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medizin in salzburg Der Salzburger Arzt März 2006 Neurourologie Neurologische Krankheiten führen oft zu Miktionsstörungen, die an unserer Klinik auf dem großen urodynamischen Messplatz in Zusammenschau mit der Videobetrachtung des Miktionsvorganges unter Röntgendurchleuchtung exakt diagnostiziert werden. Aufgrund der erkannten Pathophysiologie kann auch oft eine gezielte Therapie erfolgen (Elektrostimulation bei Detrusorakontraktilität, Botox ® Injektion oder Neuromodulation bei Detrusor- oder Sphinkterhyperaktivität, Augmentation der Harnblase bei kleinkapazitärer kontrakter Harnblase u. a.). OA Doz.Dr.K.Fink, Dr.P. Meißner oder Prof.Schmeller geben nähere Auskunft. Urologie der Frau und Harninkontinenz Die Urologie der Frau ist durch separaten Artikel in diesem Heft detailliert dargestellt. Hier gibt es medikamentös und auch operativ neue Ansätze, die durch mehrere Fachärzte unserer Abteilung (Prof. Schmeller, Doz. Dr. K. Fink, Dr. P. Meißner) umgesetzt werden. Die operative Behandlung durch das transobturatorische Band ist heute zu einem sehr erfolgreichen Standardeingriff geworden, der nach ambulanten OP-Vorbereitung nur noch 1 Nacht im Krankenhaus erfordert. Kinderurologie Jeden Freitag Vormittag findet eine von zwei Ärztinnen (OÄ Dr.B.Esterbauer, Dr.A.Gnad) betreute kinderurologische Sprechstunde statt. Kinder ab 4 Jahren werden auch an der Klinik für Urologie und Andrologie operiert, Kleinkinder aus anästhesie-technischen Gründen in der Klinik für Kinderchirurgie. Zusammenarbeit mit der urologischen Abteilung im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Salzburg Hier besteht eine hervorragende und reibungslose Kooperation. Die Behandlungsformen, die im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder nicht möglich sind, z. B. ESWL von Nierensteinen oder Chemotherapie von Hodentumoren werden nach persönlicher Absprache kurzfristig und jederzeit im Landeskrankenhaus durchgeführt. Die weitere Nachsorge und Behandlung erfolgt dann wieder bei den Barmherzigen Brüdern. Interdisziplinäre Zusammenarbeit Bei vielen Krankheiten ist eine interdisziplinäre Behandlung unerlässlich. So ist die Physikalische Medizin ein sehr wichtiger Bestandteil des Therapiekonzeptes bei der Stärkung und Wiederaufbau des Beckenbodens, die Gynäkologie natürlich in der Behandlung von Infertilität oder Prolaps, die Onkologie bei den seltenen Fällen der Hochdosischemotherapie, die eine Knochenmarkstransplantation erfordert und nicht zuletzt natürlich die Radiotherapie, die bei vielen Tumorbehandlungen im Therapiekonzept unersetzlich ist. Forschung und klinische Studien Die Forschung hatte schon bei dem früheren Primar der Urologie, Prof. Julian Frick einen hohen Stellenwert. Das hat sich nach Eröffnung der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität (PMU) noch verstärkt. Neben 4 multizentrischen Studien der EORTC nimmt die Urologie derzeit an 6 weiteren internationalen multizentrischen Studien teil. Studien- und Datenmanagement koordiniert eine promovierte Biologin (Dr.L.Paras). Aufgrund seiner Forschungsund Lehrtätigkeit und nach Abschluss eines Verfahrens unter Einbeziehung externer und interner Gutachter, wurde Dr.Klaus Fink vor kurzem an der PMU habilitiert und ist jetzt Privatdozent. Prof.Nikolaus Schmeller, Vorstand der Klinik für Urologie und Andrologie der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität AMBULANZEN UROLOGIE Montag – Donnerstag 08.00 Uhr bis 11.00 Uhr Urologie Ambulanz Dienstag Spezialambulanz Andrologie Ambulanz Tel.: 0662 4482 2961 Spezialambulanz Urodynamik Ambulanz Tel.: 0662/4482/2955 Mittwoch Spezialambulanz Blasentumor Ambulanz Tel.: 0662/4482/2955 Donnerstag Spezialambulanz Andrologie Ambulanz Tel.: 0662/4482/2961 Freitag Spezialambulanz Hodentumor Ambulanz Tel.: 0662 4482 2955 Spezialambulanz Kinderurologie Ambulanz Tel.: 0662 4482 2955 Für unsere Spezialambulanzen bitten wir um telefonische Voranmeldung! 22
