JAHRBUCH - Glowfish
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558 J. Nelken. Eine vollständige Analyse der Bilder und Träume wurde leider in der entsprechenden Zeit nicht gemacht. Wir geben sie hier wieder, um zu zeigen, wie sich schon in dem manifesten Inhalt die Komplexe des Patienten widerspiegeln, Tl. „Über den Gegeusinu der Urworte." Im Anschluß an den gleichnamigen Aufsatz von Freud^) und den Begriff der Ambivalenz von Bleuler'^) will ich hervorheben, wie sich dieser Begriff in den Phantasien des Patienten, besonders aber in den Wortzerlcgungen^') und Visionen abspiegelt. auf einige Beispiele: Ich beschränke mich Mor(gen) (Wz. II)— 1) Rom (Umkehrung). Assoziationsreihe: Himmelskönigin — Jungfrau Maria — Katholizismus — Papst. Gottes, 2. Mohr = Teufel. Assoziationsreihe: Himmelskönigin, Mutter Katholizismus, Papst, Vater. T (Wz. II) = Pfeil = Amor = Liebe oder Tod. Elisa(beth) (Wz. IV) = bete oder beten. Ambivalente Schätzung der Mutter. Ich stelle noch Worte zusammen, die der Patient im direkten Sinn und im Gegensinn braucht: Hund = Treue oder Gefahr. Rind = Nutzen öden Schaden. Kirche = Religion oder Gottlosigkeit. Feld = Getreide oder Hungersnot. Meer = Feuergiut und Todeskälte. „Jede Sache hat nämlich zwei Seiten," behauptet der Patient. Diese Tendenz zu zwei gegenteiligen Gefühlsbetonungen entspricht vollständig dem psychischen Konflikt des Patienten, dem Kampf zwischen der inzestuösen und der nichtinzestuösen Liebe. TU. ScWußtoemerkungen. A. Zum klinischen Teil. Unser Fall zeigt auch vom klinischen Standpunkt ein gewisses Interesse, und zwar in bezug auf das In- ^) Dieses Jahrbuch, II. B. 2) „Zur Theorie des schizophrenen Negativismus" Psych. Neur. Wochenschrift, XII. Jahrg., Nr. 18 bis 21. Vgl. auch Jung, Zur Theorie des schizophrenen Negativismus und Bleuler, Antwort auf die Bemerkungen Jungs zur Theorie des Negativismus. Dieses Jahrbuch, B. III, 1. ä) Als Ergänzung zu dieser Analyse s. Nelken. Über schizophrene Wortzerlegungen. Zentralblatt für Psychoanalyse II, 1.
Analytische Beobachtungen über Phantasien eines Schizophrenen. 559 einanderübergehen der verschiedenen Unterformen der Dementia praecox, des Paranoids und der Katatonie. Wir haben es nämlich im gegebenen Falle mit einem Paranoid zu tun, das nach Jahren in einen akuten Ausbruch der Katatonie übergeht oder mit einer Katatonie, welche mit cli ronischen paranoiden Symptomen anfing, ein paarmal in aloiten Schüben auftrat und nach jedem akuten Schub sich wieder dem Paranoid annäherte. Wir wollen damit gewiß nicht sagen, daß der Patient in der anfallsfreien Zeit, besonders in den Übergangsstadien keine einzelnen katatonen Symptome äußerte, jedoch deutete das ganze Krankheitsbild auf der Höhe der anfallsfieien Zeit viel eher auf das Paranoid. Der ganze Verlauf der Psychose läßt sich folgendermaßen darstellen: ein langdauerndes paranoides Stadium — katatonischer Anfall — Abklingen in das Paranoide — paranoide Latenzzeit — allmähliches Auftreten des katatonischen Anfalles usw. Nach dem III. katatonischen Anfall besonders schien das Zurückziehen wieder ins Paranoide chronisch zu werden. Es ist vom psychoanalytischen Standpunkt aus ersichtlich, wie die Unterschiede zwischen dem paranoiden und katatonischen Stadium rein quantitativ und von der Stärke der Verdrängung abhängig sind. Das heißt, daß auf dem Wege der Regression vom normalen Zustand bei der Schizophrenie zuerst das Paranoide und dann das Katatonische folgt. In dem paranoiden Stadium findet zuerst noch eine intensive Applikation auf die Außenwelt und eine Rationalisation der Komplexe in einer intellektuellen Arbeit statt. Im Zentralpunkt dieses Stadiums befindet sich bei unserem Patienten außerhalb der nach dem paranoiden Mechanismus der Projektion gebildeten Verfolgungsideen das