Nervenzelle und Tiefenpsychologie
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sind nur im Mikrobereich bekannt <strong>und</strong> lassen sich aufgr<strong>und</strong> der<br />
Dimensionsrelationen noch lange nicht in die Grobstruktur einbauen.<br />
c) Aus dem ZNS wiederum entspringen an den verschiedensten Stellen efferente<br />
Leitungen, die verschiedene Aktivitäten bewirken können (z.B. Muskel,<br />
Drüsen, etc.). Bestimmte <strong>Nervenzelle</strong>n haben selbst sekretorische Funktionen<br />
(Hypophyse) <strong>und</strong> sind ebenfalls zum efferenten Schenkel zu zählen.<br />
Bis heute wurde noch kein adäquates Kategoriensystem gef<strong>und</strong>en, nach dem die<br />
Gebiete des Gehirns so gegeneinander abgegrenzt werden können, dass eine<br />
Erklärung tiefenpsychologischer Phänomene möglich wird. Sicher ist aber immerhin,<br />
dass im Bezug auf Reizaufnahme, Erregungsleitung, Reaktionsveranlassung im<br />
Wesentlichen nur <strong>Nervenzelle</strong>n wirksam sind.<br />
Eine genauere Funktionsverteilung soll auch hier nicht interessieren, sondern es soll<br />
gezeigt werden, was sich aus den wenigen Fakten, die hier dargestellt werden <strong>und</strong><br />
die als einigermaßen gesichert gelten können, schon an Erklärungsmöglichkeiten<br />
ergibt.<br />
Wir betrachten daher zu unserem Zweck das Nervensystem einfach als ein Netz von<br />
<strong>Nervenzelle</strong>n, das bei den Rezeptoren beginnt <strong>und</strong> bei den Effektoren endet. Hier<br />
wird zunächst der Körper als vom Nervensystem verschieden <strong>und</strong> daher als Teil<br />
seiner Umwelt (der des Nervensystems) betrachtet. Wir nehmen diese<br />
Vereinfachung an, weil sie die Betrachtungen erleichtert <strong>und</strong> wir jederzeit, wenn es<br />
nötig wird, eine neue, zusätzliche Grenze zwischen Körper <strong>und</strong> Umwelt ziehen<br />
können. 6<br />
Demnach unterscheiden wir zunächst auch nicht zwischen Rückwirkungen, die<br />
körperintern, <strong>und</strong> solchen, die körperextern ablaufen.<br />
Ich möchte – ohne das als Argument benützen zu wollen – hier darauf hinweisen,<br />
dass der Säugling, soweit das vom Erwachsenen her feststellbar ist, den Körper nicht<br />
als zu sich gehörig erlebt, sondern sich den Körper <strong>und</strong> dessen reize erst durch<br />
Erfahrung „zu eigen“ macht. Auch die psychoanalytische Vorstellung der<br />
<strong>und</strong>ifferenzierten Symbiose würde den Gedanken unterstützen, dass das Kind nicht<br />
zwischen eigenem Körper <strong>und</strong> seiner Umwelt unterscheiden kann <strong>und</strong> diese<br />
Unterscheidung erst lernen muss.<br />
3.4. Reaktionsbahnen: Ein Hilfsbegriff<br />
Ich führe hier einen Hilfsbegriff ein, den der Reaktionsbahn. Ein. .... Struktur führt in<br />
einem bestimmten Augenblick zu einer bestimmten Reaktion. Im Nervensystem<br />
bedeutet das: eine Kombination von Erregungsimpulsen aus der Peripherie<br />
durchläuft auf bestimmten Bahnen das Nervensystem bis zu bestimmten Effektoren<br />
(Bild 4).<br />
6<br />
Eine Präzisierung, die nach dem Aufbau der vorgelegten Lerntheorie als erstes nötig wird, wird<br />
unterscheiden müssen zwischen dem direkten Reaktions- <strong>und</strong> Konditionierungssystem, <strong>und</strong> dem<br />
zweiten „Signalsystem“ PAWLOWs, dem sprachlichen Abbild der Welt, jeweils mit den dazugehörigen<br />
Erfahrungen <strong>und</strong> den dadurch bewirkten Beeinflussungen.<br />
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