März 2006 Der Salzburger Arzt medizin in salzburg Das Interesse der Urologen an urogynäkologischen Fragestellungen hat in der letzten Zeit enorm zugenommen. Dies war einerseits Folge der Einführung von sogenannten minimalinvasiven Behandlungsmethoden, andererseits aber auch durch die Einführung einer Vielzahl konservativer Behandlungsverfahren mit der Neueinführung von Medikamenten. Die Beschäftigung mit dem großen Bereich der Urogynäkologie gewinnt demnach für den Urologen zunehmend an Bedeutung. Nur durch ein Verständnis von Pathophysiologie und Pathomorphologie können fundierte konservative oder operative Behandlungskonzepte zur Korrektur einer Harninkontinenz erstellt werden. Die Universitätsklinik für Urologie ist hierfür personell und strukturell bestens aufgestellt. Im Folgenden berichten wir kurz über • die Prävalenz der Inkontinenz in den verschiedenen Altersgruppen, • die Pathophysiologie der verschiedenen Formen der Harninkontinenz, • die verschiedenen medikamentösen Behandlungsoptionen, deren unterschiedliche Angriffspunkte eine individuell angepasste konservativ-medikamentöse Therapie wirksamer, tolerabler und erfolgreicher werden lassen, • die Ergebnisse und Komplikationen nach urethralen Bändern, wobei neben der richtigen Indikationsstellung insbesondere die Durchführung der Operation mit dem besonderen Hinweis auf „tensionfree“ vorrangige Bedeutung hat, • die Vesico-Vaginalfisteln, die je nach Lokalisation und das Ausmaß der Fistel eine hohe Anforderung an den Urologen darstellen Urologie der Frau Prävalenz der Inkontinenz in den verschiedenen Altersgruppen ■ von N. Schmeller, K. G. Fink, P. Meißner Eine Repräsentativumfrage in Deutschland, die 1999 im Auftrag der Universität Leipzig bei 883 Männer und 1182 Frauen durchgeführt wurde, bestimmte die Prävalenz der Inkontinenz in verschiedenen Altersgruppen und erhob daneben auch Daten zu psychischen Beschwerden und Lebensqualität. Die Häufigkeit der Inkontinenz nahm deutlich mit dem Alter zu, von 6,1% bei den 18- bis 40-Jährigen, auf 9,5% bei den 41- bis 60-Jährigen und auf 23 % über 60 Jahre. Frauen gaben mit 15% häufiger Inkontinenzbeschwerden an als Männer mit 9,5%. Die Mehrzahl der inkontinenten Befragten litt auch unter Drang zum Wasserlassen, Verdauungsstörungen, Beckenschmerz und Sexualstörungen. Deutlich vermehrt waren Erschöpfung, Magen-, Gliederschmerzen und Herzbeschwerden. Besonders belastet waren die jüngeren Betroffenen. Wenn Patienten über Inkontinenzbeschwerden klagen, ist stets mit erheblichen Einbußen in körperlicher, seelischer Hinsicht und in Bezug auf Lebensqualität zu rechnen. Es ist daher verständlich, dass sich die Urologen in vermehrtem Maße der Diagnostik und Therapie der Harninkontinenz zuwenden und dieses Thema auch einen der Schwerpunkte der Universitätsklinik für Urologie in Salzburg darstellt. Pathophysiologie der Harninkontinenz Aufgrund der neuen ICS-Klassifikationen wird Harninkontinenz allgemein nach symptomatischen, klinischen und urodynamischen Kriterien unterteilt. Dabei lassen sich Funktionsstörungen des unteren Harntraktes aufgrund pathophysiologisch-urodynamischer Kriterien in Speicher- und Entleerungsstörungen unterscheiden. Differenziert wird hierbei jeweils nach Störungen von Detrusor und Blasenauslass. Dranginkontinenz Beim Symptom der Dranginkontinenz wird ein unwillkürlicher Urinverlust beklagt, der von imperativem Harndrang begleitet ist oder diesem vorausgehen kann. In der urodynamischen Untersuchung sind verfrühter erster Harndrang, imperativer Harndrang und Detrusorhyperaktivität typische Befunde. Die Detrusorhyperaktivität kann je nach Ätiologie in eine neurogene oder nichtneurogene (idiopathische) Detrusorhyperaktivität unterteilt werden. Pathophysiologisch kommt es zur Detrusorhyperaktivität, wenn ein Missverhältnis zwischen Stärke der afferenten Impulse und der zentralen Hemmung des Miktionsreflexes besteht durch: • ein Defizit der zentralnervösen Hemmung auf den Miktionsreflex (bei neurologischen Erkrankungen des ZNS oder bei suprasakralen Rückenmarkläsion), • eine gesteigerte Erregbarkeit des Detrusor durch anatomische oder funktionelle Veränderungen im Detrusor selbst, • vermehrte afferente Impulse ausgelöst durch Reizzustände an Blase und Harnröhre. Belastungsinkontinenz Das Symptom einer Belastungsinkontinenz ist ein Harnverlust, der ohne Harndrang synchron zu einer körperlicher Belastung auftritt . Die Belastungsinkontinenz basiert auf einem insuffizienten Harnröhrenverschlussmechanismus. Als Grundlage einer Harnkonti- ➡ 23
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