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März 2006 Der Salzburger Arzt aktuell<br />

Kommentar <strong>zu</strong>r neuen Hausapothekenregelung<br />

Ursprünglich wollten beide, Ärzte- und Apothekerkammer,<br />

eine leicht durchschaubare, unkomplizierte<br />

und verfassungskonforme Regelung, wobei <strong>die</strong> Apotheker<br />

mehrmals betonten, keinerlei Interesse an der Eröffnung von<br />

(weiteren) Kleinapotheken <strong>zu</strong> haben.<br />

In einem internen Gespräch hatte man sich auch prinzipiell<br />

darauf geeinigt, den Bedarf einer öffentlichen Apotheke<br />

nicht mehr nach einer <strong>zu</strong> versorgenden Einwohnerzahl, sondern<br />

nach einer Mindestanzahl von KassenallgemeinmedizinerInnen<br />

<strong>zu</strong> richten, da der <strong>zu</strong> erwartende Umsatz gemessen<br />

an den <strong>zu</strong> schließenden Hausapotheken (Durchschnittshausapotheke<br />

€ 250.000,-/pro Jahr) am ehesten für<br />

<strong>die</strong> Existenzmöglichkeiten einer öffentlichen Apotheke prospektiv<br />

herangezogen werden kann.<br />

Die Apothekerkammer hätte als Mindestanzahl <strong>zu</strong>r Berechtigung<br />

einer öffentlichen Apotheke lediglich zwei Ärzte mit<br />

Berufssitz in einer Gemeinde akzeptiert, wobei auch noch<br />

Fachärzte und Wahlärzte herangezogen werden sollten. Wir<br />

haben vier Vertragsärzte für Allgemeinmedizin vorgeschlagen<br />

und hätten auch drei schlussendlich akzeptiert, da damit der<br />

derzeitige Stand der HAP weitestgehend hätte aufrecht<strong>erhalten</strong><br />

werden können.<br />

Letztlich hat <strong>die</strong> Apothekerkammer <strong>die</strong> Umset<strong>zu</strong>ng des<br />

VFGH-Erkenntnisses ohne Korrekturen gefordert, was eine<br />

völlige Niederlassungsfreiheit für öffentliche Apotheken, freilich<br />

unter Beibehaltung ihrer eigenen Schutzklauseln, bedeutet<br />

und damit jegliche Zukunftsplanung für Hausapothekenführende<br />

Ärzte unmöglich gemacht hätte.<br />

Das Ministeri<strong>um</strong> und der Nationalrat, vor allem <strong>die</strong> Regierungsparteien,<br />

schließlich auch mit den St<strong>im</strong>men der SPÖ,<br />

hatten jedoch großes Interesse an der Aufrechterhaltung der<br />

ärztlichen Versorgung am Land, welche bei Umset<strong>zu</strong>ng der<br />

Vorstellungen der Apotheker gefährdet gewesen wäre. Viele<br />

Stellen am Land wären ohne <strong>die</strong> Zusatzeinnahmen durch <strong>die</strong><br />

Hausapotheke so unattraktiv geworden, dass sie nicht mehr<br />

nachbesetzbar gewesen wären. Wir haben das <strong>im</strong> Innergebirg<br />

bereits erlebt. Außerdem wäre es damit <strong>zu</strong> einem<br />

weitestgehenden Stillstand bei Investitionen, folglich <strong>zu</strong> Verminderungen<br />

an medizinischen Leistungen und somit<br />

schlussendlich <strong>zu</strong> Defiziten bei der Versorgung der Bevölkerung<br />

am Lande gekommen.<br />

Der Gesetzgeber hat auch ein hohes öffentliches Interesse<br />

an wirtschaftlich starken Apotheken am Land, welche <strong>die</strong><br />

gesetzlichen Auflagen auch erfüllen können. Eine Kleinapotheke<br />

– und <strong>um</strong> solche hätte es sich wohl in den allermeisten<br />

Fällen gehandelt – hätte <strong>die</strong> Dienstleistung von zwei<br />

Hausapotheken (vor allem nachts und am Wochenende)<br />

nicht erbracht. (Originalzitat aus dem Vortrag eines Juristen<br />

der Apothekerkammer in Salzburg 2005: „Es gibt derzeit keine<br />

wirklichen weißen Flecken in Österreich für wirtschaftlich<br />

starke Apotheken vor allem am Lande und nur dort gäbe es<br />

noch Freirä<strong>um</strong>e, natürlich auf Kosten der Hausapotheken.“)<br />

Dem Gesetzgeber ist <strong>die</strong> schwierige Aufgabe <strong>zu</strong>gefallen, sowohl<br />

das VfGH-Erkenntnis, als auch das hohe öffentliche Interesse<br />

an einer flächendeckenden wohnortnahen ärztlichen<br />

Versorgung, vor allem unter Berücksichtigung des ASVG,<br />

welches eine Wahlmöglichkeit unter zwei Vertragsärzten<br />

auch am Lande fordert, unter einen Hut <strong>zu</strong> bringen.<br />

Ob <strong>die</strong>s gelungen ist, wird uns <strong>die</strong> Zukunft zeigen.<br />

Die starre Haltung der Apothekerkammer, welche sich selbst<br />

durch einen Vorabbeschluss ihres Vorstandes dermaßen<br />

eingemauert hat, dass kein Kompromiss möglich war, hat<br />

schließlich da<strong>zu</strong> geführt, dass von Seiten der ÖVP (Rasinger)<br />

<strong>im</strong> Zuge der Lösungsfindung sogar <strong>die</strong> Forderung aufgestellt<br />

wurde, <strong>die</strong> Apothekerschutzklauseln <strong>zu</strong> reduzieren (auf<br />

4.500 anstatt 5.500 Einwohner), da nicht mehr nach<strong>zu</strong>vollziehen<br />

war, dass eine Apotheke in der Stadt mindestens<br />

5.500 <strong>zu</strong> versorgende Einwohner z<strong>um</strong> wirtschaftlichen<br />

Überleben benötigt, wenn am Lande auch viel weniger Einwohner<br />

genügen, obwohl <strong>die</strong> dortigen Vorhaltungen bezüglich<br />

Nacht- und Wochenend<strong>die</strong>nsten eigentlich höher sein<br />

müssten. Jedenfalls werden wir von Seiten der Ärztekammer<br />

unser verstärktes Augenmerk darauf richten, dass <strong>die</strong>se gesetzlichen<br />

Vorgaben für Apotheker auch erfüllt werden.<br />

Unsere klare Arg<strong>um</strong>entation bezüglich der Qualitätssicherung<br />

der wohnortnahen ärztlichen Versorgung am Lande,<br />

was auch für öffentliche Apotheken ebendort <strong>zu</strong> gelten hat,<br />

und viele andere Begründungen, wie <strong>die</strong> Verpflichtung<br />

durch das ASVG, Wahlmöglichkeiten durch neue Stellen,<br />

welche jedoch nur mittels der Hausapotheke existenzfähig<br />

sind, in der jüngsten Vergangenheit <strong>zu</strong> schaffen, hat das Ministeri<strong>um</strong><br />

und den Gesetzgeber schließlich davon überzeugt,<br />

dass auch Hausapotheken bei aller Wertschät<strong>zu</strong>ng der freien<br />

Berufsausübung ein hohes öffentliches Interesse genießen.<br />

Wenn auch nicht in dem Maße, wie wir uns das gewünscht<br />

hätten.<br />

Ihr Hausapotheken-Referent<br />

Dr. Josef Lohninger<br />

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