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März 2006 Der Salzburger Arzt derpräsident<br />
Präsident Dr. Reiner Brettenthaler<br />
<strong>Sie</strong> kennen sicher alle <strong>die</strong> berühmten<br />
Gemälde Salvador Dalí’s, auf<br />
denen in vielen Variationen Uhren –<br />
und zwar genial verformte Uhren –<br />
dargestellt werden, Uhren, <strong>die</strong> <strong>zu</strong><br />
zerrinnen scheinen. Die sich auflösenden<br />
Uhren sind somit ein Symbol<br />
für <strong>die</strong> Flüchtigkeit der Zeit, für <strong>die</strong><br />
Flüchtigkeit des Lebens, für <strong>die</strong> Vergänglichkeit<br />
all unserer Pläne, Wünsche<br />
und Hoffnungen.<br />
Ich muss an <strong>die</strong>se Bilder denken,<br />
wenn ich an <strong>die</strong> laufende Legislaturperiode<br />
denke. Ende <strong>die</strong>ses Jahres<br />
werden Nationalratswahlen stattfinden.<br />
Die Regierung hat nur mehr kurze<br />
Zeit – wenn sie es überhaupt will –<br />
entsprechende gesetzliche Regelungen<br />
<strong>zu</strong> beschließen, <strong>die</strong> <strong>im</strong> Koalitionsübereinkommen<br />
von 2003 festgeschrieben<br />
wurden – <strong>die</strong> Zeit rinnt der Regierung<br />
davon: Was bis z<strong>um</strong> 20. April nicht<br />
mehr <strong>im</strong> Parlament war, kann in <strong>die</strong>ser<br />
Periode nicht mehr verwirklicht<br />
werden, davon kann man ausgehen.<br />
In einem Brief an den Herrn Bundeskanzler,<br />
<strong>die</strong> Frau Bundesministerin<br />
und andere Verantwortliche <strong>im</strong> Gesundheitswesen,<br />
habe ich auf <strong>die</strong>sen<br />
bekannten Umstand hingewiesen<br />
Salvador Dalí<br />
und verlangt, ersucht, sich doch intensiv<br />
mit dem Regierungsprogramm<br />
auseinander<strong>zu</strong>setzen und <strong>die</strong> entsprechenden<br />
gesetzlichen Maßnahmen<br />
noch vor Ablauf der genannten<br />
Frist auch <strong>um</strong><strong>zu</strong>setzen.<br />
Was stand denn <strong>im</strong> Koalitionsübereinkommen,<br />
Kapitel V „Programm<br />
für mehr Gesundheit in Österreich“<br />
von 2003 und was wurde davon verwirklicht?<br />
Der Grundsatz „ambulant vor stationär“<br />
soll <strong>um</strong>gesetzt werden! Umgesetzt:<br />
?<br />
Die Rolle der niedergelassenen Ärzte<br />
soll gestärkt werden! Umgesetzt: ?<br />
Die Spitalshäufigkeit durch eine Stärkung<br />
der extramuralen Strukturen soll<br />
gesenkt werden! Umgesetzt: ?<br />
Diese Senkung der Spitalshäufigkeit<br />
betrifft insbesondere niedergelassene<br />
Ärzte, Gruppenpraxen, Tageskliniken,<br />
extramurale Rehabilitation und <strong>die</strong><br />
Hauskrankenpflege! Umgesetzt: ?<br />
Ein neues Unternehmensrecht soll<br />
zeitgemäße Berufsrechte für Ärzte u.a.<br />
schaffen! Umgesetzt: ?<br />
Statt dessen hat man sich mit der<br />
sogenannten Gesundheitsreform beschäftigt<br />
und hat etwas erreicht, wovor<br />
<strong>die</strong> Österreichische Ärztekammer in<br />
Kenntnis der handelnden Personen<br />
und Institutionen <strong>im</strong>mer gewarnt hat:<br />
Man hat den Gegnern all <strong>die</strong>ser<br />
schönen Pläne <strong>die</strong> Instr<strong>um</strong>ente in <strong>die</strong><br />
Hand gegeben, <strong>die</strong> sie nunmehr gegen<br />
<strong>die</strong> Pläne der Bundesregierung,<br />
gegen <strong>die</strong> niedergelassenen und angestellten<br />
Ärztinnen und Ärzte verwenden;<br />
siehe <strong>die</strong> Debatten <strong>um</strong> das<br />
Mammografie-Screening in den Krankenhäusern,<br />
siehe <strong>die</strong> Einlagerungsversuche<br />
der Salzburger Gebietskrankenkasse,<br />
<strong>die</strong> als Reformprojekte das<br />
Rezepturrecht der Krankenhäuser,<br />
<strong>die</strong> Krankschreibung durch <strong>die</strong> Krankenhäuser,<br />
<strong>die</strong> Verlagerung der<br />
präoperativen Diagnostik in <strong>die</strong> Krankenhäuser<br />
eingereicht hat und <strong>die</strong>s<br />
<strong>im</strong> Wissen über <strong>die</strong> Arbeitssituation<br />
in unseren Spitälern, <strong>die</strong> weitere Belastungen<br />
nicht mehr <strong>zu</strong>lassen.<br />
Es bewahrheitet sich leider eine alte<br />
Weisheit: das Gegenteil von „gut“ ist<br />
nicht „schlecht“, sondern „gut gemeint“<br />
– womit wir wieder bei der<br />
zerrinnenden Zeit von Salvador Dali<br />
gelandet wären. Aber, wie gesagt, es<br />
gibt ja Nationalratswahlen, und das<br />
Recht geht gelegentlich vom Volk<br />
aus.<br />
Mit kollegialen Grüßen<br />
Dr. Reiner Brettenthaler<br />
Präsident der Ärztekammer für Salzburg<br />
Anregungen und Kritik <strong>im</strong>mer erwünscht unter: r.brett@telecom.at<br />
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