JAHRBUCH - Glowfish
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494 S. Spielrein. indem er sie durch seine Strahlen befruchtet. Statt Sonne und Erde figurieren im Nibelungenliede Siegfried und Brünhilde^). Die sich im Winterschlafe befindende Brünhilde (Erde) wird vom siegenden Lichte (Sonne) Siegfrieds erlöst, indem er ihr den Panzer (Eiskruste) mit seinem Schwerte durchschneidet und sie auf diese Weise alsbald befruchtet. Hier wird der Vorgang nicht Befruchtung genannt, wie bei Sonne und Erde, statt dessen wird der Befruchtungsakt realer als Durchschneidung dargestellt und durch einen Kuß in seiner erotischen Bedeutung hervorgehoben. Wichtig ist, daß Siegfried in Brünhilde seine Mutter befruchtet. Siegfrieds Mutter ist freilich Sieglinde, aber Brünhilde ist ihre Schwester, sie liebt das, was Siegünde liebt, nämlich den Siegmund. Sie fühlt sich dementsprechend in Sieglindens Rolle hinein, Sieglinde wird auf diese Art zu ihrer ,,Wunschpersönlichkeit" respektive Sexualpersönlichkeit. Indem sie Siegfried rettet, rettet sie ihren eigenen Wunsch, ihr Kind. Die Richtigkeit dieser Behauptung, Brünhilde sei Siegfrieds Mutter, wird durch die Arbeit von Dr. Graf erwiesen. Wie Eva, handelt Brünhilde gegen das Gebot des Vaters und, wie Eva aus dem Paradiese wird sie aus dem Götterreiche vertrieben; das Überschreiten des Gebotes (Verteidigung ihrer Wunsch persönlichkeit, deren Sünden sie gleichsam auf sich nimmt) bringt auch Brünhilde den todähnHchen Schlaf, aus dem sie durch die Frühlingssonne Siegfried erlöst wird^). Die Todessehnsucht ist öfter Sehnsucht nach Sterben in der Liebe, so auch bei Wagner. Brünhilde stirbt im Feuer (Liebesfeuer) mit dem Rosse vereint und ruft im Sterben aus: ,,Nicht Gut, nicht Gold, Noch göttliche Pracht, Nicht Haub, nicht Hot, Noch herrischer Pnmk, Nicht trüber Verträge Trügender Bund, Noch heuchelnder Sitte Hartes Gesetz: Selig in Lust und Leid Läßt — die Liebe nur sein!" ,, Grane, mein Roß Sei mir gegrüßt Weißt du, Freund, Wohin ich dich führe? Im Feuer leuchtend ^) Vgl. Das Nibelungenlied, Max Burkhard, herausgegeben von Braadis. ^) Schriften zur angewandten Seelenkunde.
! Die Destruktion als Ursache des Werdens^ 495 Liegt dort dein Herz Siegfried, mein seliger Held, Dem Freimde zu folgen, Wieherst du freudig? Lockt dich zu ihm Die lachende Lohe? Fühl meine Brust auch. Wie sie entbrennt; Helles Feuer Faßt mir das Herz Ihn zu umschlingen, Umschlossen von ihm In mächtigster Minne Vermählt ihm zu sein Heioho, Grane Grüße den Fremid Siegfried, Siegfried! SeUg gilt dir mein Gruß!" Der Tod ist liier ein Siegeslied der Liebe! Brünhilde vergeht gleichsam in Siegfried: Siegfried ist das Feuer, die erlösende Sonnenglut. In diesem Urerzeuger wird Brünhilde aufgelöst, selbst zu Feuer werdend. Bei Wagner ist der Tod öfters nichts anderes als die destruierende Komponente des Werdeinstinktes. Wir sehen dies deutlich im Fliegenden Holländer dargestellt. Letzterer kann nur dann erlöst werden, wenn er eine Frau findet, die ihm treu sein kann. Und Senta kann es ; der höchste Grad ihrer Treue zeigt sich darin, daß sie einverstanden ist, in der Liebe zum Holländer vollkommen destruiert zu werden, das heißt mit ihm den Tod zu erlangen. Sie liebt nach