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JAHRBUCH - Glowfish

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Die Destruktion als Ursache des Werdens. 489<br />

SO fixiert sich auch die unbefriedigte Libido wieder an die Eltern; es<br />

entstehen auf die Wirklichkeit gerichtete Inzestphantasien oder mehr<br />

sublimierte Phantasiesymptome, z. B. in Form der Naturverehrung<br />

oder des E-eligionssymptomes. Hand in Hand nimmt der unbefriedigte<br />

im Fortpflanzungstrieb enthaltene Destruktionsdrang an Spannkraft<br />

zu, ebenfalls mehr konkrete oder melir sublimierte Todesphantasien<br />

erzeugend. Die mit dem Inzestwunsche verknüpfte Todesvorstellung<br />

bedeutet aber nicht: „Ich sterbe, weil ich die Sünde nicht begehen<br />

möchte, sondern: ,Ich bin tot' heißt „Ich habe die ersehnte Rückversetzung<br />

in den Erzeuger erreicht, ich vergehe in ihm'". Der stärker<br />

ausgeprägte Destruktionswimsch entspricht dem stärkeren Werdewunsche<br />

bei der weniger differenzierten inzestuösen Liebe. Daß nicht<br />

im Inzestgedanken an sich die Quelle der Todesvorstellungen zu suchen<br />

ist,<br />

beweisen zur Genüge Träume und Mythen, in welchen man von den<br />

Eltern und Geschwistern Kinder bekommt, welche demnach Werdephantasien<br />

sind. Freud zeigte, daß jedes Traumbild zugleich auch sein<br />

Negativ bedeutet, Freud zeigt auch, daß die Linguistik einen „Gegensinn<br />

der Urworte" kennt. Bleuler mit dem Ambivalenzbegriff und<br />

St ekel mit seinem Begriff der Bipolarität sagen, daß neben dem positiven<br />

Antriebe stets auch ein negativer in uns vorhanden ist. Jung<br />

meint, die beiden Antriebe sind gleich stark, wenn wir sie nicht bemerken;<br />

es<br />

genügt aber ein kleines Übergewicht eines Antriebes, eines<br />

Wunsches und es kommt uns vor, wie wenn wir nur dieses wünschten.<br />

Diese Lelire ist<br />

sehr wohl geeignet zu erklären, warum man im Sexualinstinkte<br />

den Todesinstinkt übersieht. Unter normalen Umständen<br />

müssen die Werdevorstellungen etwas überwiegen, schon deshalb,<br />

weil das Werden Resultat der Destruktion ist,<br />

durch die Destruktion<br />

bedingt ist ; nun ist es viel einfacher an die Enderfolge zu denken, statt<br />

immer die Ursache zu suchen. Es gehört aber nicht viel dazu, um<br />

besonders bei Kindern oder emotiven Menschen den Destrulctionsvorstellimgen<br />

das Übergewicht zu verleihen. In der Neurose überwiegt<br />

die Destruktionskomponente und äußert sich in allen Symptomen<br />

des Widerstandes gegen das Leben und das natürliche<br />

Schicksal.<br />

Zusammenfassnng.<br />

Jeder im Bewußtsein erscheinende Inhalt ist ein Differenzierungsprodukt<br />

aus anderen psychologiscli älteren Inhalten. Dieser Inhalt<br />

wird der Gegenwart angepaßt und erhält eine spezifische unmittelbare<br />

Färbung, welche ihm den Charakter der Ich-Beziehung verleiht. Es

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