krankliafte Streben nach Gesundheit, die Weltverbesserungsideen, die Bildung der Samentheorie und die ersten Anfänge des Größenwahns. Der Grundkomplex liegt noch in der Tiefe verdrängt. Im katatonischen Anfall findet dann eine solche Verstärkung der Introversion statt, daß schon keine Applikation auf die Außenwelt mehr möglich ist. Das reiclie Material zur Bearbeitung seines Kernkomplexes schöpft Patient fast ausschließlich aus dem individuellen infantilen Material und den historisclien Schichten seines Unbewußten. Es kommt zu einer gewaltigen halluzinatorischen Entladung in den Phantasien und zu einer körperUchen in den Stereotypien. Wenn das paranoide Stadium noch einen mißglückten Sublimationsversuch darstellt, so ist der katatonische Anfall eine völlige Ersetzung der Realität durch das Unbewußte. In diesem Sinn führt auch der katatonische Anfall bei
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Analytische Beobachtungen über Phantasien eines Schizophrenen. 559<br />
einanderübergehen der verschiedenen Unterformen der Dementia<br />
praecox, des Paranoids und der Katatonie. Wir haben es nämlich<br />
im gegebenen Falle mit einem Paranoid zu tun, das nach<br />
Jahren in einen akuten Ausbruch der Katatonie übergeht oder mit<br />
einer Katatonie, welche mit cli ronischen paranoiden Symptomen<br />
anfing, ein paarmal in aloiten Schüben auftrat und nach jedem<br />
akuten Schub sich wieder dem Paranoid annäherte. Wir wollen<br />
damit gewiß nicht sagen, daß der Patient in der anfallsfreien Zeit,<br />
besonders in den Übergangsstadien keine einzelnen katatonen Symptome<br />
äußerte, jedoch deutete das ganze Krankheitsbild auf der Höhe<br />
der anfallsfieien Zeit viel eher auf das Paranoid. Der ganze Verlauf der<br />
Psychose läßt sich folgendermaßen darstellen: ein langdauerndes<br />
paranoides Stadium — katatonischer Anfall — Abklingen in das<br />
Paranoide — paranoide Latenzzeit — allmähliches Auftreten des<br />
katatonischen Anfalles usw. Nach dem III. katatonischen Anfall besonders<br />
schien das Zurückziehen wieder ins Paranoide chronisch zu<br />
werden. Es ist vom psychoanalytischen Standpunkt aus ersichtlich,<br />
wie die Unterschiede zwischen dem paranoiden und katatonischen<br />
Stadium rein quantitativ und von der Stärke der Verdrängung abhängig<br />
sind. Das heißt, daß auf dem Wege der Regression vom normalen<br />
Zustand bei der Schizophrenie zuerst das Paranoide und dann das<br />
Katatonische folgt. In dem paranoiden Stadium findet zuerst noch eine<br />
intensive Applikation auf die Außenwelt und eine Rationalisation der<br />
Komplexe in einer intellektuellen Arbeit statt. Im Zentralpunkt dieses<br />
Stadiums befindet sich bei unserem Patienten außerhalb der nach dem<br />
paranoiden Mechanismus der Projektion gebildeten Verfolgungsideen<br />
das krankliafte<br />
Streben nach Gesundheit, die Weltverbesserungsideen,<br />
die Bildung der Samentheorie und die ersten Anfänge des Größenwahns.<br />
Der Grundkomplex liegt noch in der Tiefe verdrängt. Im katatonischen<br />
Anfall findet dann eine solche Verstärkung der Introversion statt,<br />
daß schon keine Applikation auf die Außenwelt mehr möglich ist.<br />
Das<br />
reiclie Material zur Bearbeitung seines Kernkomplexes schöpft Patient<br />
fast ausschließlich aus dem individuellen infantilen Material<br />
und den historisclien Schichten seines Unbewußten. Es kommt zu einer<br />
gewaltigen halluzinatorischen Entladung in den Phantasien und zu<br />
einer körperUchen in den Stereotypien. Wenn das paranoide Stadium<br />
noch einen mißglückten Sublimationsversuch darstellt, so ist der<br />
katatonische Anfall eine völlige Ersetzung der Realität durch das<br />
Unbewußte. In diesem Sinn führt auch der katatonische Anfall bei