Hans-Joachim Schmidt Richter am Landgericht i.R. geb. am 15.8 ...
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sozialen Institut mit der Begründung verabschiedet haben, daß die entsprechenden Unternehmungen<br />
von Privatpersonen effektiver geführt werden könnten, so haben sie<br />
sich zum einen hinsichtlich ihrer eigenen Fähigkeiten selbst ein Armutszeugnis ausgestellt<br />
und zum anderen dazu beigetragen, das Sozialstaats<strong>geb</strong>ot des Grundgesetzes –<br />
Art. 20 Abs. 1 GG – durch kapitalistische Eigeninteressen allmählich immer weiter<br />
auszuhöhlen. Das zeigt sich jetzt unter anderem an den Auswirkungen der Privatisierung<br />
der Energieunternehmen. Die Gas- und Strompreise in Deutschland steigen insbesondere<br />
in der letzten Zeit auch bei angemessener Berücksichtigung der Erhöhung<br />
der Ölpreise in einem unangemessenen, beängstigenden Ausmaß. Die großen Energiekonzerne<br />
E.on, RWE, EnBW Karlsruhe und Vattenfall Europe tun sich hier ohne<br />
Rücksicht auf die betroffenen Kunden keinen Zwang an. Inzwischen liegen die Nutzungsentgelte<br />
für Strom in Deutschland erheblich höher als im europäischen Durchschnitt,<br />
und zwar bei den bloßen Netznutzungsentgelten um mehr als 100 Prozent höher.<br />
Bei den Strompreisen selbst wird allgemein angenommen, daß sie um 30 % zu<br />
hoch sind. Für Berlin und H<strong>am</strong>burg hat Vattenfall angekündigt, die Strompreise demnächst<br />
– zum 31.5.2006 – erneut um 6 % zu erhöhen. Kosteten 1.000 Kilowattstunden<br />
Grundlaststrom an der Leipziger Strombörse im Januar 2005 noch 33,80 Euro, so waren<br />
es im Dezember 2005 schon 50,70 Euro. Insbesondere die hiervon in Deutschland<br />
betroffenen Bürger, die angesichts des hier immer weiter sinkenden Lebensstandards<br />
darauf angewiesen sind, mit ihren geringen finanziellen Mitteln äußerst spars<strong>am</strong> umzugehen,<br />
wissen hiervon ein Lied zu singen. Wäre die Energieversorgung noch – wie<br />
grundsätzlich früher als Daseinsvorsorge – in staatlichen Händen, so wäre es die natürliche<br />
Aufgabe des Staates, hier für eine dem Bürger günstige Entwicklung der Preise<br />
zu sorgen. So aber haben die Energiekonzerne in erster Linie ein Interesse daran,<br />
zugunsten der an ihnen Beteiligten die Dividenden hoch zu halten und möglichst noch<br />
weiter zu erhöhen. Im Jahr 2005 haben die genannten vier Unternehmen, die zus<strong>am</strong>men<br />
etwa 80 % des in Deutschland erzeugten Stromes liefern, insges<strong>am</strong>t ca. 5,5 Milliarden<br />
Euro vor Steuern verdient. Auch das ist eine dem Sozialstaats<strong>geb</strong>ot und der Eigentumsbindung<br />
des Grundgesetzes widersprechende verantwortungslose, staatlichen<br />
Einschreitens bedürftige Heuschrecken-Mentalitität – diese Heuschrecken fallen über<br />
die Stromabnehmer her – mit dem egoistischen, unsozialen Trieb, sich im eigenen Interesse<br />
ohne Rücksicht auf Verluste und Einbußen anderer so viel wie möglich einzuverleiben<br />
– wobei der darunter Leidende nur hoffen kann, daß von diesen Heuschrecken<br />
möglichst viele – wie das in letzter Zeit gelegentlich auch vereinzelt passiert –<br />
alsbald platzen mögen. Von der maßlosen Preispolitik der Energiekonzerne in<br />
Deutschland betroffen ist hier jedoch nicht nur der Normalbürger. Vielmehr leiden<br />
hierunter auch Großunternehmen, soweit es ihnen nicht ausnahmsweise gelingt, ausreichende<br />
Rabatte zu erkämpfen. So waren insbesondere die hohen Energiekosten ein<br />
wesentlicher Grund für die Schließung der H<strong>am</strong>burger Aluminiumwerke (HAW) mit<br />
den für die dortigen Arbeitnehmer entsprechenden traurigen Folgen. Eine deutsche<br />
Kupferhütte versucht sich dadurch über die Runden zu retten, daß sie sich für ihren<br />
Energiebedarf ein eigenes Kraftwerk baut. Die hohen Energiekosten in Deutschland