JAHRBUCH - Glowfish

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62 Otto Rank. einem pollutionsartigen Vorgang spricht (Sex. Theorie, 1905, S. 43 unten). So teilt Alfred Adler, der in seiner „Studie über Minderwertigkeit von Organen" (1907) auf die spätere Symbolik (Schwimmen, Baden, Bootfahren) der ursprüngHch enuretischen Träume hingewiesen hat (S. 79), unter seiner interessanten Kasuistik einzelne derartige Fälle mit; von besonderem Interesse ist der eines 26jährigen Mannes (Fall 35, S. 88), der in den nicht seltenen Pollutionsträumen vom Urinieren träumt. Auf den Zusammenhang des Bettnässens mit vesikalen Träumen hat (nach Elhs) schon A. P, Buchan in seiner 1816 erschienenen Schrift: Venus sine concubitu (p. 47) aufmerksam gemacht. Auch Ries hat in einem Artikel über Enuresis nocturna (Monatschr. f. Harnkrankheiten 1904) darauf hingewiesen. Nach Adler, der dem Thema zuerst von psychoanalytischer Seite näher getreten ist, stellt sich in der Kindheit der Traum des Enuretikers im Sinne Freuds als primitive Wunscherfüllung nach ungebundener Organbetätigung dar (S. 79). Auch Ellis (Träume S. 90) anerkennt den vesikalen Traum in seiner einfachsten Form als Freud sehen Wunschtraum von infantilem Typus. Während aber Ellis meint, daß derartige nicht zur Blasenentleerung führende Träume auch bei Personen vorkommen können, die in der Kindheit nicht an Enuresis nocturna gelitten haben (Welt der Träume, S. 89 f.), erlauben die späteren vesikalen Träume Erwachsener nach Adler ,,die sichere Diagnose überstandener Enuresis" (S. 79). Dies trifft auch bei der Person zu, deren vesikale Träume der folgenden Untersuchung zugrunde liegen. Das heute voll erwachsene, körperlich und psychisch gesunde Mädchen, deren Interesse für ihr eigenes Traumleben ich die Sammlung und offenherzige Mitteilung der schönen Beispiele verdanke, hatte, soweit sich feststellen ließ, in ihrem 5. Lebensjahr noch das Bett genäßt und berichtet aus ihrem 14. Lebensjahr noch einen Traum von rein infantilem Typus (sie glaubt auf dem Topf zu sitzen), der mit Bettnässen endet und mit einem Schamgefühl verknüpft ist, wie wir es sonst nur auf sexuellem Gebiete anzutreffen gewohnt sind. Es ist hier darauf hinzuweisen, daß bei einer großen Anzahl von Menschen die exkrementellen Funktionen viel stärker mit Schamgefühl besetzt sind als die Sexualität, was offenbar mit einer besonders lustvollen frühinfantilen Betätigung dieser erogenen Zonen und der dadurch bedingten energischeren Verdrängungsarbeit zusammenhängt. Wie frühzeitig und hervorragend stolz das Kind dann auf deren Erfolg ist, zeigt der Ausspruch eines kaum dreijährigen Buben, der, wegen seines braven

Die Sj-mbolschichtung im Wecktiaum usw. 63 Verhaltens belobt, sogleich spontan hinzusetzt, er habe auch das Bett nicht naß gemacht und damit das Lob auf diese Leistung einzuschränken sucht. Als man ihn ein andermal fragt, warum er das Bett naß gemacht habe, entschuldigt er sich damit, daß er sagt, er habe geglaubt, daß er das Topferl da habe, was auf einen (Bequemlichkeits-) Traum hinzudeuten scheint. Etwas Ähnliches finden wir auch bei unserer Träumerin, die im Alter von fünf Jahren den gleichen typischen Traum vom Sitzen auf dem Nachttopf hatte und dabei ins Bett näßte, während sie in ihren späteren Träumen oft genug in bezug auf ihre jetzige Zimmerreinheit den alten infantilen Stolz verrät, der sich im erwachsenen Leben als besonders ausgeprägter Ehrgeiz äußert. Da in der Serie von Harndrangweckträumen, die im folgenden mitgeteilt ist, auch die von Scher ner angegebenen Symbole fast vollzählig zu finden sind, so muß hier schon nachdrücklich hervorgehoben werden, daß wir auf Grund unserer psychoanalytischen Einsichten an der organischen, lediglich den Leibreiz und sein Organ widerspiegelnden S}Tnbolbildung Scher ner s nicht festhalten können, sondern dem psychischen Anteil an der S}Tnbolbildung die ihm gebührende Beachtung schenken müssen. Nicht etwa aus theoretischer Voreingenommenheit, sondern aus der Erfahrung, die uns eines Besseren belehrt hat. Die anscheinend rein aus dem Organreiz hervorgehenden Traumbildungen lassen bei entsprechender Vertiefung den bedeutsamen psychischen Anteil des unbewußten Seelenlebens erkennen, das in den allermeisten Fällen auch hier die Triebkraft für die Traumbildung liefert, während dem aktuellen Vorstellungs- und Erinnerungsschatz sowie den somatischen oder äußeren Reizen nur das Material zum Aufbau der Traumgebilde entstammt. Ja, in manchen Fällen, besonders wo es sich um komphziertere Träume handelt, sieht man oft deutlich, wie ein nach den Freud sehen Mechanismen des Unbewußten aufgebauter und deutbarer Traum durch einen in der typischen Symbolik ausgedrückten Harnreiz unterbrochen und nach der oft noch im Halbschlaf erfolgenden Abstellung des Reizes ruhig weiter geträumt wird. Diese typische Harnsymbolik ist nicht gut denkbar ohne den zumindest in der Kindheit erfahrenen und psychisch verknüpften und überlagerten Blasenreiz. Doch sind die Fälle, in denen er aktuellerweise den Traum im Dienste der Bequemlichkeitstendenz hervorruft, zu unterscheiden von denen, wo er, im Verlaufe eines aus rein psychischen Quellen stammenden Wunschtraumes hervorgerufen, durch sein Übermächtigwerden als Störer wirkt und sich durch die halluzinatorische Befriedigung oder die Warnung vor

