JAHRBUCH - Glowfish
JAHRBUCH - Glowfish JAHRBUCH - Glowfish
580 E. Jones. Analerotismus. Im geistigen Leben des Patienten spielte das Interesse an Defäkation iind faeces direkt und indirekt eine besondere Rolle. Die Defäkation hatte ihm als Kind sehr angenehme Empfindungen ausgelöst und er pflegte so lange dabei zu verweilen, daß er von den anderen Kindern geneckt wurde, weil er sich so lange im W. C. aufhielt. Der Geruch von faeces und Flatus übte, wie schon bemerkt, auch einen großen Beiz auf ihn aus. Als erstes Anzeichen davon bemerkte ich eine Symptomhandlung, wo er unter dem Vorwande, sich die Nase zu reiben, ganz unbewußt an seinem Zeigefinger roch. Zuerst leugnete er es ab, als ich ihn darauf aufmerksam machte, aber später kam heraus, daß er als Kind die Gewohnheit hatte, den Finger in den Anus zu stecken und daran zu riechen. Später verfiel er in seiner Reaktion auf diese Neigungen ins andere Extrem. Er entsetzte sich bei dem Gedanken, daß jemand nach dem Urinieren oder Defaecieren die Hände nicht waschen könne, und pflegte bei solchen Gelegenheiten seine Hände lange zu fegen. Das tat er auch schon als Kind, nachdem er seinen kleinen Bruder angekleidet hatte. Sein eigener Körper kam ihm ganz besonders unrein und ekelhaft vor; so z. B. glaubte er, es könne sich niemand nach ihrn waschen, ohne vorher die Schüssel ganz gründlich zu reinigen, oder die Himde Hefen ihm nach, weil sein Geruch sie anziehe usw. Er machte verzweifelte Anstrengmigen, sich zu reinigen; badete jeweils dreimal tägHch und, wenn er schwitzte, noch öfter; für die Analregion brauchte er eine ungewöhnliche Menge Seife. Er trank auch Unmengen von Wasser, um sein Inneres auszuwaschen. Seine Kleider hielt er fleckenlos rein. In allen seinen Gewohnheiten war er äußerst peinlich und ordenthch und haßte alle Unordnung. Natürlich hatte er daneben einen starken Reinheitskomplex^) in sexuellen Dingen; er glaubte fest an die ,,Theorie des reinen Mannes" und abhorrierte die Prostituierten. Haar hatte denselben Gefühlston^). Es ekelte ihn bei dem Gedanken, daß man eine Haarbürste benutzen könne, die vorher jemand anderer gebraucht hatte, und er konnte nicht emmal einen Bleistift, den eine Frau vorher in ihrem Haare stecken hatte, gebrauchen, ohne ihn vorher sorgfältig zu waschen. Speise war ihm von größter psychischer Bedeutung. Seine Leidenschaft fürs Kochen und die Beziehung davon zur Vorstellung des Kinderbildens aus faeces wurde oben ^) Ich stimme ganz mit Sadger überein in beziig auf die Wichtigkeit, die er dem Analerotismus bei der Bildung dieses Komplexes beimißt. ^) In verschiedenen Fällen habe ich Analsymbole mit Haar assoziiert gefunden und halte diesen Punkt einer speziellen Aufmerksamkeit für würdig.
