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März 2006 Der Salzburger Arzt thema<br />

■ von Gabriele Pflug<br />

Salzburgs Ärzte schreiben Fortbildung<br />

groß, deren Dok<strong>um</strong>entation<br />

jedoch klein. Die Selbstbest<strong>im</strong>mung<br />

in der Fortbildung könnte dadurch<br />

in Gefahr geraten. Ein Online-<br />

Bildungskonto soll künftig den<br />

Weg z<strong>um</strong> DFP-Diplom ebnen.<br />

Fortbildung? Ja! DFP-Diplom? Na ja…<br />

Dies ist wohl <strong>die</strong> gängigste Position<br />

der Salzburger Ärzte be<strong>im</strong> Thema Fortbildung.<br />

„Salzburg zählt best<strong>im</strong>mt <strong>zu</strong> jenen<br />

Bundesländern mit den meisten<br />

und vielfältigsten Fortbildungsangeboten.<br />

Fast jeden zweiten Tag findet<br />

irgendwo ein Vortrag oder ein Seminar<br />

auf hohem Niveau statt, <strong>die</strong> Qualitätszirkel<br />

und spitalsinternen Fortbildungen<br />

nicht mitgerechnet“, berichtet Univ.-<br />

Doz. Dr. Ra<strong>im</strong>und Weitgasser, Fortbildungsreferent<br />

der Salzburger Ärztekammer.<br />

Das kommt nicht von ungefähr.<br />

Gemeinhin wird angenommen,<br />

dass sich medizinisches Wissen binnen<br />

eines Jahrzehnts verdoppelt. Entsprechend<br />

groß sind der Druck und der<br />

Wille, medizinisch auf der Höhe der<br />

Zeit <strong>zu</strong> bleiben. „Zu den Veranstaltungen,<br />

<strong>die</strong> <strong>die</strong> Ärztekammer <strong>im</strong> Rahmen<br />

des Diplomfortbildungsprogramms anbietet,<br />

kommen frischgebackene Turnusärzte<br />

genauso wie arrivierte Pr<strong>im</strong>are<br />

knapp vor der Pension. Die meisten<br />

Kollegen nehmen es mit der Fortbildung<br />

sehr ernst“, beschreibt Dr. Weitgasser.<br />

Freiheit in der Fortbildung<br />

in Gefahr<br />

Weniger leidenschaftlich bei der Sache<br />

sind <strong>die</strong> Salzburger Mediziner, wenn es<br />

<strong>um</strong> <strong>die</strong> Dok<strong>um</strong>entation ihrer Fortbildungsaktivitäten<br />

geht. Dr. Weitgasser,<br />

der als Fortbildungsreferent alle Anträge<br />

auf ein DFP-Diplom überprüft und<br />

unterzeichnet, kann ein Lied davon singen.<br />

Er singt es sogar in zwei Strophen:<br />

Erster Vers: „Anfang 2006 besaß nur gut<br />

jeder zehnte Salzburger Arzt ein gültiges<br />

DFP-Diplom.“ Zweiter Vers, fast verschämt:<br />

„Ich gehöre auch <strong>zu</strong> den<br />

‚Schl<strong>im</strong>men’, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Unterlagen noch<br />

nicht eingereicht haben – ein Teil davon<br />

Undok<strong>um</strong>entierter Bildungseifer<br />

Univ.-Doz. Dr. Ra<strong>im</strong>und Weitgasser<br />

liegt nämlich gerade be<strong>im</strong> Steuerberater.“<br />

Zettelwirtschaft – ein rotes Tuch für<br />

jeden Mediziner. Und doch, so Dr.<br />

Weitgasser, würde sich der kleine Aufwand<br />

lohnen, Kopien von Fortbildungsbelegen<br />

<strong>zu</strong> horten, mindestens 150<br />

„Fortbildungspunkte“ <strong>zu</strong> sammeln und<br />

dafür alle drei Jahre ein DFP-Diplom <strong>zu</strong><br />

kassieren. „Derzeit rollt zwar kein Kopf,<br />

wenn ein Arzt ohne gültiges Diplom<br />

praktiziert. Die Ärzteschaft macht sich<br />

jedoch verwundbar und bringt sich<br />

selbst in einen Arg<strong>um</strong>entationsnotstand,<br />

wenn der Großteil der Kollegen nicht<br />

schwarz auf weiß belegen kann, dass er<br />

seiner Fortbildungsverpflichtung mehr<br />

als genug nachkommt.“ In Zeiten, in denen<br />

sich Ärzten <strong>im</strong>mer mehr Kontrollbest<strong>im</strong>mungen<br />

