JAHRBUCH - Glowfish
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64 Otto Kank. dem Gewährenlassen nicht abstellen läßt. Ob das zur Symbolisierung verwendete psychische Material infantiler oder aktueller Herkunft ist, ergibt jeweils die Deutung; doch wird entsprechend der infantilen Wurzel dieser Träume in der Enuresis nocturna immer auch ein Anteil vom infantilen Material stammen, rezentes Material aber, wenn es sich darbietet, mit besonderer Vorliebe verwendet werden, weil es der Verleugnung des eigenen Kinderfehlers und des unbequemen Bedürfnisses besonders gut dient; in dieser Absicht wird sehr häufig das Bedürfnis und dessen Verrichtung im Traume einer andern Person zugeschrieben, mit besonderer Vorliebe einem Kinde, was auf den eigenen Rückfall ins Infantile hinweist. Unsere Träumerin, die als Kinderfräulein reichlich Gelegenheit hatte, an ihren kleinen Pfleglingen derartige Vorkommnisse zu erleben und zu rügen, bedient sich natürlich besonders gern dieser rationalisierenden Verhüllung ihres eigenen Bedürfnisses, die in genialer Weise auch in der später zu besprechenden Traumzeichnung im gleichen Sinne verwendet ist. Mit dem von Scher ner gänzhch vernachlässigten, von der Psychoanalyse aber in so weitem und besonderem Ausmaße gewürdigten psychischen Anteil an der Traum- und Symbolbildung hängt es auch zusammen, daß wir bei keinem der mitgeteilten Träume eine vollständige Deutung geben können, sondern uns immer nur auf einzelne für die vorliegende Untersuchung interessante Details beschränken müssen. Denn infolge der vorwiegend psychischen Quellen der Symbolbildung zeigen die meisten vesikalen Träume eine ganze Reihe von Elementen anderer Herkunft, worauf bereits Jung gelegentlich der Analyse eines Urindrangtraumes^) hingewiesen hat. Auf Grund der Freudschen Auffassung der Enurese als infantiles Sexualsurrogat konnte Jung zeigen, daß sie auch im Traumleben des Erwachsenen gern als Bekleidmigsmaterial für den Drang des Geschlechtstriebes verwendet wird"^). Die symbolische Durchsichtigkeit und Offenheit in bezug auf den Harnreiz dürfte bei manchen dieser Träume auch damit zusammenhängen, daß sie meist in der Früh auftreten, wo der Schlaf an und für sich nicht mehr tief und außerdem noch durch den Reiz gestört ist; anderseits lassen jedoch die Träume, in deren Verlauf der Reiz erst hervorgerufen wird, vermuten, daß er gerade darum so leicht zum Erwachen führt, weil eben der Schlaf morgens nicht mehr tief genug ist, um ihn überhören zu können. Aus dieser Annäherung an den Wach- ^) L'analyse des reves. L'annee psychologique, 1909, p. 165. 2) Jahrbuch I, S. 170.
Die Symbolschichtung im Wecktraum usw. 65 zustand erklärt sich auch das häufige Hineinspielen von Gedanken und Bemerkungen in den Traum, die manchmal schon dem Halbwachbewußtsein angehören'), sowie anderseits die Tatsache, daß unsere Träumerin oft im Halbschlaf das Bedürfnis verrichten und dann sogleich wieder einschlafen und weiterträumen kann. Unsere Untersuchmig ermöglicht uns also, die von den alten und neueren Traumforschern, besonders von Scher ner, bereits gekannte Tatsache typischer Harndrangsymbole bei psychoanalytischer Deutung der Träume nicht nur zu bestätigen, sondern auch durch das Scheitern der Bequemlichkeitsfunktion vom Traum direkt erweisen zu lassen. Die gebührende Beachtung des wesentlichen psychischen Anteils an der S}'Tnbolbildung und der dabei verwendeten Mechanismen gestattet uns aber auch, die allgemein menschliche Bedeutimg dieser Symbolik breiter zu fundieren, und nötigt uns damit, sie in den rein psychischen Gebilden der Einzel- und Volksseele, wo sie gänzUch losgelöst vom organischen Faktor erscheint, im selben Sinne anzuerkennen und so wieder ihre im Traumleben erkannte Bedeutung zu stützen und zu vertiefen. In der folgenden Traumserie, die im Verlaufe eines längeren Zeitraumes gesammelt wurde, sind die