Einige Fälle von Zwangsneurose. 581 erläutert; sie hatte seine Berufswahl bestimmt. Der Gedanke, etwas zu essen, was andere zuvor berührt hatten, erfüllte ihn mit Ekel, imd wenn andere es taten, wurde ihm ganz übel. Es war ihm selbst unangenehm, sein eigenes Essen in die Hand zu nehmen, vor Angst, es zu verunreinigen, da seine Hand den Anus berührt hatte. Er konnte nie im Bett essen, denn es schien ihm, wie wenn er in einem W. C. äße. Natürlich hatte er auch zahlreiche Idiosynkrasien für verschiedene Speisen; z. B. konnte er Lattichsauce oder dicke Fleischbrühe nicht essen, da ihm davon übel wurde. Einer seiner ehrgeizigsten Pläne war, Direktor eines ganz erstklassigen Restaurants zu sein, wo alle Speisen mit größtmöglicher Sauberkeit zubereitet wurden. Wie man sich leicht vorstellen kann, war sein Leben in einem gewöhnüchen Restaurant in dieser Hinsicht ein großes Martyrium. Jedoch war er in früheren Jahren nicht immer so sonderbar gewesen. Er erinnerte sich, daß er als Kind Kaninchenexkremente gekostet hatte und mit Genuß ein Stück Kuchen aß, das er aus den faeces im W. C. herausholen mußte, wohin er es aus Versehen fallen gelassen hatte. Dieser anale Speisekomplex war der Hauptgrund folgender Obsession: Wenn er Leute essen sah, glaubte er faeces riechen zu können, wenn sie tranken, roch er Urin. Wenn er kochen mußte und sonst mit Speise umzugehen hatte, war es ihm, wie wenn er faeces in Händen hätte, und er glaubte, der Geschmack davon ginge in die Speisen über, so daß die Kunden es merkten und das Restaurant verließen^). Seine Neugier war stark beeinflußt durch ,, Analkonstellationen". Dunkle geheimnisvolle Lokalitäten übten einen besonderen Reiz auf ihn aus. Seine Knabenphantasie beschäftigte sich stark mit unterirdischen Gängen^), Kanälen, Gräbern, Katakomben, Brunnen, Höhlen und Ähnlichem. Als Kjnd wollte er immer versuchen, in die Zisterne im hinteren Garten zu gelangen und seine Eltern konnten ihn nur dadurch davon abhalten, daß sie ihm sagten, es wären Skorpione dort unten, die ihn fingen. Er malte sich diese Skorpione aus als eine lebendige Masse, die auf dem Grunde (bottom)^) von allen Dingen zu finden sei, die Materie, aus der das Leben selbst gemacht ist, so daß dadurch seine Neugier nur noch ^) Er erzählte mir verschiedene konkrete Beispiele davon und glaubte fest an seine Erklärung; möglicherweise waren seine Bemerkimgen richtig, aber da mir das Restaurant einigermaßen bekannt ist, glaube ich, daß es noch andere Erklärungen dafür gibt. *) Gewöhnlicher Ausdruck für Vagina und Rektum. *) Gewöhnlicher Ausdruck für Anus.
- Seite 532 und 533: 530 .T. Nelken. die enorme Muskelst
- Seite 534 und 535: 532 J- Nelken. Körper als charakte
- Seite 536 und 537: 534 J. Nelken. durch deren Geruch d
- Seite 538 und 539: 536 J, Nelken. Dieser Nebelkönig h
- Seite 540 und 541: 538 J. Nelken. Die Matliilde wurde
- Seite 542 und 543: 540 J. Nelken. Urvater, Besitzer al
- Seite 544 und 545: 542 J. Nelken. sei auch wunderschö
- Seite 546 und 547: 544 J. Nelken. Verwandten verstoße
- Seite 548 und 549: 546 J. Nelken. Er selbst sei katlio
- Seite 550 und 551: 548 J. Nelken. merkwürdige Handhmg
- Seite 552 und 553: 550 J. Nelken. seiner vermeintlicli
- Seite 554 und 555: 552 J. Nelkeu. und es sei zu einer
- Seite 556 und 557: 554 J. Nelken. ganzen 22 Pollutione
- Seite 558 und 559: 556 J. Nelken. Von seinem Heilmagne
- Seite 560 und 561: 558 J. Nelken. Eine vollständige A
- Seite 562 und 563: 560 J. Nelken. dem Patienten zu ein
- Seite 564 und 565: 562 .). Nelken. ausgesprochene Züg
- Seite 566 und 567: 564 E. Jones. Produkt der Lektüre
- Seite 568 und 569: : 566 E. Jones. Zeit hat er nie meh
- Seite 570 und 571: 568 E. Jones. Kochen, da ja die Ass
- Seite 572 und 573: 570 E. Jones. drückte, die von ana
- Seite 574 und 575: : 572 E. Jones. im Schlafzimmer sei
