JAHRBUCH - Glowfish
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80 Otto Rank. Wunsclierfüllungstcndenz (Heirat) verscliwindet, weil das Mädchen im ersten Teil verschwinden mußte, um die ungenierte Besorgung des Geschcäftes zu ermöglichen. Im ersten Teil senkt sich in der Nähe des Viaduktes das Wasser immer mehr, bis es ganz trocken wird und sie auf die Seite gehen kann, dahinter ist aber wieder Wasser. Im zweiten Teil findet sich ein ähnliches Element an der Stelle, wo man von dem Tramwayhäuschen — Klosett wie in Nr. 19) bergab auf das Meer fährt, das zum Teil oben, zum Teil unten liegt und durch den Berg getrennt ist, wie im ersten Traumstück durch die Insel, auf der sie ihre Notdurft verrichten konnte. Die Frau, ,,die genau so einen Hut hatte" wie die Träumerin, ist natürlich mit ihr auf Grund des Heiratskomplexes (Frau) identisch. Wenn sie dennoch von der Träumerin scharf differenziert erscheint, so liegt das darin, daß sich die Träumerin wohl gerne als verheiratete Frau betrachten möchte (Hochzeitsreise), jedoch ohne die unangenehmen Folgen dieses Schrittes auf sich zu nehmen. Die vielen Kinder bei der Haltestelle deuten ja an, welches Schicksal der Ehefrau sie vermeiden möchte. Sie will die Hochzeitsreise auch mit dem zweiten Herrn, den sie kennen lernt, machen, möchte aber nicht so „naß" werden wie die Frau mit den vielen Kindern, d. h. nicht gravid werden. Zum Überfluß ist dieser Gedanke noch in den Gestalten des älteren Liebespaares kontrastiert; denn da nimmt der freigebige und noble Herr die Verantwortmig für die gefallene Gehebte auf sich. Es wird also hier vollkommen deuthch, daß die Symbohk des Naßwerdens im ersten Teil als Befürchtung der Enuresis, im zweiten Teil als Befürchtung der Gravidität aufgefaßt ist^). Kennt m^an außerdem die von Freud aufgedeckte unbewußte Bedeutung des „Rettens" im Sinne des Kindermachens, so ergibt sich die weitere Parallele, daß auch im Rettungssymbol, das im ersten Teil nur der Gefahr des Bettnässens zu gelten scheint, doch — wie der zweite Teil zeigt — bereits die sexuelle Bedeutung mitschwingt, die sich, losgelöst vom Organreiz, als solche offenbart. Indem wir diese Parallelisierung und Differenzierung von vesikalen und Geburtsträumen, die sich oft in weitgehendem Maße der gleichen Symbolik bedienen, zur späteren Besprechung hervorheben, sei darauf hingewiesen, daß diese auf analytischem Wege ermöghchte Wiedervereinigung (S}Tithese) der beiden Traumschichten zu einem zusammengehörigen Ganzen 1) Diese beiden Bedeutungen zeigt auch ein und dasselbe Symbol in dem von Freud gedeuteten Traum seiner Patientin Dora (Bruchstück einer Hysterieanalyse, Kl. Sehr., 2. Folge, S. 55 ff.).
Die Symbolschichtung im Wecktraum usw. 81 den Einwendungen zu begegnen vermag, welche in den vesikalen Träumen das allgemein geforderte erotische Wunschmotiv aus dem Unbewußten sowie überhaupt die psychischen Mechanismen im Sinne Freuds vermissen. Gewiß zeigen nicht alle Fälle so deutlich wie dieser die Zerreißmig des erotischen Wunschtraumes durch den infolge der Regression intensiv gewordenen Organreiz und die Verteilung des vesikalen und sexuellen Anteils auf zwei gesonderte Schichten; aber dieses seltene Beispiel läßt uns wenigstens vermuten, daß eine solche Unterfütterung des scheinbar nur vom Organreiz ausgehenden Traumes auch in den FäUen vorhanden mid bis zu einem ge\vissen Grade durch die Einfälle bei der Analyse zu erschließen sein dürfte, wo sie weniger deutlich oder gar nicht im Trauminhalt Ausdruck finden konnte. Unt^r den hier entwickelten Gesichtspunkten dürfen wir auch den folgenden, gleichfalls zweiteiligen, Traiun betrachten, dessen sexueller Teil leider nicht erhalten ist; doch dürfen wir uns mit Rücksicht auf das vorige ausführlicher besprochene Beispiel mit der bloßen Andeutung begnügen. Traum Nr. 16. „Ich bin auf dem Meere gefahren, da fängt es an zu regnen imd der Kapitän sagt mir, daß ich aussteigen muß, da wegen des Regens sechs Tage kein Schiff mehr geht. Ich dachte: Gott, was soll ich jetzt machen! Aber er hat mir ein Hotel empfohlen, wo ich gut aufgehoben