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JAHRBUCH - Glowfish

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Die Symbolscbichtung im Wecktraum usw. 97<br />

kundigste Phänomen dieser Art ist, sondern auch, weil wir erkannt zu<br />

haben glauben, daß die ungeheuere Zahl von exkrementellen Witzen<br />

uns Lust auf Kosten der seit der Kindheit verdrängten kopro- und<br />

urophilen Neigungen auf dem Wege des psychischen Ersatzes (Sublimierung)<br />

verschafft. Es kann sich ja in diesen wissenschaftlichen<br />

Blättern nicht darum handehi, durch eine vollzählige Sammlung dieser<br />

zum großen Teil zotigen, manchmal aber in recht ergötzlicher Weise<br />

menschliche Schwächen empfindlich treffenden Geschichten den Leser abzustoßen<br />

oder zu belustigen. Doch sei es gestattet, wenige charakteristische<br />

Beispiele anzuführen, von denen jedes in seiner Art uns etwas sagt. Daß<br />

der Witz dabei, ganz wie der Traum^), die sprachliche Zweideutigkeit ganz<br />

besonders bevorzugt, braucht wohl kaum ausdrücklich erwähnt zu werden.<br />

Das erste Beispiel mag uns die typische Regensymbolik vorführen,<br />

die überhaupt zu den verbreitetsten und durchgehendsten psychischen<br />

Bildungen gehört. Direkt wie ein Gegenstück zu manchem der mitgeteilten<br />

Regenträume Idingt ein Witz, der einer in Wien bereits zur<br />

mythischen Figur gewordenen Parvenuesgattin zugeschrieben wird.<br />

Sie soll für ihr Pferdegespann verschiedene Geschirre haben; ein elegantes<br />

für Nachmittagsspazierfahrten auf dem Ring oder in den Prater<br />

und ein schlechteres für nächtliche Fahrten vom und zum Theater<br />

oder Ball. Wie besorgt sie um das schöne Geschirr ist, weiß die Anekdote<br />

darin anzudeuten, daß sie bei Beginn eines Regens dem Kutscher<br />

zurufen läßt: ,, Johann, holen Sie das Nachtgeschirr, es tröpfelt."<br />

Von derselben Trägerin einer ganzen Reihe ähnlich anstößiger Anekdoten<br />

erzählt man eine andere Geschichte, die dem mitgeteilten Traum Nr. L3<br />

vom Cham.pagner und ,,Anpischen" voll entspricht. Bei einer bis in<br />

die frühen Morgenstunden dauernden Festlichkeit ist sie an einem<br />

Tische sitzend ein wenig eingenickt und wird in zarter Weise von<br />

ihrem Nachbar durch geräuschvolles Einschenken des Champagners<br />

in ihr Glas halb geweckt. Sie glaubt sich bereits zu Hause<br />

in ihrem Bett imd indem sie das Geräusch auf ihren sein erstes imd<br />

dringendstes Morgengeschäffc verrichtenden Gatten bezieht, fragt sie,<br />

seinen Namen flüsternd: Was, du stehst schon auf? — Auch in dieser<br />

von einem boshaften Witzbold ausgeklügelten Situation wird der<br />

Champagner mit dem ,,Anpischen" identifiziert und zum Überfluß<br />

ist das Ganze noch in eine Art traumhafte Einkleidimg gebracht. Es ist<br />

^) Vgl. Freud, Der Witz und seine Beziehung zum Unbewußten, 2. vermehrte<br />

Auflage. Fr. Deuticke, 1912.<br />

.Tahrbuch für psychoanalyt. u. psychopathol. Forschungen. IV. 7

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