01.11.2013 Aufrufe

JAHRBUCH - Glowfish

JAHRBUCH - Glowfish

JAHRBUCH - Glowfish

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

56 Otto Rank.<br />

Dr. Sachs (Zentralbl. f. Psa. 1, 414) mitgeteilter Traum die Verwertung<br />

der sprachlichen Zweideutigkeit zum Zwecke der verhüllenden Wunscherfüllung<br />

und Befriedigung der BequemHchkeitstendenz.<br />

Der Träumer,<br />

der es wegen einer Erkältung vermeiden will, bei Nacht das Bett zu<br />

Perjen, Rubine, Smaragde, Saphire und Diamanten, alle so groß wie die Walnüsse,<br />

von hinten von sich zu geben. Anton sperrte das Maul weit auf,<br />

starrte die herrliche Ausleerung, den prächtigen Abgang und den kostbaren<br />

Durchfall des Eseleins an und füllte mit großer Herzenslust seinen Quersack<br />

mit den Edelsteinen voll. — „Und wenn dem König Midas", heißt es bei<br />

Stucken weiter, „welcher Eselsohren hatte, jeder Bissen, den er aß, zu Gold<br />

wurde — , er also Gold spie „hinten und vorne", wie das deutsche Märchen<br />

sagt, — so erklärt sich das dadurch, daß er eine Eselsgottheit war, daß er eben<br />

Eselsohren hatte." Es ist in der Tat auffällig, daß Midas, dessen Eselsohren<br />

als Rest einer ursprünglichen theriomorphen Bildimg aufzufassen sind (v. Roschers<br />

Lexikon), nach Ovid (Metam. 11, 85 bis 193) seine Gabe, alles durch Berührung<br />

mit seinem Körper in Gold zu verwandebi, zunächst dem Wvinsch entsprechend,<br />

an wertlosen Dingen erprobt imd daß ihm erst beim Essen (vgl. Tischchen<br />

deck dich imd Goldesel) das Törichte seines Wimsches klar wird. — Stucken<br />

bringt in diesen Zusammenhang auch die Sage von Ehud (Richter 3, 12 bis 29),<br />

der den Moabiterkönig Eglon bei Überreichung eines Geschenkes in der Sommerlaube<br />

mit dem Schwert durchbohrt, „daß der Mist von ilma ging". Die Höflinge<br />

sind über das lange Ausbleiben des Königs nicht erstaunt und schämen sich nach<br />

ilim zu sehen, da er in der kühlen Kammer zu sitzen pflegte, um seine Notdurft<br />

zu verrichten, was Stucken mit seiner Goldeseleigenschaft in Zusammenhang<br />

bringt. — Diese Beziehung scheint übrigens so allgemein anerkannt gewesen zu<br />

sein, daß sie in einer sprichwörtlichen Redensart ihren gemeüisamen Niederschlag<br />

gefunden hat. Eisenmenger führt in seinem „Entdeckten Judentum" (I, S. 550)<br />

folgendes hebräische Sprichwort an: „Der Kot der Maulesel Isaaks ist besser<br />

als das Silber und Gold des Abimelech". Auch Shakespeare ist dieses altüberlieferte<br />

und tiefwurzelnde Gleichnis geläufig, wenn er im „Cymbeline" (III, 6)<br />

den Arviragus die beleidigende Bezahlung von selten Imogens mit den Worten<br />

zurückweisen läßt:<br />

„Eh' werde alles Gold und Silber Kot,<br />

Wie's denn auch ist und dem nur kostbar scheint.<br />

Der Kot als<br />

Gott verehrt."<br />

Aus dem Alten Testamente ist hier noch zu erwähnen die sonderbare<br />

Geschichte von den Philistern (1. Sam., 5 und 6), die „groß und klein heimliche<br />

Plage an heimlichen Orten kriegten" (5, 9) wegen Entführung der Bundeslade, und<br />

die Plage durch Opferung goldener Ärsche (6, 4; 6, 17) abzuwenden suchen.<br />

(Die Hämorrhoiden werden noch bei uns vom Volke als „goldene Ader" bezeichnet.)<br />

Aber nicht nur der Eselskot, sondern der tierische Mist überhaupt, ebenso<br />

wie auch gewisse Mineralien, meist Kohlen, werden mit dem Kostbarsten, was<br />

der Mensch kennen gelernt hat. in Verbindung gebracht (Gold = Edelsteine<br />

im Pentamerone). So wird besonders der Pferdemist in den Sagen oft in Gold<br />

verwandelt und daraus erklärt sich auch seine glückbringende Bedeutung, an

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!