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JAHRBUCH - Glowfish

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604 E. Jones.<br />

wirklich bemerkenswert und ein Beweis für die Wichtigkeit des Hasses<br />

in diesem Zusammenhange. Seine Zweifelfreiheit war auch sehr auffallend;<br />

selbst in seinen schlechtesten Zeiten hätte ich ihn beschreiben<br />

müssen als einen Mann von ungewöhnlicher Sicherheit, entschlossen<br />

in allen seinen Handlungen, psychisch wie physisch. Dies spräche<br />

für die Ansicht Freuds, daß das Abwechseln von Liebe und Haß<br />

von großer Wichtigkeit ist für die Entwicklung des Zweifels^).<br />

Nun will ich noch kurz in großen Zügen die Psychogenese des<br />

Falles beschreiben. Der Sexualtrieb des Patienten wurde in allen<br />

seinen Komponenten zu früh in Tätigkeit gesetzt, entweder durch<br />

angeborene Faktoren oder durch äußere Reize oder durch beides.<br />

Intensive Verdrängung verursachte eine<br />

und infolge ihrer<br />

Anstauung der Energie<br />

Stärke und des Mangels an passenden Gelegenheiten<br />

konnte nur eine partielle Sublimierung stattfinden. So wurde seine<br />

soziale Entwicklung gehemmt, er war auf sich selbst angewiesen und<br />

zog sich m seine Phantasiewelt zurück.<br />

Dieses innere, der Wirklichkeit<br />

entzogene Leben entwickelte sich mit den Jahren mehr und mehr,<br />

besonders bei<br />

der zunehmenden Verdrängung zur Zeit der Pubertät.<br />

Sein ungezügelter Ehrgeiz, eine wichtige Rolle im Leben zu spielen,<br />

besonders indem er andere beeinflußte, konnte er nur durch seine<br />

autoerotischen Phantasien befriedigen. Die Bildung der Neurose<br />

erfolgte stufenweise und hielt Schritt mit seinen zunehmenden Mißerfolgen<br />

im Leben und in der Liebe, Mißerfolge, die hauptsächlich durch<br />

seine Hemmungen verschuldet waren. Die Neurose war nur ein verhüllter<br />

Ausdruck für seine früheren Wünsche und Phantasien und gab<br />

seiner Einbildung alles das, was ihm die Wirklichkeit versagte. Sein<br />

Hauptsymptom, z.<br />

B. die Übertragung obszöner Gedanken, befriedigte<br />

1) Freud: Dieses Jahrbuch, 1909, S. 416: „Der Zweifel entspricht der<br />

inneren Wahrnehmung der Unentschlossenheit, welche, infolge der Hemmung<br />

der Liebe durch den Haß, bei jeder beabsichtigten Handlung sich des<br />

Kranken bemächtigt." Obschon Freud hier nur von Haß, als dem häufigsten<br />

und wichtigsten Faktor, spricht, denke ich, daß er in gewissen Fällen dasselbe<br />

Resultat irgend einer wirksamen Hemmung (als dem Hauptfaktor) zuschreiben<br />

würde. In unserem Falle kann man nicht behaupten, daß die Hemmungen den<br />

Patienten unfähig zur Liebe machten; sie hatten nur die Form und Richtung<br />

bestimmt, in der sein Lieben sich entwickelte. Es ist deshalb wohl richtiger zu<br />

sagen, daß das Fehlen des Zweifels weniger vom Fehlen des Hasses herrührte<br />

als von der Tatsache, daß seine Fähigkeit zu lieben nicht paralysiert war. Wahrscheinlich<br />

besorgt der Haßkomplex dies vollständiger als irgend ein anderer, was<br />

die Häufigkeit des gemeinsamen Auftretens von Haß und Zweifel erklärt.

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