- Seite 576 und 577: 574 E, Jones. ich, daß er behaupte
- Seite 578 und 579: 576 E. Jones. (Toilettepiipicr), ei
- Seite 580 und 581: 578 E. Jones. So wird auch die Tats
- Seite 584 und 585: 582 E. Jones. gesteigert wurde. Bni
- Seite 586 und 587: 584 E. Jones. Heller, besonders ger
- Seite 588 und 589: 586 E. Jones. eben eine Anzalil Gef
- Seite 590 und 591: 588 E. Jones. es kann deshalb nicht
- Seite 592 und 593: 590 E. Jones. die dem nahen schöpf
- Seite 594 und 595: 592 E.Jones. des Patienten. Wenn Pa
- Seite 596 und 597: 594 E. Jones. er, es würde platzen
- Seite 598 und 599: 596 E. Jones. empfindungen) im Peni
- Seite 600 und 601: 598 E. Jones. Zone zum Mund, auf di
- Seite 602 und 603: 600 E. Jones. Spaß einem Freunde z
- Seite 604 und 605: 602 E. Jones. habe, zu behaupten, d
- Seite 606 und 607: 604 E. Jones. wirklich bemerkenswer
- Seite 608: 606 E. Jones. Nachtrag zu Fall I. I
- Seite 612: VERLAG VON FRANZ DEUTICKE IN LEIPZI
Einige Fälle von Zwangsneurose. 581<br />
erläutert; sie hatte seine Berufswahl bestimmt. Der Gedanke, etwas<br />
zu essen, was andere zuvor berührt hatten, erfüllte ihn mit Ekel, imd<br />
wenn andere es taten, wurde ihm ganz übel. Es war ihm selbst unangenehm,<br />
sein eigenes Essen in die Hand zu nehmen, vor Angst, es<br />
zu verunreinigen, da seine Hand den Anus berührt hatte. Er konnte<br />
nie im Bett essen, denn es schien ihm, wie wenn er in einem W. C.<br />
äße.<br />
Natürlich hatte er auch zahlreiche Idiosynkrasien für verschiedene<br />
Speisen; z. B. konnte er Lattichsauce oder dicke Fleischbrühe nicht<br />
essen, da ihm davon übel wurde.<br />
Einer seiner ehrgeizigsten Pläne war,<br />
Direktor eines ganz erstklassigen Restaurants zu sein, wo alle Speisen<br />
mit größtmöglicher Sauberkeit zubereitet wurden. Wie man sich<br />
leicht vorstellen kann, war sein Leben in einem gewöhnüchen Restaurant<br />
in dieser Hinsicht ein großes Martyrium. Jedoch war er in früheren<br />
Jahren nicht immer so sonderbar gewesen. Er erinnerte sich, daß er<br />
als Kind Kaninchenexkremente gekostet hatte und mit Genuß ein<br />
Stück Kuchen aß, das er aus den faeces im W. C. herausholen mußte,<br />
wohin er es aus Versehen fallen gelassen hatte. Dieser anale Speisekomplex<br />
war der Hauptgrund folgender Obsession: Wenn er Leute<br />
essen sah, glaubte er faeces riechen zu können, wenn sie tranken, roch<br />
er Urin. Wenn er kochen mußte und sonst mit Speise umzugehen<br />
hatte, war es ihm, wie wenn er faeces in Händen hätte, und er glaubte,<br />
der Geschmack davon ginge in die Speisen über, so daß die Kunden<br />
es merkten und das Restaurant verließen^). Seine Neugier war stark<br />
beeinflußt durch ,, Analkonstellationen". Dunkle geheimnisvolle<br />
Lokalitäten übten einen besonderen Reiz auf ihn aus.<br />
Seine Knabenphantasie<br />
beschäftigte sich stark mit unterirdischen Gängen^), Kanälen,<br />
Gräbern, Katakomben, Brunnen, Höhlen und Ähnlichem. Als Kjnd<br />
wollte er immer versuchen, in<br />
die Zisterne im hinteren Garten zu gelangen<br />
und seine Eltern konnten ihn nur dadurch davon abhalten, daß<br />
sie ihm sagten, es wären Skorpione dort unten, die ihn fingen. Er<br />
malte sich diese Skorpione aus als eine lebendige Masse, die auf dem<br />
Grunde (bottom)^) von allen Dingen zu finden sei, die Materie, aus der<br />
das Leben selbst gemacht ist,<br />
so daß dadurch seine Neugier nur noch<br />
^) Er erzählte mir verschiedene konkrete Beispiele davon und glaubte fest<br />
an seine Erklärung; möglicherweise waren seine Bemerkimgen richtig, aber da<br />
mir das Restaurant einigermaßen bekannt ist, glaube ich, daß es noch andere<br />
Erklärungen dafür gibt.<br />
*) Gewöhnlicher Ausdruck für Vagina und Rektum.<br />
*) Gewöhnlicher Ausdruck für Anus.