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JAHRBUCH - Glowfish

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Die Destruktion als Ursache des Werdens. 497<br />

aufnimmt) denkt, geht aus den interessanten Mitteilungen von Eysen<br />

liervor^), die ich hier anführen will. An den Votivtafeln in der Marienkirche<br />

zu Groß-Gmain finden sich viele Darstellungen von Unglücksfällen<br />

mit Angaben des Motivs der Opfernden, der Wunschtätigkeit<br />

und des geliebten Opfers. Eine davon lautet:<br />

,,Ein Kind war ertrunken in einem Bade, da das die muetter vernam<br />

mit betriebtem Herzen, hat sie das Kind her verlobt mit einem lebendigen<br />

Opfer imd ward wieder lebendig" oder „Ein saw hat ein Kind das Häuptl<br />

erpissen und zerrissen und ward her versprochen mit einem lebendigen<br />

Opfer und ward gesund."<br />

Dabei kommt dem Opfertiere das Vergehen und dem Verunglückten<br />

das Werden zu.<br />

So auch im nächsten Beispiele: „Ein Kind<br />

von einer todt muetter gebracht ist zur Tauf kommen, alspald der<br />

Vater sich verlobt hat mit einem lebendigen Opfer."<br />

Hier wird wiederum<br />

statt des Kindes ein lebendiges Opfer gebracht. Christus, das Kind,<br />

welches für den Vater stirbt, ist ,,pars pro toto", wozu der Vater im<br />

Augenblicke der Zeugimg all seiner Gesinnung nach wird: der Vater<br />

ist es immer, welcher im Kinde stirbt, imd der Vater ist es wiederum,<br />

der im Kind erneuert wird.<br />

Die lebendigen Tieropfer werden schließlich<br />

durch leblose Symbole ersetzt. Eysn berichtet im gleichen Werke<br />

von Vasen, welche wie menschliche Köpfe aussehen.<br />

Die Vasen werden<br />

mit Getreide gefüllt und dienen als Mittel gegen Kopfweh. Mit diesen<br />

Töpfen (,,Köpfr' genannt) wird man gesegnet, denn man*nimmt sie<br />

vom Altar und setzt sie auf den Kopf des Leidenden auf, wie man sonst<br />

durch Händeauflegen segnet. Die Bedeutung der ,,Köpfl" wird noch<br />

klarer, wenn wir von Köpfen erfahren, die den Heiligen nachgebildet<br />

sind, welche Heilige ja, wie Christus, den Tod empfangen haben für<br />

die Liebe, also wie Christus als Opfer starben. Solche Opferköpfe,<br />

dem St. Johanniskopfe nachgebildet, finden sich im Museum von<br />

Reichenhall (Eysn). Dem Sinne nach sind es mit Samen gefüllte<br />

Früchte, als welche demnach, wie früher vermutet, Christus gedaclit<br />

wurde.<br />

Sie sollten durch Befruchtung heilen und dies ist auch der Fall:<br />

Arnold berichtet von hölzernen Köpfen, die von ihm<br />

ein Fund von J.<br />

als Opfer gegen Kopfweh und für das Heiraten erklärt wurden. Die<br />

Nebeneinanderstellung von zwei Übeln: Kopfweh und unverheiratet<br />

sein, zeigt, daß das Kopfweh im Sinne der Freudschen ,,Verlegung<br />

nach oben" aufzufassen ist,<br />

im<br />

ebenso die Wahl der Kopfform zum Samen-<br />

') Zeitschr. des Vereins für Volkskunde, 1901. Über einige Votivgaben<br />

Salzburger Flaehgau.<br />

Jahrbuch für psychoanalyt. u. psjchopathol. Forschungen. IV. ö2

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