JAHRBUCH - Glowfish

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01.11.2013 Aufrufe

72 Otto Kank. um den Weg (nach dem Anstandsort) ist gleichfalls typische KlosettsymboUk. Die Bemerkung: Mir scheint, es wird regnen, klingt wie Ermahnung: Mir scheint, ich niuB auf die Seite gehen. Die ,, Reise" scheint hier wieder deutlich mit dem unangenehmen, aber unvermeidlichen Aufstehenmüssen in Zusammenhang gebracht, wie im nächsten Traum, der ausschließlich in der Reisesymbolik spricht. Traum Nr. 11, ,,Ich befand mich mit K. auf der Reise. Der Zug ist stehen geblieben und er sagte, er müsse schauen gehen, was da draußen los ist, stieg aus, ließ mich allein und kam nicht mehr zurück. Ich blieb mit dem ganzen Gepäck zurück und wartete immer. Der Kondukteur fängt an zu pfeifen, ich denke mir, er ist noch nicht da, und gehe schauen, sehe ihn aber nicht. Der Zug setzt sich schon in Bewegung und da ich allein drin war und Angst hatte weiterzufahren, ohne zu wissen wohin, rief ich einem vorbeikommenden Kondukteur zu: , Bitte schnell, stehen bleiben! Ich muß ja noch aussteigen.' Der Zug war aber schon im Fahren und wir sind eine hübsche Strecke gefahren, als ich wieder einen Kondukteur sah und ihm sagte, ich müsse dringend aussteigen. Der Zug ist dann langsamer gefahren, so daß ich ausspringen konnte. Ich erwachte dabei und mußte auf die kleine Seite gehen." Das Aussteigenmüssen, das zuerst durch die Abwesenheit des Begleiters, dann durch die Bewegung des Zuges verhindert, schließlich aber so eilig und dringlich gemacht wird, vertritt hier deutlich das Aufstehenmüssen, dessen bequeme Verzögerung (,,wir sind eine hübsche Strecke gefahren") offenbar durch den energischen Entschluß aus dem Bett aufzuspringen endlich überwunden wurde. Daß erst der Begleiter aussteigt, um zu schauen, was drauJßen los ist (wie die Deutung ergibt, um etwas zu verrichten, v^/^ozu gewöhnlich ein Vorwand gebraucht wird), ist ein besonderes Raffinement der Bequemlichkeitstendenz, die den Harndrang und dessen Befriedigung gern einer andern Person zuschiebt, damit der Träumer ungestört weiter schlafen könne. Wie dieser Traum ausschließlich die Symbolik des Fahrens und frühere Beispiele die Regensymbohk verw^endeten, so zeigen die folgenden Träume das Fahren oder Schwimmen auf dem Meer in gleicher Bedeutung. Traum Nr. 12. „Ich bin im Meere geschwommen, mit einer Leichtigkeit, über die ich mich gewundert habe (da ich ja in Wirkhchkeit nicht schwimmen kann). Ich bin immer weiter hinaus ins hohe Meer geschwommen

Die Symbolschichtung im Wecktraum usw. 73 und hatte Angst unterzugehen. Doch beruhigte ich mich, als ich allmählich wieder ins seichte Wasser und endlich a)is Land kam. Ich sollte dann in Begleitung eines Herrn zu dem Feste in den Kurpark gehen, in den man über eine Brücke gelangte. Da er nicht warten wollte, bis ich angezogen war, sollte ich ihm dorthin nachkommen. Ich suchte unter meinen Kleidern nach meinem Portemonnai, um mir das Geld für die Eintrittskarte vorzubereiten. Doch hatte ich kein Kleingeld bei mir und ersuchte eine Dame, mir 10 Heller zu leihen; doch auch sie hatte kein Geld bei sich. Schließlich fand ich aber doch bei mir die 10 Heller und wollte damit über die Brücke zimi Feste gehen. Als ich die Brücke betrat, von wo ich das Fest schon sehen konnte, erwachte ich und mußte auf die Seite gehen." Hier finden wir zum erstenmal die Symbolisierung des Harndranges durch den Aufenthalt im Wasser (schwimmen, ertrinken) ; das Naßwerden hängt einerseits mit der Angst vor der Enuresis zusammen, wie anderseits die Fülle des Wassers in dem früher dargelegten Sinne der Wunscherfüllung dient. Das Geld für die Eintrittskarte bezieht sich auf den Besuch des Klosetts, in das der Eintritt hier in Wien tatsächlich 10 Heller beträgt, mid die Dame vertritt auch hier wieder, zum Teil wenigstens, die Klosettfrau. Das ,,Fest" werden wir in einem andern Traume ebenfalls an der Stelle finden, wo man das Klosett erwarten würde (vgl. die ,,Unterhaltung" im Beispiel 9). Es führen von hier Erinnerungen in die Pubertätszeit, wo auf Festen das Entfernen zu einer unaufschiebbaren Besorgung besonders peinlich (vor den Herren) empfunden wurde, und aus der Analyse anderer Träume läßt sich diese Scham auf eine infantile Periode der Ungeniertheit vor den Gespielen zurückführen. Eine Reihe von Elementen des Traumes und seinen Beziehungen zu Erlebnissen bleibt natürlich unerklärt. Traum Nr. 13. ,,Ich bin am Meere auf einem Kahn gefahren. Auf einmal erhebt sich ein großer Wind, das Schiff beginnt zu schaukeln, so daß ich schon mein Kleid eingetaucht hatte und naß war. Vom Kahne hat sich schon ein Floß losgemacht mid wir wollten ihm nach, um es zu fangen; da fängt das Schiff sehr stark zu schaukeln an, wir sind hoch in die Höhe gegangen und dann wieder tief hinunter. Wir befanden uns in einer großen Gefahr. Wir waren schon ganz naß und ich habe mir schon die Röcke von rückwärts in die Höhe gehoben. Da wurde in der Ferne ein großes Schiff sichtbar und der Matroso hat hinübergewunken, damit w^ir hinkommen können. Wie wir schon fast beim Dampfer sind, taucht unser Schiff wieder unter. Ich greife dabei ins Wasser und erwische eine Ansichtskarte mit der Akropolis von Athen. Wir kommen dem großen Schiffe immer

