JAHRBUCH - Glowfish

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70 Otto Kauk. deutlicher als hier den Stolz auf die erworbene ,,Zimmerreinheit" (vgl. Beispiel Nr. 14); in diesem Sinne ist auch die Traummahnung zu verstehen, vor dem Nachhausegehen die Notdurft zu verrichten. Die symbolische und so gar nicht reale Bedeutung des Regens offenbart sich hier in der naiven Bemerkung, daß nur die Träumerin naß geworden sei mid die anderen Leute nicht. Neben dieser mit Stolz verbundenen Vermeidmig der beschämenden Enuresis erweist sich als zweite bedeutsamere Determinante des Regensymbols die Bequemlichkeitstendenz. Das Regnen stellt, ähnlich wie die anderen typischen Symbole des vesikalen Traumes, nicht wie Seherner meinte, die Funktion oder das Organ dar, Bequemlichkeitstendenz und Wunscherfiillung : sondern besagt im Sinne der Ich uriniere (regne, schiffe, strahle) ja schon, ich brauche also nicht aufzustehen. Daraus erklärt sich auch das beständige Wiederholen der Sjinbohk (in besonders gehäufter Weise im Beispiel 18), solange der Traum seine Funktion noch nicht aufgegeben hat; es entspricht dem kontinuierlichen Charakter des Dranges und sucht diesen — ähnlich wie den Sexualdrang im Pollutionstraum — so lange durch symbohsche Ersatzbildungen zu befriedigen, als es nur möghch ist. Das Aufgeben dieser Tendenz, die einer beständigen Aufrechterhaltung der Verdrängung entspricht, muß das Hereinbrechen der realen Anforderung und damit das Scheitern der Bequemlichkeitsfunktion zur Folge haben. Dieses Festhalten an der Symbolbefriedigung zeigt besonders deutlich der folgende Traum Nr. 9. „Ich gehe mit meiner Mutter, die eine Laterne trägt, längs einer Mauer bergab zu einer Unterhaltung. PlötzUch entschUeße ich mich, nicht dahin zu gehen und setze meinen Weg allein fort. Ich gehe längs eines von hohen Pappeln umsäumten Wassers und begegne meiner Schwester, die mit einem jungen Manne geht. Ich gehe mit ihr weiter und sage plötzlich: Ich glaube, es fängt an zu regnen. Und schon fängt es auch an zu spritzen. Ich wollte aber noch nicht zurückgehen, da fängt es aber an schrecklich zu gießen. Wir flüchten unter ein Haustor, wo uns erst ein bellender Hund den Eintritt verwehren will, und schauen von dort aus dem Regen zu, in der Erwartung, daß der Platzregen bald aufhören wird. Ich sage: Schau, wie es schüttet, erwache dabei, wollte aber, trotzdem ich es sehr dringend hatte, noch nicht auf die Seite gehen; ich mußte aber doch." Dieser lehrreiche Traum zeigt uns die Regensymbolik deswegen so deuthch als Wunscherfüllung, weil mit dem stärker werdenden

Die SymbolscLichtimg im "Wecktraum usw. 71 Harndrang auch die Intensität des Regens (erst stilles Wasser, dann spritzen, gießen, schütten, Platzregen) zunimmt, gleichsam als wollt« die Träumerin die mit dem Anwachsen des Dranges näher rückende BequemUchkeitsstörung durch die immer stärker betonte Intensität des Urinierens beruhigen. Je heftiger der Drang ^^^rd, desto stärker uriniert sie (s}Tnbolisch), um nur nicht aufstehen zu müssen (dasselbe drückt die später reproduzierte Zeichnung aus). Daß der Bequemlichkeitswunsch in der Tat diesen Traum beherrscht, ergibt sich ja aus der Schlußbemerkung, daß die Träumerin trotz der zum Scheitern der Traumfimktion führenden Dringlichkeit des Bedürfnisses noch immer nicht aufstehen will und also noch im Wachen an der Bequemüchkeitstendenz festhält. Die Nachdrücklichkeit dieses Festhaltcns offenbart sich aber bereits im Trauminhalt selbst, wo dem stärker werdenden Harndrang außer der SjTnbolbefriedigung auch noch zweimal der direkte Bequemlichkeitswunsch entgegengestellt wird. Einmal, wo es beim Beginn des Regens heißt: ,,ich wollte aber noch nicht zurückgehen" (i. e. aufstehen), und das zweitemal, wo der Drang schon mächtig ist, in der Tröstung, daß der heftige Platzregen bald aufhören werde. Das Festhalten am Symbol ist sehr hübsch und geistreich in dem Unterstellen unter das Haustor, als der ,,Regen'" stark wird, und im Abwartenwollen desselben angedeutet. Die Mutter mit dem Licht geht vielleicht auf frühinfantile Enuresis und ihre Abgewöhnung durch die vorsorgliche Mutter zurück. Die ,, Schwester" als auf die Erotik. Genitalsymbol und der junge Mann weisen Ganz ähnlich gebaut und aufzufassen ist der Traum Nr. 10. „Auf einem Ausfluge fragte ich zwei Weiber um den Weg, den sie mir auch zeigten. Ich sagte zu ihnen: ,Mir scheint es wird regneu, es wird ja ganz finster' und sie antworteten: ,Ja, es scheint so.' — Dann ging ich den Weg, den sie mir gezeigt hatten, mid schon f i ng es plötzlich stark zu regnen an; ich ging zur Station zurück, um nach Hause zu fahren. Auf der Station mußte ich auf den Zug warten, konnte ihn aber nicht erwarten und wachte auf mit dem Bedürfnisse, auf die kleine Seite zu gehen." Wieder finden wir hier den Beginn emes Regens, und zwar den plötzlichen Beginn eines starken Regens, was im HinbUck auf den kurzen Traum sowie auf das Nichtmehrwartenkönnen auf ein starkes Bedürfnis, respektive auf die als Reaktion auf den Reiz erfolgte Traumbildung hinweist. Das Befragen der Weiber (i. e. Klosettfrauen)