sein werde. Ich will also aussteigen, erwache aber dabei wirklich und muß aus dem Bette steigen, um auf die kleine Seite zu gehen." „Ich bin dami gleich wieder eingeschlafen und habe weiter geträumt. Am Morgen dachte ich mir gleich, wie schön das stinomt mit dem Regen, und jetzt glaube ich auch daran, daß in meinem großen Traum (siehe Jahrbuch II) der Regen richtig gedeutet ist." Der zweite Teil des Traumes, den sie nach dem Einschlafen weiter träumte, aber nicht notiert hat, ist eine offenkundige Verlobungsphantasie, die in ihrem Elternhause spielt, und dies macht es wahrscheinlich, daß diese Seereise, die nach näherer Angabe nach Venedig geht, im zweiten Traum im Sinne einer Hochzeitsreise weitergesponnen und interpretiert (gerechtfertigt) wird, wofür auch das Hotel spräche. Darf man in ,, funktionaler" .Anlehnung an den regressiven Charakter dieser Träume hier eine Umstellimg der beiden Traumstücke vornehmen und das zweite voranstellen, so läge dem Traum eine Verlobungsund Heiratsphantasie zugrunde (Hochzeitsreise, Hotel), wo nur an Stelle des Koitus am Schluß das Urinieren eingesetzt wäre. Jahrbuch für psychoanalyt. u. psychopathol. Forschungen. IV. O
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80 Otto Rank.<br />
Wunsclierfüllungstcndenz (Heirat) verscliwindet, weil das Mädchen<br />
im ersten Teil verschwinden mußte, um die ungenierte Besorgung<br />
des Geschcäftes zu ermöglichen. Im ersten Teil senkt sich in der Nähe<br />
des Viaduktes das Wasser immer mehr, bis es ganz trocken wird und<br />
sie auf die Seite gehen kann, dahinter ist aber wieder Wasser. Im<br />
zweiten Teil findet sich ein ähnliches Element an der Stelle, wo man<br />
von dem Tramwayhäuschen — Klosett wie in Nr. 19) bergab auf das<br />
Meer fährt, das zum Teil oben, zum Teil unten liegt und durch den Berg<br />
getrennt ist, wie im ersten Traumstück durch die Insel, auf der sie ihre<br />
Notdurft verrichten konnte.<br />
Die Frau, ,,die genau so einen Hut hatte"<br />
wie die Träumerin, ist natürlich mit ihr auf Grund des Heiratskomplexes<br />
(Frau) identisch. Wenn sie dennoch von der Träumerin scharf differenziert<br />
erscheint, so liegt das darin, daß sich die Träumerin wohl gerne<br />
als verheiratete Frau<br />
betrachten möchte (Hochzeitsreise), jedoch ohne<br />
die unangenehmen Folgen dieses Schrittes auf sich zu nehmen. Die<br />
vielen Kinder bei der Haltestelle deuten ja an, welches Schicksal der<br />
Ehefrau sie vermeiden möchte. Sie will die Hochzeitsreise auch mit<br />
dem zweiten Herrn, den sie kennen lernt, machen, möchte aber nicht<br />
so „naß" werden wie die Frau mit den vielen Kindern, d. h. nicht<br />
gravid werden. Zum Überfluß ist dieser Gedanke noch in den Gestalten<br />
des älteren Liebespaares kontrastiert; denn da nimmt der freigebige<br />
und noble Herr die Verantwortmig für die gefallene<br />
Gehebte auf sich.<br />
Es wird also hier vollkommen deuthch, daß die Symbohk des Naßwerdens<br />
im ersten Teil als<br />
Befürchtung der Enuresis, im zweiten Teil<br />
als Befürchtung der Gravidität aufgefaßt ist^). Kennt m^an außerdem<br />
die von Freud aufgedeckte unbewußte Bedeutung des „Rettens"<br />
im Sinne des Kindermachens, so ergibt sich die weitere Parallele, daß<br />
auch im Rettungssymbol, das im ersten Teil nur der Gefahr des Bettnässens<br />
zu gelten scheint, doch — wie der zweite Teil zeigt — bereits<br />
die sexuelle Bedeutung mitschwingt, die sich, losgelöst vom Organreiz,<br />
als solche offenbart. Indem wir diese Parallelisierung und Differenzierung<br />
von vesikalen und Geburtsträumen, die sich<br />
oft in weitgehendem Maße der gleichen Symbolik bedienen,<br />
zur späteren Besprechung hervorheben, sei darauf hingewiesen, daß<br />
diese auf analytischem Wege ermöghchte Wiedervereinigung (S}Tithese)<br />
der beiden Traumschichten zu einem zusammengehörigen Ganzen<br />
1) Diese beiden Bedeutungen zeigt auch ein und dasselbe Symbol in dem<br />
von Freud gedeuteten Traum seiner Patientin Dora (Bruchstück einer Hysterieanalyse,<br />
Kl. Sehr., 2. Folge, S. 55 ff.).