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JAHRBUCH - Glowfish

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Die Destruktion als Ursache des Werdens. 499<br />

Kürbis geformt und durch einen aus der Wurzel hervorgewachsenen<br />

langen Strick mit der Erde verbunden. Es darf sich keiner auf die<br />

Länge des Strickes dem Tiere nähern, da es sonst zerfleischt wird.<br />

Durch Zerreißen des Strickes kann man das Tier töten : es schreit dann<br />

laut auf und stirbt. Es ist klar, daß dieses Pflanzenmenschlein in der<br />

Erde steckt, wie ein Kind im Mutterleib, durcli eine Nabelschnur<br />

mit seiner Ursprungsstätte verbunden. Wie in der Algebra sich das<br />

Wesentliche nicht ändert, ob wir eine Größe mit et<br />

oder ß bezeichnen,<br />

so ist es auch dem Unbewußten gleich, ob es das Wesenthche, hier die<br />

Entstehung des Kindes, in Pflanzen- oder Menschensymbolik darstellt.<br />

Wie wir z. B. durch die Benennung der Atemwellen, ,,Traube-Heringsche"<br />

den gleichen Anteil beider Forscher an der Entdeckung hervorheben, so<br />

tut es das Unbewußte mit seinen Pflanzen-Tiermenschen und ähnlichen<br />

zusammengesetzten Gebilden (vgl. Freud, Traumdeutung). Die Pflanze<br />

schjreit, wie ein Kind bei der Geburt. Dieser Schrei ist ein Todessclirei.<br />

Solange<br />

das Kind in der Mutter verbleibt,<br />

hat es kein selbständiges Leben<br />

der Zustand heißt oft in der Mythologie ,, Scheintod" oder ,, Schattendasein",<br />

wie z. B. im Reiche der Proserpina, wo man einen Abglanz<br />

vom Leben oder eine Ahnung vom Leben hat, alles nur wie ein Schatten<br />

angedeutet ist. Bei den ,,Müttern" gibt es kein Hell und Dunkel, kein Oben<br />

und Unten, keine Gegensätze, weil man noch nicht aus dem Urstoffe,<br />

aus der Urmutter, differenziert ist. Erst mit der Differenzierung zum<br />

selbständigen Organismus ist man dem Leben und dem Tode (der<br />

Rückdifferenzierung) geweiht. Im Leben selbst liegt die Quelle des Todes,<br />

wie im Tode die des Lebens. Die Entwicklung und Entstehung des<br />

Kindes geschieht auf Kosten der Mutter, am meisten ist die Mutter<br />

bei der Geburt gefährdet.<br />

Die Mutter wird geschädigt. Damit sie nicht<br />

ganz vernichtet wird, muß man der Todeskomponente einen Ersatz<br />

geben: es muß geopfert werden. Man reißt das Gewächs aus (gebiert<br />

es) imter Begießung mit Blut von Opfertieren oder mit Urin. Dies sind<br />

alles Todesprodukte (Urin-Exkret). Im jüdischen Altertum gibt es<br />

eine Pflanze baarah von feurigem Glänze und ihre Wurzel liat die Kraft,<br />

Dämonen und Geister der Verstorbenen auszutreiben. Die Ausreißung<br />

der Wurzel bringt augenblicklichen Tod und wird daher nachts von<br />

einem Hunde unter Aufgießung von Urin oder Menstrualblut vollzogen.<br />

Die Gleichstellung von Urin und Menstrualblut zeigt, daß beide Produkte<br />

sozusagen Geschlechtsprodukte^) sind, welche die heilende und<br />

b'^fr-uchtende Kraft in sich bergen. Das analoge persische Haomakraut<br />

^) Sie stammen anscheinend aus dem gleichen Organ.<br />

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