unterwerfen müssten und<br />

einem Legit<strong>im</strong>ationsdruck wie nie <strong>zu</strong>vor<br />

ausgesetzt seien, „ist es keine Selbstverständlichkeit,<br />

dass <strong>die</strong> Fortbildung in<br />

den Händen der Ärzte liegt und nicht<br />

von außen diktiert wird“, ist Dr. Weitgasser<br />

überzeugt.<br />

Fortbildung in den Händen<br />

der Ärzte<br />

Die Programme, <strong>die</strong> von den einzelnen<br />

Bildungsreferate in den diversen Landeskammern<br />

sowie der ÖÄK-assoziierten<br />

Österreichischen Akademie der Ärzte<br />

<strong>zu</strong>sammengestellt werden, sind von<br />

Profis für Profis gestaltet: Die Angebote<br />

sind realitätsnah, orientieren sich an<br />

aktuellen Bedürfnissen der Ärzte und<br />

kosten wenig bis gar nichts. Angebote,<br />

<strong>die</strong> von medizinischen Veranstaltern,<br />

etwa von Krankenhausabteilungen initiiert<br />

werden, werden von der Ärztekammer<br />

approbiert und kommuniziert.<br />

„Vorträge dagegen, <strong>die</strong> in eine kommerzielle<br />

Richtung ten<strong>die</strong>ren und mehr mit<br />

Werbung als mit seriöser Aufklärung gemein<br />

haben, werden von unserer Seite<br />

weder weiterempfohlen noch akkreditiert“,<br />

so Dr. Weitgasser. Für solche Veranstaltungen<br />

gibt es auch keine Fortbildungspunkte.<br />

Ansonsten herrscht größte<br />

Liberalität, wann, wo oder wie sich Mediziner<br />

geistigen Nachschlag holen. <strong>Sie</strong><br />

können weitgehend selbst Themen wie<br />

Anbieter <strong>im</strong> In- und Ausland wählen.<br />

„Wenn wir <strong>die</strong>se Freiheit nicht verlieren<br />

wollen, müssen wir anfangen, sie richtig<br />

<strong>zu</strong> nützen. Es wäre ein starkes Signal<br />

nach außen, wenn <strong>die</strong> Kammer sagen<br />

könnte: Unsere Mitglieder haben fast alle<br />

ein DFP-Diplom in der Tasche, wir<br />

müssen da nichts weiter konkretisieren“,<br />

appelliert Dr. Weitgasser.<br />

Bescheidene Ärzte,<br />

(noch) keine Repressalien<br />

Den fehlenden Run auf DFP-Diplome<br />

erklärt Dr. Weitgasser einerseits charmant<br />

mit der Bescheidenheit der österreichischen<br />

Mediziner: „In den USA ist<br />

es gang und gäbe, <strong>die</strong> Praxen mit schön<br />

gerahmten Zertifikaten <strong>zu</strong> tapezieren.“<br />

In Österreich sei man <strong>die</strong>sbezüglich diskreter,<br />

obwohl es selbst für den Arzt mit<br />

durchschnittlichem Fortbildungseifer ein<br />

Leichtes sein müsste, <strong>die</strong> nötigen Punkte<br />

für ein Diplom <strong>zu</strong>sammen<strong>zu</strong>bekommen<br />

und den Nagel für das neueste Diplom<br />

ein<strong>zu</strong>schlagen. Andererseits fehlten in<br />

➡<br />

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