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JAHRBUCH - Glowfish

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Analytische Beobachtungen über Phantasien eines Schizophrenen. 541<br />

weiß mit roten Lederchen gewesen, die Iris hellrot mit weißer und blauer<br />

Inschrift in deutscher Kurrentschrift versehen: ,,Paul S., Lehrer von Z.,<br />

ist der Erlöser aller Menschen und Welten. Seine Gesichtslippen sollen<br />

von einer besonderen Süßigkeit sein, wie sie in keinen Welten mehr<br />

gefimden werden könne. Unter seiner Nase imd an seiner Rute soll sich<br />

ein Bogen befinden, wovon sich die wunderbarsten Gerüche entwickeln<br />

können. Im Halse habe er eine Milz, ein Samenorgan, welches sich durch<br />

den Kopf und den ganzen Körper verbreite. Sein Körper sei mit wunderschöner,<br />

seidenweicher Haut bedeckt. Auf dem Unterleibe, um den Nabel<br />

herum, habe er ein Sonnengeflecht: unter diesem Sonnengeflechte befinde<br />

sich ein zweites Gehirn, ein Sonnensystem in verkleinertem Maßstäbe^),<br />

ungeheuer wollüstig und reizbar. An den Geschlechtsteilen habe er wimderschöne<br />

Reizhaare. (Hier fragt die Himmelskönigin: ,,mid sonst nichts<br />

mehr?") Er habe auch wundervolle Geschlechtsteile: 3 je halbmeterlange<br />

Geschlechtsruten^), 2 Hodensäcke mit je 3 Hodensteinen. Unter seinen<br />

Hoden befinde sich eine Geschlechtsrose, welche sich durch einen roten<br />

Kreis auszeichne: in der Nacht kommen Tausende von Männern und<br />

Frauen; die Frauen küssen-^) seine Rute, die Männer die Geschlechtsrose^).<br />

Diese Rose, das Organ der höchsten Wollust, sei durch seinen ganzen<br />

Körper, durch den Mund, herausgezogen worden. Die Himmelskönigin<br />

habe sie in ihrem Munde zu einem schwarzen Brei zerkaut und verschluckt.<br />

Diese Masse kam wie ein Pfeil aus ihrem Bauchnabel zum Vorscheine<br />

imd glitt dann durch seinen Bauchnabel in seinen Körper wieder hinem,<br />

wodurch er, Paul Seemann, Lehrer von Z., der Gott Zebaoth mit dem<br />

lieben Gott Eva, seiner innigst geliebten Frau Ehegemahl in, seiner unsichtbaren,<br />

edelsten und treuesten Freundin, der Himmelskönigin und Hure<br />

imzertrennlich verbunden worden sei. Auf der Brust habe er einen wimderschönen<br />

Lebensbaimi mit wundervollen roten und weißen Früchten. Diese<br />

Früchte oder Kugeln bedeuten die Welten. Der Baum endet in einer Halbkugel,<br />

wo sich eine Taube befindet, alles überschattend, einfassend imd<br />

erfüllend. Noch höher oben befindet sich ein Adler^), dessen Flügel sich<br />

in der Feme verlieren und welcher das Aufwärtssteigen bedeutet. Über<br />

dem Baimae befinde sich eine Decke, wie ein Pelz. Sein Samen sei milchweiß,<br />

wie Ziegen- und Wolfmilch zusammen, sein Kot — wie Ziegen- mid<br />

Wolfskot. Sein Urin sei wie hellgelbes Stroh, mit einer kolossalen zerstörenden<br />

Kraft und einem nicht unangenehmen Geruch. Seine Kleidung<br />

^) Die alte medizinische Auffassung des Ganglion solare.<br />

") Die dreifache Darstellung des Phallus ist der Mjrthologie durchaus nicht<br />

fremd: die während der Pamylien herumgetragene Figur des Osiris war nach<br />

Plutarch mit drei Phalli versehen: die Zahl ,,3" sollte die unbestimmte Mehrheit<br />

bedeuten. Dulaure 1. c.<br />

^) Vgl. den Priapuskuß bei den Hellenen und Indern. Dulaure, 1. c.<br />

*) Geschlechtsrose = weibliche Genitalien.<br />

*) In den Mythen von der Herabkunft des Feuers und des Somatranks<br />

nistet angebhch auf dem Lebensbaum ein Vogel, manchmal ein Adler. Vgl. auch<br />

Abraham, Traum und Mythuj:.

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