JAHRBUCH - Glowfish

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; 508 J. Nelken. dorn ersten geschleohtlichen Verkehr zog er sich einen Tripper zu. Ein anderes Mal kam er in der Nacht zu einem Mädchen. Sie habe seinen Geschlechtsteil in ihre Scheide hineingesteckt, er sei aber plötzlich fortgesprungen und habe das Mädchen nie mehr in seinem Leben gesehen. Darauf verzichtete er auf den sexuellen Verkehr. Es stellten sich aber bald Pollutionen ein und er bekam allmählich Angst, daß die starken Samenergüsse seine Gesundheit ruinieren werden. Nach jeder Pollution habe er Durst und ,, Freßgier" gefühlt. Die vegetarische Lebensweise, die Naturheilmethode, die vollständige Abstinenz, zu der er griff, beseitigten die Pollutionen nicht. Er wandte sich dann den Geheimwissenschaften zu, um dort Hilfe zu suchen, begann sich mit Spiritismus, Heilmagnetismus und überhaupt mit der Konzentration des Geistes zu beschäftigen. Er fing an Experimente zu machen, und es kam bald wirklich zu merkwürdigen Erscheinungen. Er versuchte z. B. zu ,, zitieren" : pflegte stundenlang am Rand eines Fenstergesimses zu sitzen, ohne einzuschlafen, um nicht auf den Boden zu rutschen; die Hände habe er sich in der Form einer Rohrbildung gehalten ; und siehe da: er habe einen wundervollen Geruch im Zimmer gespürt, in der Hand habe er die Kühle eines Straußes und beim Druck auch die Stengel gespürt. Ein anderes Mal begann es an verschiedenen Orten zu krachen dann habe sich die Zeitung, welche er las, leicht vom Tisch aufgehoben. Beim Klavierspielen habe er nur die Hände auf der Klaviatur gehalten, die Geister haben selbst gespielt. Auch beim Geigenspielen^) erschien ein dichter Nebel, welcher Bewegungen des Geigenbogens verursachte. Als er einmal im Zimmer stand und eine Gestalt zitierte, kam etwas Nebeliges, wie ein kühler Rauch, nach und nach immer näher. Diese Nebelmasse drückte sich gegen seinen Körper, besonders gegen seine „Geschlechtsrute"; sie brachte dieselbe in einen wollüstigen Zustand und dann wurde der Samen von den Geistern herausgezogen, ,,damit sie selbst Genuß haben". Dieser Nebel formte sich einmal zu einer weiblichen Gestalt-), einem Mädchen mit einem wunderschönen Gesicht, das bloß im Hemd vor ihm stand. Sie erschien vor ihm auf Fußweite entfernt und verschwand dann plötzlich. Es erschienen auch Gerüche von bekannten Frauenspersonen, die nach ihrer Natur und Konstitution eine bestimmte Ausdünstung haben müssen. Er hatte ^) Der Patient lernte einmal Geige spielen, hatte aber kein Talent und gab das Spielen bald auf. ^) Diese Halluzination bildet den Ausgangspunkt aller weiteren weiblichen Gestalten.

Analytische Beobachtungen über Phantasien eines Schizophrenen. 509 auch Gerüche von Männern gespürt, „gleich und gleich gesellt sich nämlich und man zieht durch böse Gedanken gleiche Geister an". „Bei solchen Experimenten strengt man das Gehirn an und bekommt dann eine Wärme im Kopfe; die Augen werden müde, dann kommt ein sammetartiges Gefühl durch die Kleider hindurch und eine Erektion; das Gefühl wird immer stärker und stärker; der Körper bewegt sich hin und her, es kommt zu einem Wollustgefühle und zum Schlüsse zu einem Ausflusse. Je öfter man das treibt, desto öfter kommen auch die Erscheinungen vor und desto heftiger sind sie." Bei diesen Experimenten kam der Patient zum Schluß, daß es unbedingt ein Jenseits und eine Geisterwelt gibt. Er bekam auch die Überzeugung, daß er auf diese Art von den Samenergüssen sich nicht befreien werde. Und nun beschloß er, keine Experimente mehr zu machen und nur auf die völlige Herstellung der Gesundheit hinzuarbeiten. Er wandte sich dann zur körperlichen Arbeit und zu den Bädern. Er aß nur einmal am Tage, und zwar: 2 Stück Mitteibrot, ein Stück Roggenbrot und womöglich noch einige Äpfel; dazu trank er einen Liter Milch. Er arbeitete dabei bei einer schweren Pumpe, machte lange Märsche imd Hantelübungen; seine Hantel von 20 kg trug er z. B. auf einen Berg. Die Wangen und die Augen fielen ihm ein; er wurde mager und blaß. Das Hauptmittel sind aber „die Eeibesitzbäder" gewesen. Er machte sie nach der Vorschrift von Kühne: ,,Man stellt zwischen die Beine ein Gefäß voll kaltes Wasser, unter die Hintersrhenkel legt man ein Brettchen, auf welchem man sitzt; man zieht dann an der Scham die Haut an die Eichel vor, die Eichel darf dabei nicht gedrückt werden; man faßt die Vorhaut mit dem Daumen und dem Mittelfinger der linken Hand an \md zieht sie nach links, damit keine Runzeln entstehen; dann reibt man sie unter dem Wasser mit einem Tuche ab, welches man in der rechten Hand hat." Bei einem solchen Bad entsteht aber niemals ein Reiz, wenn man nur mit Geistern nichts zu tun hat. Der Patient versuchte schon 6 Stunden lang zu baden, bekam manchmal Schmerzen, die kaum auszuhalten waren; hantelte zuerst 80 bis 120 mal, badete dann eine Stunde, hantelte dann wieder usw. Er fing sogar an noch angreifendere Reibesitzbäder — nach Justh —zu machen, wo man das Präputium nicht mit einem Tuch, sondern mit der flachen Hand reibt. Im Winter mußte er zuerst 1 bis 2 cm dickes Eis einsclilagen, bekam beim Baden Kjämpfe in den Händen, welche von der Kälte ganz blau waren. Fürchterliche Schmerzen verbeißend, badete er, hantelte und marschierte, um nur