Die Sj-mbolschichtung im Wecktiaum usw. 63<br />

Verhaltens belobt, sogleich spontan hinzusetzt, er habe auch das Bett<br />

nicht naß gemacht und damit das Lob auf diese Leistung einzuschränken<br />

sucht. Als man ihn ein andermal fragt, warum er das Bett naß gemacht<br />

habe, entschuldigt er sich damit, daß er sagt, er habe geglaubt, daß er<br />

das Topferl da habe, was auf einen (Bequemlichkeits-) Traum hinzudeuten<br />

scheint. Etwas Ähnliches finden wir auch bei unserer Träumerin,<br />

die im Alter von fünf Jahren den gleichen typischen Traum<br />

vom Sitzen auf dem Nachttopf hatte und dabei ins Bett näßte, während<br />

sie in ihren späteren Träumen oft genug in bezug auf ihre jetzige Zimmerreinheit<br />

den alten infantilen Stolz verrät, der sich im erwachsenen<br />

Leben als besonders ausgeprägter Ehrgeiz äußert.<br />

Da in der Serie von Harndrangweckträumen, die im folgenden<br />

mitgeteilt ist,<br />

auch die von Scher ner angegebenen Symbole fast vollzählig<br />

zu finden sind, so muß hier schon nachdrücklich hervorgehoben<br />

werden, daß wir auf Grund unserer psychoanalytischen Einsichten an<br />

der organischen, lediglich den Leibreiz und sein Organ widerspiegelnden<br />

S}Tnbolbildung Scher ner s nicht festhalten können, sondern dem<br />

psychischen Anteil an der S}Tnbolbildung die ihm gebührende Beachtung<br />

schenken müssen. Nicht etwa aus theoretischer Voreingenommenheit,<br />

sondern aus der Erfahrung, die uns eines Besseren belehrt hat. Die<br />

anscheinend rein<br />

aus dem Organreiz hervorgehenden Traumbildungen<br />

lassen bei entsprechender Vertiefung den bedeutsamen psychischen<br />

Anteil des unbewußten Seelenlebens erkennen, das in den allermeisten<br />

Fällen auch hier die Triebkraft für die Traumbildung liefert, während dem<br />

aktuellen Vorstellungs- und Erinnerungsschatz sowie den somatischen oder<br />

äußeren Reizen nur das Material zum Aufbau der Traumgebilde entstammt.<br />

Ja, in manchen Fällen, besonders wo es sich um komphziertere<br />

Träume handelt, sieht man oft deutlich, wie ein nach den Freud sehen<br />

Mechanismen des Unbewußten aufgebauter und deutbarer Traum<br />

durch einen in der typischen Symbolik ausgedrückten Harnreiz unterbrochen<br />

und nach der oft noch im Halbschlaf erfolgenden Abstellung<br />

des Reizes ruhig weiter geträumt wird. Diese typische Harnsymbolik<br />

ist nicht gut denkbar ohne den zumindest in der Kindheit erfahrenen und<br />

psychisch verknüpften und überlagerten Blasenreiz. Doch sind die<br />

Fälle, in denen er aktuellerweise den Traum im Dienste der Bequemlichkeitstendenz<br />

hervorruft, zu unterscheiden von denen, wo er, im<br />

Verlaufe eines aus rein psychischen Quellen stammenden Wunschtraumes<br />

hervorgerufen, durch sein Übermächtigwerden als Störer wirkt und<br />

sich durch die halluzinatorische Befriedigung oder die Warnung vor

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