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JAHRBUCH - Glowfish

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Analytische Beobachtuiigen über Phantasien eines Schizophrenen. 515<br />

tensiven Libido Verdrängung. Sie bilden oft die Klagen der Psychoneurotiker<br />

und sind immer im psychoanalytischen Sinn verdächtig:<br />

sie sind nämlich öfters nur ein Decks y mpto m für alle möglichen Phantasien,<br />

meistens Inzestphantasien. Ich verweise auf die weiteren Ergebnisse<br />

der Analyse, wo sich bei dem Patienten hinter den Pollutionen<br />

ganz deutlich Inzestphantasien verbergen^). Die Fixierung der Libido<br />

bei der Mutter stört den Patienten bei den ersten Versuchen einer<br />

normalen Übertragung seiner Sexualität,<br />

das Fortlaufen von dem Mädchen<br />

unmittelbar vor dem Koitus ist geradezu typisch. Die Inzestphantasien<br />

verursachen die psychische Impotenz.<br />

Die stets sich vermehrende Introversion führt bei dem Patienten zu<br />

zwei Kategorien von Erscheinungen : L die Neigung zum Vegetarismus^)<br />

und allerlei Geheimwdssenschaften (Spiritismus, Heilmagnetismus usw.)<br />

als Wahrnehmung der immer wachsenden Innenwelt, und 2.<br />

zu intensiven<br />

Libidoqualen, als Abwehr gegen die Pollutionen (= Inzestphantasien).<br />

Es folgt die für das Paranoide typische Projektion des<br />

Komplexes in die Außenwelt, die Verfolgung durch meistens heterosexuelle<br />

Geister, welche dem Patienten den Samen entziehen; hierzu<br />

gehört der sehr reell beschriebene Koitus mit den Geistern und die<br />

Verwandlung der ,, zitierten" Luftmasse in eine Mädchengestalt, das<br />

Prototyp aller weiteren Muttersurrogate. Die Größenideeen des Patienten<br />

weichen nicht<br />

ab von dem schon bekannten Mechanismus der<br />

Entstehung des Größenwahns auf dem Boden der Introversion^). Sie<br />

geben dabei dem Patienten ein neues Material<br />

zu dem Weiterspinnen<br />

seiner Inzestphantasien. Der Patient identifiziert sich mit dem Gott<br />

seiner Keligion und tritt selbst an dessen Stelle. Die schizophrene<br />

Zerlegung des Wortes ,, Jesus" weist dabei auf eine unbewußte Selbstschätzung<br />

hin:<br />

der Patient will damit sagen, daß er trotz der ganzen<br />

Sublimierung bis zum Erlöser der Menschheit doch ein Tier und gerade<br />

nicht das sauberste sei.<br />

Im Gegensatz zu der reellen Welt des Inzestes kommen Phantasien<br />

aus dem Jenseits,<br />

der Welt der Wunscherfüllung, der Welt der inzest-<br />

^) S. das infantile Material im Ab. III.<br />

^) Der Vegetarismus hat öfter bei den Neurotikern und Schizophrenen<br />

symboHsche Wurzeln durch die assoziative Verbindung von Fleisch und Genitalien.<br />

Ein Patient Bleulers assoziiert z. B. zum Reizwort ,<br />

.Lieben" — ,,d. h.<br />

Fleischopfer". Bleuler, Dementia praecox. Handbuch der Psychiatrie, herausg.<br />

von Aschaffenburg, IV, 1, S. 342.<br />

') Maeder. Psychologische Untersuchungen an Dementia-praecox-Kranken.<br />

Jahrbuch für psych. Forsch. IL B. 1. H.<br />

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