01.11.2013 Aufrufe

JAHRBUCH - Glowfish

JAHRBUCH - Glowfish

JAHRBUCH - Glowfish

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Analytische Beobachtungen über Phantasien eines Schizophrenen. 537<br />

Weise einen Durchgang zu einer furchtbar schwarzen Höllenwelt<br />

bildeten. Die Thränen seien Blut^) gewesen, darum sei das Blut so wichtig,<br />

darum mußten sich die Zauberer dem Teufel mit ihrem Blut verschreiben,<br />

um Kunststücke ausführen zu können. Das Blut-) mischte sich mit<br />

der dicken festen Finsternis^) zusammen und verwandelte sich sofort<br />

in einen wirklichen furchtbaren Teufel,<br />

in die Welthure, die Mathilde*).<br />

Dieser Teufel habe dann eine Welt mit ganz furchtbaren Wesen geschaffen,<br />

welche so gräßlich dem Geschlechtstrieb frönten, daß sie<br />

immer kleiner und gräßlicher wurden. Es seien wirkliche Teufel gewesen<br />

und doch wunderschön anzuschauen. Diese Teufel seien durch ihn,<br />

den Urvater, durch den Einfluß, welcher von ihm ausging, verhältnismäßig<br />

gut geworden, denn er sei ungemein gut und milde, liebevoll,<br />

barmherzig, demütig, bescheiden, durchaus nicht stolz, voll liebevoller<br />

Vater -Mutter -Kinderliebe, Sohnes-Tochter-Braut- und Bräutigamliebe.<br />

Er sei ein wirklicher Glücks- und Liebesgott gewesen ohne jeden<br />

Schatten von Sünde, schlechten Eigenschaften und Fähigkeiten. Er<br />

sei aber immer trauriger geworden, denn er habe immer allein gestanden<br />

und habe zusehen müssen, wie die Menschen doch nach und nach immer<br />

schlimmer geworden seien.<br />

Die weiteren Schicksale des Urgottes schildert der Patient folgendermaßen:<br />

1) Nach der persischen Vorstellung soll der Weltstier Abudad oder der<br />

Stiermensch Gajomart bei Beginn der Schöpfung sein Blut vergossen haben,<br />

um in Mithra wieder aufzuleben.<br />

*) Nach allen drei Fassungen der Urgeschichte kann die Gleichung aufgestellt<br />

werden: Tränen - Nasenauswurf - Blut - Urin - Samen. Vgl. Stekel, Die<br />

Sprache des Traimies.<br />

*) Die Vorstellung, daß die Welt einst Finsternis und Wasser gewesen ist,<br />

findet sich in den meisten Schöpfungsmythen. In dem von Alexander Polyhistor<br />

überlieferten Bericht von Berossus, Beipriester in Babylon um 300 Jahre v. Chr.<br />

heißt es: ,,Vorzeiten war das All Finsternis und Wasser und wunderbare Wesen<br />

von eigentümlicher Gestalt entstanden darin. Über sie alle herrschte ein Weib<br />

Namens Om'orqua( je)— (Mutter der Tiefe, Mutter der Unterirdischen—Übersetzung<br />

Gunkels) ... Bei diesem Zustand der Welt kam Bei (Marduk) darüber, spaltete<br />

das Weib mitten durch, machte aus der einen Hälfte die Erde, aus der andern<br />

den Himmel. Als nun Bei die Erde ohne Bewohner und Frucht sah, befahl er<br />

einem der Götter, ihm den Kopf abzuhauen, mit dem herabfHeßenden Blute die<br />

Erde zu vermischen und so Menschen und Tiere zu bilden . . . Gunkel, Schöpfung<br />

und Chaos in Urzeit und Endzeit.<br />

*) Nach einer anderen Fassung entstand Mathilde aus einem schwarzen<br />

See.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!