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JAHRBUCH - Glowfish

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Einige Fälle von Zwangsneurose. 567<br />

früh aus der Beobachtung seiner schwangeren Mutter, daß die Kinder<br />

im Leibe wachsen und bemühte sich eifrig zu erfahren, wie sie herauskommen.<br />

Zuerst sagt« er mir, er habe gedacht, sie werden aus dem<br />

Nabel geboren, eine Idee, die mit den weiblichen Phantasien über<br />

seinen eigenen Nabel verknüpft war. Es zeigte sich aber bald, daß das<br />

wie gewöhnlich nur eine Verlegung von unten nach oben war. Er dachte<br />

auch, das Band würde aus dem Mutterleibe herausgeschnitten, eine<br />

Meinung, die sich aus seiner sadistischen Auffassung des Koitus entwickelt<br />

hatte und eine Verschmelzung der Ideen über Koitus und<br />

Geburt, worin der Vater gleichzeitig als Accoucheur gedacht ist. Seine<br />

ursprüngliche Ansicht war jedoch die, daß die Geburt durch die Kloake<br />

stattfinde^). Diese Ansicht war teils durch seine eigenen analerotischen<br />

Sensationen, teils durch seine Beobachtungen an Tieren begründet;<br />

er hatte gesehen, wie junge Ziegen augenscheinlich durch die ,,back<br />

passage" geboren wurden und wußte auch, daß die Hennen ihre Eier<br />

auf demselben Wege legen.<br />

Eine interessante Kindheitserinnerung enthält die Idee, daß die<br />

Kinder aus irgend einem Stoffe modelliert werden. Er schilderte zwei<br />

gigantische Gestalten, die am Ende des Gartens zusammen diesem<br />

Geschäfte oblagen. Es waren vage Gestalten, weder menschlich noch<br />

göttlich, die er in unbestimmten Zusammenhang mit den Eltern<br />

brachte, denn er hatte bemerkt, daß bei einer Geburt die Mutter<br />

krank und der Vater migewöhnlich verlegen war. Zum Formen wurden<br />

nicht die Hände gebraucht, sondern ,,zwei großen Fleischklumpen",<br />

die mit den Figuren zusammenhingen. Wir sehen hier wieder die primitive<br />

Annahme des weiblichen Penis. Das Material, woraus das Kind<br />

gemacht wurde, war weder fest noch flüssig, sondern von teigiger^)<br />

Konsistenz; es stand in irgend einem Zusammenhange mit den Fleischklumpen.<br />

Nachdem die Gestalten es fertig geknetet hatten, warfen<br />

sie es in ein Gefäß( !). In der Analyse erinnerte ihn dies zuerst an Samen,<br />

dann an faeces ; ersteres war ihm natürlich als kleines Kind unbekannt.<br />

Die Idee des Knetens rührte teils von der infantilen Gewohnheit, die<br />

faeces zu betasten, teils von derjenigen mit seinem Penis zu spielen<br />

her. Vater und Mutter hatten dies auch oft zum Scherze mit ihm<br />

getan. Später hatte er große Freude am Schnitzen und Kneten weichen<br />

Materials (wie z. B. Blei) und fand bald, daß dies durch Erhitzen<br />

erleichtert wurde. Daraus entsprang eine leidenschaftliche Freude am<br />

^) Freud: Sammlung, Zweite Folge, S. 168.<br />

*) Er ersann dazu das Wort ,,patty" für Vulva.

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