JAHRBUCH - Glowfish

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500 S. Spielrein. (nach Kohl er ein als Gott angebeteter Pflanzen- oder Baummensch von göttlicher Zauberkraft, eine Art Lebensbaum, statt dessen so oft Lebenskräuter figurieren) wird nachts unter Anrufung des Hades und der Finsternis im Mörser zerstampft und mit dem Blute eines geschlachteten Wolfes Übergossen. Das Haomakraut diente zum Töten der Dämonen. Haomatrank verleiht Unsterblichkeit und Fruchtbarkeit. Wie Jesus, die Frucht des Lebensbaumes, sterben mußte, damit er selbst zur Auferstehung komme und anderen, die sich mit ihm identifizieren, Leben verleihe, so muß auch das göttliche Haomakraut, ebenfalls ein ,,Baummensch", vernichtet werden, damit es wie Jesus zum befruchtenden Samen, zum befruchtenden Tranke wird. Der GefährHchkeit dieser Pflanze entsprechend, wird bei den Arabern der Ackerbau als gefährhch angesehen^). Nach arabischem Glauben muß jedes Jahr einer der Arbeiter zur Erntezeit sterben. Die todbringende Eigenschaft des Erdbodens wird auch den ,, Erdleuten'' zugeschrieben. Daher pflegen die Leute das Land mit dem Blute eines Friedensopfers zu begießen. Einerseits spielt die Erde die Rolle der Mutter, welche das Männlein durch den Nabelstrang ernährt; demnach ist die Ausreißung des Kindes eine Geburt, anderseits trägt die Erde Früchte (Kinder) wie der oft männlich gedachte Baum. Bei der Baumsymbolik habe ich auseinandergesetzt, der Gebärakt auch ein wie sich Kind und Genitale decken^), daher Koitus sein kann. Ich verdanke Herrn Prof. Freud die Mitteilung, daß die Beschneidung ein Symbol der Kastration sei. Gewisse Australneger haben die Zeremonie der Kastration, während benachbarte Stämme die Zeremonie des Ausschiagens von zwei Inzisiven haben. — Es sind Opferzeremonien: man entmannt sich, i. e. tötet symbolisch die Sexualität in sich, damit man nicht in Wirklichkeit destruiert wird ; ohne Destruktion ist ja das Werden unmöglich ! Eine Frau erzählte mir, sie habe, während ihr in der Narkose ein Zahn gezogen wurde, von ihrer Entbindung geträumt. Es wundert uns nicht, wenn in Träumen das Zahnausziehen als Symbol für die Entbindung eintritt. Nun ist Entbindung = Zahnausziehen = Kastration, d. h. die Zeugung wird als Kastration aufgefaßt. Tausk teilte mir einen Fall mit, in welchem ^) Curtis: Ursemit. Religion im Volksleben des heutigen Orients. Deutsche Ausgabe, 1903. Zitiert Kohler: 1. c. *) Entsprechend den Behauptungen Stekels. Das Volk wird sich wohl den Vorgang der Kindsbildung nach einem Koitus so zu erklären suchen, daß der Mann in die Frau das Kind hineinbringt.

Die Destruktion als Ursache des Werdens. öOl der Kranke den Koitus direkt als Kastration auffaßte: dabei werde der Penis in der Vagina abgeschnitten. Namentlich die Selbstbefriedigung wird (in Träumen) als Zahnausreißen = Kastration dargestellt. Danach kami man die Gleichung aufstellen Zeugung

500 S. Spielrein.<br />

(nach Kohl er ein als Gott angebeteter Pflanzen- oder Baummensch<br />

von göttlicher Zauberkraft, eine Art Lebensbaum, statt dessen so oft<br />

Lebenskräuter figurieren) wird nachts unter Anrufung des Hades<br />

und der Finsternis<br />

im Mörser zerstampft und mit dem Blute eines geschlachteten<br />

Wolfes Übergossen. Das Haomakraut diente zum Töten<br />

der Dämonen. Haomatrank verleiht Unsterblichkeit und Fruchtbarkeit.<br />

Wie Jesus, die Frucht des Lebensbaumes, sterben mußte, damit er<br />

selbst zur Auferstehung komme und anderen, die sich mit ihm identifizieren,<br />

Leben verleihe, so muß auch das göttliche Haomakraut,<br />

ebenfalls ein ,,Baummensch", vernichtet werden, damit es wie Jesus<br />

zum befruchtenden Samen, zum befruchtenden Tranke wird. Der<br />

GefährHchkeit dieser Pflanze entsprechend, wird bei den Arabern der<br />

Ackerbau als gefährhch angesehen^). Nach arabischem Glauben muß<br />

jedes Jahr einer der Arbeiter zur Erntezeit sterben. Die todbringende<br />

Eigenschaft des Erdbodens wird auch den ,, Erdleuten'' zugeschrieben.<br />

Daher pflegen die Leute das Land mit dem Blute eines Friedensopfers<br />

zu begießen. Einerseits spielt die Erde die Rolle der Mutter, welche<br />

das Männlein durch den Nabelstrang ernährt; demnach ist die Ausreißung<br />

des Kindes eine Geburt, anderseits trägt die Erde Früchte<br />

(Kinder) wie der oft männlich gedachte Baum. Bei der Baumsymbolik<br />

habe ich auseinandergesetzt,<br />

der Gebärakt auch ein<br />

wie sich Kind und Genitale decken^), daher<br />

Koitus sein kann.<br />

Ich verdanke Herrn Prof. Freud die Mitteilung, daß die Beschneidung<br />

ein Symbol der Kastration sei. Gewisse Australneger<br />

haben die Zeremonie der Kastration, während benachbarte Stämme<br />

die Zeremonie des Ausschiagens von zwei Inzisiven haben. — Es<br />

sind Opferzeremonien: man entmannt sich, i. e. tötet symbolisch<br />

die Sexualität in sich, damit man nicht in Wirklichkeit destruiert<br />

wird ; ohne Destruktion ist ja das Werden unmöglich ! Eine Frau erzählte<br />

mir, sie habe, während ihr in der Narkose ein Zahn gezogen wurde,<br />

von ihrer Entbindung geträumt. Es wundert uns nicht, wenn in Träumen<br />

das Zahnausziehen als Symbol für die Entbindung eintritt. Nun ist<br />

Entbindung = Zahnausziehen = Kastration, d. h. die Zeugung wird<br />

als Kastration aufgefaßt. Tausk teilte mir einen Fall mit, in welchem<br />

^) Curtis: Ursemit. Religion im Volksleben des heutigen Orients. Deutsche<br />

Ausgabe, 1903. Zitiert Kohler: 1. c.<br />

*) Entsprechend den Behauptungen Stekels. Das Volk wird sich wohl<br />

den Vorgang der Kindsbildung nach einem Koitus so zu erklären suchen, daß<br />

der Mann in<br />

die Frau das Kind hineinbringt.

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