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JAHRBUCH - Glowfish

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Die Destruktion als Ursache des Werdens. 473<br />

welche die Ichvorstellungen in objektive oder Artvorstellungen umwandeln,<br />

fällt der inadäquate Affekt, die Gleichgültigkeit, auf; diese<br />

schwindet sofort, wenn es uns gelingt, eine Ichbeziehung herzustellen,<br />

wenn z. B. Patient statt ,,Die Erde wurde mit Urin verunreinigt"<br />

,,Ich wurde beim Sexualakte verunreinigt" sagt^). Darin liegt meiner<br />

Meinung nach der Sinn der symbolischen Ausdrucks weise. Das Symbol<br />

bedeutet ja das gleiche wie die peinliche Vorstellung, ist aber weniger<br />

als Ichvorstellung differenziert: Unter einer ,,Frau" kann man sich<br />

wohl mehr Inhalte denken, da sie nur im Wesentlichen einander zu<br />

gleichen brauchen, als unter der viel schärfer determinierten Ich Vorstellung<br />

einer Martha N. Man könnte darauf erwidern: Wenn der<br />

Träumende statt seiner selbst eine andere Person nimmt, so ist die andere<br />

Person nicht weniger scharf differenziert wie die Person des Träumers<br />

selbst. Dies ist nur objektiv richtig: für jeden Menschen existieren<br />

andere Leute überhaupt nur, insoweit sie seiner Psyche zugänglich<br />

sind, von anderem existiert für uns nur das uns Entsprechende. Wenn<br />

der Träumer sich durch eine andere Person substituiert, so sorgt er<br />

nicht im geringsten dafür, die betreffende Person möglichst deutlich<br />

darzustellen,<br />

es findet ja geradezu eine Verdichtung von verschiedenen<br />

Personen zu einer statt; dem Träumer kommt es nur darauf an, die<br />

Eigenschaft in der substituierenden Person darzustellen, welche seiner<br />

Wunschrealisierung entspricht: will der Träumer z. B. wegen schöner<br />

Augen beneidet werden, dann verdichtet er verschiedene Personen mit<br />

schönen Augen zu einer Mischperson, so daß auch hier ein Typus statt<br />

des Individuums resultiert, ein Typus, der, wie Untersuchungen an<br />

Träumen und Dementia-praecox-Kranken zeigen, archaischen Denkweisen<br />

entspricht.<br />

Bei der Hysterie, welche eine ,, Ichhypertrophie" hat, ist auch eine<br />

entsprechend gesteigerte Empfindsamkeit vorhanden. Es wäre aber<br />

ganz unrichtig zu behaupten, das psychische Leben der Hysterie sei<br />

reichhaltiger als das der Dementia praecox : die bedeutendsten Gedanken<br />

finden wir bei Dementia-praecox-Kranken. Der Mangel der Ichaktivität<br />

bewirkt es nur, daß wir es hier mit den typischen, den archaischen,<br />

analogen Denkweisen zu tun haben. Freud meint, es handle sich bei<br />

Dementia praecox um Libidoentziehung, Wiederkehr der Libido und<br />

dann um den Kampf zwischen Libidoentziehung und Libidobesetzung.<br />

1) Sie kann auch bei der Vorstellung der verunreinigten Erde einen starken<br />

negativen Affekt haben, wenn sie dabei das Gefühl hat, also die Verbindung<br />

Erde = Ich.

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