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JAHRBUCH - Glowfish

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534 J. Nelken.<br />

durch deren Geruch die stärksten Menschen und Tiere blitzschnell<br />

getötet werden. Diese Nieswurz stand im Himmel auf einem Gestell<br />

von Quadersteinen und Gold und ragte in die Höhe bis in alle Unendlichkeiteni).<br />

Die Mathilde brach den Schaft entzwei, schlicli sicli<br />

an ilin von hinten heran, hielt ihm plötzlich den furchtbar betäubenden<br />

Nieszweig mit Blüten unter die Nase-) und schlug^^) damit seine Geschleclitsteile.<br />

Sein Nabel*) wurde dadurch entzweigeschnitten, wodurch<br />

^) Die Vorstellung von dem Baum des Lebens ist verschiedenen Mythologien<br />

nicht fremd: ich verweise auf den assyrischen und babylonischen Wunderbaum,<br />

auf den Haomabaum der iranischen Mythologie, auf den Boddhibaum<br />

der Inder, auf den Baum des Lebens und den Baum des Erkenntnis des Guten<br />

und Bösen in Eden, auf den Fichtenbaum des Attis, den Feigenbaum des Mithra,<br />

die Weltesche in der Prometheussage und die Esche Yggdrasil in der germanischen<br />

Mythologie. Vgl. Wünsche, Die Sagen von Lebensbaum und Lebenswasser.<br />

Die Idee des Weltbaumes hat nähere Beziehungen zur Vorstellung von<br />

der Herabkunft des Feuers und des Soma, auch im Alten Testament zu der<br />

ersten<br />

Sünde.<br />

^) Die Nase als bisexuelles Sj-mbol, s. Bleuler, 1. c. S. 345.<br />

^) In der iranischen Mythologie erlegt Rostahm den unverwundbaren<br />

Spandatata durch einen Pfeil, welcher aus dem Zweige eines Wunderbaumes<br />

geschnitten ist.<br />

Der auch unverwundbare Balder wurde durch die List von Loki<br />

mit einem aus dem Mistelstrauch geformten Ger getötet. Dieses Motiv ist öfter<br />

mit dem Motiv der einzig verwundbaren Stelle bei den Göttern und Helden vereinigt<br />

(Achilles, Adonis, Osiris, Balder). Anderseits ist das Schlagen mit einem<br />

Baumzweig, als Brauch zur Beseitigung der Impotenz und der Unfruchtbarkeit,<br />

bei verschiedenen Völkern verbreitet. Ich zitiere als Beispiel folgende Vorschrift<br />

bei den Südslawen: ,,Ist der Ehemann unfruchtbar, so nehme sein Weib von<br />

Ahorn Blüten und wedle damit den Zumpft und die Hoden ihres Maimes dahin."<br />

,0 du Ahorn, grüner Baum, so wie du blütenreich bist, so möge auch meines Mannes<br />

Zumpft erblühen." Kraus, Beiwerke zum Studium der Anthropophyteia, B. I,<br />

Kap. XX. Auch der besonders in Deutschland verbreitete Brauch, die Frauen<br />

an gewissen Tagen über die verborgenen Körperteile mit Gerten zu schlagen<br />

(„der Schlag mit der Lebensrute") erinnert lebhaft an die antiken Vorstellungen.<br />

Unter den verschiedenen Namen dieses Brauches ist besonders die Benennung:<br />

„kindein" charakteristisch. Ein analoger Brauch existiert auch in Bezug auf die<br />

Tiere: man peitscht die Tiere, besonders die Kühe mit der Lebensgerte der Eberesche<br />

auf Hüfte, Kreuz und Euter, also auf die Fruchtbarkeits- und Geschlechtsgegend.<br />

Erst' in späteren Zeiten schlug man die Frauen auf andere Körperteile,<br />

auf die Schenkel, die Waden, den Rücken, auf die Füße, die Hände, die Finger.<br />

Ebenda, Kap. XXI. Ich verweise auf dasselbe Motiv in den Märchen, z. B. in dem<br />

Märchen von dem Nußzweiglein. Bechsteinsche Märchensammlung, zit.<br />

nach Riklin, 1. c. Über die weitere Entwicklung der Lebensgerte zum Zauberstab<br />

(Dionysos, Moses) vgl. Abraham, Traum und Mythus, S. 65.<br />

*) Der Nabel ist bei dem Patienten die zentrale Stelle des Körpers, unter

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