Folter in der BRD - Social History portal

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SjefTeuns
Isolation/Sensorische Deprivation:
die programmierte Folter::-
Vorbemerkung
Im folgenden geht es nicht darum zu zeigen, wie »schlimm« die Isolationsfolter
durch sensorische Deprivation ist, sondern darum, den Zusammenhang
deutlich werden zu lassen zwischen der Situation der ausgebeuteten
- deprivierten - und unterdrückten - isolierten, vereinzelten - Individuen
außerhalb der Gefängnisse und Irrenhäuser und der Situation der Politischen
Gefangenen und Patienten.
Wir haben uns dabei leiten lassen von der Notwendigkeit, das Ineinandergreifen
der Funktionen von Wissenschaft, insbesondere von Medizin und
Psychotechnologie, von Justiz und von bürgerlicher Ideologie hervortreten
zu lassen, kurzum den Zustand und die Praxis des bürgerlich-kapitalistischen
Staats in der Phase der fortschreitenden technokratischen Faschisierung:
Humanismus als Hygiene.
In einer Situation, wo fast jeder, der das Wort »Folter« hört oder liest,
noch ans Mittelalter oder an das Herausreißen von Fingernägeln usw.
denkt, halten wir es für notwendig, inhaltlich anzugeben, wie programmierte
Folter hier und heute aussieht, was sie bezweckt und wie ihre Wirksamkeit
wissenschaftlich getestet, ihre Methoden wissenschaftlich perfektioniert
werden.
Gerade weil soziale und politische Desorientierung im Massenmaßstab
durch schleichende sensorische Deprivation in Form einer Abstumpfung
der sinnlichen Wahrnehmung zu den Bedingungen von Herrschaft gehört,
Empörung, Protest, Widerstand schon im Keime ersticken oder systemkonform
kanalisieren soll, gerade deshalb ist es für viele heute noch
schwierig, die Isolationsfolter, wie sie gegen Politische Gefangene in der
BRD angewendet wird, als den tendenziellen Massenmord a la Auschwitz
zu begreifen, der sie ist.
Wir wenden uns auch gegen eine Verschleierung der Wirklichkeit durch
Begriffe wie »Psychoterror« oder »psychische Folter«. »Psyche« ist nichts
anderes als ein säkularisierter Gott der humanitären Bourgeoisie, zugleich
das Arbeitsmaterial eines Heeres von Psychologen, Psychiatern etc. etc. Sie
Beitrag des holländischen Facharztes für Psychiatrie bei der öffentlichen Diskussionsveranstaltung
des Komitees zur Aufklärung über Gefängnisse/Initiative gegen Folter
am 1I. Mai 1973 in Frankfurt am Main.
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ist das Phantom, mit dem politische Identität verschleiert, unterdrückt,
ausradiert werden soll. Wer von »Psychoterror« oder von »psychischer
Folter« spricht, der bewegt sich in diesem bürgerlichen Sumpf von Ideologie
als Realitätsersatz.
Unsere Solidarität mit den Politischen Gefangenen/Patienten ist keine
karitative sondern eine politische: Nicht für abstrakte »Menschen«, die
isoliert und sensorisch depriviert, die gefoltert werden, nicht für deren
abstrakte »Rechte und Freiheiten«, die eingeschränkt und vergewaltigt
werden, oder gar für deren terrorisierte »Psyche« setzen wir uns ein,
sondern wir wenden uns gegen die gesellschaftlichen Kräfte und Gruppierungen,
die die Politischen Gefangenen/Patienten schon lange vor uns
erkannt und praktisch kritisiert, bekämpft haben und wofür sie nun eingesperrt,
isoliert, gefoltert werden. (Karitative »Solidarität« würde sich in
nichts von der Wahrnehmung der »Fürsorgepflicht« der Gefängnisleitungen
unterscheiden, die unter diesem Vorwand hungerstreikenden Gefangenen
das Trinkwasser entziehen und sie einer gewaltsamen Zwangsernährung
unterwerfen; wäre nicht Solidarität, sondern selbstgerechte Bevormundung.)
Wir betrachten es als unsere Aufgabe, die Forderungen der Politischen
Gefangenen mit unseren Mitteln zu unterstützen, durchzusetzen - jetzt,
wo wir's noch können, bevor wir selbst Gefangene sind.
Solidaritätskomitee im Bond voor
Wetenschappelijke Arbeiders (BW A)
Isolation wird in der Allgemeinmedizin angewandt sowohl in der Prävention,
z. B. bei Infektionskrankheiten wie Tuberkulose oder Pocken, als
auch zur Unterstützung von Genesungsprozessen, z. B. bei der kurzfristigen
Isolation nach einem schweren Unfall oder bei einer komplizierten
Operation. Sie wird in diesen Fällen stets als notwendiges übel von
möglichst kurzer Dauer betrachtet, und moderne Techniken werden in
zunehmendem Maße eingesetzt, um dem Patienten zu helfen, Krankenhaus
oder Quarantänestation auf schnellstem Wege zu verlassen.
Nicht so in der Psychiatrie und bei der Justiz. Es fällt auf, welche Vielzahl
von Methoden die Wissenschaft, die man Psychiatrie nennt, entwickelt
hat, um Menschen in verschiedenen Bereichen ihrer Existenz zu isolieren.
So ist in psychiatrischen Krankenhäusern das Verbot oder die Zensur des
brieflichen Verkehrs und des Lesestoffs eine normale Erscheinung, die
Beschränkung oder das Verbot von Besuchen allgemein üblich. Schlafund
Insulin-Kuren sind künstliche Methoden, um Menschen längerfristig
zu isolieren, unter dem Vorwand, sie zu »beruhigen«; aber häufig werden
die Patienten dabei so konditioniert, daß sie ihre Isolierung nicht mehr
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