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JAHRBUCH - Glowfish

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58 Otto Rank.<br />

Erwachen, das den Träumer von der Realität des Schmerzes im Unterleib<br />

überzeugt und ihn nötigt, seinem Vorsatz: nicht auf die Seite zu<br />

gehen, untreu zu werden, ist mis als direkte Bestätigmig für die indirekte<br />

Darstellungsweise und Sprache des Traumes sehr wertvoll.<br />

Der Psychoanalytiker<br />

wäre gewiß auch ohne diese direkte Bestätigung im Verlaufe<br />

der Traumanalyse zu dieser Deutung gelangt, aber das im Erwachen<br />

sich offenbarende Scheitern der Traumfunktion überhebt ihn nicht<br />

nur der Deutung dieses Details, sondern beseitigt auch jeden Zweifel<br />

an der Zulässigkeit und Richtigkeit des symbohschen Deutungsverfahrens.<br />

Erweist sich so der Wecktraum für den Schläfer als unwillkommene<br />

Störung, so ist er dem Psychoanalytiker ein willkommener<br />

Beweis für die Anwendbarkeit der empirisch gefundenen Symbolbedeutungen<br />

auch auf jene Traumgebilde, die nicht zum Erwachen führen<br />

und also keinen direkten Einbhck in die somatischen Quellen und<br />

psychischen Vorgänge der<br />

Symbolbildung gestatten.<br />

Wir wollen ims im folgenden mit Ausschaltung aller anderen<br />

Weckträume auf eine bestimmte Gruppe, nämhch die mit dem Harndrang<br />

in Verbindung stehenden, einschränken. Der sogenannte ,,Harnseltsamen<br />

Übel erkrankt „und ebenso eigentümlich und geldfressend waren<br />

die Mittel, die ilun die Ärzte dagegen verordneten. So mußte er z. B. täglich<br />

10 Pfund Anken aufessen, also einen ganzen Marktkübel, und dazu eine Flasche<br />

Lebertran trinken."<br />

Endlich ist noch als typische Verbindung die von Gold und Kohlen<br />

zu erwähnen, die offenbar auch einer Milderungstendenz entsprungen ist. Die<br />

Kohle eignet sich zum Ersätze des Kotes zimächst wegen ihrer dunklen Farbe<br />

und der als Gegensatzcharakter der Verhüllung dienenden Härte. Ebenso erleichterte<br />

diese Verknüpfung die Tatsache, daß die Kohle einmal als völlig wertlos<br />

und unverwendbar galt, während wir heute ein kostbares Gut in ihr erblicken,<br />

dessen allmähliche Verringerung wir ims vergeblich aufzuhalten bemühen. Eine<br />

Reihe solcher Sagen, in denen die Verwandlung von Kohlen in Gold erzählt wiid,<br />

berichtet Zingerle in seiner Abhandlung: Kohlen imd Schätze (Germania,<br />

Direkt an die Midassage erinnert eine von Vernalecken (Mythen<br />

Bd. VI, S. 411).<br />

und Bräuche des Volkes in Niederösterreich, Wien, 1859) mitgeteilte Überlieferung,<br />

wonach ein Mädchen alle Kohlen, die es berührte, in Gold verwandelt (Kohlen<br />

in Gold auch bei Veckenstedt, S. 359). Daselbst fmdet sich auch der Hinweis,<br />

daß Gold von Schatzkohlen sei auch Griechen und Römern bekannt gewesen.<br />

Auch im Witz, der ja durch die momentane Aufhebimg der auf den koprophilen<br />

Neigungen lastenden Verdrängung reichlichen Lustgewinn bietet, erscheint<br />

häufig der Zusammenhang von Gold und Kot, der übrigens auch in manchen<br />

Redensarten, besonders der Geschäfts- imd Börsensprache, Niederschlag gefunden<br />

hat. (Von einem Kapitahsten, der augenblicklich kein Geld „flüssig"<br />

hat, sagt der Fachmann: „er ist verstopft").

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