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März 2006 Der Salzburger Arzt medizin in salzburg<br />
■ von Dr. Edith Miller-Mayer<br />
Einleitung<br />
Die chronische Herzinsuffizienz ist eine<br />
kostenintensive Erkrankung mit schlechter<br />
Prognose, deutlicher Einschränkung<br />
der Lebensqualität und hoher Rehospitalisationsrate.<br />
Bereits derzeit entfallen<br />
rund 2% der Gesundheitsausgaben<br />
allein auf <strong>die</strong> Therapie der Herzinsuffizienz,<br />
70% davon sind Kosten für stationäre<br />
Krankenhausaufenthalte. Die steigende<br />
Erkrankungshäufigkeit mit einer<br />
Prävalenz von ca. 10% der über 70-Jährigen<br />
stellt für das Gesundheitswesen eine<br />
enorme finanzielle und logistische<br />
Belastung <strong>zu</strong>r Bereitstellung dar. Die<br />
möglichst lange Aufrechterhaltung der<br />
selbständigen Versorgung ist ein übergeordnetes<br />
Ziel sowohl der Patienten, der<br />
Angehörigen und Betreuer als auch der<br />
Versicherungen.<br />
Klasse I<br />
Klasse II<br />
Klasse III<br />
Klasse IV<br />
Training als integrierte Therapie<br />
bei Herzinsuffizienzpatienten<br />
Dr. Edith Miller-Mayer<br />
Herzerkrankung ohne körperliche L<strong>im</strong>itation. Alltägliche körperliche<br />
Belastung verursacht keine inadäquate Erschöpfung, Rhythmusstörungen,<br />
Luftnot oder Angina pectoris.<br />
Patienten mit Herzerkrankung und leichter Einschränkung der<br />
körperlichen Leistungsfähigkeit. Keine Beschwerden in Ruhe; alltägliche<br />
körperliche Belastung verursacht Erschöpfung, Rhythmusstörungen,<br />
Luftnot oder Angina pectoris.<br />
Patienten mit Herzerkrankung und höhergradiger Einschränkung<br />
der körperlichen Leistungsfähigkeit. Keine Beschwerden in Ruhe;<br />
geringe körperliche Belastung verursacht Erschöpfung, Rhythmusstörungen,<br />
Luftnot oder Angina pectoris.<br />
Patienten mit Herzerkrankung. Beschwerden in Ruhe und bei<br />
allen körperlichen Aktivitäten.<br />
Tabelle 1: New York Heart Association: Klassifikation bei Herzinsuffizienz<br />
Physiologie<br />
Den verschiedenen Hypothesen der<br />
Herzinsuffizienzentstehung entsprechen<br />
<strong>die</strong> verschiedenen Ansätze der<br />
Therapie. Zur positiven Beeinflussung<br />
des vaskulären und ventrikulären Remodelings<br />
nach Ischämie des Herzmuskels<br />
ist <strong>die</strong> frühzeitige medikamentöse,<br />
interventionelle oder chirurgische<br />
Revaskularisation vorrangig. Bezüglich<br />
antiinflammatorischer, antiviraler oder<br />
antibakterieller Therapieansätze hat sich<br />
noch keine Strategie als überlegen herausgestellt.<br />
Zur Eindämmung der neuroh<strong>um</strong>oralen<br />
Überst<strong>im</strong>ulation <strong>im</strong> Rahmen<br />
der fortschreitenden Veränderungen<br />
ist eine möglichst hochdosierte und<br />
konsequente medikamentöse Therapie<br />
essentiell. In den letzten Jahren tritt <strong>im</strong>mer<br />
mehr auch <strong>die</strong> Bedeutung der peripheren<br />
Muskulatur in der Chronifizierung<br />
und Verschlechterung der Belastungstoleranz<br />
bei Herzinsuffizienzpatienten<br />
in den Mittelpunkt der Untersuchungen.<br />
So konnte eine eingeschränkte<br />
periphere Vasodilatation, damit<br />
verbunden ein verstärkter peripherer<br />
Widerstand mit erhöhter Nachlast,<br />
eine endotheliale Dysfunktion und sogar<br />
eine Veränderung des Aufbaues und<br />
des enzymatischen Profiles der skelettären<br />
Muskelzellen nachgewiesen werden.<br />
All das resultiert in einem frühzeitigen<br />
anaeroben Metabolismus und<br />
einem früheren Laktatanstieg unter Belastung.<br />
In der Folge führt <strong>die</strong> Atrophie<br />
der Skelett- und Atemuskulatur wieder<strong>um</strong><br />
<strong>zu</strong>r Triggerung der neuro-h<strong>um</strong>oralen<br />
Schiene und <strong>zu</strong>r Verschlechterung<br />
der Sauerstoffutilisation. Um <strong>die</strong>sem<br />
Teufelskreis <strong>zu</strong> begegnen, wurde nach<br />
der anfänglichen Immobilisation und<br />
absoluten körperlichen Schonung der<br />
Herzinsuffizienpatienten mit der Entwicklung<br />
von dosierten Trainingsprogrammen<br />
begonnen. In den vergangenen<br />
15 Jahren konnte in vielen randomisierten<br />
Untersuchungen nachgewiesen<br />
werden, dass für Patienten der<br />
NYHA-Klasse II-III (Tab. 1) auch bei<br />
schwerer Einschränkung der kardialen<br />
Funktion ein regelmäßiges körperliches<br />
Training nicht nur sicher sondern sogar<br />
vorteilhaft ist. Die günstige Auswirkung<br />
der Bewegung wird dabei auf kardiale<br />
und neuroh<strong>um</strong>orale Anpassungen, <strong>die</strong><br />
Senkung des peripheren Widerstandes,<br />
<strong>die</strong> Verbesserung der Endothelfunktion<br />
und auf eine verbesserte oxidative Kapazität<br />
der Muskulatur <strong>zu</strong>rückgeführt.<br />
Trainiert wird nicht der Herzmuskel,<br />
sondern <strong>die</strong> periphere Skelett- und<br />
Atemmuskulatur.<br />
Training<br />
In den neuen Richtlinien der europäischen<br />
kardiologischen Gesellschaft wurde<br />
2005 das körperliche Training neben<br />
der allgemeinen Beratung bezüglich<br />
Lebensstil und regelmäßigen Kontrollen<br />
als nicht-medikamentöse Therapieempfehlung<br />
(Klasse I, Evidenzgrad B)<br />
aufgenommen. Empfohlen werden 3–5<br />
Trainingseinheiten pro Woche von 5–30<br />
min Dauer (je nach Belastbarkeit) als<br />
Ausdauer- oder Intervalltraining.<br />
Wir bevor<strong>zu</strong>gen das von Katharina<br />
Meyer et. al. entwickelte Intervalltraining<br />
(Abb.1), da <strong>die</strong>se Trainingsform intensive<br />
Belastungsreize auf <strong>die</strong> periphere<br />
Muskulatur bei gleichzeitig gering gehaltener<br />
kardialer Belastung nachweisen<br />
konnte. Die Trainingseinheiten <strong>um</strong>fas-<br />
➡<br />
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