70 Otto Kauk.<br />

deutlicher als hier den Stolz auf die erworbene ,,Zimmerreinheit"<br />

(vgl. Beispiel Nr. 14); in diesem Sinne ist auch die Traummahnung<br />

zu verstehen, vor dem Nachhausegehen die Notdurft zu verrichten.<br />

Die symbolische und so gar nicht reale Bedeutung des Regens offenbart<br />

sich hier in der naiven Bemerkung, daß nur die Träumerin naß geworden<br />

sei mid die anderen Leute nicht.<br />

Neben dieser mit Stolz verbundenen Vermeidmig der beschämenden<br />

Enuresis erweist sich als zweite bedeutsamere Determinante des Regensymbols<br />

die Bequemlichkeitstendenz. Das Regnen stellt, ähnlich wie die<br />

anderen typischen Symbole des vesikalen Traumes, nicht wie Seherner<br />

meinte, die Funktion oder das Organ dar,<br />

Bequemlichkeitstendenz und Wunscherfiillung :<br />

sondern besagt im Sinne der<br />

Ich uriniere (regne, schiffe,<br />

strahle) ja schon, ich brauche also nicht aufzustehen. Daraus erklärt sich<br />

auch das beständige Wiederholen der Sjinbohk (in<br />

besonders gehäufter<br />

Weise im Beispiel 18), solange der Traum seine Funktion noch nicht<br />

aufgegeben hat; es entspricht dem kontinuierlichen Charakter des<br />

Dranges und sucht diesen — ähnlich wie den Sexualdrang im Pollutionstraum<br />

— so lange durch symbohsche Ersatzbildungen zu befriedigen,<br />

als es nur möghch ist.<br />

Das Aufgeben dieser Tendenz, die einer beständigen<br />

Aufrechterhaltung der Verdrängung entspricht, muß das Hereinbrechen<br />

der realen Anforderung und damit das Scheitern der Bequemlichkeitsfunktion<br />

zur Folge haben. Dieses Festhalten an der<br />

Symbolbefriedigung zeigt besonders deutlich der folgende<br />

Traum Nr. 9.<br />

„Ich gehe mit meiner Mutter, die eine Laterne trägt, längs einer<br />

Mauer bergab zu einer Unterhaltung. PlötzUch entschUeße ich mich, nicht<br />

dahin zu gehen und setze meinen Weg allein fort. Ich gehe längs eines<br />

von hohen Pappeln umsäumten Wassers und begegne meiner Schwester,<br />

die mit einem jungen Manne geht. Ich gehe mit ihr weiter und sage<br />

plötzlich: Ich glaube, es fängt an zu regnen. Und schon fängt es auch an<br />

zu spritzen. Ich wollte aber noch nicht zurückgehen, da fängt<br />

es aber an schrecklich zu gießen. Wir flüchten unter ein Haustor, wo uns<br />

erst ein bellender Hund den Eintritt verwehren will, und schauen von<br />

dort aus dem Regen zu, in der Erwartung, daß der Platzregen<br />

bald aufhören wird. Ich sage: Schau, wie es schüttet, erwache dabei,<br />

wollte aber, trotzdem ich es sehr dringend hatte, noch nicht auf die Seite<br />

gehen; ich mußte aber doch."<br />

Dieser lehrreiche Traum zeigt uns die Regensymbolik deswegen<br />

so deuthch als Wunscherfüllung, weil mit dem stärker werdenden

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