72 Otto Kank.<br />

um den Weg (nach dem Anstandsort) ist gleichfalls typische KlosettsymboUk.<br />

Die Bemerkung: Mir scheint, es wird regnen, klingt wie Ermahnung:<br />

Mir scheint, ich niuB auf die Seite gehen. Die ,, Reise"<br />

scheint hier wieder deutlich mit dem unangenehmen, aber unvermeidlichen<br />

Aufstehenmüssen in Zusammenhang gebracht, wie im nächsten<br />

Traum, der ausschließlich in der Reisesymbolik spricht.<br />

Traum Nr. 11,<br />

,,Ich befand mich mit K. auf der Reise. Der Zug ist stehen geblieben<br />

und er sagte, er müsse schauen gehen, was da draußen los ist, stieg aus,<br />

ließ mich allein und kam nicht mehr zurück. Ich blieb mit dem ganzen<br />

Gepäck zurück und wartete immer. Der Kondukteur fängt an zu pfeifen,<br />

ich denke mir, er ist noch nicht da, und gehe schauen, sehe ihn aber nicht.<br />

Der Zug setzt sich schon in Bewegung und da ich allein drin war und<br />

Angst hatte weiterzufahren, ohne zu wissen wohin, rief ich einem vorbeikommenden<br />

Kondukteur zu: , Bitte schnell, stehen bleiben! Ich muß<br />

ja noch aussteigen.' Der Zug war aber schon im Fahren und wir sind<br />

eine hübsche Strecke gefahren, als ich wieder einen Kondukteur sah und<br />

ihm sagte, ich müsse dringend aussteigen. Der Zug ist dann langsamer<br />

gefahren, so daß ich ausspringen konnte. Ich erwachte dabei<br />

und mußte auf die kleine Seite gehen."<br />

Das Aussteigenmüssen, das zuerst durch die Abwesenheit des<br />

Begleiters, dann durch die Bewegung des Zuges verhindert, schließlich<br />

aber so eilig und dringlich gemacht wird, vertritt hier deutlich das<br />

Aufstehenmüssen, dessen bequeme Verzögerung (,,wir sind eine hübsche<br />

Strecke gefahren") offenbar durch den energischen Entschluß aus dem<br />

Bett aufzuspringen endlich überwunden wurde. Daß erst der Begleiter<br />

aussteigt, um zu schauen, was drauJßen los ist (wie die Deutung<br />

ergibt, um etwas zu verrichten, v^/^ozu gewöhnlich ein Vorwand gebraucht<br />

wird), ist ein besonderes Raffinement der Bequemlichkeitstendenz,<br />

die den Harndrang und dessen Befriedigung gern einer andern Person<br />

zuschiebt, damit der Träumer ungestört weiter schlafen könne.<br />

Wie dieser Traum ausschließlich die Symbolik des Fahrens<br />

und frühere Beispiele die Regensymbohk verw^endeten, so zeigen die<br />

folgenden Träume das Fahren oder Schwimmen auf dem Meer in<br />

gleicher<br />

Bedeutung.<br />

Traum Nr. 12.<br />

„Ich bin im Meere geschwommen, mit einer Leichtigkeit, über<br />

die ich mich gewundert habe (da ich ja in Wirkhchkeit nicht schwimmen<br />

kann). Ich bin immer weiter hinaus ins hohe Meer geschwommen

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