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JAHRBUCH - Glowfish

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526 J. Nelken.<br />

des Patienten doch schließlich ins Sexuelle überschlagen. Sein subjektives<br />

Ich sei plötzlich in der Tonhalle mit einer eigenen Geige, einem<br />

richtigen Stradivarius erschienen. Er habe so entsetzlich wunderschön<br />

rührend und herzzerreißend gespielt, daß viele Damen olinmächtig<br />

weggetragen werden mußten. Er sei im königlichen Gewand und doch<br />

nacH gewesen, mit einem wundervoll farbenreichen Körper. Dann sei<br />

er über der Tonhalle in der Luft erschienen mit männlichen, weiblichen<br />

oder sächlichen^) Geschlechtsteilen oder auch ganz ohne Geschlechtsteile,<br />

wie ihm beliebig war. Er habe wieder wunderschön gespielt, gesunken<br />

und gejodelt. Ungeheure Massen Volkes seien zusammengelaufen.<br />

Zuerst seien Männer gekommen, um ihn zu v weil er gerade<br />

,<br />

weibliche Geschlechtsteile gehabt habe. Dann seien Frauen näher<br />

getreten, um dasselbe Spiel zu treiben, weil er dann gerade männliche<br />

Geschlechtsteile gehabt habe. Dann seien Scharen von Mädchen und<br />

Knaben mit derselben Absicht gekommen. Die Männer schlug er<br />

fürchterlich, die Frauen blickte er nur strafend an, die Kinder jagte<br />

er mit einer Peitsche fort. Scliließlich sei auch Herr Pfarrer X.^) aus<br />

einer Betstunde gekommen und habe ihn bemitleidet. Er sei aber plötzlich<br />

in der Richtung von Burghölzli verschwunden, wo aus dem Turm<br />

eine Feuergarbe mit teuflischen Farben und Zickzackstreifen entstanden<br />

sei.<br />

Die Hauptphantasie dieser Zeit ist die Phantasie des Kampfes<br />

mit dem Vater.<br />

„Zwischen den Anwesenden", berichtet der Patient „befand<br />

sich auch der Patient Y., welcher meinem Vater ganz ähnlich ist.<br />

Entsetzen über das Vorausgegangene fiel er auf dem Boden um.<br />

Aus<br />

Durch<br />

das Zitieren der Fee kam plötzlich aus dem Unterleib3)'des Patienten Y.<br />

mein Vater heraus. Er stand nackt auf dem Sonnengeflecht*) des Patienten<br />

Y. Er hatte einen ungeheuren muskulösen Stierkopf^) mit<br />

1) Ich war zuerst geneigt, die Phantasie von den sächlichen Geschlechtsteilen<br />

dem grammatischen Eifer des Primarlehrers zuzuschreiben. Einmal aber lokalisierte<br />

sie der Pat. ,,zwischen den beiden Hinterbacken".<br />

2) Eine Rachephantasie über den Seelsorger der Mutter.<br />

3) Nach indischer Vorstellung steigt der Brahma aus einer Lotosblume<br />

hervor, welche in dem Unterleib Wischnus wurzelt. Göll. Illustrierte Mythologie<br />

S. 380.<br />

*) Analogie mit Ganglion solare. Vgl. unten die Phantasie von dem göttlichen<br />

Körper.<br />

5) Die Darstellung der Götter mit einem tierischen Kopf und einem menschlichen<br />

Körper ist der ägyptischen Mythologie eigen. Brugsch, Religion und My-

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