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JAHRBUCH - Glowfish

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560 J. Nelken.<br />

dem Patienten zu einer tiefgehenden Dissoziation. Am Anfang des<br />

zweiten Anfalles gellt die Dissoziation allmählich in die Tiefe (vom<br />

Primarlehrer bis zum Urgott). Ebenso am Anfang des dritten Anfalles.<br />

In dieser allmähliclien Entwicklung des Anfalles lebt der Patient<br />

die phylogenetische Entwicklung der Regression im Sinne der ganzen<br />

Krankheit und des Symptomenkomplexes durch. Es kommen allmählich<br />

Bruchstücke von Vater-Mutter- Schwester-Inzest zum Vorschein.<br />

Beim zweiten katatonischen Anfall erlebt der Patient eine<br />

tiefe<br />

Spaltung der Persönlichkeit in das objektive Ich (das bewußte Icli)<br />

und das subjektive Ich (das unbewußte Ich).<br />

Gegen das Ende dieses<br />

Anfalles taucht er zur Realität wieder auf: das objektive Ich verlangt<br />

von dem subjektiven Ich energisch Beweise für die erlebten Phantasien,<br />

es kommt zu einem Kampf zwischen dem verdrängten und dem<br />

halluzinatorischen Ich. Die Verdrängung siegt, der Patient kehrt in<br />

das Paranoide zurück. Die ganze Psychose und insbesondere das katatonische<br />

Stadium erscheint als ein Heilungsversuch des psychischen<br />

Konflilrtes. In der Flucht in die Krankheit lebt der Patient diesen Konflikt<br />

aus. Dieser Heilungsversuch ist direkt dem objektiven ICrankheitsverlauf<br />

entgegengesetzt: jedem neuen Durch bruch des den Patienten<br />

drückenden Komplexinhaltes gesellt sich sofort eine objektive Verschlimmerung<br />

des Krankheitszustandes, und zwar in der katatonischen<br />

Richtung hinzu.<br />

B. Zum psychischen Inhalt. Vom psychoanalytischen Standpunkt<br />

aus stellt sich die Psychose des Patienten als eine Flucht in die<br />

Krankheit dar, die ihm die Kompensation für die von der Realität<br />

nicht befriedigten Wünsche bringt. In den Phantasien kommen verschiedene<br />

Komplexe zum Vorschein-Kompensationen der<br />

körperlichen<br />

Unscheinbarkeit, Zurücksetzung, Versagung, der niedrigen sozialen<br />

Stellung, der Armut, der künstlerischen Aspirationen (Geigenspiel) usw.<br />

Alle diese Nebenkomplexe sind aber durch einen mächtigen Komplex<br />

vollständig assimiUert. Dieser zentrale Komplex — der Inzest —<br />

zieht sich wie ein roter Faden durch die ganze Psychose hindurch und<br />

irradiiert in allen möglichen Richtungen. Es ist ein Inzest ohne Schranken,<br />

der sich jedoch stets in der heterosexuellen Richtung^) abspielt.<br />

Mutter und Schwester verführen ihn, er entmannt und tötet<br />

seinen Vater. Sein Vater verführt ihm seine Frau und will ihn beseitigen.<br />

^) Dem Leser sind wahrscheinlich während der psychoanalytischen Darstellung<br />

die homosexuellen Phantasien des Patienten aufgefallen, sie sind<br />

aber im Vergleich zur ganzen Konstruktion des heterosexuellen Inzestes sehr blaß .

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