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Hans-Joachim Schmidt Richter am Landgericht i.R. geb. am 15.8 ...

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Aus Aufstellungen des Bundes<strong>am</strong>tes für Statistik ergibt sich für Unternehmen mit 20<br />

und mehr Mitarbeitern folgendes: Im Jahr 2005 hat die deutsche Industrie dank der<br />

starken Auslandsnachfrage erstmals fast 1,5 Billionen Euro umgesetzt. Das war der<br />

höchste Wert seit Bestehen der Statistik. Der Auslandsumsatz legte um 7 % und der<br />

Inlandsumsatz um 3 % - immerhin! – zu. Davon profitierten alle wichtigen Industriebranchen.<br />

Z. B. nahmen allen voran die Metallerzeugung, Kokerei und Mineralölerzeugung<br />

um 12,8 % zu und die Hersteller chemischer Erzeugnisse bauten ihr Geschäft<br />

um 6,9 % weiter aus. Lediglich die Tabakindustrie verzeichnete – offensichtlich infolge<br />

der Erhöhung der Tabaksteuer – ein Minus von 10,5 %. Trotz dieser weitgehend<br />

ansteigenden Umsätze sank die Zahl der Beschäftigten im Durchschnitt des Jahres<br />

2005 weiter um 1,4 % auf 5,9 Millionen. Vor fünf Jahren hatte die Industrie noch<br />

knapp 6,4 Millionen Mitarbeiter beschäftigt. Die Lohn- und Gehaltssumme lag 2005<br />

mit 226 Milliarden Euro nur um 0,1 % höher als 2004. Diese Zahlen sind in einem Artikel<br />

der „Welt“ vom 17.2.2006 enthalten. Lesen Sie selbst nach. Im Februar 2006 ist<br />

der Geschäftsklimaindex des Münchener Ifo-Instituts übrigens von 101,8 auf 103,3<br />

Punkte geklettert. Daß all das schließlich doch noch zu einer wesentlichen Zunahme<br />

der Arbeitsplätze führen wird, wage ich nach meinem Wissen um den miesen Globalisierungs-Kapitalismus<br />

stark zu bezweifeln.<br />

Gewiß muß bedacht werden, daß die fortschreitende Rationalisierung der Produktion<br />

insbesondere durch den immer weiter zunehmenden Einsatz von Robotern und Computern<br />

naturgemäß zu einer fortschreitenden Verringerung der Arbeitnehmerzahl mit<br />

der daraus folgenden Erhöhung der Produktivität führt. Das logische Er<strong>geb</strong>nis, dessen<br />

sich verantwortungsvolle Staatslenker spätestens jetzt bewußt werden müßten, ist die<br />

Fabrik bzw. das Großraumbüro mit einigen wenigen Arbeitskräften, die nur noch ein<br />

paar Knöpfe drücken – und d<strong>am</strong>it ein Staat, in dem einigen wenigen ungeheuer reichen<br />

Inhabern der Produktionsmittel ein ganzes nahezu arbeitsloses, armes Volk gegenübersteht.<br />

Jedenfalls deshalb, weil die Revolution dann vorprogr<strong>am</strong>miert wäre, ist<br />

es höchste Zeit, daß sich die Regierungen – und so auch die deutsche Regierung – ein<br />

bißchen plötzlich Gedanken darüber machen, wie die nicht zu den Groß-Kapitalisten<br />

zählenden Bürger vernünftig an den Früchten der Produktionsmittel beteiligt werden<br />

können. Mit der von Unternehmerseite vielfach nachdrücklich bejahten Erhöhung der<br />

Arbeitszeit, wie sie zum Teil auch von Regierungsseite bejaht wird, würde hier genau<br />

das Gegenteil, nämlich eine weitere Verringerung der Arbeitsplätze, erreicht werden.<br />

Daß sich die deutschen Regierungen in dieser Hinsicht bisher in einem angemessenen<br />

Maß den edlen Kopf zerbrochen hätten, vermag ich mit meinem unedlen Kopf nicht zu<br />

erkennen. Wenn sie z. B. im öffentlichen Dienst zunehmend darum bemüht sind, die<br />

Arbeitszeit zu erhöhen, statt sie zu senken, tun sie genau das Gegenteil dessen, was sie<br />

tun müßten; wobei zu bedenken ist, daß im öffentlichen Dienst Deutschlands seit 1990<br />

bereits mehr als 2 Millionen Arbeitsplätze ab<strong>geb</strong>aut worden sind. Jedem Arbeitsfähigen<br />

ein Plätzchen wenigstens – wenn es nicht anders möglich ist – mit einer niedrigeren<br />

Arbeitszeit zu sichern, ist das Gebot der Stunde. Deshalb kann dem gegenwärtigen<br />

Streik der Gewerkschaft Verdi, der sich u. a. gegen die von den Ländern und Gemein-

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