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Nervenzelle und Tiefenpsychologie

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andererseits (LAPLANCHE & PONTALIS 1972, p. 184). Es kann als<br />

Repräsentant der erfahrenen Reize gesehen werden, „vor allem von denen, die<br />

von der Körperoberfläche herrühren. Es kann also als eine seelische Projektion<br />

der Oberfläche des Körpers betrachtet werden.“ (FREUD 1940b,. 253)<br />

Dieser Aspekt wurde schon im vorigen Kapitel – über das „ES“ – behandelt: Das Ich<br />

als Sammlung der Konditionierungen, damit einerseits Repräsentant der<br />

Körperoberfläche, insoferne von dort die konditionierenden Reize herkommen, <strong>und</strong><br />

andererseits Projektion der erfahrenen Umwelt auf die primären Bedürfnisse des Es.<br />

Libidobesetzt als „Nachfolger“ <strong>und</strong> Vertreter der Uterussituation.<br />

Das Bewusstsein stellt den „Ichkern“, das Vorbewußte ist größtenteils im Ich<br />

repräsentiert, doch sind auch weite Teile des Ich unbewußt: FREUD hat „im Ich<br />

selbst etwas gef<strong>und</strong>en, was auch unbewußt ist, sich gerade so benimmt wie das<br />

Verdrängte, das heißt starke Wirkungen äußert, ohne selbst bewusst zu werden,<br />

<strong>und</strong> zu dessen Bewusstmachung es einer besonderen Arbeit bedarf.“(FREUD 1940<br />

b, p. 244) Auch das wird klar anhand der Information aus unserer Theorie: alle<br />

konditionierten Reaktionen sind – als Teile des Ich – genau den gleichen<br />

Mechanismus ausgesetzt wie die ursprünglichen Bedürfnisse des ES. Hier wird<br />

überhaupt die Unterscheidung zwischen Ich <strong>und</strong> Es ein wenig überflüssig, das<br />

einzige, was Es-Bedürfnisse von Ich-Bedürfnissen oder Auslösern von Ich-<br />

Reaktionen unterscheidet, ist, dass die Es-Bedürfnisse mindestens zum Teil<br />

tatsächlich noch von Körperreizen ausgelöst werden, während die Ich-Reaktionen<br />

ihre Erregungsimpulse nur aus ZNS-internen Assoziationen beziehen. Im<br />

neurotischen Konflikt stellt das Ich<br />

„in besonderem Maße den Abwehrpol der Persönlichkeit dar; es verwendet<br />

eine Reihe von Abwehrmechanismen, die mit der Wahrnehmung eines<br />

unlustvolllen Affekts begründet werden (Angstsignal).“ (LAPLANCHE &<br />

PONTALIS 1972, p. 184)<br />

Wir rekapitulieren. wir versuchen das Ich, wir es hier nach FREUD charakterisiert<br />

wurde, aus unserem Material abzuleiten. Die physischen Bedürfnisse werden im Es<br />

Psychisch gefasst, <strong>und</strong> alles, was an Verarbeitungsleistung geschieht, was also<br />

gelernt wird zur Befriedigung von Bedürfnissen oder zum Vermeiden von Ängsten,<br />

alle Konditionierungen sind Teil des Ich. Damit entwickelt sich die besprochene Art<br />

Abbild der Welt in Ich, das eine beschränkt realitätsangepaßte Projektion der Welt<br />

auf die Bedürfnisse darstellt. Das Kind hatte maximale ruhe bzw. minimale Erregung<br />

im Mutterleib. Alle Erfahrungen werden erfahren mit Bezug auf diesen<br />

Ruhezustand. 15 So wir das Weltbild eine Ausdifferenzierung des Uterus-Bildes.<br />

Daher die „Identifizierungen“ daher das „Liebesobjekt im Inneren der Person“. Es ist<br />

sehr wichtig, zu sehen, dass alle Konditionierungen prinzipiell auf „physischen<br />

Bedürfnissen“ beruhen, das heißt, auf Reizstrukturen, die den Organismus zu<br />

Aktionen veranlassen. Etwa auch so, dass die Reaktion auf das „Bedürfnis nach<br />

Essen“, auf Hungerreize, unterbrochen werden kann durch Reize, die Angst machen,<br />

<strong>und</strong> durch eine Reaktion auf die Angstreize. Beide Reize sind physischer Natur (beim<br />

ersten Mal bzw. in der Lernphase). Die Konditionierung, die daraus entsteht, heißt:<br />

15<br />

Ich meine damit nicht, dass die Uterussituation absolute Ruhe darstellt <strong>und</strong> absolute Geborgenheit,<br />

sondern, dass die im Verhältnis zur nachher erfahrenen Welt relativ wenig sich verändernde <strong>und</strong> noch<br />

weniger beeinflussbar Uteruswelt durch ihre geringe Veränderlichkeit den Fötus schon dazu bringt, auf<br />

genau eine solche Situation kaum zu reagieren, ohne ihn deshalb in seiner Selbsterhaltung zu<br />

gefährden: Das ist der Ruhezustand im Uterus.<br />

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