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JAHRBUCH - Glowfish

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Die Destruktion als Ursache des Werdens. 479<br />

,,Ein typischer Traum junger Mädchen handelt davon, daß sie nackt<br />

auf der Straße stehen, daß sich ein großer Mann auf sie stürzt und ihnen<br />

ein Messer in den Bauch stößt. In diesem Falle dient der Mord zur Illustration<br />

einer Defloration durch Gewalt, es ist die Ehre, die unwiderbringlich umgebracht<br />

wird; es ist der Tod der Virginität, welcher wieder das Leben<br />

des Weibes bedeutet."<br />

Null sehe ich absolut keinen Anhaltspunkt, der uns in diesen<br />

Träumen den Tod als einen moralischen Tod aufzufassen erlaubte.<br />

Hat doch Stekel selbst sogar im wirklichen Tode einen bloß stark<br />

sadistisch gefärbten Sexualakt gesehen. Gemäß der Tatsache, daß<br />

die Frau beim Sexualakte durchbohrt wird, sieht sich das Mädchen,<br />

aber auch die Frau, im Traume als Opfer des sadistisch gefärbten Sexualaktes.<br />

Deshalb sind Kriegsereignisse für den Ausbruch der Neurose,<br />

welche ja ihren Grund in den Störungen des sexuellen Lebens hat, so<br />

geeignet. Der Kjieg ist es, welcher mit Vorstellungen der Destruktion<br />

einhergeht. Weil nun eine Vorstellung andere ihr verwandte hervorruft,<br />

so werden mit den Vorstellungen der Destruktion im Kriege die mit der<br />

destruierenden Komponente des Fortpflanzungsinstinktes verknüpften<br />

Vorstellungen angeregt. Letztere Vorstellungen können aucli dem<br />

Normalen das Dasein, als etwas durchaus Vergängliches und Zweckloses,<br />

verleiden und erst recht dem Neurotiker, bei welchem auch sonst<br />

die Vorstellungen der Destruktion die des Werdens überwiegen und<br />

der nur auf geeignete Symbole zur Darstellung dieser Destruktionsphantasie<br />

wartet. Jugendliche Individuen und besonders Mädchen<br />

haben<br />

oft im Traume Phantasien vom Liegen im Sarge. Freud lehrt,<br />

das Verweilen im Sarge sei ein Symbol des Verweilens im Mutterleibe<br />

(Sarg = Mutterleib). Stekel ergänzt die Lehre ganz richtig dahin,<br />

daß auch das Grab die gleiche Bedeutung wie Sarg hat, ,,wobei ,graben"<br />

eine unverkennbare Bedeutung hat, ähnlich wie bohren und geboren<br />

sein (graben und begraben). So wird das Grab zum Himmel, wie ja die<br />

Vorstellung der<br />

Menschen dahin geht, daß man aus dem Grabe (durch<br />

denTod) in denHimmel komme". Die kranke Frau M.^) hat eine umfangreiche<br />

Symbolik: Sie kommt zum neuen Leben dadurch, daß sie, wie<br />

es dem christlichen Glauben entspricht, in Christo stirbt. Ist der Tod<br />

als sexuelle Vereinigung gedacht, was Patientin übrigens durch zahlreiche<br />

sich auf Christus beziehende Phantasien beweist, so müßte sie sich,<br />

wie früher auseinandergesetzt, mit Christus (dem Geliebten) identifizieren,<br />

sich in Christus verwandeln. Sie wird auch zu Christus, liegt<br />

') Vgl. meine oben zitierte Arbeit.

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