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JAHRBUCH - Glowfish

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506 J. Nelken.<br />

mittel.<br />

Trotz des außerordentlichen Fleißes machte ihm nun das Lernen<br />

Schwierigkeiten: bei der Aufnahmeprüfung in das Lehrerseminar fiel er<br />

z. B. zweimal durch, bis er schließlich die Prüfung doch bestand. Im<br />

Seminar war er als ein Musterschüler bekannt: ruhig, fleißig, pedantisch,<br />

sich gegenüber sehr streng. Nach Beendigung der Seminarstudien trat<br />

er noch auf einige Zeit in ein Institut in der französischen Schweiz ein,<br />

um sich in den fremden Sprachen auszubilden. Dort aber fastete er zu viel,<br />

einmal hörte er sogar überhaupt auf zu essen, war deprimiert, fühlte sich<br />

krank mid ging schließlich weg. Nachdem er die kantonale Lehrerprüfung<br />

bestanden hatte, war er an mehreren Stellen meistens als Vikar tätig. Als<br />

Lehrer war er ernst, gewissenhaft, gegenüber den Kindern gut, fand aber<br />

trotzdem keine definitive Anstellung. Anlaß dazu gab seine sonderbare<br />

Lebensweise: nach dem mehrmaligen Auftreten des Rheumatismus setzte<br />

er alle Hebel in Bewegung, um wieder gesund zu werden ; zu diesem Zwecke<br />

wandte er sich, als begeisterter Vegetarianer der Naturheilkxmde, dem<br />

Heilmagnetismus und Spiritismus zu: er machte lange Märsche, hantelte<br />

und badete mehrere Stunden alltäglich, manchmal auch in der Nacht;<br />

er ließ sogar einen Heilmagnetiseur zu sich kommen. Allmählich zog er<br />

sich von dem Verkehr mit anderen Leuten ganz zurück, sogar seinem<br />

Berufe gegenüber wurde er ganz gleichgültig; schließlich mußte er von<br />

seinem Lehramte abgesetzt werden, weil er seine Lebensv/eise auch seinen<br />

Schülern aufzudrängen versuchte. Seit ungefähr 8 Jahren lebte er ganz<br />

allein mit seiner 80 jährigen, geistig nicht normalen Mutter. Er war in<br />

seiner Gegend als komischer, unschädlicher Kauz bekannt. In der letzten<br />

Zeit vor der Aufnahme wurde er aber aufgeregt, wollte die Nachbarn zu<br />

seiner Weltanschauung überreden, hörte Stimmen, beabsichtigte als Apostel<br />

in die Welt hinauszugehen und kündigte das Gottesgericht an. Er wurde<br />

lästig. Seine Mutter mußte wegen Altersschwäche bei seiner Schwester<br />

versorgt werden. Der Patient wurde interniert.<br />

In der Anstalt fiel zunächst sein Äußeres sehr auf. Die kleine, c-ich<br />

stets mit kurzen Schritten bewegende Gestalt mit dem stark nach vorne<br />

gebeugten Kopf und kleinem wie zusammengeschrumpftem Gesichte, mit<br />

einer hervorstehenden großen Brille und einem kleinen, nach allen Richtimgen<br />

wachsenden Schnurrbart machte einen überaus unscheinbaren und<br />

doch komischen Eindruck. Die zweite Tatsache, welche schon damals<br />

dem vmtersuchenden Arzt auffiel, war der stark verunstaltete Penis des<br />

Patienten. Das Organ war stark in die Länge gezogen, schlaff, in seinem<br />

vordem Teil w'ie angeschwollen; die Vorhaut war zurückgezogen, und<br />

zwar so, daß sie nicht leicht nach vorne gebracht werden konnte; das<br />

Präputium war außerdem verdickt und ganz derb, an einigen Stellen<br />

strangartig; die Schleimhaut der Glans war ebenso verdickt imd zum<br />

Teil wie verhornt. Diese Deformation sollte von besonderen Bademanipulationen,<br />

welche der Patient mit seinem Penis vorgenommen hat,<br />

stammen.<br />

Was das Psychische anbelangt, so war der Patient verschlossen und<br />

vollständig ruhig. Er war einer von denen, welche sich in der Anstalt

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