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März 2006 Der Salzburger Arzt medizin in salzburg<br />
Das Interesse der Urologen an<br />
urogynäkologischen Fragestellungen<br />
hat in der letzten Zeit enorm<br />
<strong>zu</strong>genommen. Dies war einerseits<br />
Folge der Einführung von sogenannten<br />
min<strong>im</strong>alinvasiven Behandlungsmethoden,<br />
andererseits aber<br />
auch durch <strong>die</strong> Einführung einer<br />
Vielzahl konservativer Behandlungsverfahren<br />
mit der Neueinführung<br />
von Medikamenten.<br />
Die Beschäftigung mit dem großen<br />
Bereich der Urogynäkologie gewinnt<br />
demnach für den Urologen <strong>zu</strong>nehmend<br />
an Bedeutung. Nur durch ein<br />
Verständnis von Pathophysiologie und<br />
Pathomorphologie können fun<strong>die</strong>rte<br />
konservative oder operative Behandlungskonzepte<br />
<strong>zu</strong>r Korrektur einer Harninkontinenz<br />
erstellt werden. Die Universitätsklinik<br />
für Urologie ist <strong>hier</strong>für<br />
personell und strukturell bestens aufgestellt.<br />
Im Folgenden berichten wir kurz über<br />
• <strong>die</strong> Prävalenz der Inkontinenz in den<br />
verschiedenen Altersgruppen,<br />
• <strong>die</strong> Pathophysiologie der verschiedenen<br />
Formen der Harninkontinenz,<br />
• <strong>die</strong> verschiedenen medikamentösen<br />
Behandlungsoptionen, deren unterschiedliche<br />
Angriffspunkte eine individuell<br />
angepasste konservativ-medikamentöse<br />
Therapie wirksamer, tolerabler<br />
und erfolgreicher werden lassen,<br />
• <strong>die</strong> Ergebnisse und Komplikationen<br />
nach urethralen Bändern, wobei neben<br />
der richtigen Indikationsstellung<br />
insbesondere <strong>die</strong> Durchführung der<br />
Operation mit dem besonderen Hinweis<br />
auf „tensionfree“ vorrangige Bedeutung<br />
hat,<br />
• <strong>die</strong> Vesico-Vaginalfisteln, <strong>die</strong> je nach<br />
Lokalisation und das Ausmaß der Fistel<br />
eine hohe Anforderung an den<br />
Urologen darstellen<br />
Urologie der Frau<br />
Prävalenz der Inkontinenz in den<br />
verschiedenen Altersgruppen<br />
■ von N. Schmeller, K. G. Fink,<br />
P. Meißner<br />
Eine Repräsentativ<strong>um</strong>frage in Deutschland,<br />
<strong>die</strong> 1999 <strong>im</strong> Auftrag der Universität<br />
Leipzig bei 883 Männer und 1182<br />
Frauen durchgeführt wurde, best<strong>im</strong>mte<br />
<strong>die</strong> Prävalenz der Inkontinenz in verschiedenen<br />
Altersgruppen und erhob<br />
daneben auch Daten <strong>zu</strong> psychischen<br />
Beschwerden und Lebensqualität. Die<br />
Häufigkeit der Inkontinenz nahm deutlich<br />
mit dem Alter <strong>zu</strong>, von 6,1% bei den<br />
18- bis 40-Jährigen, auf 9,5% bei den<br />
41- bis 60-Jährigen und auf 23 % über<br />
60 Jahre. Frauen gaben mit 15% häufiger<br />
Inkontinenzbeschwerden an als<br />
Männer mit 9,5%. Die Mehrzahl der inkontinenten<br />
Befragten litt auch unter<br />
Drang z<strong>um</strong> Wasserlassen, Verdauungsstörungen,<br />
Beckenschmerz und Sexualstörungen.<br />
Deutlich vermehrt waren Erschöpfung,<br />
Magen-, Gliederschmerzen<br />
und Herzbeschwerden. Besonders belastet<br />
waren <strong>die</strong> jüngeren Betroffenen.<br />
Wenn Patienten über Inkontinenzbeschwerden<br />
klagen, ist stets mit erheblichen<br />
Einbußen in körperlicher, seelischer<br />
Hinsicht und in Be<strong>zu</strong>g auf Lebensqualität<br />
<strong>zu</strong> rechnen. Es ist daher verständlich,<br />
dass sich <strong>die</strong> Urologen in vermehrtem<br />
Maße der Diagnostik und<br />
Therapie der Harninkontinenz <strong>zu</strong>wenden<br />
und <strong>die</strong>ses Thema auch einen der<br />
Schwerpunkte der Universitätsklinik für<br />
Urologie in Salzburg darstellt.<br />
Pathophysiologie der<br />
Harninkontinenz<br />
Aufgrund der neuen ICS-Klassifikationen<br />
wird Harninkontinenz allgemein nach<br />
symptomatischen, klinischen und urodynamischen<br />
Kriterien unterteilt. Dabei<br />
lassen sich Funktionsstörungen des unteren<br />
Harntraktes aufgrund pathophysiologisch-urodynamischer<br />
Kriterien in<br />
Speicher- und Entleerungsstörungen unterscheiden.<br />
Differenziert wird <strong>hier</strong>bei<br />
jeweils nach Störungen von Detrusor<br />
und Blasenauslass.<br />
Dranginkontinenz<br />
Be<strong>im</strong> Symptom der Dranginkontinenz<br />
wird ein unwillkürlicher Urinverlust beklagt,<br />
der von <strong>im</strong>perativem Harndrang<br />
begleitet ist oder <strong>die</strong>sem vorausgehen<br />
kann. In der urodynamischen Untersuchung<br />
sind verfrühter erster Harndrang,<br />
<strong>im</strong>perativer Harndrang und Detrusorhyperaktivität<br />
typische Befunde.<br />
Die Detrusorhyperaktivität kann je nach<br />
Ätiologie in eine neurogene oder nichtneurogene<br />
(idiopathische) Detrusorhyperaktivität<br />
unterteilt werden. Pathophysiologisch<br />
kommt es <strong>zu</strong>r Detrusorhyperaktivität,<br />
wenn ein Missverhältnis<br />
zwischen Stärke der afferenten Impulse<br />
und der zentralen Hemmung des Miktionsreflexes<br />
besteht durch:<br />
• ein Defizit der zentralnervösen Hemmung<br />
auf den Miktionsreflex (bei neurologischen<br />
Erkrankungen des ZNS<br />
oder bei suprasakralen Rückenmarkläsion),<br />
• eine gesteigerte Erregbarkeit des Detrusor<br />
durch anatomische oder funktionelle<br />
Veränderungen <strong>im</strong> Detrusor<br />
selbst,<br />
• vermehrte afferente Impulse ausgelöst<br />
durch Reiz<strong>zu</strong>stände an Blase und Harnröhre.<br />
Belastungsinkontinenz<br />
Das Symptom einer Belastungsinkontinenz<br />
ist ein Harnverlust, der ohne<br />
Harndrang synchron <strong>zu</strong> einer körperlicher<br />
Belastung auftritt . Die Belastungsinkontinenz<br />
basiert auf einem insuffizienten<br />
Harnröhrenverschlussmechanismus.<br />
Als Grundlage einer Harnkonti-<br />
➡<br />
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