dem von Freud erwähnten ,,Kettertypus". Freud macht darauf aufmerksam, daß es eine typische Phantasie der Rettung aus dem Wasser gibt, wobei es beim Manne heißt, er macht die Frau, die er rettet, zur Mutter ,,wenn die Frau einen anderen (ein Kind) rettet, so bekennt sie sich wie die Königstochter in der Mosessage (Rank) als seine Mutter, die ihn geboren hat." Wir haben schon bei Nietzsche gesehen, wie er durch Einsaugen des Meeres (Mutter) zur Mutter wird. Auch in Geburtsträumen haben wir den gleichen Vorgang kennen gelernt. Ebenso kann Senta zur Mutter werden, wenn sie sich in der Mutter (Meer) auflöst und ebenso wird der Holländer durch den Rückbau (Tod) im Erzeuger zum Erzeuger. Wie neugeboren steigen Senta und der Holländer umschlungen aus dem Wasser empor^). ^) Vgl. Rank: Lohengrinsage, Scliriften zur angewandten Seelenkunde. Herausgegeben von Freud. •
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indem er sie durch seine Strahlen befruchtet. Statt Sonne und Erde<br />
figurieren im Nibelungenliede Siegfried und Brünhilde^). Die sich im<br />
Winterschlafe befindende Brünhilde (Erde) wird vom siegenden Lichte<br />
(Sonne) Siegfrieds erlöst, indem er ihr den Panzer (Eiskruste) mit seinem<br />
Schwerte durchschneidet und sie auf diese Weise alsbald befruchtet.<br />
Hier wird der Vorgang nicht Befruchtung genannt, wie bei<br />
Sonne und<br />
Erde, statt dessen wird der Befruchtungsakt realer als Durchschneidung<br />
dargestellt und durch einen Kuß in seiner erotischen Bedeutung hervorgehoben.<br />
Wichtig ist, daß Siegfried in Brünhilde seine Mutter befruchtet.<br />
Siegfrieds Mutter ist freilich Sieglinde, aber Brünhilde ist ihre Schwester,<br />
sie liebt das, was Siegünde liebt, nämlich den Siegmund. Sie fühlt sich<br />
dementsprechend in Sieglindens Rolle hinein, Sieglinde wird auf diese<br />
Art zu ihrer ,,Wunschpersönlichkeit" respektive Sexualpersönlichkeit.<br />
Indem sie Siegfried rettet, rettet sie ihren eigenen Wunsch,<br />
ihr Kind. Die Richtigkeit dieser Behauptung, Brünhilde sei Siegfrieds<br />
Mutter, wird durch die Arbeit von Dr. Graf erwiesen.<br />
Wie Eva, handelt<br />
Brünhilde gegen das Gebot des Vaters und, wie Eva aus dem Paradiese<br />
wird sie aus dem Götterreiche vertrieben; das Überschreiten des Gebotes<br />
(Verteidigung ihrer Wunsch persönlichkeit, deren Sünden sie<br />
gleichsam auf sich nimmt) bringt auch Brünhilde den todähnHchen<br />
Schlaf, aus dem sie durch die Frühlingssonne Siegfried erlöst wird^).<br />
Die Todessehnsucht ist öfter Sehnsucht nach Sterben in der Liebe,<br />
so auch bei Wagner. Brünhilde stirbt im Feuer (Liebesfeuer) mit dem<br />
Rosse vereint und ruft im Sterben aus:<br />
,,Nicht Gut, nicht Gold,<br />
Noch göttliche Pracht,<br />
Nicht Haub, nicht Hot,<br />
Noch herrischer Pnmk,<br />
Nicht trüber Verträge<br />
Trügender Bund,<br />
Noch heuchelnder Sitte<br />
Hartes Gesetz:<br />
Selig in Lust und Leid<br />
Läßt — die Liebe nur sein!"<br />
,, Grane, mein Roß<br />
Sei mir gegrüßt<br />
Weißt du, Freund,<br />
Wohin ich dich führe?<br />
Im Feuer leuchtend<br />
^) Vgl. Das Nibelungenlied, Max Burkhard, herausgegeben von Braadis.<br />
^) Schriften zur angewandten Seelenkunde.