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Hans-Joachim Schmidt Richter am Landgericht i.R. geb. am 15.8 ...

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chende gesetzliche Vorschriften nachdrücklich klargemacht werden, daß auch der Arbeitnehmer<br />

in Deutschland eine von aller staatlichen Gewalt zu achtende und zu<br />

schützende unantastbare Menschenwürde hat, daß auch ihm das Recht auf freie Entfaltung<br />

seiner Persönlichkeit zusteht, daß Eigentum auch den Unternehmer verpflichtet<br />

und daß der Gebrauch des Eigentums zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen<br />

soll und daß die Bundesrepublik Deutschland ein sozialer und nicht ein unsozialer<br />

Staat ist. Und was haben deutsche Regierungen in diesem Sinne bisher unternommen?<br />

Meines Erachtens nichts. Falls jemand der Ansicht sein sollte, daß hier doch etwas<br />

Wesentliches geschehen sei, so möge er sich getrost an meine Wenigkeit wenden; ich<br />

werde ihm ein aufmerks<strong>am</strong>er, nachdenklicher und ggf. einsichtiger Zuhörer sein. Offensichtlich<br />

sieht hier und auch bei den nachfolgend angesprochenen wirtschaftlichen<br />

Problemen auch der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Herr <strong>Hans</strong>-Jürgen Papier,<br />

einen dringenden Handlungsbedarf, wenn er in einem Interview mit der „Berliner<br />

Zeitung“ etwa Mitte Dezember 2005 ausgeführt hat: „Der Gesetz<strong>geb</strong>er hat die Sozialbindung<br />

der Unternehmer stärker im Auge zu behalten. Das Problem ist aber, daß die<br />

Nationalstaaten sich zunehmend den globalisierten Wirtschaftsvorgängen ausgesetzt<br />

sehen und in gewissem Maße ihre Steuerungs- und Gestaltungskraft zu verlieren drohen.<br />

Dagegen müssen sie sich zur Wehr setzen: Es kann nicht sein, daß der nationale<br />

Gesetz<strong>geb</strong>er nur noch dafür zuständig ist, die sozialpolitischen Kollateralschäden der<br />

weltwirtschaftlichen Aktivitäten aufzufangen“ („Welt“ vom 15.12.2005). Ob in Zukunft<br />

vielleicht aus dieser Ecke ein rechtlich verbindliches Machtwort gesprochen<br />

werden wird? Die Hoffnung <strong>geb</strong>e ich noch nicht auf. In ihren Weihnachtsbotschaften<br />

haben auch die Kirchen die immer mehr um sich greifenden Auswüchse des sich nahezu<br />

überschlagenden, rücksichtslosen Ellenbogen-Kapitalismus gerügt. So ermahnte<br />

der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang<br />

Huber, Manager und Unternehmer zu einem größeren Verantwortungsbewußtsein<br />

für ihre Beschäftigten. So warnte der Trierer Bischof Reinhard Marx vor primitivem<br />

Kapitalismus; es sei nicht akzeptabel, Mitarbeiter nur als Kostenfaktoren zu sehen,<br />

Menschen dürften andere Menschen nicht zu Sachen degradieren. Und so beklagte<br />

der Kölner Erzbischof <strong>Joachim</strong> Kardinal Meisner in seiner Predigt zur Christmette<br />

im Kölner Dom: „Über unsere Welt scheint eine neue Eiszeit hereinzubrechen. Der<br />

pure Materialismus und Egoismus läßt die Herzen der Menschen und Völker erstarren.“<br />

Auf dem jüngst beendeten 36. Weltwirtschaftsforum 2006, das übrigens – mit<br />

Ausnahme der Frau Merkel – nur von der zweiten Politiker-Garnitur besucht wurde,<br />

habe ich aus dem Munde der Frau Bundeskanzlerin Merkel zu den Problemen der<br />

Globalisierung bisher nur die nicht gerade einsichtigen Worte vernommen: „Man muß<br />

den Menschen die Angst vor der Globalisierung nehmen!“ Und da frage ich dann,<br />

allmählich ungeduldig werdend: „Ja, wie denn, Frau Merkel?“ Daß die Globalisierungskritiker<br />

auf ihren jüngsten Tagungen in B<strong>am</strong>ako/Mali und in Caracas/Venezuela<br />

etwa starke Nägel mit schlagfesten Köpfen gemacht haben, wage ich nicht zu hoffen.<br />

Bei all diesen und weiteren mehr oder weniger selts<strong>am</strong>en Globalisierungsmaßnahmen<br />

ist der Dumme zumeist der deutsche Arbeitnehmer. Obwohl die Wirtschaft brummt,

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