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JAHRBUCH - Glowfish

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Beiträge zur Psychologie des Liebeslebens II. 45<br />

mente, die starke Kindheitsfixierung, die Inzestschranke und die<br />

Versagung in den Jahren der Entwicklung nach der Pubertät bei so<br />

ziemlich allen Kulturmenschen als vorhanden anzuerkennen sind,<br />

wäre die Erwartung berechtigt, daß die psychische Impotenz ein allgemeines<br />

Kulturleiden und nicht die<br />

Krankheit einzelner sei.<br />

Es läge nahe, sich dieser Folgerung dadurch zu entziehen, daß<br />

man auf den quantitativen Faktor der Krankheitsverursachung hinweist,<br />

auf jenes Mehr oder Minder im Beitrag der einzelnen Momente,<br />

von dem es abhängt, ob ein kennthcher Kj'ankheitserfolg zustande<br />

kommt oder nicht. Aber obwohl ich diese Antwort als richtig anerkennen<br />

möchte, habe ich doch nicht die Absicht, die Folgerung selbst hiemit<br />

abzuweisen. Ich will im Gegenteile die Behauptung aufstellen, daß die<br />

psychische Impotenz weit verbreiteter ist, als man glaubt, und daß ein<br />

gewisses Maß dieses Verhaltens tatsächlich das Liebesleben des Kulturmenschen<br />

charakterisiert.<br />

"Wenn man den Begriff der psychischen Impotenz weiter faßt und<br />

ihn nicht mehr auf das Versagen der Koitusaktion bei vorhandener<br />

Lustabsicht und bei intaktem Genitalapparat einschränkt, so kommen<br />

zunächst alle jene Männer hinzu, die man als Psychanästhetiker bezeichnet,<br />

denen die Aktion nie versagt, die sie aber ohne besonderen<br />

Lustgewinn vollziehen ; Vorkommnisse, die häufiger sind, als man glauben<br />

möchte. Die psychanalytische Untersuchung solcher Fälle deckt die<br />

nämlichen ätiologischen Momente auf, welche wir bei der psychischen<br />

Impotenz im engeren Sinne gefunden haben, ohne daß die symptomatischen<br />

Unterschiede zunächst eine Erklärung fänden. Von den<br />

anästhetischen Männern führt eine leicht zu rechtfertigende Analogie<br />

zur imgeheueren Anzahl der frigiden Frauen, deren Liebesverhalten<br />

tatsächhch nicht besser beschiieben oder verstanden werden kann<br />

als durch die Gleichstellung mit der geräuschvolleren psychischen<br />

Impotenz des Mannes^).<br />

Wenn wir aber nicht nach einer Erweiterung des Begriffes der<br />

psychischen Impotenz, sondern nach den Abschattungen ihrer Symptomatologie<br />

ausschauen, dann können wir uns der Einsicht nicht verschheßeu,<br />

daß das Liebes verhalten des Mannes in unserer heutigen<br />

Kulturwelt überhaupt den Typus der psychischen Impotenz an sich<br />

trägt. Die zärtliche uiid die sinnliche Strömung sind bei den wenigsten<br />

unter den Gebildeten gehörig miteinander verschmolzen; fast immer<br />

^) Wobei gerne zugestanden sein soll, daß die Frigidität der Frau ein komplexes,<br />

auch von anderer Seite her zugängliches Thema ißt.

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