt«<br />

- ihnen <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>spruch zwischen Kapitalismus und Menschenrecht auf<br />

die Pelle rückt. Mit dem Leid als Ware, dem »Antifaschismus« als Statussymbol,<br />

was ja durchaus <strong>in</strong> die erlaubte, sogar erwünschte Ideologie des<br />

Systems hier fällt, wirds dann schwieriger. Weil es dann um den Kampf<br />

des Proletariats hier geht, um die Volksfront, ohne die das Proletariat<br />

we<strong>der</strong> gegen se<strong>in</strong>e Vernichtung kämpfen kann noch das Menschenrecht<br />

err<strong>in</strong>gen wird.<br />

Der Begriff ist doch klar: die Grenzen <strong>der</strong> Leidensfähigkeit von Menschen<br />

überschreiten, die physische und psychische Zertrümmerung e<strong>in</strong>es Gefangenen.<br />

Wo das <strong>der</strong> Fall ist, setzt die Sprache aus. Da noch von »den Qualen«<br />

reden, heißt sülzen, heißt den Gefolterten nochmal verramschen.<br />

Es gibt die <strong>Folter</strong>literatur <strong>der</strong> Schwe<strong>in</strong>e, aus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> Täter: Sadismus.<br />

168 Dossier<br />

1<br />

169 Berichte und Erklärungen von Gefangenen

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