typisch wiederkehrenden Symbolelemente durch den Druck ausgezeichnet. Wir beginnen mit einem Beispiele, in welchem die Träumerin die sie im Schlafe störende Empfindung im Traume ihrem kleinen Pflegling zuschreibt, wie sie sie in den nächsten Beispielen auf die der Erziehung zur Zimmerreinheit in hohem Maße bedürftigen Hunde überträgt. Traum Nr. 2. „Ich hatte den Robert auf meiner Hand sitzen; er hat fort piscLpisch und a-a gerufen. Plötzlich hat er mir auf die Hand gewischerlt, mir hat gegraust und ich habe ihn fallen lassen. Ich habe geschimpft, bin darüber aufgewacht und mußte auf die kleine Seite gehen." Der zirka dreijährige Robert, mit dem sie sich tagsüber beschäftigt hat, ist tatsächlich noch nicht vöUig zimmerrein, da er manchmal bei Tage die Hose und bei Nacht das Bett naß macht; die im Traum geschilderte Szene hat sich nie abgespielt, das Grausen deutet aber darauf hin, daß ihr möghcher Eintritt befürchtet worden war. Ander- ') Inzwischen ist im letzten Halbband (III, 2) des Jahrbuches Silberers Arbeit über die Schwellensymbolik erschienen. Man vergleiche dort auch das Eisenbahnfahren als Schwellensymbnlik wie in manchen unserer Beispiele. Jahrbuch für psychoanalyt. u, psych opathol. Forschungen. IV. &
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und Bemerkungen in den Traum, die manchmal schon dem Halbwachbewußtsein<br />
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Träumerin oft im Halbschlaf das Bedürfnis verrichten und dann sogleich<br />
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und weiterträumen kann.<br />
Unsere Untersuchmig ermöglicht uns also,<br />
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neueren Traumforschern, besonders von Scher ner, bereits gekannte<br />
Tatsache typischer Harndrangsymbole bei psychoanalytischer Deutung<br />
der Träume nicht nur zu bestätigen, sondern auch durch das Scheitern<br />
der Bequemlichkeitsfunktion vom Traum direkt erweisen zu lassen.<br />
Die gebührende Beachtung des wesentlichen psychischen Anteils an der<br />
S}'Tnbolbildung und der dabei verwendeten Mechanismen gestattet<br />
uns aber auch, die allgemein menschliche Bedeutimg dieser Symbolik<br />
breiter zu fundieren, und nötigt uns damit, sie in den rein psychischen<br />
Gebilden der Einzel- und Volksseele, wo sie gänzUch losgelöst vom<br />
organischen Faktor erscheint, im selben Sinne anzuerkennen und so<br />
wieder ihre im Traumleben erkannte Bedeutung zu stützen und zu<br />
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In der folgenden Traumserie, die im Verlaufe eines längeren<br />
Zeitraumes gesammelt wurde, sind die typisch wiederkehrenden Symbolelemente<br />
durch den Druck ausgezeichnet. Wir beginnen mit einem Beispiele,<br />
in welchem die Träumerin die sie im Schlafe störende Empfindung<br />
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Maße bedürftigen Hunde überträgt.<br />
Traum Nr. 2.<br />
„Ich hatte den Robert auf meiner Hand sitzen; er hat fort piscLpisch<br />
und a-a gerufen. Plötzlich hat er mir auf die Hand gewischerlt,<br />
mir hat gegraust und ich habe ihn fallen lassen. Ich habe geschimpft, bin<br />
darüber aufgewacht und mußte auf die kleine Seite gehen."<br />
Der zirka dreijährige Robert, mit dem sie sich tagsüber beschäftigt<br />
hat, ist tatsächlich noch nicht vöUig zimmerrein, da er manchmal<br />
bei Tage die Hose und bei Nacht das Bett naß macht; die im Traum<br />
geschilderte Szene hat sich nie abgespielt, das Grausen deutet aber<br />
darauf hin, daß ihr möghcher Eintritt befürchtet worden war. Ander-<br />
') Inzwischen ist im letzten Halbband (III, 2) des Jahrbuches Silberers<br />
Arbeit über die Schwellensymbolik erschienen. Man vergleiche dort auch das<br />
Eisenbahnfahren als Schwellensymbnlik wie in manchen unserer Beispiele.<br />
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