Analytische Beobachtungen über Phantasien eines Schizophrenen. 509<br />

auch Gerüche von Männern gespürt, „gleich und gleich gesellt sich<br />

nämlich und man zieht durch böse Gedanken gleiche Geister an".<br />

„Bei solchen Experimenten strengt man das Gehirn an und bekommt<br />

dann eine Wärme im Kopfe; die Augen werden müde, dann kommt ein<br />

sammetartiges Gefühl durch die Kleider hindurch und eine Erektion; das<br />

Gefühl wird immer stärker und stärker; der Körper bewegt sich<br />

hin und<br />

her, es kommt zu einem Wollustgefühle und zum Schlüsse zu einem Ausflusse.<br />

Je öfter man das treibt, desto öfter kommen auch die Erscheinungen<br />

vor und desto heftiger sind<br />

sie."<br />

Bei diesen Experimenten kam der Patient zum Schluß, daß es<br />

unbedingt ein Jenseits und eine Geisterwelt gibt. Er bekam auch die<br />

Überzeugung, daß er auf diese Art von den Samenergüssen sich nicht<br />

befreien werde. Und nun beschloß er, keine Experimente mehr zu machen<br />

und nur auf die völlige Herstellung der Gesundheit hinzuarbeiten.<br />

Er wandte sich dann zur körperlichen Arbeit und zu den Bädern.<br />

Er aß nur einmal am Tage, und zwar: 2 Stück Mitteibrot, ein Stück<br />

Roggenbrot und womöglich noch einige Äpfel; dazu trank er einen<br />

Liter Milch. Er arbeitete dabei bei einer schweren Pumpe, machte<br />

lange Märsche imd Hantelübungen; seine Hantel von 20 kg trug er<br />

z. B. auf einen Berg. Die Wangen und die Augen fielen ihm ein; er<br />

wurde mager und blaß.<br />

Das Hauptmittel sind aber „die Eeibesitzbäder" gewesen. Er<br />

machte sie nach der Vorschrift von Kühne: ,,Man stellt zwischen die Beine<br />

ein Gefäß voll kaltes Wasser, unter die Hintersrhenkel legt man ein<br />

Brettchen, auf welchem man sitzt; man zieht dann an der Scham die Haut<br />

an die Eichel vor, die Eichel darf dabei nicht gedrückt werden; man faßt<br />

die Vorhaut mit dem Daumen und dem Mittelfinger der linken Hand an<br />

\md zieht sie nach links, damit keine Runzeln entstehen; dann reibt man<br />

sie unter dem Wasser mit einem Tuche ab, welches man in der rechten<br />

Hand hat."<br />

Bei einem solchen Bad entsteht aber niemals ein Reiz, wenn man<br />

nur mit Geistern nichts zu tun hat. Der Patient versuchte schon 6<br />

Stunden lang zu baden, bekam manchmal Schmerzen, die kaum auszuhalten<br />

waren; hantelte zuerst 80 bis 120 mal, badete dann eine Stunde,<br />

hantelte dann wieder usw.<br />

Er fing sogar an noch angreifendere Reibesitzbäder<br />

— nach Justh —zu machen, wo man das Präputium nicht<br />

mit einem Tuch, sondern mit der flachen Hand reibt.<br />

Im Winter mußte<br />

er zuerst 1 bis 2 cm dickes Eis einsclilagen, bekam beim Baden Kjämpfe<br />

in den Händen, welche von der Kälte ganz blau waren.<br />

Fürchterliche<br />

Schmerzen verbeißend, badete er, hantelte und marschierte, um nur

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