Nervenzelle und Tiefenpsychologie
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naturwissenschaftlich zu definieren. Ich versuche, von diesem Postulat auszugehen,<br />
<strong>und</strong> schaue, was ich mit seiner Hilfe erklären kann. alle Interessierten sind<br />
eingeladen, mitzuschauen. sollte sich ein praktikables Modell ableiten lassen, so<br />
habe ich die Brauchbarkeit des Postulates, nicht aber das Postulat bewiesen.<br />
zu Postulat 2:<br />
Ein geschlossenes System ist eines, in dem keine Verbindungen nach außen<br />
bestehen. Auf die Naturwissenschaft angewandt heißt das, dass Phänomene, die<br />
naturwissenschaftlich fassbar sind, auch naturwissenschaftlich erklärbar sind, <strong>und</strong><br />
von keinen dingen beeinflusst werden, die nicht naturwissenschaftlich fassbar sind.<br />
Insgesamt folgert aus den beiden Postulaten (wenn wir sie akzeptieren), dass eine<br />
neurophysiologische Beschreibung keine Lücken hat, <strong>und</strong> daher ausreicht zur<br />
Beschreibung aller psychischen Phänomene.<br />
„Ohne es selbst ausprobiert zu haben, wird man nicht geneigt sein zu glauben,<br />
wie oft die scheinbar kompliziertesten, vom psychologischen Standpunkt aus<br />
gesehen, fast rätselhaften Beziehungen einer klaren, fruchtbaren, objektiven<br />
physiologischen Analyse unterliegen, die in allen Etappen durch entsprechende<br />
Versuche leicht nachzuprüfen ist.“ (Pawlow 1972, p.50)<br />
Damit ist nun allerdings nicht ausgesagt, dass eine andere Beschreibungsbasis<br />
notwendig falsch sei – im Gegenteil, es schein klar, dass jede konsequent<br />
durchgeführte Methodik unwiderlegbar <strong>und</strong> insofern systemimmanent richtig ist: die<br />
Naturwissenschaften sollten nicht den Anspruch stellen, das einig mögliche<br />
Beschreibungssystem zu sein. Immerhin aber können sie den Anspruch stellen,<br />
derzeit das einzige zu sein, in dem eine Einigung auf Prämisen <strong>und</strong> Methode<br />
einigermaßen weitgehend gelungen ist.<br />
„Wenn ich dies alles sage, möchte ich doch nicht missverstanden werden. Ich<br />
lehne die Psychologie als Erkenntnis der Innenwelt der Menschen nicht ab.<br />
Umso weniger bin ich geneigt, irgendetwas von dem tiefsten Drang<br />
menschlichen Geistes zu verneinen. Jetzt <strong>und</strong> an dieser Stelle bekräftigte ich<br />
lediglich die absoluten <strong>und</strong> unanfechtbaren Rechte des naturwissenschaftlichen<br />
Denkens überall <strong>und</strong> wo immer es auch seine Macht bek<strong>und</strong>en kann. Wer aber<br />
weiß, wo diese Möglichkeit zu Ende ist?“ (Pawlow 1972, p. 51)<br />
Auch nach Guttmann<br />
„wurde die Notwendigkeit von biologisch orientierten Konzepten offenk<strong>und</strong>ig.<br />
Die Neurophysiologie versucht, alle Begriffe in strenger Übereinstimmung mit<br />
Erkenntnissen über das mögliche biologische Substrat zu formulieren.<br />
Besonders kompromisslos wurde dieses Anliegen von KRECH (1950)<br />
formuliert, der forderte, dass jedes hypothetische Konstrukt der Psychologie<br />
eine neurophysiologische Reverenz besitzen müsse. Eingedenk der Tatsache,<br />
dass man auch gegenwärtig nicht im Stande ist, eine solche Forderung zu<br />
erfüllen, könnte man den bescheideneren Wunsch aussprechen, dass ein<br />
hypothetisches Konstrukt zumindest in vollen Einklang mit allen Fakten stehen<br />
sollte, die man im biologischen Bereich sichern konnte <strong>und</strong> ferner so formuliert<br />
sein müsste , dass es gr<strong>und</strong>sätzlich möglich ist, Beziehungen zur Physiologie<br />
herzustellen.“(GUTTMAN 1972, p. 9)<br />
Da jedes Beschreibungssystem nur unvollständig oder abgeschlossen sein kann –<br />
<strong>und</strong> abgeschlossenen heißt, dass zu allem, was sich außerhalb des Systems<br />
abspielt, keine durch das System definierbare Beziehung herstellbar ist - , sollte<br />
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