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JAHRBUCH - Glowfish

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Analytische Beobachtungen über Phantasien eines Schizophrenen. 507<br />

unauffällig zu machen wissen. Gegen den Arzt steif freundlich, saß der<br />

Patient immer auf demselben Platz in der Abteilung, meistens mit Lesen<br />

oder mit Durchblättern illustrierter Zeitmigen beschäftigt. Nur auf<br />

direktes Befragen hin äußerte er Bruchstücke von Verfolgungsideen, welche<br />

in dem nächsten Abschnitt näher betrachtet werden sollen. Nach drei<br />

Monaten wurde er mit der Diagnose Paranoid zu seiner Schwester entlassen.<br />

Ein paar Monate später wurde an einem Abende von einem Polizeiposten<br />

gemeldet, es befinde sich auf dem Posten ein Paul S., welcher<br />

behaupte, er sei in Burghölzli gewesen, und verwirrtes Zeug spreche.<br />

Zum zweiten Male in die Anstalt gebracht (30. August 1910), erzählt der<br />

Patient etwas aufgeregt, er sei bei seiner Schwester durchgebrannt, welche<br />

ihn bestahl, plagte und vergiften wollte, indem sie ihm auf einer Untertasse<br />

weiße Creme mit Rattengift aufzwingen wollte. Er sei dann davongelaufen<br />

imd habe die Sache bei der Polizei gemeldet. Es gehe nämlich<br />

alle Regionen an, was mit ihm geschehe. Sein Benehmen war wie das<br />

erstemal scheinbar gleich: er war verschlossen, ruhig, arbeitete fleißig<br />

und half einige Zeit hindurch das Essen aus der Hauptküche auf seine<br />

Abteilung bringen. Bei näherer Beobachtimg war es aber deutlich, daß<br />

der Patient innerlich etwas bearbeitete. Er begann auch bald merkwürdige<br />

Handlungen vorzmiehmen: machte sich kalte Kompressen auf die Genitalien,<br />

zog sich einmal aus, ein anderes Mal wollte er den ganzen Tag kein<br />

Wasser lösen; in der Nacht sprach er etwas zu sich, rief manchmal zum<br />

Fenster hinaus. Die Aufregung steigerte sich allmählich, bis der Patient<br />

schließlich in den Zustand eines katatonischen Stupors verfiel. Die Diagnose<br />

Paranoid wurde auf Katatonie geändert. Seit dieser Zeit verfällt der<br />

Patient je auf ein paar Monate in einen stuporösen Zustand, welcher nach<br />

7 bis 10 Tagen gewöhnlich abklingt, um einem verhältnismäßig ruhigeren<br />

Intervall Platz zu machen.<br />

"Wir wollen im weiteren auf eine ausführliche klinische Darstellung<br />

verzichten. Sie steht im folgenden in engem Zusammenhange mit dem<br />

Inhalte der Wahnphantasien des Patienten und wird bei der Psychoanalyse<br />

an entsprechenden Orten angegeben werden.<br />

C. Die Psychoanalyse.<br />

I. Das paranoide Stadium.<br />

Das Abtöten der Sexualität. Der Kampf mit den Geistern.<br />

Die Samentheorie.<br />

Von seiner merkwürdigen Lebensweise erzählt Patient folgendes:<br />

Er gibt zu, daß daran eigentlich „das Geschlechtliche" Scliuld<br />

trage. Mit 14 Jahren begann er zu onanieren, hörte aber bald auf. Er<br />

sei auch 6 mal ,,<br />

gefallen", 6 mal in schlechten Häusern gewesen. Bei

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